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  1. #1

    Fantasy, Eskapismus und die Realität

    Ein Thema, das mich seit längerer Zeit interessiert, ist die Frage, in wie weit (oder ob überhaupt) Eskapismus eine gute Sache ist oder sein kann. Dieses Forum hier ist deshalb die perfekte Anlaufstelle, weil effektiv so gut wie jeder User irgendetwas mit Videospielen, Fantasyfilmen, Rollenspielen usw. zu tun hat(te). Und wenn nicht, dann wenigstens mit Drogen.

    Zitat Zitat von Wiki
    Als Eskapismus, Realitätsflucht oder Wirklichkeitsflucht bezeichnet man die Flucht aus oder vor der realen Welt und das Meiden derselben mit all ihren Anforderungen zugunsten einer Scheinwirklichkeit, d. h. imaginären oder möglichen besseren Wirklichkeit.

    Eskapismus wird als eine Fluchthaltung oder Ausbruchshaltung, als bewusste oder unbewusste Verweigerung gesellschaftlich allgemein anerkannter Zielsetzungen und Handlungsvorstellungen verstanden. Eine Flucht vor der Realität bzw. vor der Wirklichkeit kann durch geistiges und soziales Abschirmen („Stubenhocker“, „Einsiedler“), durch eine Hinwendung zum Irrationalen, einen übermäßigen Gebrauch von Medien aller Art oder auch durch Substanzdrogen vollzogen werden.
    Kurzum, es geht also um WoW und Second Life, um Tolkien und Mittelaltermärkte, um DSA und D&D, um Alk und Hasch und um Rausch und Immersion zum "Ausschalten" der Realität im allgemeinen.

    Eskapismus ist übrigens nicht nur negativ belegt, auch wenn es der Wiki-Artikel nahelegt. Es gibt genug Leute, die im Eskapismus eine produktive Ideologie sehen. Meine Frage: Wie geht ihr mit euren Fluchthandlungen um? Reflektiert ihr sie überhaupt? In wie weit darf (sollte) man flüchten? Wo kann das Ganze helfen, wann ist es schädlich? Wo fängt Eskapismus überhaupt an?

    Discuss!

  2. #2
    Ganz erlich? Eigentlich ist mir das Thema zu hoch. Auch wenn ich durch meinen reichen Erfahrungsschatz in diesem Themengebiet wohl viel zu erzählen hätte, seien es; meine eigene Flucht in alle möglichen Richtungen, die von Freunden und bekannten, oder bloß die bei mir in der Umgebung annerkannte Trinkkultur.

    Ich bin mir nur absolut nicht schlüssig darüber wo da die grenze zu ziehen ist ab wann man welche Handlungen als Flucht bezeichnen könnte.

    Ist es schon als Flucht zu werten wenn ich aus ablehnung der Trinkkultur möglichst auf Alkohol verzichte? Sozusagen der Rausch die Realität ist und die Abstinenz die Flucht. Man man auf dem nächsten Dorffest ohne Triftigen Grund nicht auftaucht entflieht man schon der Gesellschaftlichen Relevantz. Um bei den Medien zu bleiben, sollte man da MMO überhaupt werten, da sie ja auch ,wenn auf komische Weise, geselchaftliches zusammensein anpreisen. Ok die Thematischen Inhallte weichen da schon ein wenig Intensiver von den Realen ab, sollte es die überhaupt geben, aber es gibt ja genügend Beispiele in anderen Bereichen die dies ebenso tun, nur mit dem Unterschied das sie Traditionell, oder wie auch immer begründet sind.

    Also könnte man sich auf Medien beziehen die nur von Einzelpersonen genutzt werden. Was wiederum "gar nicht?" der Fall ist. Weil diese Sachen wiederum geselschaftliche Diskusion anregen. Ob ich mich jetzt mit Leuten über eine Bekannte meine Großmutter unterhalte, die wegen irgentwelcher Spirenzchen wiedermal beim Arzt war, und die diese Leute nichteimal kennen oder über Fiktive Charaktäre die den Leuten aber ein Begriff sind, macht letztendlich nur einen Interessenkonflikt aus. Es geht wie alles im Leben nur um gesellschaftliche Akzeptanz, um von den Leuten die man nicht mag hin zu den Leuten die man mag zu kommen. Und die Leute die mit wirklich niemandem Auskommen sind so gering das man darüber gar nicht Reden braucht.

    Ich hoffe man liest heraus, das ich der Meinung bin, das es bei diesem Thema schwer ist auf den Punkt zu kommen, weil alle Ansätze wage sind und ohne ausreichende Reglementierung/Wertbarkeit daherkommen .... andererseitz sind ja gerade das die besten Voraussetzungen für eine Diskusion.

    So oder so ähnlich ...

  3. #3
    Alles was ich in Sachen Mittelaltermarkt, Computerspiele oder Rollenspiele mache, mache ich als Teil meines echten Lebens "da draußen", zusammen mit Freunden, die ebenso bodenständig sind und mit beiden Beinen im Leben stehen.

    Insofern kann ich damit nicht dienen, aber ich kenne (leider) einige Leute, bzw. habe einige Leute auf Märkten oder im LARP oder beim Onlinespielen getroffen, die deutlich "auf der Flucht" waren und dort konnte man nur den Kopf schütteln, die Leute standen meistens schon richtig tief im Dreck und konnten auch über keine anderen Themen sprechen, bzw. lebten nur dort richtig auf und waren "Jemand".

    Patch 1.1.4 in Arbeit...!

  4. #4
    Dieses Thema erinnert mich sehr an mein aktuelles Essay über „Rollenspiel im Alltag“ - wann sind wir wirklich wir? Und spielen wir Rollen bewusst oder unbewusst?

    Ist es eine Sucht wenn ich jeden Abend 1h ein Rollenspiel (WoW, Second Life) spiele und dann in den Alltag zurückkehre? Oder fängt die Sucht und die Flucht nicht eher dann an, wenn mein Alltag eben diese Flucht ist, wenn ich über nichts anderes mehr sprechen kann und mein Ich nur noch durch meine „Rolle“ definiere?!

    Ich finde die zweite Antwort, parallel zu Daens Ansatz der Menschen die „über kein anderes Thema mehr reden können“, treffender. Menschen die sich aber selbst als Spezialisten und Koryphäen auf einem Gebiet sehen (sei es ein Rollenspiel oder das rauchen von Gras) und dabei vergessen etwas zu erschaffen - in meinen Augen vergessen zu leben - sind in meinen Augen Gefangene einer Sucht.

    Wenn jemand mit dem Testen von Spielen oder Programmieren Geld verdient, dann denke ich ist es in Ordnung wenn er sich dadurch definiert - aber gerade wenn man eigentlich andere Aufgaben im wirklichen Leben hat und diese durch seine Sucht (Essen, in Foren schreiben, Zocken, Trinken) nicht mehr wahrnimmt ist man krank.

    Das Problem dabei ist, wie Ketzer schon angedeutet hat, die soziale Ankeptanz von solchen Süchten. Rauchen, Trinken, WoW zocken - das gehört zum guten Ton es mal probiert zu haben und am besten die Fachsprache zu beherrschen. Um seine Frage zu beantworten, in meinen Augen zählt es nicht als Flucht abstinent von solchen Dingen zu leben sondern als ein Beweis für Charakterstärke, Durchhaltevermögen und Realismus - das man weiß das man diese Dinge nicht braucht um zu wissen wer man ist.

    Problematisch finde ich es aber „kreative“ Schaffensprozesse, bei denen ja durchaus etwas entsteht, wie Schriftstellerei oder Malerei in den Topf mit Süchten zu werfen. Fantasie ist ein Mittel zum Ausgleich - ohne Nebenwirkungen wie es die anderen Süchte haben. Wenn man Fantasie bewusst als künstlerisches Mittel zum Ausdrücken eigener einsetzt und sie klar von der Realität trennen kann (was bei einigen Krankheiten, wie Schizophrenie ja z.B. nicht der Fall ist) ist sie bereichernd für das Leben.

    „Wieso sollte jemand verachtet werden, der sich im Gefängnis befindet und versucht, herauszukommen und heimzugehen?“ - Ich denke das Tolkien hierbei nur die Fantasie anspricht, die wie ich bereits erwähnte ja ohne Nebenwirkungen benutzt werden kann um sich aus den gefesselten Gedanken und gegebenen Normen zu befreien. Philosophie funktioniert z.B. nur wenn man weiterdenkt, querdenkt, fantasievoll denkt.

    Und Rollenspiele sind, egal ob sie Live oder nur auf dem Papier ausgetragen werden, ebenfalls bereichernd für alle Beteiligten wenn sie nicht zum Sinn des Lebens werden sondern als bereichernder Aspekt gesehen werden.

    So far, interessantes Thema mich würde auch deine Meinung dazu interessieren, La Cipolla!

  5. #5
    Fantasie an sich ist ja eine schöne Sache, einfach zum Träumen, Spinnen oder sonst was. Dass man sich zeitweise vielleicht sogar selbst darein flüchtet, erscheint mir gar nicht mal absurd, eher realistisch. Hier würde ich aber vom ganz normalen Abschalten sprechen, da das kein dauerhafter Zustand ist. Für Kinder mag das z.B. Fernsehen sein, ich habe schon öfters Kinder gesehen, die wie Zombies auf den Bildschirm starren, sonst aber ganz normal sind. Für Erwachsene bietet sich da sicher ein breiteres Spektrum, weil die elterliche Kontrolle entfällt (ja, es gibt noch Ehepartner oder Lebensgefährten). Ich habe mit Eskapismus bisher glücklicherweise noch keine Erfahrungen sammeln können, weder bei mir selbst noch bei anderen. Das Ganze stelle ich mir aber im Gegensatz zur zeitweisen Flucht aus der Realität recht langwierig vor, wo der Betroffene nur schwer der Scheinwelt zu entreißen ist. Starten kann so was aus verschiedenster Weise heraus, denke ich. Sei es nun Mobbing, Selbstmitleid, Liebeskummer, Stress, Hineinsteigern oder es sind Videospiele mit Weiterspielpotenzial. Die meisten dieser Dinge können in gewissem Maß ganz gesund sein, oder helfen dabei, mit etwas fertig zu werden. Einziges Übel an der Sache ist, dass man sich viel zu weit in solcherlei Dinge hineinsteigern kann. Nehmen wir mal das Selbstmitleid, das kann ja mal ganz in Ordnung sein, hat sicher auch schon jeder gemacht, aber man muss ebenso wissen, wo man wieder aufhören sollte, um nicht in eine dazugehörige Persistenz zu rutschen. Gleichfalls sollte an der Stelle funktionieren, sich dasselbige nur in Maßen zukommen zu lassen. Wobei man sich selbst bewusst werden muss, dass die Welt nicht nur um einen herum existiert, sprich ums Ego, sondern dass es weit mehr gibt. Ich nehme mal an (ich weiß es nicht, wie gesagt, mir fehlt dazu die Erfahrung), genau diese Gedankengrenze fehlt bei Eskapisten.

    Helfen könnte so was sicher dann, wenn die Welt quasi um einen herum zusammenbricht. Vielleicht ist es auch eine Schutzfunktion, sich dann in eine "eigene" Welt zurückzuziehen, wo kein anderer was sagen kann, weil alles nach dem Willen des Betroffenen läuft. In WoW geht das wohl eher nicht, da kann man wohl sterben, wie in so ziemlich jedem Videospiel. In die schädliche Richtung würde das Boot ja nur dann segeln, wenn es der Person oder jemand anderem Schaden zufügt. Ich habe dabei mal von Fällen gelesen, wo Kids Onlinespielen verfallen waren und scheinbar sich wirklich alles nur noch um diese Spiele drehte. Insbesondere wurde sogar das Essen vergessen, hätten es die Eltern nicht an den Computer gebracht (angeblich, bedenken muss man ja auch, dass das Essen ein Grundbedürfnis ist, gleichfalls der Klogang, darüber stand da aber nichts ). So was ist etwas, was mich wieder nachdenklich stimmt, denn genau solche Dinge zu 'vergessen', schadet erheblich.

  6. #6
    Zitat Zitat
    In WoW geht das wohl eher nicht. Schädlich wärs nur wenn es der Person oder jemand anderem Schaden zufügt. Fälle wo Kids Onlinespielen verfallen und sich wirklich alles nur noch um diese Spiele dreht.
    Oh doch das geht - vor allem bei WoW funktioniert das auch wunderbar bei der Generation 20+! Ein Grund, warum ich nie begonnen habe dieses Spiel zu spielen (Neben dem Fakt das es regelmäßig Geld kostet) ist der immense Suchtcharakter. Oder auch "Weiterspielpotenzial" wie du es nennst, cilence.

    Da werden Patches rausgehaun, Welten erweitert, du bist nie fertig mit dem Spiel und kannst es nie abschließen, weil jede Woche ne neue Ausrüstung, n Drache oder was weiß ich rausgehaun wird den du natürlich haben musst.

    Und grade wenn dieses spielen von deiner Umwelt akzeptiert wird - der Ehepartner z.B. auch mit dir spielt - dann wird das Essen vorm Bildschirm plötzlich selbstverständlich und... ach, ich hab genug Leute aus meinem Bekanntenkreis gesehen die regelrecht verwahrlost sind vorm PC. Und es waren eben keine Kiddies, denen das Essen gebracht werden musste, sondern 28jährige die sich das Essen von der Frau bringen ließen und nach der Arbeit keine Lust mehr auf irgendwas mehr hatten - ausser aufs zocken. Klo und duschen ist grad noch drin, aber wenn das Privatleben plötzlich flachfällt und die Freunde (ausser die im Internetspiel) wegfallen dann *schadet* das den Leuten ungemein, glaub mir.

    Aber wie soll man solchen Leuten begreiflich machen, das das was sie tun Scheiße ist? Grade wenn ihr Leben nur noch aus einem Spiel wie WoW besteht - oder aus Spongebob Filmen (jetzt nicht lachen, ein Bekannter von mir hatte das wirklich) - *kann* man sich einfach nicht drüber lustig machen.

    Ich hab mich damals klar distanziert mit den Worten "das ist in meinen Augen was für Kinder" und jetzt ist die Freundschaft hinüber. Auch das man eben nicht über die WoW-Hochzeit reden will oder sich den ganzen Tag über Horden, Marken oder was-weis-ich unterhalten will, kann man solchen Leuten nur schwer begreiflich machen. Leider. Also - Vorschläge, anyone?

  7. #7
    Zitat Zitat von Viviane Beitrag anzeigen
    Dieses Thema erinnert mich sehr an mein aktuelles Essay über „Rollenspiel im Alltag“ - wann sind wir wirklich wir? Und spielen wir Rollen bewusst oder unbewusst?
    Darf ich das mal lesen?

    Ansonsten muss ich jetzt weg und schreib vielleicht heut abend oder morgen was dazu

  8. #8
    Gerne, ich muss es aber erst am Montag abgeben. Wenns fertig ist schick ich dir gerne eine PN haebman! ^^ Bis dahin empfehl ich dir Erwin Goffman und (was Frauen angeht) Judith Butler als Referenzpunkte.

    Mein Essay wird aber sehr Kolumnenartig und witzig aufgezogen sein - der coolen Dozentin seis gedankt! :3

  9. #9
    Vivi:
    Puuhh... Jetzt hast Du meinen Post ganz schön zerquotet. "In WoW geht das wohl eher nicht..." bezieht sich auf den vorangegangenen Satz, wo ich schrieb, dass alles nach dem Willen des Betroffenen läuft. Wenn der Spieler stirbt, ist das nicht unbedingt sein Wille gewesen. Natürlich lässt sich dann so jemand in den Bann des Spiels ziehen, und gerade Spiele wie WoW weisen ein hohes Suchtpotential auf. Gerade auch wegen dem, was Du erwähnt hast, Patches, irgendwelche sonstigen Erweiterungen oder seien es nur einfache Gegenstände, die dem Spiel hinzugefügt werden.

    Ich habe selbst einige Azubis auf Arbeit, die sich mit WoW nach Aussagen ihrer Freunde viel zu intensiv beschäftigen. Das heißt dann also, von der Arbeit heimzukommen und sofort an den Rechner gehen. Allerdings muss ich dann hier auch sagen, dass diese Jungs zwar schon im jugendlichen Alter sind, aber deren Eltern das einfach so hinzunehmen scheinen. Das ist dann so ähnlich, wie Du das schon erwähnt hast. Ich muss aber gleichfalls dazu sagen, dass dann irgendwas in der zwischenmenschlichen Beziehung nicht mehr stimmt. Man kann als Außenstehender nicht einfach so akzeptieren, wie sich der andere in ein second life frisst.

    Bei der ganzen Ernsthaftigkeit, mit welcher ich Spiele wie WoW und Konsorten sehe, musste ich herzlich lachen, als mir einer der WoW Spieler sagte, dass jeden Mittwoch die Welt untergeht (scheint so ein allgemeiner Chatbegriff da zu sein), weil bei WoW die Server neugestartet werden.
    Geändert von cilence (21.01.2010 um 10:43 Uhr)

  10. #10
    Zitat Zitat von cilence Beitrag anzeigen
    Bei der ganzen Ernsthaftigkeit, mit welcher ich Spiele wie WoW und Konsorten sehe, musste ich herzlich lachen, als mir einer der WoW Spieler sagte, dass jeden Mittwoch die Welt untergeht (scheint so ein allgemeiner Chatbegriff da zu sein), weil bei WoW die Server neugestartet werden.
    Gibt es auch so eine Art MMX-Sucht? Gleich nach dem Nachhausekommen rein und eingeloggt. Ist bei mir so. Naja, nicht ganz.

    Ich habe selbst eine WoW-Phase gehabt (allerdings auf einem Private server , schön Geschäft untergraben ) und war teilweise auch bis 1 oder 2 Uhr in der Nacht am Computer (allerdings an einem Wochenende) Ich halte teilweise nichts von derartigen Verhalten, sich wegen irgendetwas im Leben ins Vl
    (Virtual life) oder Alkohol, etc zurückzuziehen. Ich musste selbst mit beobachten, wie 2 meiner besten Freunde süchtig nach WoW wurden und in der schule abstürtzten. Nun hocken sie 18h pro Tag am Computer und spielen das immernoch. Mir wurde es nach ca. 1 Jahr langweilig.

  11. #11
    Reduziert mir mein Thema mal nicht auf den Extremfall Sucht und Verwahrlosung, es geht vor allem auch um den "gesunden" Eskapismus und dessen Berechtigung. Warum sind Fantasy-Szenarien (oder -Aspekte) in Videospielen usw. meist interessanter als reale Szenarien? Klar, weil es sie in die Realität eben nicht gibt. Und das ist Eskapismus, über den man durchaus reden kann.
    Realitätsverlust ist nur die extremste Form.

    Deshalb ist auch Kunst purster Eskapismus, man schafft etwas, dass es sonst nicht gäbe, und sei es nur ein Portrait (in der Realität sieht ein Mensch nunmal nicht immer gleich aus!). Und ob es "keine Nebenwirkungen" gibt, ist vielleicht gar nicht die Frage, sondern eher, ob die Wirkungen so problemlos vertretbar sind. Nehmen wir zum Beispiel Conan.



    Das ist Eskapismus. Keiner der Autoren, Zeichner, und wohl auch die absolute Minderheit der Leser hat solche Muskeln, solche Heldentaten verbracht oder ist so einer Frau auch nur ansatzweise so nah gekommen. Viele würden Conan als "armselig" bezeichnen, weil es so offensichtlich Wunschvorstellung ist. Aber ist das bei subtileren Medien anders? Sind die nicht genau so "armselig"? Horrorfillme sind u.a. (!!!) bei Jugendlichen so beliebt, weil sie den schwierigen, ungreifbaren Problemen des Erwachsenwerdens eine Form geben (sei es die bluttriefende Machete oder der Vampir).
    Die Frage lautet also: Ist es Ok, sich in solche (oder andere) Fantasiewelten zu flüchten, wenn das eigene Leben nicht so spannend ist, oder sich mit den Drogen den Kopf leer zu machen, wenn die Probleme sonst erdrückend sind? Wo sollte der Spaß aufhören (sind vielleicht die "Nebenwirkungen" entscheidend?), wo sollte man sich lieber der Realität zuwenden? Vielleicht ist dieser Eskapismus auch völlig Ok, wenn man nicht ins Extreme abrutscht? (wann ist das? Drogensucht, Larp, oder reicht schon ein Killerspiel?)

    Zitat Zitat
    mich würde auch deine Meinung dazu interessieren, La Cipolla
    Danke, aber ganz ehrlich, wenn ich eine eindeutige Meinung hätte, würde ich den Thread nicht aufmachen.

    Zitat Zitat
    Das Problem dabei ist, wie Ketzer schon angedeutet hat, die soziale Ankeptanz von solchen Süchten. Rauchen, Trinken, WoW zocken - das gehört zum guten Ton es mal probiert zu haben und am besten die Fachsprache zu beherrschen. Um seine Frage zu beantworten, in meinen Augen zählt es nicht als Flucht abstinent von solchen Dingen zu leben sondern als ein Beweis für Charakterstärke, Durchhaltevermögen und Realismus - das man weiß das man diese Dinge nicht braucht um zu wissen wer man ist.
    Ich antworte mal ganz Off Topic, weil ich nicht denke, dass es in der Diskussion noch um Realismus und Flucht geht. "Brauchen" ist immer ein sehr starkes Wort, vor allem, wenn man es verneint. Beinah jeder "braucht" Freunde oder Bestätigung (in welcher Form auch immer), und ob man das nun durch Anpassung oder durch Abgrenzung erreicht, kommt praktisch aufs Gleiche raus. Oder auf deutsch: "Ich habe gestern allein ne Flasche Whiskey weggehauen" und "Ich trinke nicht" sind gleichwertig, wenn es darum geht, "zu wissen, wer man ist" (denn Abstinenz finden ziemlich viele Leute beeindruckend!). Die Nebenwirkungen mögen Unterschiede heraufbeschwören (Alkoholtod usw.), aber darum ging es ja nicht, sondern um die Identifikation (zumindest hätte ich Ketzers Ansatz in die Richtung verstanden).
    Ein Zeichen von Willensstärke und Durchhaltevermögen ist das auch nicht unbedingt und vor allem nicht für jeden; einige Menschen müssen sich unglaublich überwinden, um sich einer gesellschaftlichen Norm unterzuordnen - versuch mal, einen durchschnittlichen pubertären Nerd allein in die Disko zu kriegen, oder einen durchschnittlichen Goth zum regelmäßigen Hören von Chartmusik zu bringen. Da wäre genau das Gegenteil ein Zeichen von Willensstärke und Durchhaltevermögen, nämlich die Anpassung, die alles andere als selbstverständlich oder einfach ist.
    Aber das nur am Rande.


