Dein neues Spiel hat mich sehr überrascht. Kaum meine ich, deine Masche im Schlaf aufsagen zu können, krempelst du dich um. Die Spielmechanik der Areale, in denen ich die Kontrolle ausübe, ist wie gehabt - und damit also gut.
Mit dem Spielzuschnitt im Ganzen lieferst du aber etwas Neues. Das gefällt mir schon einmal aus Prinzip, weil ich jeden artig beklatsche, der funktionierende, aber routinierte Muster für ein Experiment preiszugeben bereit ist. Ein Kelven als ambitionierter Geschichtenerzähler, der das Spielen nur noch als verbindenes und in der Spielzeitsumme nachrangiges Element sieht, ist mir neu. Das kehrt die alte Gewichtung gehörig um.
Die Handlung selbst hat es allerdings nie so richtig geschafft, mein Interesse abzuholen. Diese Internatskabalen und Zickenkriege sind einfach nicht mein Stoff. Und ausgerechnet das ist nun der (gefühlte) zeitliche Hauptbestandteil. Ich bin aus drei Gründen drangeblieben. Einmal vertraue ich als bekennender "Ich gucke nach dem Namen des Entwicklers"-Spieler nahezu blindlings auf früher gesammelte positive Erfahrungen und grummele nicht gleich, wenn es einmal minder unterhaltsam beginnt. Und immer gerade rechtzeitig, wenn mir all die Hänselgeschichten in einer Ausführlichkeit dargeboten wurden, der ich auch gerne aus dem Weg gegangen wäre, kam ja doch wieder ein spielbarer Abschnitt. Vor allem aber - und das ist für mich das große Plus deines neues Projekts - hast du diesmal einen Gestaltungswillen an den Tag gelegt, der nicht nur die einzelnen Schauplätze teils wunderschön einkleidet, sondern insbesondere das Ineinandertreten der beiden Welten mit beneidenswerter Ausdruckskraft zur Geltung bringt. Auf diese Szenen habe ich mich dann immer besonders gefreut und diese zweite Umkehrung des sonst von dir Gewohnten hat mich sehr eingenommen.
Spaß hat es gemacht, sonst hätte ich es auch nicht durchgespielt, aber mehr Spielbares und weniger Teeniemelodram hätten mir besser gefallen.
Ein paar Kleinigkeiten noch: