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Thema: Findet ihr es hatt einen Sinn...

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  1. #10
    Zitat Zitat von Kestal Beitrag anzeigen
    @ianus
    yeah wie du voll den sinn des themas verfehlst

    weiste sone dummen kommentare kansnte dir echt stecken"

    less lieber ma genauer worum es hier eigentlich geht
    ich mein super, das ich in einer momentanen situation auf ne spiel bzw ingame geschichtsidee gekommen bin is ja jetz auch so ein großes problem oder

    btw zeigst du das gerade dein post vollste kinderei ist daher dickes fettes grtz für.....sry-.-"

    emotionale blödheit
    1. Emotionale Blödheit misst sich in Erfahrungswerten, weshalb man von emotionaler Intelligenz auch nicht vorwiegend von empatischem Einfühlungsvermögen spricht, sondern von der Fähigkeit zu Manipulieren, was ja letztendlich auf das Gleiche hinausläuft.

    2. Ianus hat mitten ins Herz des Themas geschrieben, aber weil du, bar der Reife, über das Wort "Kinderei" hinwegzutänzeln, gleich einen Ausbruch hattest, der dieses Wort durchaus berechtigt, ist es für dich eben nicht konstruktiv. Ianus hat vielleicht nicht viel Feingefühl in seine Aussage fließen lassen, aber dafür steckte dahinter mehr Thema, als in den meisten Beiträgen hier - so grausam kann Realität sein -, viel mehr noch, durch seine unflätige Art hat er es mal wieder bravourös geschafft, mit dem Dorn der Rose das dickste Blutgefäß zu treffen (Hab heute meinen poetischen Tag, sorry.) und zeigt dadurch einen Quotienten an emotionaler Intelligenz, über den man relativ selten stolpert.

    3. So wie du die Sache beschrieben hast und so wie man das nunmal mit einem in manchen Kreisen gewünschten Mindestmaß an emotionaler Intelligenz so kennt, habe ich das Ganze auch vom ersten Mal durchlesen an als Kinderei betrachtet - das anzusprechen ohne vorher deine Reaktion abschätzen zu können, wäre allerdings nicht mein Fach gewesen.
    So wie es klingt wurde gerade mit dir nach einer recht langen Spanne an Zeit Schluss gemacht - dieses Bild habe ich im Kopf, solange bis du hier anderes zum Besten gibst -; das ist schlimm und sicher nicht schön für dich und wir hoffen alle, dass es dir bald wieder besser geht und die Welt bald wieder schön strahlt und das Gras grünt (sprich: bis Frühjahr solltest du es überstanden haben). Aber wie viel Potenzial hat das? Da finde ich "Alex gegen diesen pinken Dämon aus dem RTP" ja noch spannender. Und ich gehe da noch nicht mal so weit, künstlerischen Anspruch zu verlangen, wie ich es immer tue, wenn ich mich mit irgendwas auch freudenstrahlend beschäftigen will, nein, rein von der Sache her: Was macht deinen Fall so spannend oder so erzählenswert, dass sich eine Verarbeitung lohnt? Hätten wir Kafka gelesen, wenn sein Vater Eric Camden gewesen wäre? Nein, wir wären immer noch bei Edgar Allan Poe. Hätte man 'Riding the Bus with My Sister' ohne die Szenen mit Rosie O'Donnell produziert? Nein, selbst Amerika ist sich zu blöd für Filme, die nur aus Andie MacDowell mit zu viel Lippenstift bestehen.

    4. Für mich stellt sich hier einfach die Frage, inwieweit mir als Rezipienten dieses atemberaubenden Gefühlsschauspieles klar wird, wie intensiv und einnehmend dieses Erlebnis ist, wenn es dermaßen schnöde und alltäglich ist.

    Und viel mehr noch: 5. Nein, man muss nicht verliebt gewesen sein, um über die Liebe schreiben zu können; das ist so viel einfacher, man kann diese Aufgabe Kindern zutrauen und sie meistern sie, weil Liebe ein einfacher Vorgang ist. Ich persönlich kenne Höhlenmalereien - Höhlenmaler: Menschen ohne gefestigte Sprachfähigkeit mit rudimentär ausgebildetem abstrakten Denken -, die schöner und berührender sind als Rilkes Elegien. Man muss aber einem nahezu erotomanischen Liebeskult unterlegen gewesen und diesem in einer alles umwertenden Reflexion entronnen sein, um das Lieben selbst authentisch wieder zu geben und zu bewerten. Nein, man muss nicht depressiv gewesen sein, um über Depressionen schreiben zu können; es reicht Grippe zu haben und schlecht zu schlafen und irgendwann in seiner Pubertät mal über Selbstmord nachgedacht zu haben (das reicht wirklich, fragt den Psychiater eures Vertrauens). Man muss aber ein paar dutzend Panikattacken, den Verlust seines gesellschaftlichen und beruflichen Lebens und den Tiefpunkt aller Tiefpunkte mitgemacht haben, um die seelische Verfassung eines Depressiven authentisch darzustellen und verständlich zu machen.