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  12. #12
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Eskapismus ist übrigens nicht nur negativ belegt, auch wenn es der Wiki-Artikel nahelegt. Es gibt genug Leute, die im Eskapismus eine produktive Ideologie sehen. Meine Frage: Wie geht ihr mit euren Fluchthandlungen um? Reflektiert ihr sie überhaupt? In wie weit darf (sollte) man flüchten? Wo kann das Ganze helfen, wann ist es schädlich? Wo fängt Eskapismus überhaupt an?

    Discuss!
    Produktiv, in der Tat. Positiv kann man wohl sagen, dass die "Flucht" aus der Realität in Welten, die es so im Alltag nicht gibt, eben die Phantasie oder Kreativität fördern kann. Man denkt über die üblichen Schemen und Normen hinaus, kann seiner Phantasie freien Lauf lassen und einfach mal "abschalten" oder wird gefordert, etwas "abstrakter" zu denken.

    Ich selbst höre natürlich auch immer wieder Stimmen, die sich in dieser Hinsicht z. B. gegenüber dem Pen and Paper-Rollenspiel kritisch äußern, indem gemeint wird, man würde bei diesem Hobby den Blick für die Realität verlieren und sich in fremde Welten flüchten.

    Ich denke darauf bezogen dann aber, dass eigentlich wiederum fast jedes Hobby in gewissem Maße dazu da ist, vor der Realität oder dem Alltag zu flüchten. Ein Problem wird das ganze ja erst, wenn es zur Sucht wird und spürbare Folgen für den Betroffenen und sein Umfeld hat; über die nur "zeitweilige" Flucht in andere Welten einfach zu stark hinausgeht. Die "Flucht" sollte daher eher als Ausgleich dienen, jedoch nicht, um die Realität zu ersetzen; abgesehen von der Flucht in Drogen oder Alkohol, welche zusätzlich noch körperliche Beeinträchtigungen nach sich zieht.

  13. #13
    Zum Ausgangspunkt der Begriffsdefinition würde ich mal sagen, dass "Realitätsflucht" ziemlich eindeutig gefasst werden kann als Flucht vor dem, was die eigene Realität beeinflusst. Das können Dinge sein wie Liebeskummer, wirtschaftliche Probleme oder sonst irgendwas.
    Realitätsflucht beginnt nicht damit, dass ich mich irgendeiner gesellschaftlichen Norm entziehe, sondern dass ich bewusst oder unbewusst meinen persönlichen Problemen und Angelegenheiten aus dem Weg gehe. Ob es sowas wie allgemeingültige Betroffenheiten gibt wie etwa Politik, würde ich mal nicht unterschreiben. Als Bürger eines Landes wird man es immer zu spüren bekommen, wenn sich die Politik des Landes ändert und das eigene Leben dadurch reglementiert wird. Andererseits tut die Politik (ich rede jetzt von Deutschland) nicht gerade viel dafür, sich dem Betrachter zu erschließen. Und wenn man immer mal wieder hier und da über gewaltige Logiklöcher oder skandalähnliche Zustände stolpert, wundert es mich nicht, wenn die Wahlbeteiligung langsam aber sicher an der 50%-Marke kratzt.
    Kurz und gut: Bleiben wir lieber bei den persönlichen Angelegenheiten. ^^

    Was mich an der Frage um Realitätsflucht im allgemeinen stört, ist die vorgegebene Richtung, in die eine Debatte darüber laufen muss: Wer sich isoliert, abkapselt, oder nur keine Lust auf zuviel Realität hat, ist automatisch unverantwortlich, minderwertig, asozial, und über kurz oder lang weltfremd.

    Ich denke nicht, dass Realitätsflucht per se falsch ist, oder gar verachtenswert. Nicht wenige Leute haben ihre Gründe, warum sie sich aus der Welt beamen wollen, manche sehen für sich darin sogar keine andere Wahl. Und so, wie sie sich dazu gezwungen sehen, oder es als Ausweg betrachten, sich auszuklinken, werden sie sich auch irgendwann wieder gezwungen sehen, an der Realität teilzunehmen, denn über einen längeren Zeitraum sucht man sich den Verlauf seines Lebens nicht aus, der ergibt sich von selbst. Irgendwas passiert immer, damit man aus der Realität lieber abtauchen will, oder aus dem Paralleluniversum wieder zurück in die "Wirklichkeit" will oder muss.
    Wer nicht viel mit der Welt zu schaffen hat, lebt nicht auf einem anderen Planeten und auch nicht fern aller Wirklichkeit, er hat sich nur für etwas anderes entscheiden wollen. Ob dahinter psychologische Abgründe oder sonstwas stecken, kann man so pauschal auch nicht sagen. Daher sehe ich es kritisch, wenn man versucht, das ganze irgendwie bewerten zu wollen.

    Zitat Zitat von Viviane
    Ist es eine Sucht wenn ich jeden Abend 1h ein Rollenspiel (WoW, Second Life) spiele und dann in den Alltag zurückkehre? Oder fängt die Sucht und die Flucht nicht eher dann an, wenn mein Alltag eben diese Flucht ist, wenn ich über nichts anderes mehr sprechen kann und mein Ich nur noch durch meine „Rolle“ definiere?!
    Weder noch. Eine Sucht ist erst dann eine Sucht, wenn man "ohne nicht mehr kann". Sich aus freien Stücken einen Zeitraum festzulegen, in dem man sich seinem MMO widmet, oder sich aus reinem Interesse stundenlang über ein Videospiel zu unterhalten, mag zwar befremdlich wirken (für den einen mehr, für den anderen weniger) aber das hat nichts mit Suchtverhalten zu tun. Wenn man in solchen, in meinen Augen harmlosen, Fällen versucht, dem Gemeinten irgendwelche Krankheiten zu unterstellen, dann sollte man von einem Diskurs lieber abstand nehmen. Siehe auch oben.

    Zitat Zitat
    Wenn jemand mit dem Testen von Spielen oder Programmieren Geld verdient, dann denke ich ist es in Ordnung wenn er sich dadurch definiert - aber gerade wenn man eigentlich andere Aufgaben im wirklichen Leben hat und diese durch seine Sucht (Essen, in Foren schreiben, Zocken, Trinken) nicht mehr wahrnimmt ist man krank.
    Worüber man sich definiert, dafür gibt es keine Regeln oder Musterbögen. Im Zweifelsfall sollte man eher davon ausgehen, dass jeder über genügend Verstand verfügt, sein Handeln willkürlich zu steuern, und keinem Zwang oder einer "inneren Leere" unterliegt.
    Ich finde es auch sehr problematisch wie freizügig du den Begriff Sucht verwendest, dabei allerdings alle pathologischen Gesichtspunkte außer Acht lässt. Was du beschreibst, wäre vielleicht Realitätsflucht, aber noch lange keine Sucht. Und was Realitätsflucht angeht, habe ich mich schon geäußert.

    Zitat Zitat
    Problematisch finde ich es aber „kreative“ Schaffensprozesse, bei denen ja durchaus etwas entsteht, wie Schriftstellerei oder Malerei in den Topf mit Süchten zu werfen. Fantasie ist ein Mittel zum Ausgleich - ohne Nebenwirkungen wie es die anderen Süchte haben.
    Kreativität hat auch nichts mit Süchten zu tun, und Passionen auch nicht wirklich. Manche Künstler neigen zur Exzentrik, verlieren sich in ihrer Leidenschaft, und wandern dann für den Rest zwischen Genie und Wahnsinn. Ob man das schon als krankhaft betrachten kann, weiß ich nicht. Für mich ist es eher ein Charakterzug als ein psychisches Defizit.
    Und was kreativen Ausgleich angeht, ist das Bedürfnis nach einer solchen Verwirklichung nicht bei jedem gleich stark ausgeprägt. Von den Veranlagungen in diversen Disziplinen mal ganz zu schweigen.

