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Shin Megami Tensei: Persona 4 (PS2)
Der vierte Teil der Persona-Serie ist zugleich auch der einzige, den ich wirklich ausführlich gespielt habe. Im Gegensatz zum sehr düsteren dritten Teil ist hier alles sehr viel heller gehalten, wenn auch nicht unbedingt weniger ernst.
Es beginnt damit, dass der Hauptcharakter, den man selbst benennen darf, aufgrund der Arbeitsplatzes seiner Eltern zu seinem Onkel Ryutaro Dojima ins kleine Städtchen Inaba muss. Von der Stadt aufs Land, sozusagen.
Kurz nach seiner Ankunft beginnt ereignet sich ein Mord. Doch das ist nicht alles, denn der Mord bleibt kein Einzelfall. Als auch die Klassenkamaradin Yukiko Amagi verschwindet, wie auch die vorherigen Opfer, beschließen Yosuke Hanamura, Chie Satonaka und der Hauptcharakter, dass es auch ihre Angelegenheit ist, nicht nur die der Polizei.
In der Schule geht das Gerücht von einem sogenannten Midnight Channel um, der, wie der Name sagt, um Mitternacht in regnerischen Nächten im Fernseher zu sehen ist. Die Gruppe beschließt, das Gerücht zu überprüfen und tatsächlich: Sie sehen sogar, wie eine sehr veränderte Yukiko im Fernseher erscheint. Der Hauptcharakter macht außerdem die Entdeckung, dass er seine Hand in den Fernseher hineinstecken kann. Das glaubt ihm natürlich keiner. Am nächsten Tag gehen sie ins Einkaufszentrum in die Elektronikabteilung. Dort steht ein großer Fernseher und langsam wird klar, dass alles viel komplizierter ist, denn im Fernseher ist auch eine Welt, die die Freunde bald kennenlernen. Dort erhalten sie die Macht der Persona, mystischer Wesen, die sie zum kämpfen benutzen. So beginnt die Geschichte...
Die Idee ist schon einmal außergewöhnlich, aber alles ist auch sehr gut umgesetzt. Im Laufe der Geschichte stoßen viele Charaktere dazu. Teddy, ein seltsames Wesen aus der Fernseherwelt, Kanji Tatsumi, ein Unruhestifter mit einem unheilvollen Temperament, die Berühmtheit Rise Kuchikawa und der geheimnisvolle junge Detektiv Noato Shorigane. Dazu gibt es noch Ryutaro und Nanako Dojima, Onkel und Cousine vom Hauptcharakter, bei denen er lebt und eine Reihe weiterer Persönlichkeiten, seien sie nun wichtig für die eigentliche Geschichte oder nicht.
Alle Personen werden ausgezeichnet realistisch dargestellt und alles wirkt ziemlich glaubwürdig. Die englische Synchronisierung ist durch und durch sehr gut gelungen und überzeugt ausnahmslos. Auch die Geschichte ist immer sehr spannend und hat viele Wendungen, ist sehr umfangreich und in sich logisch. In diesen Aspekten ist Persona 4 also sehr gelungen.
Allerdings werden die Entscheidungen, die man trifft, nicht besonders gut in die Geschichte einbezogen, jedenfalls nicht die, die die Hauptgeschichte von der Nachmittagsfreiheit trennen. Beispielsweise verhält sich die eigene Freundin (girlfriend) in der Geschichte nicht anders als wäre sie nur eine normale Freunde (friend).
Das Gameplay hat zwei Seiten. Einerseits gibt es die Fernsehwelt mit ihren Dungeons und Kämpfen, andererseits die richtige Welt mit Geschäften, einer Schule, die auch sehr wichtig ist, optionalen Freundschaften und einigen Nebenaufgaben. Im Vordergrund steht hier ganz klar das Sozialleben des (stummen) Hauptcharakters, der zwar nichts sagt, aber dafür durch den Spieler viele Entscheidungen trifft.
Es gibt mehr als fünfzehn verschiedene Personen, mit denen man sich im Spiel mehr oder weniger beschäftigen kann. Trifft man sich oft mit ihnen, wird der Social Link erhöht (bis zu einem Maximum von 10). Jede Person hat ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Probleme, von denen man mehr und mehr erfährt. Dabei hat man oft große Entscheidungsfreiheit, kann sich für eine feste Freundin entscheiden (oder - für die ganz fiesen - auch für mehrere) und seinen Freunden helfen, mit ihren Problemen fertigzuwerden. Meistens sind die Geschichten auch ziemlich interessant, sei es nun die väterlichen Probleme Ryutaro Dojimas, Nanakos Einsamkeit ohne Mutter und Geschwister und was es sonst noch alles gibt (ich will nicht alles verraten).
Man muss sich allerdings entscheiden, was man tun will. Nicht nur mit wem man seine Zeit verbringen will, sondern auch ob man für die Schule lernt oder sich auf eine Rettungsaktion in die TV-Welt begibt, für die man auch nicht ewig Zeit hat. Man spielt etwa acht Monate (und davon auch fast jeden Tag) und geht meistens vormittags zur Schule und hat anschließend Zeit, etwas mit seinen Freunden zu machen, verbringt den Abend dann zuhause und kann u.A. einen Freizeitjob annehmen oder lernen.
