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Thema: Findet ihr es hatt einen Sinn...

  1. #21
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Das ist 'n bischen als würde man behaupten, dass jeder mit Hammer und Nägeln ein bezugfertiges, zweistöckiges Holzhaus aus Rohlatten bauen könnte.
    Was ja nicht der Fall ist
    Aber wirklich, wenn ich ein Spiel über ein depressiven Charakter mache und noch nie depressiv war, dann ist die Wahrscheinlichkeit das es glaubhaft rüberkommt geringer als wenn ich mich wirklich in so einen Charakter hineinversetzen kann. Schließlich kann ich ohne Erfahrungen (die evtl. natürlich auch von Freunden/Bekannte kommen können) nur vermuten wie sich so eine Person fühlt.
    Klar kann man es hinbekommen bzw. es auch versauen selbst wenn man solche Erfahrungen hatte, aber das hängt dann wieder von anderen Faktoren ab.

  2. #22
    Ich stimme Jack zu, wie Corti schon einst sagte: "Nur er wirklich verliebt war, sollte über Liebe schreiben."

    Eine solche Phase kann sich durchaus auf ein Spiel auswirken und helfen, das Gefühlte im Spiel besser umzusetzen, aber als zentrales Thema bietet es sich nicht an.

  3. #23
    Zitat Zitat von ~Jack~ Beitrag anzeigen
    Was ja nicht der Fall ist
    Aber wirklich, wenn ich ein Spiel über ein depressiven Charakter mache und noch nie depressiv war, dann ist die Wahrscheinlichkeit das es glaubhaft rüberkommt geringer als wenn ich mich wirklich in so einen Charakter hineinversetzen kann. Schließlich kann ich ohne Erfahrungen (die evtl. natürlich auch von Freunden/Bekannte kommen können) nur vermuten wie sich so eine Person fühlt.
    Kaum. Nicht umsonst ist Ganesha, der Gott der Lügner und Diebe, auch der Gott der Schriftsteller.



    In der Kunst geht es um die Technik - ich kann Leute, welche die Handgriffe des Hämmerns beherrschen, instruieren, wie sie ein Haus zu bauen haben ohne das ich dies selbst jemals getan habe. Sowohl das Haus bauen als auch das Hämmern und Nägeln ist nichts, das ich dazu zuvor getan haben muss.
    Und wenn ich ein Haus klaue und dann als das meinige verkaufe, so ist das genauso gut als hätte ich es selbst erbaut. Unsere Kunst wäre arm, wenn man nur über das erfolgreich schreiben könnte, was wir selbst getan oder erlebt haben.

  4. #24
    Ich sagte doch, dass man es auch hinbekommen kann, selbst wenn man solche Erfahrungen nicht gehabt hat. Es kann aber glaubhafter rüberkommen wenn man solche Erfahrungen hatte, muss aber natürlich nicht. Das kommt wieder ganz auf die eigenen Fertigkeiten an. Ich mein wer keine ordentlichen Dialoge schreiben kann dem bringen auch noch so viele Erfahrungen nichts, da er die Thematik nicht ordentlich vermitteln kann.

  5. #25
    Kunst ist zu 2 Teilen Muse und zu 2 Teilen Technik.
    Ohne Inspiration ist jede Technik vergebens und umgekehrt.

    NUR Technik und Kunst? Dann hast du Dieter Bohlen.

  6. #26
    Zitat Zitat von Daen vom Clan Beitrag anzeigen
    Kunst ist zu 2 Teilen Muse und zu 2 Teilen Technik.
    Und das 5. Teil besteht aus Glück, Zufall und der Wirkung bewusststeinserweiternder Mittel, z.B. Kaffee, Schokolade und Liiieeebe

  7. #27
    Da kann ich nur zustimmen, vom Geschichtenschreiben weiß ich das ich mich ohne Inspiration quälen kann wie ich will, da kommt nichts, oder zumindest nichts vernünftiges.
    Aber auch die Inspiration kann von überall kommen, aus dem Fernsehen, einem Buch, dann noch dem RL usw. Abe rauch die momentane Stimmung beeinflusst das was mans chreibt wesentlich, das merkt man an meinem geschriebenen denke ich.