    Zitat Zitat
    Oh doch das geht - vor allem bei WoW funktioniert das auch wunderbar bei der Generation 20+! Ein Grund, warum ich nie begonnen habe dieses Spiel zu spielen (Neben dem Fakt das es regelmäßig Geld kostet) ist der immense Suchtcharakter.
    Nur ein Hinweis: So ziemlich alles, was in irgendeiner Weise durch den Konsum eine entlohnende Wirkung hat, ist ein potentielles Suchtmittel. Und nur die wenigsten davon enthalten Stoffe, die hochgradig gefährlich sind und eine körperliche Abhängigkeit hervorrufen können. Videospiele gehören nicht dazu. Wer in ein Suchtverhalten verfällt, das zunächst psychisch wäre, der tut das aus einer Anfälligkeit dafür. Das vermeintliche Suchtpotential bei Video/Online-Spielen ist in erster Linie abhängig vom Spieler. Wer den Drang hat, immer weiter zu machen, gar nicht aufhören kann, bevor er nicht alles erreicht hat, der kann dadurch vor die Hunde gehen. Aber von den X-Millionen WoW-Zockern sind es Ausnahmefälle, denen deswegen ihr Leben aus den Händen geriet.
    Wenn du solche Extremfälle kennst/erlebt hast, ist das zweifellos tragisch, aber nichts, was sich auf die Allgemeinheit projezieren lässt, und schon gar nichts, woraus man irgendwas ableiten sollte.

    Zitat Zitat von La Cipolla
    Reduziert mir mein Thema mal nicht auf den Extremfall Sucht und Verwahrlosung
    Und schon gar nicht auf so einspurige Weise... naja, was solls.

    Zitat Zitat
    Warum sind Fantasy-Szenarien (oder -Aspekte) in Videospielen usw. meist interessanter als reale Szenarien?
    So hast du die Frage gar nicht gestellt.
    Also ich würde nicht sagen, dass die Faszination Fantasy schon in Richtung Eskapismus geht bzw. tue ich es mir etwas schwer mit dem Begriff, da er auf mich negativ konnotiert wirkt.
    Fantasy ist in erster Linie etwas künstlerisches, weil es auch nur auf solche Weise dargestellt werden kann, und dass Kunst sich über die Realität stellt, ist nicht nur bei Fantasy so. Soweit hast du es ja auch schon mehr oder weniger selbst geschildert. Die Frage, die sich mir nun eher stellt, als die Formen der "Realitätsflucht" einzeln in Frage zu stellen: Kann man alles fiktionale oder "künstlerische" schon in Richtung Realitätsflucht einordnen, oder versteift man sich dabei nicht schon zu sehr auf das Kritische?

    Natürlich ist es irreal, aber scheinbar gibt es für die Menschheit auch ein Grundbedürfnis, sich geistig über die realen Grenzen hinweg zu begeben. Ich denke mal, allein die Tatsache, dass man etwas jenseits der Realität überhaupt denken kann, ist schon ungemein reizvoll, und zieht einen an. Dies nun noch in irgendeiner Form dargestellt, fördert den Dialog über das Übernatürliche, und aus Neugier lässt man sich darauf ein.
    Kunst, Fiktion, hat es schon immer gegeben, und schon immer hatten Menschen nach Wegen gesucht, die Grenzen der Realität, der Wirklichkeit, zu überschreiten. Man kann der Welt deswegen kaum unterstellen, dass alle Menschen zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens wie hinter Gittern leben, außer natürlich, man dehnt die Metapher so weit aus, dass alle Realität wie ein Gefängnis ist. Ich fände die Metapher in dem Fall aber ziemlich dämlich, denn das Leben selbst in seiner Beschränktheit schon als Einzwängung zu betrachten, würde nahelegen, dass man lieber gleich tot wäre. Oder weniger drastisch ausgedrückt, es wäre eine sehr schwarzseherische Auffassung vom Leben.
    Ebenso wenig kann man daraus schlussfolgern, dass jeder, der sich einer Kunst hinwendet (ich bin so tollkühn, und wage es, Videospiele als Kunst zu bezeichnen) automatisch einem Denkfehler unterliegt. Eher sollte man nahelegen, zu sagen, dass jeder, der darin ein Problem sieht, selbst ein Problem hat. Würde alle Fiktion mit dem morgigen Tag aussterben, würde die Welt wohl keine paar Jahre mehr bestehen, denn trotz aller Automatismen besteht immer noch zu weit mehr als der Hälfte des Lebens aus der Umsetzung einer Vorstellungskraft. Wer geht noch zu einem Vorstellungsgespräch, wenn er nicht die Vision hat: "Job, Geld, Ehe, Kinder, Glückliches Leben"? Was würde man erfinden wollen, wenn man es sich nicht wenigstens vor Augen halten kann?
    Die "Evolution im Kleinen" (mein gerne gebrauchter Begriff für die Entwicklung des modernen Menschen) wäre ohne Phantasie sicher kaum möglich gewesen.

    Ich denke mal, was wir heute erleben, den überschäumenden Konsum von PC, Fernsehen, Kino, etc. ist nur eine andere, vielleicht krassere Form dessen, was sich sonst in Museen, Theatern und sonstigem abspielt: Menschen suchen nach etwas, das sie auf einer unbedingt nicht-realen Ebene anspricht.

  14. #14
    Zitat Zitat von Viviane Beitrag anzeigen
    Dieses Thema erinnert mich sehr an mein aktuelles Essay über „Rollenspiel im Alltag“ - wann sind wir wirklich wir? Und spielen wir Rollen bewusst oder unbewusst?
    Wir atmen sehr bewusst sobald wir zu wenig Luft haben.

    Zitat Zitat
    Keiner der Autoren, Zeichner, und wohl auch die absolute Minderheit der Leser hat solche Muskeln, solche Heldentaten verbracht oder ist so einer Frau auch nur ansatzweise so nah gekommen.
    Ich habe soeben den...wie hieß es noch mal.."Die Perfekte Masche" gelesen und muss dies dementsprechend verneinen. Es gibt durchaus Autoren, die ähnlich aussehenden Frauen nahe gekommen sind...wobei angesichts dessen, dass das Buch in Kalifornien spielt, würde ich annehmen, das solchige nicht darunter waren. Die Frau dort auf dem Bild zeigt zu wenig Gerippe für Kalifornien.

    Zitat Zitat
    Warum sind Fantasy-Szenarien (oder -Aspekte) in Videospielen usw. meist interessanter als reale Szenarien?
    Weil sie einfach zu lesen sind? In Fantasy gibt es keinen Charles Kinbote, selbst in den besseren wie die von Glen Cook nicht. Das schlimmste, mit dem du dich auseinander setzen musst, ist das dich das böse Imperium zum Verbrecher erklärt aber niemand raubt dir dein Lebenswerk mit Fähigkeiten, die du selbst nicht trainiert hast und für die du keinen Konter besitzt.
    Fantasy ist immer in einem gewissen Maße Utopisch, d.h. wie die Utopie überdeckt es eine riesige Menge an Verneinungen gegenüber der Realität unter rhetorischen Hakenschlägen.

