Ich bin fast ein bisschen beeindruckt. Du hast dich stilistisch wirklich unheimlich verbessert (auf einige Unfeinheiten gehe ich gleich noch ein) und die Thematik ist um einiges feinfühliger, als das zu anderen Zeiten der Fall war; ich bin mit der Überblendung vom klassischen Begriff der Hybris in den atheistischen Sinn zwar nicht einverstanden und irgendwie hast du Nietzsche auch immer noch nicht ganz verstanden, das hat der Focus aber auch nicht und letztendlich hast du doch einen sehr eingängigen Themenkomplex geschaffen, der dein eigenes Glaubensempfinden wiederspiegelt, ohne anderen eine Marke aufdrücken zu wollen. Du hast damit die Phase der Trivialliteraten, die manch anderer erst mühselig überwinden muss, ausgelassen und hast dich gleich zu kritischem Stoff gemausert - das verdient Lob.
Ein bisschen skeptisch bin ich doch noch, aber wenn du weiter in ähnlicher Qualität schreibst, steht deinem Lernprozess eine sehr interessante Zukunft bevor.
Ich würde das ganze nicht Fabel nennen. Fabeln haben eine sehr feste Form und Funktion und können auch nichts anderes als episch sein. Dein Text ist auch nicht prosaisch. Nenn's einfach Gedicht, das trifft es doch ganz gut.
Einige Verbesserungsvorschläge:
1: RechtschreibungZitat
2: Zeichensetzung
3: Versstil (Metrum und Kadenzen)
4: Ausdruck
Immer noch Obacht mit der Zeichensetzung: Es muss nicht am Ende jedes Verses ein Komma stehen, der Zeilenumbruch trennt genug. Viel wichtiger sind Kommata im grammatikalischen Sinne, gerade wenn du mit Sachen wie Enjambements arbeitest.
Kadenzen beibehalten: Wenn du alle Verse mit männlichen Kadenzen versiehst, dann bleib bei dem Verfahren; Unregelmäßigkeiten sind allegorische Hinweise. Ich bin mir sicher, dass das hier nur Zufall war.
Verse auf Stolperstellen überprüfen: e-Laute am Wortende im Versinneren werden gerade in derart klassischer Gedichtform synaptisch gelesen, sprich "alle andern" liest sich " _ / _ ". Hingegen "all die anderen" " / _ / _ " . Das hat sich vermutlich mit den Lateinischen Metren eingeschlichen, die Franzosen reden den lieben langen Tag so. Du liest zwar nicht "allandern" oder "alldiandern", aber metrisch macht das eben einen Unterschied. Das sind ganz komische Feinheiten, die dann irgendwie doch für den Klang der Verse wichtig sind; - zu den Grundlagen gehört das jedenfalls nicht und ich hab das auch erst nach 4 Jahren Latein so beiläufig in Erfahrung gebracht.
Ansonsten: Besser als "nicht schlecht", nämlich "relativ toll", das kann ich ohne Scham so sagen. Bitte weiter so und mehr davon.
Einen Kommentar kann ich mir nicht verkneifen: So formatiert formt das Gedicht irgendwie die Urne, in dem die Asche von Gottes Leichnam aufbewahrt wird... Oder den Heiligen Gral, aber das kommt auf's Gleiche raus.