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Ritter
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Absztrakkt - Das Buch der drei Ringe
Ich bin unheilbar krank
Und beim Arbeitsamt bekannt als Gesellschaftsgegner und Querulant
Keiner stellt mich ein, denn arbeiten kann ich nur allein
Für die meisten Arten von Teams bin ich einfach zu eigen
Mein absolutes Highlight des an potentiellen Kandidaten nicht armen Jahres. Noch einmal eine gewaltige Steigerung gegenüber dem Erstlingswerk "Dein Zeichen!", melodischer, längere Spielzeit und vor allem stellenweise extrem wütend. Schade nur, dass es nicht auf CD sondern lediglich als Download (aber immerhin ungeschützte MP3s mit 320 kbit/s) verfügbar ist.
Tua - Grau
Ich wünschte mir diese Stadt wär nicht so ekelhaft voller Leben und
So unperfekt, ich vermeide jede Begegnung
Ich will Sterilität, Logik, Ordnung und Durchschaubarkeit
Mein Kopf ist ein KZ-Experiment an Traurigkeit
"Tua" ist definitiv meine Neuentdeckung des Jahres. Auf Youtube hatte ich bereits einen Auftritt bei der Battle-Veranstaltung "Feuer über Deutschland" gesehen, wo er meiner Meinung nach kläglich versagt hat, aber wer dieses Album hört, wird merken, dass diese Ecke ihm generell nicht liegt. Was hier an Experimentellem und wirklich Neuem (im Gegensatz zu den langweiligen pseudo-revolutionären Kirmes-Techno-Ausflügen anderer Rapper) zu finden ist, erstaunt gerade angesichts Tuas doch eher jungen Alters. Noch nie zuvor, und das meine ich vollkommen ernst, habe ich Rap dermaßen perfekt mit selbst eingespielten(!), orientalisch und elektronisch beeinflussten Stücken (die Komplexität geht weit über die gewöhnlicher Beats hinaus), Klaviermusik und stellenweise ganzen Gesangspassagen zu einem solchen kleinen Meisterwerk verschmelzen sehen.
PCP - Lache und die Welt weint mit dir
Der Panzer rollt, Kaiser Jotta mit Lorbeerkranz
Hält grüßend den Schwanz ins Volk und steckt dein Dorf in Brand
Ihr habt ihn sofort erkannt, denn er ist ganz schön voll
Mit sieben verfiel er dem Alkohol dank seim Forschungsdrang
Nachdem mich die "Menschenfeind" EP ein wenig enttäuscht hat, ist es umso erfreulicher, dass dieses Album wirklich super gelungen ist. Interessant finde ich insbesondere, dass sich ein thematischer roter Faden durch die CD zieht. Hier und da aufgelockert durch ein paar Spaß- oder Battletracks wird die Welt zuerst mit Alkohol übergossen, dann angezündet und schließlich wieder neu aufgebaut.
Amewu - Entwicklungshilfe
Jeder fragt sich, warum sich das Leben hier im Land verschlimmert
Roland Koch gab uns die Antwort: das sind die Migrantenkinder
Du bist ein sehr guter Christ und Jesus ist an deiner Seite
Triff dich im Problembezirk mit ihm und ihr schmeißt einfach Steine
Der als Freestyle-Rapper bekannte "Halbgott" macht auch auf seinem Debüt-Album eine erstaunlich gute Figur, trotz seiner Aussage, das Studio eher zu hassen. Thematisch wirklich interessant bis poetisch, gute Gastauftritte und außerdem eine persönliche Widmung auf der CD. 
Lediglich der Flow wirkt, was aber stellenweise sicherlich auch der hohen Geschwindigkeit geschuldet ist, ein wenig monoton.
Clueso - So sehr dabei
Keine Lust, aufzustehn, auch wenn der Tag sehr sanft beginnt
Du hältst dich seufzend über Wasser bis der Horizont verschwimmt
Ein Blick aus deinem Fenster, doch deine Gegend scheint dir fremd
Wenn niemand an dich, niemand an dich denkt
Für mich der erste CD-Kauf mit "richtiger" Musik seit langer Zeit und auch, wenn man Clueso sicherlich dem Genre des Pop (oder Singer-Songwriter-Pipapo) zuordnen könnte, widerspricht er sehr sympathisch den üblichen Klischees, sowohl gesanglich als auch textlich. Dass seine Wurzeln eigentlich im Rap liegen, merkt man ihm noch immer ein wenig an, aber er hat definitiv eine erfrischende und für seine Stimme angemessene Wandlung vollzogen.
Flop:
JAW und Hollywood Hank - Menschenfeind
Ein Teil deines Hypothalamus belegt die Steinofenpizza
Und du wählst den Freitod wie Hitler
Du warst ein Spast, deine Bitch sieht das ähnlich
Und verziert mir mit Lippenkosmetik stilistisch den Penis
Trotz des noch immer überdurchschnittlichen Levels, auf dem sich diese Scheibe bewegt, hat sie meine enorm hohen Erwartungen leider nicht komplett erfüllt. Vor allem "Holly" schafft es nicht, an glorreiche alte "Soziopath"-Zeiten anzuknüpfen und wirkt teilweise ideenlos und langweilig. Auch "Jotta" rettet da auf der ohnehin zu kurzen Spielzeit trotz einiger guter Passagen nicht mehr alles. Zum gelegentlichen Anhören taugt die Scheibe allemal, aber ein paar dem vielversprechenden Titel angemessene Inhalts-Tracks hätten der EP mit Sicherheit besser gestanden.
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