  15. #15
    Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
    Ich denke mal, was wir heute erleben, den überschäumenden Konsum von PC, Fernsehen, Kino, etc. ist nur eine andere, vielleicht krassere Form dessen, was sich sonst in Museen, Theatern und sonstigem abspielt: Menschen suchen nach etwas, das sie auf einer unbedingt nicht-realen Ebene anspricht.
    Genau. Sie suchen Transzendentes. Früher nahm diese Funktion vorallem die Religion ein. (Auch wenn sie das heute [leider] meist nichtmehr tut) Der kleene Bauer ist halt über seinen zwangsabgegebenen Zehnten viel weniger deprimiert, wenn er weis, dass er dafür im Himmel tausenfach entlohnt wird. (Ob ihr nun glaubt, dass das ganze nur erfunden ist, oder [wie ich], dass es real ist spielt keine Rolle. Diese [noch] nicht-reale Welt entfaltet dennoch ihre Wirkung). Später waren es dann die Traumwelten der Romantiker [zB. Eichendorf] und die Alptraumwelten der Schwarzen-Romantik [zB. E.T.A. Hoffmann],
    und heute ist es halt die "so called" "Fantasy" (hach - immer diese Anglizismen - ... wie ich sie liebe). [Dass diese Gattung tatsächlich ein Nachfolger der Romantik ist, wird zB. auch daran deutlich, dass Cornelia Funkes "Fantasy"-Roman "Tintenherz" in den Buchrezensionen amerikanischer Zeitungen häufiger als "Neu-Romantisches Buch" geführt wurde]. Wie auch immer ... Auf jeden Fall braucht der Mensch Transzendenz im Leben, ansonsten wird er furchtbar unglücklich. Der Mensch SEHNT sich nach dem Nicht-Realen, nach dem Märchenhaften, ... Nach dem Über-Natürlichen. Diese Sehnsucht ist es die den Menschen antreibt. Sie lässt ihn Liebesbeziehungen und Freundschaften eingehen. Sie lässt ihn kreativ sein, ihn große Werke vollbringen. Sie lässt ihn anderen Menschen Gutes tun. [Sie ihm komplett madig zu machen wäre also denke ich falsch]. Aber sie lässt den Menschen auch aus guten Glauben heraus Kriege beginnen. Sie lässt ihn aus Überzeugung morden, Brandschatzen. Und heutzutage eben auch vor dem Bildschirm verwahrlosen.

    Egal womit der Mensch also dnun diese Sehnsucht befriedigt ... sei es nun Religion, Kunst, Musik, Literatur, Film, PC-Spiele, Online-Spiele oder Communeties, P&P RPGs, etc - völlig egal, muss darauf geachtet werden, dass das ganze nicht zu einer NEGATIVEN Sucht wird (positive Süchte gibt es ja durchaus auch ... zB. Wenn ein Mensch [und sei es nur durch eine psychische "Störung" (eg. Helfersyndrom)] danach süchtig ist anderen gutes zu tun, und damit glücklich ist ... warum sollte man ihn "heilen" ? ... ) ...

    Aber wie gesagt, solange das ganze negative (zB. Leute die aus religiöser Überzeugung Kriege vom Zaun brechen, Künstler die sich erschießen um ihre Leiche als bestes "Kunstwerk" zu hinterlassen, Musik-Verehrer, die ganau das tun was ihnen ihre obskure Lieblingsband im Liedtext diktiert, leute die sich am Liebsten auch in echt in Bücher lesen würden, Leute die sich nach dem gucken von AVATAR umbringen wollen, um so nach Pandora zu gelangen, Menschen die vor dem PC verwahrlosen, etc.) Auswirkungen hat, sollte man es unterbinden ...


    BTW. hier noch ein Interview-Zitat von der bereits weiter Oben erwähnten Frau Funke, dass zum Thema passend ist:
    Zitat Zitat von http://www.zeit.de/2008/48/KJ-Interview-Funke?page=all
    ZEIT: In Tintenherz kommen die Bösewichte aus einem Buch, herausgelesen von dem begnadeten Vorleser Mortimer. Es wird sehr klar, dass Spannung und sogar Grauen in der Fantasie eine wunderbare Sache sein können – in der Realität aber sind sie für die Betroffenen absolut scheußlich. Das klingt fast wie eine Warnung vor Büchern.

    Funke: Das ist auch eine Warnung! Bücher können wie Drogen sein, sie können uns das Interesse an menschlicher Gesellschaft nehmen, uns die Welt nur noch mit den Augen anderer sehen lassen, uns einspinnen in die unbegrenzte Freiheit vorgestellter Welten. Aber gleichzeitig lehren sie uns auch, durch diese Welten unsere eigene zu begreifen und nicht nur uns selbst, sondern auch andere zu verstehen – und sie machen die Welt so viel größer!

    Trotzdem, meine Figur Elinor, die Büchernärrin, möchte einmal den Mond anschauen, ohne dass ihr zehn Zitate dazu einfallen. Und mein englischer Verleger war entsetzt, weil die Helden im letzten Teil der Tinten-Trilogie einfach in den Büchern verschwinden. Sie müssen zurückkommen!, sagte er mir: So verlangt es das Genre! Und ich erwiderte, dass sie bei mir eben nicht zurückkommen in die so genannte wirkliche Welt. Um genau diesen Zwiespalt geht es mir: Unsere wirkliche Welt besteht doch auch zu achtzig Prozent aus Träumen, Vorstellungen, Annahmen – aus Fantasie! Und höchstens zu zwanzig Prozent aus wirklichem, handfestem Kaffeekochen. Fabulieren ist die größte menschliche Freiheit. Geschichten füttern dieses ewige Gefühl: Sehnsucht.
    Geändert von Jerome Denis Andre (22.01.2010 um 14:30 Uhr)
    Das Licht
    Wir sind in trauer wenn · uns minder günstig
    Du dich zu andren · mehr beglückten: drehst
    Wenn unser geist · nach anbetungen brünstig:
    An abenden in deinem abglanz wes't.
    Wir wären töricht · wollten wir dich hassen
    Wenn oft dein strahl verderbendrohend sticht
    Wir wären kinder · wollten wir dich fassen -
    Da du für alle leuchtest · süsses Licht!
    Stefan George

  16. #16
    Ich wollte eigentlich auch meinen Senf dazugeben, finde aber in Diomedes' und vor allem in Jeromes Beitrag zu viele intelligente und richtige Schwerpunkte, als dass ich noch sehr viel hinzuzufügen hätte, außer vielleicht einen letzten Verallgemeinerungsversuch:

    Dem von Jerome genannte Streben nach Transzendenz geht absolut jeder Mensch nach, weshalb man in moderneren Definitionen von Eskapismus auch nicht mehr von Realitätsflucht spricht, nur weil es der Begriff so beinhaltet, sondern von der Schaffung einer artifiziellen oder virtuellen Realität. Dieser Schaffensprozess nennt sich dann Kultur und wurde von Menschenbeginn an wahrgenommen. Wenn man nun davon ausgeht, dass auch solche Größen wie Sprache, Philosophie und Wahrnehmung Teilrealitäten sind, welche in einem kulturhistorischen Zusammenhang entstanden sind, ist Eskapismus die Quelle unserer intellektuellen und kulturellen Identität. Mit der Virtualität kommt dem nun nur noch ein weiterer, sehr bewundernswerter Faktor hinzu. Hier jetzt auf einmal Gefahren und Süchte gesteigert oder gar als prinzipielles Produkt zu sehen, halte ich für kurzsichtig, nicht jeder Gläubige ist Fanatist, nicht jeder Künstler schneidet sich ein Ohr ab und nicht jeder denkfähige Mensch schreibt seine Version von "Mein Kampf". Demnach ist Flucht ins Virtuelle durchaus produktiv und bis zu einem gewissen, raisonablen Punkt förderungswert.

  17. #17
    Und gilt das jetzt auch für Conan?
    Oder für die "Vergewaltigungsoptionen", die einige in Second Life eingebaut haben? Ist ja letztendlich auch nur das Flüchten, weil die Realität eben jene Möglichkeit nicht ohne weiteres bietet.

    Schöne Posts bis jetzt!

  18. #18
    Zitat Zitat
    Genau. Sie suchen Transzendentes. Früher nahm diese Funktion vorallem die Religion ein.