  8. #28
    Ah, ich habe dich noch nicht so weit, dass du die Kunst freiwillig total vom Leben ablöst.

    Ich muss hier vielleicht z.b. daran erinnern, dass ich durch die Literatur und durch Tawara Machi weiß, wie es sich anfühlt, wenn einem der Partner frisch verliebt sagt, dass der Salat gut geschmeckt hat.
    Erlebt habe ich diese sehr spezielle Szene selbst nicht und die Ehrlichkeit der Autorin würde ich wohl selbst danach nicht anzweifeln. Wie "zutreffend" oder "nicht zutreffend" das, was ich dabei in meiner Brust fühle ist kann niemand außer mir bewerten. Und ich selbst bin dank der Fähigkeit der Autorin bereit, meinen Unglauben zu unterdrücken. Soweit ich weiß, könnte sie selbst diese Emotion nie gefühlt haben. Der einzige Hinweis auf Authenzität ist die Gedichtform, in der die Emotion mir präsentiert wurde.

    Ich glaube, weil der Text behauptet, dass er etwas echtes reflektiert.

    Zitat Zitat
    NUR Technik und Kunst? Dann hast du Dieter Bohlen.
    Bohlen und Hohlbein sind gut genug um ein wichtiger Teil des Lebens vieler Menschen zu bilden. Es ist unfair, Künstler des Skelettes allein weil ihr Fleischimitat immer so wachsig scheint minder zu achten.

    Zitat Zitat
    Da kann ich nur zustimmen, vom Geschichtenschreiben weiß ich das ich mich ohne Inspiration quälen kann wie ich will, da kommt nichts, oder zumindest nichts vernünftiges.
    Und wie oft kam dir mit Inspiration nichts Vernünftiges? Fairerweise müsste man das als Autor auch im Hinterkopf haben. Und das ist mein Einspruch, wenn behauptet wird, dass starkes emotionales Erleben automatisch starke Literatur abgibt.

  9. #29
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Bohlen und Hohlbein sind gut genug um ein wichtiger Teil des Lebens vieler Menschen zu bilden. Es ist unfair, Künstler des Skelettes allein weil ihr Fleischimitat immer so wachsig scheint minder zu achten.
    Damit stützt du genau meine These die sagt, dass man eine temporäre Phase verdammt gut dazu nutzen kann, Emotionen in einem Spiel glaubwürdiger rüberzubringen.

  10. #30
    Zitat Zitat von Daen vom Clan Beitrag anzeigen
    Damit stützt du genau meine These die sagt, dass man eine temporäre Phase verdammt gut dazu nutzen kann, Emotionen in einem Spiel glaubwürdiger rüberzubringen.
    Das Problem liegt aber gerade in der temporären Phase. Was passiert wenn diese vorbei ist? Für mich klingt das wie die zig-tausende Spielideen, die so viele Leute voller Energie beginnen und nach 2-3 Monaten wieder canseln.

    Edit: Die Behauptung, dass man einen depressiven Charakter besser umsetzen kann wenn man selbst depressiv ist, halte ich für ziemlich schwammig. Aber was soll man tun? Ich kann jetzt genauso wenig das Gegenteil beweisen wie mir jemand beweisen kann, dass es so ist.

    Aber ich formuliere es mal um: Wenn dieses Spiel irgendwann raus kommt und auch nur mittelmäßig gut ist, dann fress ich einen Besen xD

    Geändert von Daos-Mandrak (24.11.2009 um 17:41 Uhr)

  11. #31
    Das ist wie eine Frage, die man nur beantworten kann, wenn sie sich nicht stellt. Mit gesundem Abstand zu meinen Gefühlen kann ich die viel greifbarer für andere machen, ansonsten sind sie nämlich eine verdammt autistische Sache.

