Das ist unabstreitbar war. Ich würde sogar noch weiter gehen und die Metapher ganz auslösen, selbst der fahrlässigste Umgang mit den persönlichen Informationen enschuldigt noch nicht, das damit Schabernack getrieben wird. Aber muss man die Sache wirklich ausreizen? Warum schützen die Leute ihr Auto besser vor Unbefugten als ihre Privatsphäre?
Eben, die Angst müsste sich schon lange gesetzt haben - nur Neueinsteiger können noch behaupten, von Netzschnüffelei nichts zu wissen. Es ist nicht zu ändern, es braucht ja nicht mal besondere Paranoia, lediglich einen äußerst natürlichen Umgang mit dem Ureigenen, es heißt das unnatürliche damit Herumschmeißen einzudämmen. Es ist scheinheilig oder dumm Zirkel und Hammer umrandet vom Ährenkranz auf dem Dorfplatz aufzuplakatieren und sich dann zu ärgern, dass einem Geschichtsdefizite vorgeworfen werden. Klar, es gibt einen großen Unterschied zwischen meinem privaten Leben und meinem Berufsleben, weshalb es meinen Chef auch nicht zu interessieren hat, wo ich meinen Lohn verfeiere, aber dann sollte ich es der Welt auch nicht auf die Nase drücken, denn das öffentliche Auftreten ist ähnlich distant zum privaten.Zitat
Es ist ja auch höchst fahrlässig, wenn ich mein verdiamantetes Straußenei um den Hals trage. Niemand würde das tun. Niemand würde fremden Leuten auf den Zahn schreiben, dass man sich gerne als Pirat verkleidet mit irgendwelchem Billigfusel volllaufen lässt. Niemand ornaniert in der Öffentlichkeit - naja, Ausnahmen im alten Griechenland seien hier unbeachtet. Niemand zeigt Bilder von seinen zwei Wochen alten Pizzaresten auf der Straße herum. Im Internet aber tu ich mal so, als wäre ich vollkommen anonym, mime den Drunken Pirate, kacke in Videos aus fahrenden Autos und zeige gern meine verlotterte Messiwohnung. Und weil mich in der Welt ja sowieso niemand kennt, steht eben mein Name bei - ein Schelm, wer hier seine Vorteile draus zieht.Zitat
Das ist sehr wahr. Trotzdem ist man immer noch der, der die idealen Stellen zum Anpacken mit Chirurgiemarker angezeichnet und sein Gesicht in feuchten Lehm drückt. Bemerkung am Rande: In der Konsumwelt will der Verbraucher auf seine Bedürfnisse beschränkt werden. Am Besten noch auf die oberflächlichsten, je einfacher ich mich selbst definiere, umso einfacher ist auch meine Welt.Zitat
Im Internet ist man immer ein bisschen prominent, denn wer einen eigenen Blog hat, hat offensichtlich auch eine Leserschaft, wer Bilder ins Netz stellt, hat auch Betrachter, ebenso wie Youtuber und Vimeoner, folglich steht man im öffentlichen Leben. Hart aber war: Wer sich in der öffentlichen Sphäre aufhält, muss mit Kritik und Einmischung in die eigenen Belange rechnen. Das ist ähnlich mit Leuten, die ihre Mission der Bekehrung wahrnehmen und damit ihren Glauben aus der privaten in die öffentliche Sphäre tragen: Plötzlich sind sie in ihrer Identität und ihrer Privatsphäre angreifbar. Das Tor für die plündernden Horden muss man aber immer erst selbst aufstoßen.
Battle of metaphors. \o/