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  1. #1
    Noch ein Vorteil der Bohème.


    Wer solchen Spaß ins Internet trägt, ist meiner Meinung nach selber Schuld: Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass hier viele rumschnüffeln und mal ganz ehrlich, wer Spaß daran findet, sich volltrunken fotographieren zu lassen und sich im Hinterher noch darauf zu verlinken oder dergleichen, noch perverser sind Prestigefreundschaften, "Guck mal, ich hab 13.000 Freunde bei Myspace." - "Ja guck mal, ich hab 35 im studiVZ und von denen kenne ich sogar die Vornamen und hab sie persönlich kennen gelernt.", selber Schuld...
    Das heißt nicht, dass das, was der guten Stacy da widerfahren ist, rechtens gewesen wäre, viel mehr noch, du erwänst oft genug das Wort Kontext, welches hier tatsächlich von tragender Bedeutung ist. Dass dieser Kontext von den Fließbandschergen der Netz-Stasi aber nicht wahrgenommen wird und es nur auf spezielle Informationen ankommt, sollte auch klar sein.

    Gerade deshalb verlasse man sich auf die mittlerweile gebotenen Einstellungen zur Privatsphäre und halte sich allgemein von Seiten fern, welche Drittanbietern Infos zustecken. Wir ersticken auch so schon im Werbemüll.
    Gerade deshalb lege man keine öffentlich zugänglichen Fotoalben an, meine Güte, es ist doch nun wirklich scheiß egal, wie abgefahren die letzte Party war, die überbelichteten, verwackelte, artefaktverschmierten Bilder kann man sich auch Mailen oder per Hand weiterreichen. Ich lade mir doch auch keine Leute von der Straße in mein Zimmer ein und zeige auf die Problemecken, weil diese Leute ja nicht wissen können, dass ich nach 9 Stunden intensiver Patientenversorgung zu meiner Zimmerpflege nicht mehr in der Lage bin.

    Und mal ganz ehrlich, wer sich in alkoholisiertem Zustand ablichten und hochladen lässt und meint, das hätte keine Auswirkungen und es würde keiner mitbekommen, ist in etwa so blauäugig wie die Arbeitgeber, die einen promiskuitiven Abstinenzler in ihren Einrichtungen sitzen sehen.
    Viel mehr noch, wer die Informationen, die über einen selbst im Internet kursieren, nicht kontrolliert, hat nunmal den Schaden. Das ist mit ein wenig Vorsicht und Absprache mit Bekannten sehr leicht möglich, sogar ohne bei bestimmten Formularen einen falschen Namen anzugeben; allein, wenn man meinen Namen bei Google eintippt findet man nicht eine einzige Information über mich, welche man nicht in meinem Lebenslauf oder in einem Bewerbungsgespräch ebenso erfahren würde, ich bin in genau einem Social Network angemeldet, welches auf hoher Stufe Privatssphäre bietet, und selbst dort gebe ich nur Informationen von mir Preis, die ich auch einem völlig Fremden anvertrauen würde.

    Es zeugt nicht von Anstand, im Lebenswandel anderer herumzuwühlen, das sollte klar sein. Aber wenn ich mein Auto auf der Straße parke, schließe ich es ab und stell das Leergut in den Kofferraum oder wenigstens auf die Fußmatte der Rückbank. Privatssphäre muss geschützt, die Anonymität des Internets gewahrt sein, später über widerfahrenes Unrecht herumjammern hilft wenig. Ich bin da sehr elitär und ich werde auch niemals ein Unternehmen leiten, aber: Wer das nicht begreift und wer sich dem öffentlichen Hohn bzw. dem unsittlichen Erinnern, wie du es sehr treffend betitelst, so leichtfertig aussetzt, der dürfte bei mir auch nicht arbeiten.

  2. #2
    Selbst ein offenes Auto entschuldigt keinen Diebstahl. Die Öffentlichkeit wird nicht lange Angstfrei bleiben, wenn man ungeladen in die offenen Privathäuser geht und aus den Breischüsselchen isst.

    Wobei frecher Mundraub wohl der passendere Vergleich wäre. Man stiehlt den Leuten ihr Hab und Gut, blos weil sie es in der Öffentlichkeit sichtbar bei sich tragen. Nee, effektiv reißt man einem das Gesicht herunter und behauptet, mit der Haut und dem bischen Fleisch nun den Ausdruck der Person zu besitzen.