  12. #32
    Zitat Zitat von Daen vom Clan Beitrag anzeigen
    Damit stützt du genau meine These die sagt, dass man eine temporäre Phase verdammt gut dazu nutzen kann, Emotionen in einem Spiel glaubwürdiger rüberzubringen.
    Spontanität ist die Königsdisziplin der Kunst. Man muss...sogar besser als ein König sein, um in einer kurzen Zeitspanne etwas zu schaffen, dass lange Dauern kann. Denk nur daran, dass die Caprichos nicht zu Goyas ersten Werken zählten.

  13. #33
    Ja, oder die Höhlenfresken aus Guatemala, die sich in ihrer pseudobarocken Hieroglyphie keinesfalls mit den frühen Werken von Pombadorn dem Älteren vergleichen lassen, grade wenn du an sein Bild "Bild im bildlichen Sinne" von 1876 zurückdenkst und ich denke, wir Beide können uns noch gut daran zurückerinnern, was da an jeder Straßenecke verkauft wurde. *nickt ernst*


    Ianus, mein Bester: Aus den Gefühlen eines Jugendlichen eine Wissenschaft zu machen ist doch hanebüchen und sich über ihn zu erheben, weil Gott einen mit viel klug gesegnet hat, ist schäbig
    Eigentlich reden wir Beide im Grundtenor vom Selbigen: Ein Spiel lässt sich nicht darauf aufbauen, ABER um eine bestimmte Stimmung in einem Spiel abzubilden, kann es nicht schaden, sich in die jeweilige Gefühlsregung zu versetzen.
    Mehr will ich doch gar nicht sagen.

  14. #34
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Und wie oft kam dir mit Inspiration nichts Vernünftiges? Fairerweise müsste man das als Autor auch im Hinterkopf haben. Und das ist mein Einspruch, wenn behauptet wird, dass starkes emotionales Erleben automatisch starke Literatur abgibt.
    Das habe ich nie behauptet, ich wollte nur zum Ausdruck bringen das es einen starken Einfluss hat und ich setze mich in der Regel einfach an mein Schreibprogramm, öffen die Geschichte auf die ich grad lust habe und lasse dann einfach die Worte aufs Papier fließen, manchmal kommmt nix aber das ist eher selten, auch wenn ich manchmal einen groben plan für die nächsten 1 oder 2 Schritte im Kopf habe, ich schreibe einfach immer dann wenn ich darauf lust habe, wenn ich keine Lust habe dann bleibt Open Office zu.
    Dann hab ich da noch ne "Gemeindschaftsgeschichte" die ich immer abwechselnd Kapitel für Kapitel mit 2 anderen schreibe, das motiviert auch ungemein.
    Sich zu zwingen bringt eben einfach nix.

  15. #35
    Zitat Zitat von Daen vom Clan Beitrag anzeigen
    Ja, oder die Höhlenfresken aus Guatemala, die sich in ihrer pseudobarocken Hieroglyphie keinesfalls mit den frühen Werken von Pombadorn dem Älteren vergleichen lassen, grade wenn du an sein Bild "Bild im bildlichen Sinne" von 1876 zurückdenkst und ich denke, wir Beide können uns noch gut daran zurückerinnern, was da an jeder Straßenecke verkauft wurde. *nickt ernst*
    Daen, Daen. Ich habe einen Witz in zwei Sprachen gemacht und bekomme das Retour? Das scheint ungerecht. Eine Pointe hätte ich mir schon erhofft.
    Zitat Zitat
    Ianus, mein Bester: Aus den Gefühlen eines Jugendlichen eine Wissenschaft zu machen ist doch hanebüchen und sich über ihn zu erheben, weil Gott einen mit viel klug gesegnet hat, ist schäbig
    Es geht weniger um seine Emotionen, als um seinen Anspruch, diese allein seines inneren Erlebens wegen umsetzen zu können. Sein Liebeskummer erheitert mich bei weitem nicht so sehr, wie das er in meinen Augen Ansprüche daraus ableiten möchte.
    Zitat Zitat
    Eigentlich reden wir Beide im Grundtenor vom Selbigen: Ein Spiel lässt sich nicht darauf aufbauen, ABER um eine bestimmte Stimmung in einem Spiel abzubilden, kann es nicht schaden, sich in die jeweilige Gefühlsregung zu versetzen.
    Mehr will ich doch gar nicht sagen.
    Näher dran. "sich in die Gefühlsregungen zu versetzen" ist von meiner Warte aus gesehen viel besser als "Nur wer wirklich verliebt war...". Noch eine Weile und es gibt vielleicht eine Gruppe, die sich weniger um ein unerreichbares Authenzitätsideal schert als der Schnitt. Nebenbei finde ich das ernsthafte Bemühen erfreulicher als allen ernstes Ansprüche zu stellen blos weil man leidet wie viele andere auch.


