Im Laufe meines Lebens habe ich mir angewöhnt, Wut auf andere Personen immer in mich reinzufressen und hab versucht verständnisvoll zu sein und den Leuten zu verzeihen. Das ist wohl das resultat einer indirekten Erziehung, die mich gelehrt hat, Wut immer mit Schuldgefühlen zu verbinden. Wenn ich wütend bin denke ich dass ich gar keinen Grund habe es zu sein, bzw wenn ich meine Wut mal rauslasse fühle ich mich schlecht, weil ich mir dann vorwerfe, mich nicht zusammengerissen zu haben, und so alles noch verkompliziert zu haben für alle beteiligten.

Andererseits kann ich nicht leugnen, dass ich auch spüre was es bedeutet Wut in sich hineinzupumpen ohne sie rauszulassen, wenn sie rausmüsste. Und aus aufgestauter Wut wird dann eben Unsicherheit sich abzureagieren, bzw Trauer.

Jetzt eben habe ich meiner Ex-Freundin einen bösen Brief geschrieben wo ich ihr alles vorgeworfen habe, was ich ihr seit unserer Trennung (vor einem Monat) vorzuwerfen habe, es aber bis jetzt nie getan habe. Und da ist auch wieder dieses Gefühl, dass diese Reaktion falsch war, dass ich im Unrecht bin. Und dass es besser gewesen wäre, wenn ich egschwiegen hätte.

Wie steht ihr zu dem Thema? Ich habe darüber nachgedacht und bin für mich selbst rational zu dem Schluss gekommen, dass es gerechtfertigt ist, wenn dieses Gefühl Wut besteht es auch rauszulassen, genauso wie wenn man jemanden liebt aber nicht weiß warum und eben alles daran setzt mit dieser Person zusammenzukommen. Nur blöd, dass rein rationale Eselsbrücken oft nicht wirklich heflen...

Verallgemeinernd stellt sich dann außerdem die Frage, inwiefern ein starkes Gefühl, wie Liebe oder Wut, als alleiniger Grund eine Handlung legitimieren kann, wenn die Vernunft einem das ganze abrät?