In diesem Thema soll es um die Frage gehen, ob sich Buch, Film oder Spiel am besten zum Transportieren eine Geschichte eignet, also die Entfaltung einer Geschichte, das Erzeugen der Atmosphäre und der Gefühle, die dabei entstehen, am besten ermöglicht.
Ich will einmal zusammenfassen, welche Vor- und Nachteile es für jede Kategorie gibt. Diese sind durchdacht, mit Sicherheit aber nicht vollständig und teilweise sind es nur meine Erfahrungen.
Buch (Romane)
Es gibt im Grunde genommen zwei Einflüsse, die beim Buch eine Rolle spielen. Einmal der geschriebene Text und dann die Vorstellung des Lesers. Anders als in Film und Spiel gibt es weder Bilder noch Musik. Die Fantasie des Lesers wird permanent gefordert und macht Lesen zu einer aktiven Beschäftigung. Ein Schreiber hat im Grunde genommen nur eine Möglichkeit – wenn auch eine sehr umfangreiche – Methode, um die Leser zu beeinflussen und das auszusagen, was er will bzw. die gewollten Gefühle zu transportieren.
Ein Buch ist ein Werk, das unfertig präsentiert wird. Der Leser vollendet es.
Im Gegensatz zu Film und Spiel ist der direkte Arbeitsaufwand geringer und Romane stammen zu einem überwiegenden Teil von Einzelpersonen, die die Hilfe anderer oft nur zu Korrekturzwecken und Verbesserungen u.Ä. in Anspruch nehmen.
Im Gegensatz zum Film dauert es vergleichsweise lange, bis der Leser eine Bindung zu den Charakteren aufbaut und die mit dem Buch verbundenen Gefühle sehr stark werden.
Film (Spielfilm/Zeichentrick/Anime/Serien usw.)
Ein Film ist fertig, bevor er präsentiert wird. Er beeinflusst (manipuliert) die Gefühle des Zuschauers, indem er auf die Sinne Sehen und Hören eingeht. Das Denken ist selbstverständlich unerlässlich, aber das Zusehen ist eine passivere Tätigkeit als das Erschaffen der Bilder im Geist.
Durch die Musik ist es möglich, die Gefühle sehr viel einfacher oder stärker zu beeinflussen oder gar in eine ganz andere Richtung zu lenken. Die aktuelle Atmosphäre wird maßgeblich von der Musik geprägt. Unabhängig davon, ob es dem Zuschauer auffällt oder nicht, wird er stark von der Musik beeinflusst (wobei das nicht grundsätzlich zutrifft, sondern vom der Musik abhängt).
Die Bilder, die ganzen Szenen sind schon vorgegeben. Der Zuschauer muss sie in den Zusammenhang einordnen, also verbinden. Mehr nicht.
Das Medium Film ist sehr mächtig, doch dadurch beschränkt, dass es ein sehr hoher Aufwand ist, seine Vorstellungen und Intentionen gerecht in einen Film umzusetzen. Ein Schreiber hat den Vorteil, dass seine Grenzen mit seiner Vorstellungskraft enden, während Filme die Zusammenarbeit von meistens sehr vielen Personen erfordern und infolgedessen einen sehr hohen Arbeitsaufwand mit sich bringen. Es ist bei Weitem nicht jedem möglich, einen Film zu drehen, der seinen Vorstellungen entspricht.
Spiel (Rollenspiel)
Ein Videospiel beeinflusst (manipuliert) den Spieler sowohl durch Bilder als auch durch Musik. Hinzu kommt die Interaktion. Ich gehe mal davon aus, dass das Spiel dem Erzählen einer Geschichte große Wichtigkeit beimisst.
Anders als Film und Buch besteht ein Spiel nicht permanent aus Handlung. Die Handlung ist in den meisten Fällen größtenteils obligatorisch, kann aber teilweise optional oder beeinflussbar bzw. grundlegend veränderbar sein. Trotzdem muss erwähnt werden, dass ein Spiel nicht nur aus Handlung besteht.
Die Musik hat dieselbe Macht wie beim Film. Eventuelle sogar größere, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Musik in den meisten Fällen einen stärkeren Einfluss ausübt, wenn man sie schon öfter gehört hat. Dies geschieht bei einem Spiel, denn die Musik wiederholt sich teilweise. Bei einer Serie ist das ebenfalls der Fall, da werden Musikstücke wiederholt, aber in Filmen ist es generell so, dass nur die musikalischen Themen wiederholt werden, nicht jedoch das Musikstück selbst (es gibt natürlich Ausnahmen).
Die Interaktion hat den Nachteil, dass die Geschichte unterbrochen wird und ggf. in den Hintergrund rückt. Sie hat den Vorteil, dass sich der Spieler stärker mit der Welt identifizieren kann, wenn er in ihr handelt. Außerdem kann die Aktionsmöglichkeit auch lebendiger machen (oder besser gesagt vielseitiger), da man in Filmen und Büchern generell auf eine Möglichkeit beschränkt ist, während man im Spiel z.B. mit den Leuten reden kann, es aber nicht tun muss und so weiter.
Insgesamt hat ein Spiel aber einen sehr großen Nachteil in dieser Hinsicht: Es wirkt unrealistisch bzw. die Personen wirken teilweise nicht menschlich oder lebendig. Dies zeigt sich durch das Verhalten von NPCs, die ihre Texte ständig wiederholen, die reden, ohne dass er Spieler etwas sagt (mich sprechen Leute nicht immer an, wenn ich vor ihnen stehe), die zu spielbezogen reden ("Drücke A zum Springen", "Ich hörte, Fledermäuse hinterlassen Fledermausflügel, wenn man sie besiegt" usw.) Insgesamt wirkt die Spielwelt nur in Szenen (also Filmszenen) durch und durch glaubhaft (wobei auch nicht immer), hat aber dafür den Vorteil, dass sich die Atmosphäre ständig ausbaut.
Synchronisation, d.h. Sprache in Tonform in Spielen und besonders Filmen ist natürlich ein weiteres Mittel, um den Zuschauer oder Leser zu beeinflussen. Eine gute Synchronisierung kann Szenen viel emotionaler und lebendiger machen.
Es gibt auch noch Visual Novels, die sich durch Musik, Bilder (keine Videos) und primär Text entfalten. Interaktion gibt es teilweise, jedoch ist der Fokus immer auf der Geschichte; die Interaktion ist minimal und wird eingebunden, um den Spieler Einfluss auf die Geschichte nehmen zu lassen (geringen oder auch größeren), unterbricht jedoch die Handlung nicht. Man könnte sie als eine Mischung von Film, Buch und Spiel bezeichnen: Durchgehende Handlung, Forderung der Fantasie des Spielers/Lesers, geringe Interaktion, Musik, Bilder. Hierbei ist die Interaktion nicht immer vorhanden; nicht alle Visual Novels bieten Interaktionsmöglichkeiten.
Weitere Arten, die populär sind, sind mir nicht bekannt. Reizvoll wäre für mich aber die Zusammenarbeit von Text und Musik. Das werde ich ggf. in der Zukunft mal ausprobieren. Die Vorstellungskraft wird stark gefordert, aber die Gefühle, die erzeugt werden, können durch die Musik stärker gesteuert werden und haben eine größere Auswirkung.
Nun ist die Frage, was ihr am geeignetsten haltet, um eine Geschichte bzw. Gefühle zu vermitteln. Vielleicht entsteht hier ja eine ganz interessante Diskussion.