    Und btw, ein Hoch auf das Karmasystem.

  16. #36
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Daen, Daen. Ich habe einen Witz in zwei Sprachen gemacht und bekomme das Retour? Das scheint ungerecht. Eine Pointe hätte ich mir schon erhofft.
    Also bitte, als ob ich gegen dich in einem Bildungsbattle antreten würde
    Ab einem gewissen Grad Stumpfheit...ne... Bauernschläue wirkt Enormbildung einfach nur noch deplatziert und dass war das Beste, was ich ausgraben konnte.
    Darüber hinaus, muss ich dir mal eine Sache mit allem Respekt sagen: Deien Vergleiche zeugen von eben großer Bildung, aber grade hier im Forum fällt es mir immer wieder auf, dass du grade ob deiner anderen Sphären - meiner Meinung nach - zwar nicht am Thema, wohl aber an der Realität vorbeischrammst.
    Als würde man sich mit einem Klon aus Beckenbauer, Pele und dem Charakter eines van Gaal über Fussball unterhalten und ihn als Trainer haben: Man merkt, dass zuviel Perfektion stumpfsinnig macht

    Zitat Zitat
    Es geht weniger um seine Emotionen, als um seinen Anspruch, diese allein seines inneren Erlebens wegen umsetzen zu können. Sein Liebeskummer erheitert mich bei weitem nicht so sehr, wie das er in meinen Augen Ansprüche daraus ableiten möchte.
    Aber ich bin sicher: Wenn man eine traurige Szene schreiben möchte, bekommt man für die Stimmung der Szene ein besseres Gefühl, wenn man nebenher melancholische Streichermusik laufen lässt, als HappyHardcore-Techno. Es gilt vielleicht nicht für Jedermann, aber ich schätze, es könnte helfen. Kurz gesagt: Solange er diesen seelischen Ballast mit sich rumschleppt, könnte er solche Szenen glaubwürdiger realisieren.

    Zitat Zitat
    Näher dran. "sich in die Gefühlsregungen zu versetzen" ist von meiner Warte aus gesehen viel besser als "Nur wer wirklich verliebt war...". Noch eine Weile und es gibt vielleicht eine Gruppe, die sich weniger um ein unerreichbares Authenzitätsideal schert als der Schnitt. Nebenbei finde ich das ernsthafte Bemühen erfreulicher als allen ernstes Ansprüche zu stellen blos weil man leidet wie viele andere auch.
    Aber bist nicht genau DU der Prophet der Religion des Versuchs der perfekten Authentizität? Genau dass betest du uns doch jeden Tag im Forum vor, o Imam.


    Und btw, ein Hoch auf das Karmasystem. [/QUOTE]

  17. #37
    Zitat Zitat von Daen vom Clan Beitrag anzeigen
    Aber bist nicht genau DU der Prophet der Religion des Versuchs der perfekten Authentizität? Genau dass betest du uns doch jeden Tag im Forum vor, o Imam.
    Ich wäre doch nicht authentisch, wenn ich eurem Bild von mir entsprechen würde?

