Noch ein Vorteil der Bohème.
Wer solchen Spaß ins Internet trägt, ist meiner Meinung nach selber Schuld: Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass hier viele rumschnüffeln und mal ganz ehrlich, wer Spaß daran findet, sich volltrunken fotographieren zu lassen und sich im Hinterher noch darauf zu verlinken oder dergleichen, noch perverser sind Prestigefreundschaften, "Guck mal, ich hab 13.000 Freunde bei Myspace." - "Ja guck mal, ich hab 35 im studiVZ und von denen kenne ich sogar die Vornamen und hab sie persönlich kennen gelernt.", selber Schuld...
Das heißt nicht, dass das, was der guten Stacy da widerfahren ist, rechtens gewesen wäre, viel mehr noch, du erwänst oft genug das Wort Kontext, welches hier tatsächlich von tragender Bedeutung ist. Dass dieser Kontext von den Fließbandschergen der Netz-Stasi aber nicht wahrgenommen wird und es nur auf spezielle Informationen ankommt, sollte auch klar sein.
Gerade deshalb verlasse man sich auf die mittlerweile gebotenen Einstellungen zur Privatsphäre und halte sich allgemein von Seiten fern, welche Drittanbietern Infos zustecken. Wir ersticken auch so schon im Werbemüll.
Gerade deshalb lege man keine öffentlich zugänglichen Fotoalben an, meine Güte, es ist doch nun wirklich scheiß egal, wie abgefahren die letzte Party war, die überbelichteten, verwackelte, artefaktverschmierten Bilder kann man sich auch Mailen oder per Hand weiterreichen. Ich lade mir doch auch keine Leute von der Straße in mein Zimmer ein und zeige auf die Problemecken, weil diese Leute ja nicht wissen können, dass ich nach 9 Stunden intensiver Patientenversorgung zu meiner Zimmerpflege nicht mehr in der Lage bin.
Und mal ganz ehrlich, wer sich in alkoholisiertem Zustand ablichten und hochladen lässt und meint, das hätte keine Auswirkungen und es würde keiner mitbekommen, ist in etwa so blauäugig wie die Arbeitgeber, die einen promiskuitiven Abstinenzler in ihren Einrichtungen sitzen sehen.
Viel mehr noch, wer die Informationen, die über einen selbst im Internet kursieren, nicht kontrolliert, hat nunmal den Schaden. Das ist mit ein wenig Vorsicht und Absprache mit Bekannten sehr leicht möglich, sogar ohne bei bestimmten Formularen einen falschen Namen anzugeben; allein, wenn man meinen Namen bei Google eintippt findet man nicht eine einzige Information über mich, welche man nicht in meinem Lebenslauf oder in einem Bewerbungsgespräch ebenso erfahren würde, ich bin in genau einem Social Network angemeldet, welches auf hoher Stufe Privatssphäre bietet, und selbst dort gebe ich nur Informationen von mir Preis, die ich auch einem völlig Fremden anvertrauen würde.
Es zeugt nicht von Anstand, im Lebenswandel anderer herumzuwühlen, das sollte klar sein. Aber wenn ich mein Auto auf der Straße parke, schließe ich es ab und stell das Leergut in den Kofferraum oder wenigstens auf die Fußmatte der Rückbank. Privatssphäre muss geschützt, die Anonymität des Internets gewahrt sein, später über widerfahrenes Unrecht herumjammern hilft wenig. Ich bin da sehr elitär und ich werde auch niemals ein Unternehmen leiten, aber: Wer das nicht begreift und wer sich dem öffentlichen Hohn bzw. dem unsittlichen Erinnern, wie du es sehr treffend betitelst, so leichtfertig aussetzt, der dürfte bei mir auch nicht arbeiten.