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Provinzheld
[Küche]
Juliette saß auf einem der Essstühle am Küchentisch und fuhr mit dem letzten Glied des rechten Zeigefingers zum inzwischen 346. Mal eine Runde um den Rand ihres leeren Schnapsglases. Neben ihr stand eine halbleere Flasche Wodka, die vor einigen Stunden noch voll gewesen war.
Diese Insel macht mich noch zur Alkoholikerin. Aber wie soll man all die Grausamkeit auch anders ertragen? dachte sie sich und schenkte sich sogleich etwas nach, kippte sich den Inhalt des Glases auf einmal in die Kehle und verzog vor Ekel das Gesicht - Ekel vor dem Alkohol, vor der Insel, aber vor allem auch vor sich selbst. Was hat diese Insel nur aus mir gemacht...
Erst hatte sie Jefferson verloren. Dann ihre Seele. Ihr Leben. Und dann durfte sie zusehen wie derjenige der für ihre unheilige Wiederaufstehung verantwortlich war Dolmial mit dessen eigenen Darm strangulierte. Den Mann der zu ihr gehalten hatte, ihr Mut gemacht hatte - sie glauben ließ es hätte doch einen Sinn weiterzumachen. Er wusste das wahrscheinlich nicht einmal. Und nun war es zu spät...
Es hatte zu lange gedauert bis sie sich erinnern konnte wie man in Mr. X's Geheimkeller kam, als sie mit dem wütenden Mob Leonards Zimmer stürmte. Wäre es ihr früher wieder eingefallen wäre Dolmial wohl noch am Leben.
Ein unbändiger Zorn stieg in ihr auf als sie hinter Leonard stand und hören musste wie Dolmial seine letzten Worte ausgehaucht hatte. Ihre Finger umschlossen den Hals ihrer Geige - das Instrument das ihr so lange sie denken konnte so unendlich viel bedeutet hatte - hoben es und ließen es auf Leonards Schädel herabkrachen. Dieser sank in sich zusammen, während die Stradivari zersplitterte. Juliette ließ die Reste der Geige einfach fallen und wurde von den anderen angestachelt diejenige zu sein die Leonards Leben ein Ende bereitet. Die anderen hatten Leonard bereits an eine Infusionsanrichtung angeschlossen - Juliette roch den Urin der damals ihrem Leben ein Ende bereitet hatte und erinnerte sich. Sie fand es passend ihn damit zu vergiften - und um auf Nummer sicher zu gehen goss sie alle möglichen Flüssigkeiten die noch herumstanden ebenfalls in den Schlauch.
Langsam lichtete sich der rote Schleier der Wut und des Zorns. Sie lief mit dem Mob mit und sah - wie in weiter Ferne - die anderen den vergifteten Leonard nahmen und in ein Becken mit Piranjas warfen.
Dann half sie dabei Dolmials Körperteile in die Kapelle zu bringen. Sie war nie kirchlich gewesen aber sie hoffte das es dort oben einen Gott gab, das eine Existenz kein solches, würdeloses Ende nehmen musste. Doch hielt sie es nicht lange im Raum mit den aufgebahrten Leichen - oder viel mehr Überresten - aus.
Ihre Wut war inzwischen verraucht und sie wartete auf die Tränen. Aber sie kamen nicht. Hat mich die Wiederauferstehung durch die Dämonin jeglicher Menschlichkeit beraubt? Erst bereitet es ihr Vergnügen einen Menschen zu töten und dann kann sie nicht einmal mehr um die weinen die sie auf ihrem Weg zurücklassen musste.
Juliette verjagte ihre bösen Gedanken mit einem weiteren Glas Wodka.
Im Labor von Mr. Y lagen, zwischen all den Körperteilen, Blut, Gedärmen und Giften die Teile der zerschellten und achtlos weggeworfenen Geige.
Geändert von Lagomorph (01.12.2009 um 16:21 Uhr)
Grund: aus statt auf geschrieben
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