  18. #38
    Zitat Zitat von Kestal Beitrag anzeigen
    @ianus
    yeah wie du voll den sinn des themas verfehlst

    weiste sone dummen kommentare kansnte dir echt stecken"

    less lieber ma genauer worum es hier eigentlich geht
    ich mein super, das ich in einer momentanen situation auf ne spiel bzw ingame geschichtsidee gekommen bin is ja jetz auch so ein großes problem oder

    btw zeigst du das gerade dein post vollste kinderei ist daher dickes fettes grtz für.....sry-.-"

    emotionale blödheit
    1. Emotionale Blödheit misst sich in Erfahrungswerten, weshalb man von emotionaler Intelligenz auch nicht vorwiegend von empatischem Einfühlungsvermögen spricht, sondern von der Fähigkeit zu Manipulieren, was ja letztendlich auf das Gleiche hinausläuft.

    2. Ianus hat mitten ins Herz des Themas geschrieben, aber weil du, bar der Reife, über das Wort "Kinderei" hinwegzutänzeln, gleich einen Ausbruch hattest, der dieses Wort durchaus berechtigt, ist es für dich eben nicht konstruktiv. Ianus hat vielleicht nicht viel Feingefühl in seine Aussage fließen lassen, aber dafür steckte dahinter mehr Thema, als in den meisten Beiträgen hier - so grausam kann Realität sein -, viel mehr noch, durch seine unflätige Art hat er es mal wieder bravourös geschafft, mit dem Dorn der Rose das dickste Blutgefäß zu treffen (Hab heute meinen poetischen Tag, sorry.) und zeigt dadurch einen Quotienten an emotionaler Intelligenz, über den man relativ selten stolpert.

    3. So wie du die Sache beschrieben hast und so wie man das nunmal mit einem in manchen Kreisen gewünschten Mindestmaß an emotionaler Intelligenz so kennt, habe ich das Ganze auch vom ersten Mal durchlesen an als Kinderei betrachtet - das anzusprechen ohne vorher deine Reaktion abschätzen zu können, wäre allerdings nicht mein Fach gewesen.
    So wie es klingt wurde gerade mit dir nach einer recht langen Spanne an Zeit Schluss gemacht - dieses Bild habe ich im Kopf, solange bis du hier anderes zum Besten gibst -; das ist schlimm und sicher nicht schön für dich und wir hoffen alle, dass es dir bald wieder besser geht und die Welt bald wieder schön strahlt und das Gras grünt (sprich: bis Frühjahr solltest du es überstanden haben). Aber wie viel Potenzial hat das? Da finde ich "Alex gegen diesen pinken Dämon aus dem RTP" ja noch spannender. Und ich gehe da noch nicht mal so weit, künstlerischen Anspruch zu verlangen, wie ich es immer tue, wenn ich mich mit irgendwas auch freudenstrahlend beschäftigen will, nein, rein von der Sache her: Was macht deinen Fall so spannend oder so erzählenswert, dass sich eine Verarbeitung lohnt? Hätten wir Kafka gelesen, wenn sein Vater Eric Camden gewesen wäre? Nein, wir wären immer noch bei Edgar Allan Poe. Hätte man 'Riding the Bus with My Sister' ohne die Szenen mit Rosie O'Donnell produziert? Nein, selbst Amerika ist sich zu blöd für Filme, die nur aus Andie MacDowell mit zu viel Lippenstift bestehen.

    4. Für mich stellt sich hier einfach die Frage, inwieweit mir als Rezipienten dieses atemberaubenden Gefühlsschauspieles klar wird, wie intensiv und einnehmend dieses Erlebnis ist, wenn es dermaßen schnöde und alltäglich ist.