  3. #3

    Leon der Pofi Gast
    es sollte eine kleine stichprobe erhoben werden, wieviele menschen mit einem che guevara shirt gekleidet sind und nicht einmal wissen, wie er heißt, noch warum er bekannt ist

  4. #4
    Zitat Zitat von Leon der Profi Beitrag anzeigen
    es sollte eine kleine stichprobe erhoben werden, wieviele menschen mit einem che guevara shirt gekleidet sind und nicht einmal wissen, wie er heißt, noch warum er bekannt ist
    Ist das irgendwie von Belangen? Ist nicht, als wüsste irgendjemand, dass sie Palästinenserschals tragen und somit den Mord an Juden verherrlichen. Oder so.

  5. #5
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Selbst ein offenes Auto entschuldigt keinen Diebstahl.
    Das ist unabstreitbar war. Ich würde sogar noch weiter gehen und die Metapher ganz auslösen, selbst der fahrlässigste Umgang mit den persönlichen Informationen enschuldigt noch nicht, das damit Schabernack getrieben wird. Aber muss man die Sache wirklich ausreizen? Warum schützen die Leute ihr Auto besser vor Unbefugten als ihre Privatsphäre?

    Zitat Zitat
    Die Öffentlichkeit wird nicht lange Angstfrei bleiben, wenn man ungeladen in die offenen Privathäuser geht und aus den Breischüsselchen isst.
    Eben, die Angst müsste sich schon lange gesetzt haben - nur Neueinsteiger können noch behaupten, von Netzschnüffelei nichts zu wissen. Es ist nicht zu ändern, es braucht ja nicht mal besondere Paranoia, lediglich einen äußerst natürlichen Umgang mit dem Ureigenen, es heißt das unnatürliche damit Herumschmeißen einzudämmen. Es ist scheinheilig oder dumm Zirkel und Hammer umrandet vom Ährenkranz auf dem Dorfplatz aufzuplakatieren und sich dann zu ärgern, dass einem Geschichtsdefizite vorgeworfen werden. Klar, es gibt einen großen Unterschied zwischen meinem privaten Leben und meinem Berufsleben, weshalb es meinen Chef auch nicht zu interessieren hat, wo ich meinen Lohn verfeiere, aber dann sollte ich es der Welt auch nicht auf die Nase drücken, denn das öffentliche Auftreten ist ähnlich distant zum privaten.

    Zitat Zitat
    Man stiehlt den Leuten ihr Hab und Gut, blos weil sie es in der Öffentlichkeit sichtbar bei sich tragen.
    Es ist ja auch höchst fahrlässig, wenn ich mein verdiamantetes Straußenei um den Hals trage. Niemand würde das tun. Niemand würde fremden Leuten auf den Zahn schreiben, dass man sich gerne als Pirat verkleidet mit irgendwelchem Billigfusel volllaufen lässt. Niemand ornaniert in der Öffentlichkeit - naja, Ausnahmen im alten Griechenland seien hier unbeachtet. Niemand zeigt Bilder von seinen zwei Wochen alten Pizzaresten auf der Straße herum. Im Internet aber tu ich mal so, als wäre ich vollkommen anonym, mime den Drunken Pirate, kacke in Videos aus fahrenden Autos und zeige gern meine verlotterte Messiwohnung. Und weil mich in der Welt ja sowieso niemand kennt, steht eben mein Name bei - ein Schelm, wer hier seine Vorteile draus zieht.

    Zitat Zitat
    Nee, effektiv reißt man einem das Gesicht herunter und behauptet, mit der Haut und dem bischen Fleisch nun den Ausdruck der Person zu besitzen.
    Das ist sehr wahr. Trotzdem ist man immer noch der, der die idealen Stellen zum Anpacken mit Chirurgiemarker angezeichnet und sein Gesicht in feuchten Lehm drückt. Bemerkung am Rande: In der Konsumwelt will der Verbraucher auf seine Bedürfnisse beschränkt werden. Am Besten noch auf die oberflächlichsten, je einfacher ich mich selbst definiere, umso einfacher ist auch meine Welt.

    Im Internet ist man immer ein bisschen prominent, denn wer einen eigenen Blog hat, hat offensichtlich auch eine Leserschaft, wer Bilder ins Netz stellt, hat auch Betrachter, ebenso wie Youtuber und Vimeoner, folglich steht man im öffentlichen Leben. Hart aber war: Wer sich in der öffentlichen Sphäre aufhält, muss mit Kritik und Einmischung in die eigenen Belange rechnen. Das ist ähnlich mit Leuten, die ihre Mission der Bekehrung wahrnehmen und damit ihren Glauben aus der privaten in die öffentliche Sphäre tragen: Plötzlich sind sie in ihrer Identität und ihrer Privatsphäre angreifbar. Das Tor für die plündernden Horden muss man aber immer erst selbst aufstoßen.


    Battle of metaphors. \o/
    Geändert von Mordechaj (18.12.2009 um 21:54 Uhr)

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