Die rundenbasierten Kämpfe stehen vielleicht nicht ganz so im Mittelpunkt wie in anderen RPGs, nehmen aber dennoch nicht wenig Zeit ein (auch wenn man nicht sehr viel Zeit mit ihnen verbringen muss). Das Kampfsystem ist simpel: Greife an, verwende Zauber, benutze Items, verteidige dich oder flüchte. Dabei steuert man bis zu vier Personen, die man auch automatisch handeln lassen kann. Das wichtigste ist es, die Schwächen der Gegner herauszufinden (ein Element, z.B. Feuer, Eis, Dunkelheit) und sie so schneller zu besiegen. Ein bisschen Taktik ist also schon verlangt. Es gibt keine Zufallskämpfe, sondern Gegner, die in den Dungeons herumschweben oder -kriechen, denen man aber oft schlecht ausweichen kann. Ist man sehr stark, scheuen sich die Gegner aber, die anzugreifen.
Die Persona sind die Quelle der Kraft. Durch sie steigen die eigenen Statuswerte und man erlernt neue Skills. Auch die Persona können Level aufsteigen. Nur der Hauptcharakter kann Personas wechseln, von denen es aber sehr viele gibt, es könnten mehr als 100 sein. Durch Persona-Fusionen kann man neue, mächtigere Persona schaffen, wovon man auch häufig Gebrauch machen wird. Dabei ist von Belang, mit von man befreundet ist und wie gut. Abhängig davon steigen die Persona bei der Fusion nämlich noch mal einige Level und lernen so auch neue Skills.
Mir persönlich hat der Real-Lift-Aspekt aber deutlich mehr Spaß gemacht als die Dungeons, da diese zwar nicht so eintönig wie der Riesentower in Persona 3 waren, aber trotzdem gegen Ende recht eintönig wurden, da das Kampfsystem auch nicht besonders vielfältig ist und man sich nur seinen Weg von Stockwerk zu Stockwerk bahnen muss. Zum Glück sind die Dungeons an sich nicht übermäßig lang und die anschließenden Cutscenes motivieren immer.
Es gibt auch einige Events mit den Freunden, z.B. Schulausflüge, die wirklich sehr lustig und interessant sind und meine Lachmuskeln oft sehr beansprucht haben.
Die Musik in Persona 4 ist sehr modern, sehr viel mit Vocals und auch durch und durch gut gelungen; insgesamt sehr atmosphärisch, auch wenn die Dungeon-Musiken nicht so~ toll waren. Der Soundtrack kann sich aber durchaus sehen lassen, auch wenn es kein gewöhnlicher Rollenspiel-Soundtrack ist. Alles wird musikalisch gut untermalt, besonders die emotionaleren Szenen; oft entsteht so auch ein herzerwärmendes Gefühl.
Die Grafik ist auch ziemlich einzigartig und sehr gut gelungen, auch wenn die Dungeons zu detaillos sind. Insgesamt wirkt alles aber sehr authentisch und ansehnlich, meistens hell und sehr atmosphärisch.
Pro
+ sehr spannende Geschichte mit Krimielenten
+ viele unerwartete Faktoren und Wendungen
+ recht lang, aber nicht wirklich langgezogen
+ schöne Musik, oft mit Gesang
+ schicke Grafik
+ viel Entscheidungsfreiheit
+ überzeugende, interessante Charaktere
+ ausgezeichnete Synchronisierung
+ interessantes Persona-Fusionierungs-System
+ Social-Link-System mit vielen Charakteren
+ Story-Events, die oft Höhepunkt in puncto Lustigkeit darstellen
+ sehr lebensnah
+ facettenreiche Geschichte mit vielen emotionalen Seiten
+ lockeres Spielsystem
+ zu Anfang recht spaßige Kämpfe
+ Fragen in der Schule, Klassenarbeiten
+ Statuswerte, die Entscheidungsmöglichkeiten usw. beeinflussen (Courage, Expression, Knowledge etc.)
+ New Game+
+ verschiedene Enden
+ verhältnismäßig lange Spielzeit (70h+)
+ optionaler Dungeon
Contra
- eintöniges Dungeondesign
- Nicht besonders viele Möglichkeiten oder Variationen in den Kämpfen
- später werden die Kämpfe nervig
- Entscheidungen werden nicht sehr gut in die Geschichte eingearbeitet
- manchmal zu lange Pausen, bevor die Geschichte weitergeht
- kurz vor Schluss hat man die meisten Sachen ausprobiert
- man erfährt nichts von True Ending, wenn man es nicht spielt, obwohl die Geschichte nach dem guten Ende noch nicht wirklich abgeschlossen ist
- Sidequests weder sehr anspruchsvoll (Items besorgen usw.) noch sehr spannend
Fazit:
Persona 4 gehört zu den besten Spielen, die ich in letzter Zeit durchgespielt habe. Die Geschichte ist spannend und lebensnah, die Charaktere oftmals ziemlich genial und das Social-Link-System macht sehr viel Spaß. Dazu ist das ganze Spiel recht locker und motivierend. Nicht nur für Fans der Serie, sondern für alle Rollenspieler zu empfehlen.
Story & Charaktere: 4,5/5
Gameplay: 4/5
Grafik: 4/5
Musik: 4/5
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Gesamt: 4,5/5
Geändert von Narcissu (10.07.2010 um 17:08 Uhr)
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