    Und viel mehr noch: 5. Nein, man muss nicht verliebt gewesen sein, um über die Liebe schreiben zu können; das ist so viel einfacher, man kann diese Aufgabe Kindern zutrauen und sie meistern sie, weil Liebe ein einfacher Vorgang ist. Ich persönlich kenne Höhlenmalereien - Höhlenmaler: Menschen ohne gefestigte Sprachfähigkeit mit rudimentär ausgebildetem abstrakten Denken -, die schöner und berührender sind als Rilkes Elegien. Man muss aber einem nahezu erotomanischen Liebeskult unterlegen gewesen und diesem in einer alles umwertenden Reflexion entronnen sein, um das Lieben selbst authentisch wieder zu geben und zu bewerten. Nein, man muss nicht depressiv gewesen sein, um über Depressionen schreiben zu können; es reicht Grippe zu haben und schlecht zu schlafen und irgendwann in seiner Pubertät mal über Selbstmord nachgedacht zu haben (das reicht wirklich, fragt den Psychiater eures Vertrauens). Man muss aber ein paar dutzend Panikattacken, den Verlust seines gesellschaftlichen und beruflichen Lebens und den Tiefpunkt aller Tiefpunkte mitgemacht haben, um die seelische Verfassung eines Depressiven authentisch darzustellen und verständlich zu machen.

    Das kommt vom subjektiven Denken: 6. Nichts ist authentisch, solange es nicht erschüttert, weil Gefühle, Erfahrungen und Werte im subjektiven Raum immer erschütternd, immer Superlative sind.
    "Was, du bist der größte Fan von Justin Bieber, weil du ein Poster an der Wand hängen hast und ihm auf seiner Tour hinterherreist? Ich bin der größte Fan, nicht du; ich lese jeden Tag seinen Blog und war bei ihm schon Backstage! ...und hab dabei zugesehen, wie sie ihm die Seele ausgesaugt haben. Mein Gott, der Junge ist noch nicht mal im Stimmbruch und singt Texte, an die sich selbst Britney erst mit 17 rangetraut hätte..." "Was, du bist Russe und Stalin hat dein Dorf niederbrennen und alle Menschen dort ermorden lassen? Du hast mein Beileid. Ich komme aus Deutschland und Hitler hat uns unterjocht und in den Krieg geschickt und die Juden verbrannt." "Wie bitte, Kafkas Brief an den Vater ist der Masterkey zu seinen restlichen Werken? Meine Güte bist du ignorant, schonmal was von komplexer Deutungsweise gehört?"
    Ich selbst nur liebe am meisten, deshalb ist nur die Liebe authentisch, die ehrlicher und stärker ist als die meine. Ich selbst nur leide am meisten, deswegen erkenne ich nur das Leid als authentisch an, das größer ist als meines. Ich selbst nur kann Hesse richtig interpretieren, deshalb beflügeln mich nur die Aufsätze über ihn, die einen völlig neuen und logisch begründeten Gedanken anbringen.

    Denn: 7. Es ist für den Menschen in Gefühlsdingen - und ich denke wir sind uns einig, wenn ich persönliche Erfahrungen und so Beziehungssachen oder was der OP nun eigentlich im Sinne hatte, einfach ungefragt als Gefühlsdinge einordne - nur das authentisch, was sich mit seinem Erfahrungshorizont deckt, oder was seinen Erfahrungshorizont auf Basis seiner Wertvorstellungen zu erweitern vermag. Ersteres ist bei reellen Erlebnissen quasi unmöglich, weil Erfahrungswerte einzigartig und nicht wiederholbar sind (uns allen ist sicherlich hin und wieder mal "so kalt, dass man Gänsehaut bekommt", aber ich glaube, eher wenige von euch sind häufiger "so fasziniert, dass man dringend kacken muss"), zweiteres ist das Ziel eines jeden Künstlers und Denkers. Deswegen ist Innovation ein so positiv belegtes Wort. Deswegen sind dermaßen alltägliche Erlebnisse irgendwie abgelatscht und langweilig, Trennungen unspektakulär und die schwarze Kleidung der Trauernden in Beerdigungsszenen im Fernsehen kein seelisches Trauma für den geneigten Zuschauer.