    Ein weiteres Beispiel für Literatur als Religionsersatz wäre Scientology. Ich glaube zwischen Sadomaso-Lebensstil und Pyramidenspiel-Schemen wird ersichtlich, warum Literatur einen sehr, sehr schlechten Religionsersatz abgibt.

    Zitat Zitat
    Dem von Jerome genannte Streben nach Transzendenz geht absolut jeder Mensch nach, weshalb man in moderneren Definitionen von Eskapismus auch nicht mehr von Realitätsflucht spricht, nur weil es der Begriff so beinhaltet, sondern von der Schaffung einer artifiziellen oder virtuellen Realität. Dieser Schaffensprozess nennt sich dann Kultur und wurde von Menschenbeginn an wahrgenommen. Wenn man nun davon ausgeht, dass auch solche Größen wie Sprache, Philosophie und Wahrnehmung Teilrealitäten sind, welche in einem kulturhistorischen Zusammenhang entstanden sind, ist Eskapismus die Quelle unserer intellektuellen und kulturellen Identität.
    Entschuldigung, aber das Streben nach Transzendenz ist kein Monsterschlachten um Gold für ein Epic Mount zusammen zu kratzen. Bitte vergleich deine Einübung des Kapitalismus im Kleinen nicht mit meiner - oder irgend einer - Religion.

    Ich finde es zudem lustig, dass du Steinäxte bauen, Perlen bohren und das Zusammenleben von Mensch zu Mensch und Mensch zu Umwelt regulieren als virtuelle Tätigkeit bezeichnest.
    Natürlich, die Interaktion mit der Umwelt wird durch Videospiele ebenfalls reguliert, aber weder in besonders sinnhaft noch produktiver Weise.

  19. #19
    Zitat Zitat von Jerome Denis Andre
    Genau. Sie suchen Transzendentes. Früher nahm diese Funktion vorallem die Religion ein. (Auch wenn sie das heute [leider] meist nichtmehr tut) Der kleene Bauer ist halt über seinen zwangsabgegebenen Zehnten viel weniger deprimiert, wenn er weis, dass er dafür im Himmel tausenfach entlohnt wird. (Ob ihr nun glaubt, dass das ganze nur erfunden ist, oder [wie ich], dass es real ist spielt keine Rolle. Diese [noch] nicht-reale Welt entfaltet dennoch ihre Wirkung). Später waren es dann die Traumwelten der Romantiker [zB. Eichendorf] und die Alptraumwelten der Schwarzen-Romantik [zB. E.T.A. Hoffmann],
    und heute ist es halt die "so called" "Fantasy" (hach - immer diese Anglizismen - ... wie ich sie liebe). [Dass diese Gattung tatsächlich ein Nachfolger der Romantik ist, wird zB. auch daran deutlich, dass Cornelia Funkes "Fantasy"-Roman "Tintenherz" in den Buchrezensionen amerikanischer Zeitungen häufiger als "Neu-Romantisches Buch" geführt wurde]. Wie auch immer ... Auf jeden Fall braucht der Mensch Transzendenz im Leben, ansonsten wird er furchtbar unglücklich. Der Mensch SEHNT sich nach dem Nicht-Realen, nach dem Märchenhaften, ... Nach dem Über-Natürlichen. Diese Sehnsucht ist es die den Menschen antreibt. Sie lässt ihn Liebesbeziehungen und Freundschaften eingehen. Sie lässt ihn kreativ sein, ihn große Werke vollbringen. Sie lässt ihn anderen Menschen Gutes tun. [Sie ihm komplett madig zu machen wäre also denke ich falsch]. Aber sie lässt den Menschen auch aus guten Glauben heraus Kriege beginnen. Sie lässt ihn aus Überzeugung morden, Brandschatzen. Und heutzutage eben auch vor dem Bildschirm verwahrlosen.
    First things first: Ich will es nur mal so erwähnen, dass dein Schriftbild an Unzumutbarkeit grenzt. Wenn jemand ein paar Reichtschreibfehler macht, ein Komma falsch setzt, oder ein, vielleicht zwei unsinnige Sätze schreibt, ist mir das ziemlich egal, da sag ich nichts. Soviel kann ich kommentarlos hinnehmen.
    Eine Klammer zu setzen, um Inhalte gesondert aufzuführen, ist in Ordnung. Zwei Klammern zu verschachteln, über eine gewisse Textlänge hin auch. Aber mehr als die Hälfte, fast alles in Klammern zu setzen, deutet entweder auf ein gewaltiges Problem mit sprachlich-schriftlicher Gestaltung oder geordnetem Denken hin, so als ob man sich in jedem Satz nochmal selbst unterbrechen würde.
    Ich will ja nicht pseudomodden oder rumstänkern, aber was du da fabrizierst, ist echt schon hart an der Schmerzensgrenze.

    Zum Inhalt:
    Also ich finde, du wirfst da viel zu viele Sachen zusammen, und verrennst dich dabei etwas.

    Zunächst mal ist mir Transzendenz zu spirituell geprägt, um es als Synonym für Fiktion oder Phantasie, gar für Kreativität, zu gebrauchen.
    Und Sehnsucht dann mit Bedürfnissen gleichzusetzen, ist noch grenzwertiger.
    Bedürfnisse unterliegen einer regelmäßigen Erfüllung zum Erhalt des Seienden. Oder anders ausgedrückt: Ich esse jeden Tag, um nicht zu verhungern.
    Sehnsüchte dagegen beschreiben ein inneres Verlangen, etwas, das einen um den Verstand bringen kann, etwas, das nur schwer und schon gar nicht regelmäßig zu realisieren ist, manchmal auch gar nicht. Sehnsüchte sind vor allem nicht rational. Sie charakterisieren sich eigentlich erst dadurch, dass sie aus dem logischen Kontext ausbrechen, oder eine Grenzüberschreitung enthalten. Es würde mich eigentlich wundern, wenn beide Dinge über die selbe psychische Grundlage verfügen, und nur eine ähnliche neurologische Reaktion auslösen.
    Und selbst wenn, dann würde trotzdem wirklich niemand auf die Idee kommen, beide Begriffe so zusammenzukehren, weil man sie unterschiedlich assoziiert, und das auch nicht ohne Grund, oder weil es die Illuminaten so wollen. Die Vielfalt der Begriffe hat meistens einen Hintergrund, was Synonyme auch nicht ganz unproblematisch macht. Man kann Worte nicht beliebig austauschen, weil man weiß, dass sie andere Wirkungen haben, und damit nicht mehr genau das selbe meinen.
    Alles als eine Sehnsucht zu charakterisieren, wird weder den Verhältnissen gerecht, noch ist das Wort wirklich passend.

    Was ich insgesamt problematisch finde, ist, dass du nun alles mögliche auf diese "Sehnsüchte" oder gar eine einzige zurückführen willst, und die Auswüchse dessen so aufführst, als ob sie sich wirklich nur darauf zurückführen lassen, dabei haben diese Dinge miteinander nicht wirklich viel gemein. Du beschreibst es so, als unterliege alles ein und dem selben Prinzip, und alle Folgen haben ein und die selbe Ursache. Das ist nicht nur eine sehr vereinfachte, sondern vor allem eine falsche Darstellung der Dinge.