    Das kommt vom subjektiven Denken: 6. Nichts ist authentisch, solange es nicht erschüttert, weil Gefühle, Erfahrungen und Werte im subjektiven Raum immer erschütternd, immer Superlative sind.
    "Was, du bist der größte Fan von Justin Bieber, weil du ein Poster an der Wand hängen hast und ihm auf seiner Tour hinterherreist? Ich bin der größte Fan, nicht du; ich lese jeden Tag seinen Blog und war bei ihm schon Backstage! ...und hab dabei zugesehen, wie sie ihm die Seele ausgesaugt haben. Mein Gott, der Junge ist noch nicht mal im Stimmbruch und singt Texte, an die sich selbst Britney erst mit 17 rangetraut hätte..." "Was, du bist Russe und Stalin hat dein Dorf niederbrennen und alle Menschen dort ermorden lassen? Du hast mein Beileid. Ich komme aus Deutschland und Hitler hat uns unterjocht und in den Krieg geschickt und die Juden verbrannt." "Wie bitte, Kafkas Brief an den Vater ist der Masterkey zu seinen restlichen Werken? Meine Güte bist du ignorant, schonmal was von komplexer Deutungsweise gehört?"
    Ich selbst nur liebe am meisten, deshalb ist nur die Liebe authentisch, die ehrlicher und stärker ist als die meine. Ich selbst nur leide am meisten, deswegen erkenne ich nur das Leid als authentisch an, das größer ist als meines. Ich selbst nur kann Hesse richtig interpretieren, deshalb beflügeln mich nur die Aufsätze über ihn, die einen völlig neuen und logisch begründeten Gedanken anbringen.

    Denn: 7. Es ist für den Menschen in Gefühlsdingen - und ich denke wir sind uns einig, wenn ich persönliche Erfahrungen und so Beziehungssachen oder was der OP nun eigentlich im Sinne hatte, einfach ungefragt als Gefühlsdinge einordne - nur das authentisch, was sich mit seinem Erfahrungshorizont deckt, oder was seinen Erfahrungshorizont auf Basis seiner Wertvorstellungen zu erweitern vermag. Ersteres ist bei reellen Erlebnissen quasi unmöglich, weil Erfahrungswerte einzigartig und nicht wiederholbar sind (uns allen ist sicherlich hin und wieder mal "so kalt, dass man Gänsehaut bekommt", aber ich glaube, eher wenige von euch sind häufiger "so fasziniert, dass man dringend kacken muss"), zweiteres ist das Ziel eines jeden Künstlers und Denkers. Deswegen ist Innovation ein so positiv belegtes Wort. Deswegen sind dermaßen alltägliche Erlebnisse irgendwie abgelatscht und langweilig, Trennungen unspektakulär und die schwarze Kleidung der Trauernden in Beerdigungsszenen im Fernsehen kein seelisches Trauma für den geneigten Zuschauer.

    Das Fazit also: 8.In der Kunst wie in der Spielemacherei ist Authentizität sowas von nebensächlich, dass man erstmal alles andere perfektionieren müsste, um sich an solchen Minderwertigkeiten aufhalten zu können. Man spricht nur deshalb von der "Traumfabrik", weil man hier Dinge fernab der Realität in die Welt setzt und das auch bitte weiter tun sollte. Wäre alles auf authentisch getrimmt, könnten wir auf die Wortschlachten der Gilmore Girls verzichten, die würden spontan niemals auf sowas kommen, wir könnten Actionfilme aus der Genre-Liste streichen, weil was dort alles unrealistisch, unauthentisch und zum Kotzen generalistisch und kleinkariert ist, braucht man ja nicht aufzuzählen, wir hätten Grey's Anatomy niemals sehen dürfen, soviele Hernien, Femur-, Radius- und Klavikulafrakturen, Ikteri, Ulcera und operative VAC-Wechsel wie ich in den letzten paar Monaten gesehen habe, könnte der Cast in 10 Staffeln nicht operieren, und schließlich wäre Dr. House gestorben, weil ... ach kommt, hören wir auf.
    Es gibt einen sehr guten Bericht von einem Gamedesigner darüber, wieviel Realismus Spieler in der Grafik aushalten. Demnach muss es entweder ganz rudimentär oder zumindest auf ausgefallen innovative Weise mittelmäßig sein, aber je authentischer es wird, umso mehr ist es abzulehen, außer es ist 100% real. Aber da kürzt man das mit RL ab und das ist ja ma voll nich pro. Ähnlich ist das mit allen anderen Elementen: Zu viel Wille zur Authentizität verdirbt das, worauf es eigentlich ankommt, die Unterhaltung. Und solange die Authentizität nicht zur Unterhaltung beiträgt, schaue ich lieber den Figuren von Jean-Pierre Jeunet zu, wie sie sich gegenseitig zu neurotisieren, als dass ich mich auf eine dänisch-schwedisch-britische Krimi-Coproduktion einlasse, in der mal wieder das Thema häusliche Gewalt unter Alkoholmissbrauch authentisch dargestellt werden muss.

    Solange deine Freundin nicht nach 5 Monaten Beziehung mit dir Schluss gemacht, um mit deinem Großvater zu schlafen, und solange gegen dich intrigiert hat, bis du von ihm enterbt und in den Irrgärten seines Anwesens ausgesetzt wurdest, eignet sich dein Erlebnis, so weit ich es so vorurteilend und bar jeder Fähigkeit klar und sachlich zu werten vermag, wenig zu etwas Beachtenswertem. Und selbst dann schaffst du es damit höchstens auf Rosamunde-Pilcher-Niveau. Diese Erfahrung kann dich inspirieren, deinen künftigen Charakteren mehr Reife und mehr Bezug zu deinem Spieler oder Leser oder was auch immer zu geben, denn letztendlich wächst du ja auch mit jeder Erfahrung selbst ein Stück mehr. Wenn du aber anfängt au profit der Authentizität deine Lebensgeschichte auszuschlachten und damit völlig davon abzuweichen, ein fantasievolles Gesamtwerk zu inszenieren, hast du eher verloren als gewonnen, weil Authentizität nicht das Ziel ist, sondern das Spiel-/Lese-/was-auch-immer-für-ein-Erlebnis.

    Geändert von Mordechaj (24.11.2009 um 22:44 Uhr)

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