Rhetorik ist eine Fähigkeit neben lesen und schreiben.

Ich würde die ganzen klassischen griechischen und römsichen Texte zu dem Thema als grundlegend betrachten. Sie waren Erfinder und intensivste Nutzer dieser Techniken in unserem Kulturkreis. Dann die Erklärungen deutscher Autoren zu dem Thema. Wenn du danach in gerafftere Formen des Redens übergehen willst, wird es in meinen Augen notwendig werden, amerikanische Reden zu studieren. Brevität ist kein Punkt, in dem die deutsche Sprache in ihrer ganzen Schönheit glänzen kann, aber das Publikum fordert diese IMO.

Was die Franzosen auf dem Gebiet leisten, weiß ich nicht...oh, warte! Ihr forte ist dem Stereotyp nach Klarheit und Konsistenz. Sie machen Diamanten, wo die deutsche Sprache Uhrwerke baut, würde der Stereotyp sagen.

http://www.gottwein.de/Stilistik/Stil02.php

Die Kernfähigkeit ist eine gute Stimme, was man z.B. dadurch trainieren kann, dass man gegen den Autobahnverkehr anredet oder beim Bergwandern mit Leuten redet und dabei versucht, im Atem und der Stimmlage so ökonomisch zu bleiben, dass man verständlich bleibt.

Eine Stimme im Reportair zu haben, der Leute zuhören wollen ist ebenfalls äußerst nützlich. Ich z.B. wünschte, ich könnte meine Telefonflirtstimme konsistenter anwenden. Es dürfte sehr unterhaltsam sein, eine Stimme immer parat zu haben, die sogar von Männern als sexy bezeichnet wird.

Nebenbei sollte man im Kopf behalten, dass aus der Präsentation garantiert nichts wird, wenn man nicht aufrecht vor dem Publikum steht.

Die nächste Kernfähigkeit ist Gedächtnis. Du brauchst viele Orte im Kopf, wo du Dinge festmachen kannst und schnell wieder findest. Von der Antike bis ins Mittelalter war die Kunst des Gedächtnisses mit der Visualisierung verbunden. So gab es z.B. einen deutschen Gelehrten, der sich den größeren Teil der Bibel dadurch merkte, dass er die Verse mit bestimmten Stellen im Kölner Dom verband.
Heutzutage sind strukturelle Ansätze anscheinend verbreiteter - d.h. man nutzt eine vorgegebene Form der Erzählung und macht seine Inhalte daran fest. Das Heldenreise-Modell von diesem amerikanischen Forscher scheint ganz gut dafür.
Ich persönlich bevorzuge es atm, einfach schon im vorraus meine Argumente im Kopf in ihrer Reihenfolge zu ordnen und Anfang und Schluss plus ein paar Witze parat zu haben. Mehr Struktur und mehr Gedächtnis wäre natürlich nützlich.

Als letztes kommt dann die Stile und die logischen Techniken - die haben sich im Laufe der Zeit verändert, nur mehr wenige können mit hohem, mittlerem und einfachem oder der Einteilung in asiatisch und attisch was anfangen. Während des ersten und zweiten Weltkrieges dominierte z.B. der Pastorstil durch Figuren wie den deutschen Kaiser und den Hitler. Heute würde man sich wohl eher an den Anforderungen des Fernsehens als der Kanzel orientieren, wenn man den mittleren Stil anpeilt.

Danach noch die logischen Techniken. Sofern man sie braucht. Das groß der Reden, die wir darlegen sind IMO eher erklärend als argumentierend. Dementsprechend halte ich es so, dass ich Bilder und Wendungen zu verwenden versuche, die beim Zuhörer hängen bleiben. Will man allerdings überzeugen - nun, dann braucht man die logischen Techniken dringendst und auf jeden Fall. Ich hatte mal ein gutes Buch zu dem Thema, ebenfalls von einem deutschen Autoren. Er legte diese Techniken anhanden klassizistischer deutscher Schrifsteller dar. Ich glaube, er nahm sehr viel aus dem "Die Abderiten"-Roman von Christoph Martin Wieland.