Zitat von Jerome Denis Andre
Am Scheideweg
Frau Leben steht am Scheideweg,
wo sie noch nie gestanden war,
von Depressionen, Trauer, Krieg
zersaust ihr bodenlanges Haar.
Tränen rollen. Kühl Gewissen!
Ihr zitternd zarter Körper bebt.
Und ihre Seele: halb zerissen,
weil alles leidet, was da lebt; -
Leidet, hasst, zerstört und mehr.
In Dunkelheit sieht sie kein Licht.
Ihr Kopf gesenkt, ihr Blick ist leer,
denn ihre Schöpfung, die schafft nicht.
So bedecken Kratzer, tiefe Wunden,
schamlos ihren blanken Leib.
Von eigener Schöpfung ward geschunden
all ihr Wollen je von Eitelkeit.
Schon setzt sie an die Brust das Messer,
von Tränen und von Schweiß verklebt.
Denn dieser Weg macht alles besser,
vernichtet alles, was da lebt.
Da säuselt ihr sanft zu der Wind,
der sich auch heimlich Hoffnung nennt.
"Kennst du die Zukunft denn, mein Kind,
die man selbst als du nur schwer erkennt?
Behalte, wenn du willst, dein Messer
und schärfe es - doch warte noch,
ob Geschaffenes wird nicht doch noch besser:
Wenn's wird - doch stirbt - wär's schade doch."
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