    Das Fazit also: 8.In der Kunst wie in der Spielemacherei ist Authentizität sowas von nebensächlich, dass man erstmal alles andere perfektionieren müsste, um sich an solchen Minderwertigkeiten aufhalten zu können. Man spricht nur deshalb von der "Traumfabrik", weil man hier Dinge fernab der Realität in die Welt setzt und das auch bitte weiter tun sollte. Wäre alles auf authentisch getrimmt, könnten wir auf die Wortschlachten der Gilmore Girls verzichten, die würden spontan niemals auf sowas kommen, wir könnten Actionfilme aus der Genre-Liste streichen, weil was dort alles unrealistisch, unauthentisch und zum Kotzen generalistisch und kleinkariert ist, braucht man ja nicht aufzuzählen, wir hätten Grey's Anatomy niemals sehen dürfen, soviele Hernien, Femur-, Radius- und Klavikulafrakturen, Ikteri, Ulcera und operative VAC-Wechsel wie ich in den letzten paar Monaten gesehen habe, könnte der Cast in 10 Staffeln nicht operieren, und schließlich wäre Dr. House gestorben, weil ... ach kommt, hören wir auf.
    Es gibt einen sehr guten Bericht von einem Gamedesigner darüber, wieviel Realismus Spieler in der Grafik aushalten. Demnach muss es entweder ganz rudimentär oder zumindest auf ausgefallen innovative Weise mittelmäßig sein, aber je authentischer es wird, umso mehr ist es abzulehen, außer es ist 100% real. Aber da kürzt man das mit RL ab und das ist ja ma voll nich pro. Ähnlich ist das mit allen anderen Elementen: Zu viel Wille zur Authentizität verdirbt das, worauf es eigentlich ankommt, die Unterhaltung. Und solange die Authentizität nicht zur Unterhaltung beiträgt, schaue ich lieber den Figuren von Jean-Pierre Jeunet zu, wie sie sich gegenseitig zu neurotisieren, als dass ich mich auf eine dänisch-schwedisch-britische Krimi-Coproduktion einlasse, in der mal wieder das Thema häusliche Gewalt unter Alkoholmissbrauch authentisch dargestellt werden muss.

    Solange deine Freundin nicht nach 5 Monaten Beziehung mit dir Schluss gemacht, um mit deinem Großvater zu schlafen, und solange gegen dich intrigiert hat, bis du von ihm enterbt und in den Irrgärten seines Anwesens ausgesetzt wurdest, eignet sich dein Erlebnis, so weit ich es so vorurteilend und bar jeder Fähigkeit klar und sachlich zu werten vermag, wenig zu etwas Beachtenswertem. Und selbst dann schaffst du es damit höchstens auf Rosamunde-Pilcher-Niveau. Diese Erfahrung kann dich inspirieren, deinen künftigen Charakteren mehr Reife und mehr Bezug zu deinem Spieler oder Leser oder was auch immer zu geben, denn letztendlich wächst du ja auch mit jeder Erfahrung selbst ein Stück mehr. Wenn du aber anfängt au profit der Authentizität deine Lebensgeschichte auszuschlachten und damit völlig davon abzuweichen, ein fantasievolles Gesamtwerk zu inszenieren, hast du eher verloren als gewonnen, weil Authentizität nicht das Ziel ist, sondern das Spiel-/Lese-/was-auch-immer-für-ein-Erlebnis.

    Geändert von Mordechaj (24.11.2009 um 22:44 Uhr)

  19. #39
    Ein einfaches "Nein." täts auch.

  20. #40
    Zitat Zitat von Wischmop Beitrag anzeigen
    Ein einfaches "Nein." täts auch.
    Ist nicht sein Stil.

    Außerdem sagt man uns dann nach, dass wir Teil der jüdischen Weltverschwörung gegen User mit späterem Regdatum sind.

    Zitat Zitat
    Solange deine Freundin nicht an 5 Monaten Beziehung mit dir Schluss gemacht, um mit deinem Großvater zu schlafen, und solange gegen dich intrigiert hat, bis du von ihm enterbt und in den Irrgärten seines Anwesens ausgesetzt wurdest[...]
    Wer will es machen? Einer muss es machen! Das wird das beste Adventure der letzten Jahre.

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