    Einer willkürlichen Handlung, die mit einem Ziel determiniert ist, liegt der Wille zugrunde, sie auszuführen, und über sie das Ziel zu erreichen. Wenn dieser Wille nun eine Sehnsucht darstelle, und das Ziel etwas für sich Übernatürliches, würdest du jede willentliche Handlung als unkontrollierbares Greifen nach etwas Unmöglichem beschreiben. Das macht schonmal keinen Sinn, denn entscheident ist doch, dass etwas möglich ist.
    Dies dann auch noch mit Kreativität in Zusammenhang zu bringen, macht es nur noch schlimmer, vor allem in der Reihenfolge, in der du sie erwähnst (Sehnsucht lässt uns Kreativ sein). Kreativität ist ein Werkzeug. Es hilft uns dabei, uns ein Ziel jenseits des Gegenwärtigen zu setzen, um es in der Zukunft zu erfüllen. Wohlgemerkt nicht das einzige Werkzeug, dessen wir uns bedienen, es sei denn, man wolle Kreativität selbst nochmal als Globalprinzip darstellen. Wenn wir einer Sehnsucht nach dem Unvorstellbaren nachgehen, die es uns erst ermöglicht, das Unvorstellbare wahrzunehmen, und es vorstellbar zu machen, wäre das so, als ob das ungelegte Ei die Henne schlüpfen ließe.

    Insgesamt ist mir dein aufgestelltes Prinzip viel zu einfach gestrickt. Du lässt zu viele Dinge, die das Bewusstsein prägen, und Handlungen beeinflussen, außer Acht, und versuchtst, alles auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, wo keiner sein kann. Und da du alles so unsinnig drastisch darstellst, verstehe ich auch nicht, was das noch mit dem Thema zu tun haben soll.
    Was du an negativen Auswirkungen hier schilderst, sind eigentlich nur solche, die auch über drei Ecken nicht mit dem eigentlichen Gegenstand Fantasy, Fiktionaliät oder second life in Beziehung zu bringen sind, wobei es so viel naheliegendere, mögliche Auswirkungen gibt, die zumindest Frau Funke einigermaßen treffend, wenn auch überspitzt, beschrieben hat.

    Btw. ist Fantasy ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Wörter eine eigene Dynamik aufbauen können, und mehr sind als "hohle Anglizismen". Wer heute von Fantasy spricht, meint nicht "Phantasie" sondern bezieht sich schon sehr konkret auf Elfen, Drachen, Magie und Heldensagen. Wer so für reine Sprachkultur schwärmt, schneidet sich nur selbst ins Bein, wenn er eingegliederte Worte ersatzlos streichen will, und verkennt dabei was Sprache ausmacht. Vor dem etymologischen Hintergrund scheint mir dieses Jammern über Anglizismen auch der größte Witz, weil sich deutsch und englisch ziemlich verwand sind.
    Und wer so für das "deutsche" schwärmt, soll mal versuchen, alle französischen, lateinischen, griechischen, jiddischen, slawischen und was weiß ich noch alles für Begriffe, die sich über die letzten paar hundert und mehr Jahre in der Sprache verfestigt haben, zu vermeiden.
    Fände ich sowieso mal spannend, zu sehen, wie weit Althochdeutsch noch für moderne Unterhaltungen taugt.

    Zitat Zitat
    zB. Wenn ein Mensch [und sei es nur durch eine psychische "Störung" (eg. Helfersyndrom)] danach süchtig ist anderen gutes zu tun, und damit glücklich ist ... warum sollte man ihn "heilen" ? ... ) ...
    Weil diesen Menschen aus ihrem zwanghaften Verhalten ernste Probleme entstehen? Damit angefangen, dass solche Leute für sich selbst und ihre eigenen Probleme meist nicht genug Zeit und Energie aufbringen, dadurch körperlich und seelisch über ihre Kapazitäten beansprucht werden, kann das sogar so weit gehen, dass sie sich mit Bürgschaften in den finanziellen Ruin bringen, strafbar machen, oder wegen Vernachlässigung ihrer Gesundheit schwere gesundheitliche Schäden davontragen. Von den psychischen Störungen mal ganz zu schweigen.

    Zitat Zitat von La Cipolla
    Oder für die "Vergewaltigungsoptionen", die einige in Second Life eingebaut haben? Ist ja letztendlich auch nur das Flüchten, weil die Realität eben jene Möglichkeit nicht ohne weiteres bietet.
    Die Realität bietet die Möglichkeiten auch, aber mit dem Manko, dass sie in den meisten Ländern strafbar sind.
    Geändert von Diomedes (22.01.2010 um 21:42 Uhr)

  20. #20
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Entschuldigung, aber das Streben nach Transzendenz ist kein Monsterschlachten um Gold für ein Epic Mount zusammen zu kratzen. Bitte vergleich deine Einübung des Kapitalismus im Kleinen nicht mit meiner - oder irgend einer - Religion.
    Ich vergleiche hier gar nichts mit Religionn, ich vergleiche lediglich die Bedürfnisse des einen mit den Bedürfnissen des anderen und sehe, dass beide dieses Bedürfnis, nach Transzendenz zu streben, haben. Natürlich ist auch das Monsterschlachten und Gold für ein Epic Mount sammeln die Suche nach Transzendenz, was ist denn daran so schlimm oder unverständlich? Warum sollte man sich dem sonst hingeben? Warum schütten unsere Schießmichtot-Drüsen nach solchen tollen Erfolgserlebnissen denn sonst Dopamin aus?

    Ich würde niemals die Demut, die ich meinem Gott gegenüber empfinde, mit der recht leichtfertigen Ehrfurcht vor dem nächsten Donjon-Boss oder die Zeit, die ich davne, mit der Zeit, die ein Spieler im WoW-Universum verbringt, vergleichen. Trotzdem strebe sowohl ich als auch strebt er nach einer Form von Transzendenz. Dass diese Formen gänzlich unterschiedlich sind, dürfte doch bitteschön klar sein.

    Zitat Zitat
    Ich finde es zudem lustig, dass du Steinäxte bauen, Perlen bohren und das Zusammenleben von Mensch zu Mensch und Mensch zu Umwelt regulieren als virtuelle Tätigkeit bezeichnest.
    Als was denn dann? =3 Seit mich die Probleme meiner Familie aus denkwürdigem Anlass nicht mehr interessieren, sehe ich davon ab, so etwas als Selbstverdummung im Sesammantel zu beschreiben.

    Zitat Zitat
    Natürlich, die Interaktion mit der Umwelt wird durch Videospiele ebenfalls reguliert, aber weder in besonders sinnhaft noch produktiver Weise.
    Wie produktiv ist ein Gebet? Wie produktiv sind theologische oder philosophische Diskussionen? Wie produktiv ist das Nachgrübeln über Metaphysik? Wie produktiv ist ein Theaterbesuch? Bücher zum Vergnügen lesen?
    Jau, so ein Spieler könnte seine Zeit um einiges besser nutzen, aber was er mit seiner Freizeit anstellt, ist bis zu einem gewissen Grad dann auch seine Sache. Transzendenz ist nie produktiv oder sinnhaft in den Augen derer, denen diese Form von Transzendenzstreben nicht zusagt. Ich davne auch lieber als levelnd durch irgendwelche Fantasy-Spielwelten zu ziehen und ich lese lieber ein gutes Buch, als dass ich mich mit Questtexten langweile. Ist meine Zeit dadurch aber besser oder schlechter genutzt?

    Zitat Zitat von Diomedes
    Zunächst mal ist mir Transzendenz zu spirituell geprägt, um es als Synonym für Fiktion oder Phantasie, gar für Kreativität, zu gebrauchen.
    Und Sehnsucht dann mit Bedürfnissen gleichzusetzen, ist noch grenzwertiger.
    Bedürfnisse unterliegen einer regelmäßigen Erfüllung zum Erhalt des Seienden. Oder anders ausgedrückt: Ich esse jeden Tag, um nicht zu verhungern.
    Ich vermute, er spielt hier auf den mir sehr lieb gewordenen Maslow an, bei dem das Bedürfnis nach Transzendenz die Pyramide komplettierte. In diesem Zusammenhang wäre "Transzendenz" zumindest ein sehr gut gewählter Begriff und der Bedürfnisbezug durchaus logisch.
    Geändert von Mordechaj (22.01.2010 um 22:20 Uhr)

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