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Thema: Forenrollenspiel 'Westwind' Tag 9 / Nacht 9

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Die Luft war ungewöhnlich kalt und das Meer presste sich wütend an den Strand, als eine dunkle Gestalt aus den Büschen vor das Feuer trat. Nachdem sich eure Augen an das Licht des Leuchtfeuers gewöhnten, könnt ihr Carmen ausmachen. Doch statt ihrer üblichen Frisur, ihrer leicht schmutzigen Kleider und ihrer grimmigen Miene stand sie wie verwandelt vor euch: ihre Haut war von Runen und getrocknetem Blut übersät, ihre Kleider mit Ruß und Kohle schwarz gefärbt und ihre Miene so bedrohlich und stark, dass ihr es kaum wagt, ihr länger in die Augen zu blicken.

    Doch die Roma blickte in die Augen jedes einzelnen von euch und hob ihre bemalten Arme, in deren Händen ihr ein Kaninchen und einen Dolch erkennen konntet. „Für dieses Ritual brauche ich die Kraft und die Gedanken eines jeden aus dieser Runde.“ Langsam und bedrohlich sanken ihre Hände wieder, der Dolch bedrohlich nahe an jenen, die zu Vorderst saßen. „Tut, was ich euch befehle, denn die Geister werden jede Schwäche ausnutzen.“, sagte sie leise, doch keinem entging ein Wort. „Summt diesen Ton bis zum Ende des Rituals und blickt stets nur auf mich. Lasst euch nicht durch eure Gedanken, Geschehnisse oder Schreie ablenken, wenn euch euer Leben lieb ist.“ Sie schloss die Augen und summte einen tiefen Ton. Nachdem einige in diesen urigen Gesang eingestimmt hatten, öffnete Carmen sie wieder. Aus ihrer Tasche kramte sie Stroh und Sandelholz hervor, welches die Roma kurzerhand hinter sich ins Feuer warf. Eine Stichflamme züngelte dem Himmel entgegen und verströmte einen fremdartigen, betörenden Geruch.
    Die Zigeunerin trat hinter Thomas, holte tief Luft und stach den Dolch mit voller Wucht in das Kaninchen, doch es gab keinen Laut von sich, obwohl Blut an der Hand der Roma hinunterfloss. Die Zigeunerin bewegte sich tanzend und mit einer Anmut, die man ihr ob ihrem Gemüt wohl nie zugetraut hätte, um Thomas herum und es fiel euch schwer, ein Muster in ihren Bewegungen zu sehen. Dabei sang sie in einer fremden Sprache, die Bilder von Geistern und verstorbenen Tieren in euch hervorrief. Das Blut des Kaninchens, das sie fest in ihrer Hand hielt, floss beharrlich auf den sandigen Boden, fast unbeeindruckt von den Drehungen der Zigeunerin, als wäre sie aus einer anderen Welt.

    Als sie plötzlich in ihrem Gesang endete, war ein nahezu perfekt gezeichnetes Pentagramm auf dem Sand vor euch zu erkennen, in dessen Mitte Thomas saß. Seine Hände und Füße waren gefesselt und sein Gesicht verriet, wie fest die Schnüre gezogen wurden.

    Carmen legte das Kaninchen beiseite. „Ihr Geister, die ihr diesen Mann besetzt haltet! Ich sage euch den Ba’Ur, den Krieg, an!“, sagte sie mit tiefer, bedrohlicher Stimme.
    Aus ihren Beuteln holte sie eine gefährlich schimmernde Eidechse hervor, deren Füße ebenfalls gefesselt waren. Diese legte sie vor Thomas in das Pentagramm, jedoch außerhalb des fünfzackigen Sterns. Danach holte sie sieben schwarze Kerzen hervor, legte sechs an den Rand des Pentagramms und stellte sich an die Spitze ihrer blutigen Zeichnung. Sie ritze mit dem Dolch ein Zeichen in die erste Kerze. „Vertreibung! Denn diese Seele, dieser Körper soll nicht euer sein!“ Carmen entzündete sie im Feuer und rammte sie in den ersten Zacken des Sterns. Carmen ging zur nächsten Kerze. „das Gute! Denn dies soll ihn regieren!“ und auch jene bekam ein Zeichen und wurde entflammt. Bei der dritten Kerze rief die Roma: „Schutz! Denn vor euch soll er geschützt sein!“ und übergab den Docht den Flammen. „Gewalt! Denn sie war euer Mittel!“ war das Zeichen der vierten Kerze und „das Böse! Denn es war eure Kraft!“ rief die Zigeunerin, als der letzte Zacken des Sterns seine Kerze bekam.

    Ziel und Zwang! Denn du wirst der Geister neue Heimat!“, rief Carmen, ritzte das sechste Zeichen in die sechste Kerze, entzündete sie und rammte sie vor die Echse in den Boden. „Geleit und Kraft! Denn dies wirst du brauchen!“, ritzte sie in die letzte Kerze ein, gab ihr Feuer und befestigte sie in Thomas‘ Hand.

    Nun umgaben sieben Kerzen und eine Zeichnung aus Blut den gefesselten Richter wie die Eidechse. Ein riesiges Feuer brannte hinter ihm, während etliche Augenpaare auf die dunkle Zigeunerin starrten, die wieder in den Summton einstimmte.

    Sie öffnete mit einem Tuch das Maul der echsenartigen Kreatur und legte das Blutnachtkraut hinein. Danach strich sie Pollen des Juhang auf Thomas‘ Gesicht und ihr meint, eine weitere Rune darin zu erkennen.

    Carmen strich das Haar des Richters beiseite, als wolle sie die Rune noch ergänzen, doch mit einer schnellen Handbewegung schnitt sie eine Locke seiner Haare ab und schnürte sie um den Hals der Eidechse.
    Danach trat sie aus dem Pentagramm heraus mit dem Gesicht zum Verfluchten: „Gebt seine Seele, seinen Körper frei! Ich gebiete dir, unreiner Geist, als Diener des Guten in der Kraft dieser helfenden Seelen, weiche! Diese Echse soll dein Heim sein immer dar!“

    Carmen begann erneut zu tanzen und in fremden Sprachen zu sprechen, dabei grunzte, schnalzte sie und ries die Augen immer wieder auf.
    Abrupt blieb sie hinter Thomas stehen und hob eine Schale über ihn empor. „Ich wasche Thomas, den treuen Richter, Euer frei!“, und sie goss die Milch der Kokosnuss, die mit ihrem eigenen Blut vermischt war, über Thomas‘ Haupt, ohne aber seine Kerze zu löschen. Danach fiel sie hinter ihm in Ohnmacht – gefährlich nahe am Feuer.

  2. #2
    Lif hatte das gesamte Ritual skeptisch betrachtet. Er glaubte zwar nicht, dass dieser Zigeuner-Hokuspokus irgendeinen Effekt hatte, aber Carmen schien es wichtig zu sein und er konnte (hübschen) Frauen nunmal keinen Wunsch abschlagen...
    Als er nun sah, wie Carmen zusammenbrach, eilte er schnell hin, und zog sie ein Stück von dem Feuer weg. Dann legte er vorsichtig eine Decke (die er rein zufällig von Balthasaras Lager genommen hatte - der würde sich über die Flecken von Carmens Kriegsbemalung schön ärgern) über sie. Da Carmen von der ganzen Sache wohl ziemlich erschöpft war, lies er sie ansonsten erstmal schlafen.
    Thomas ignorierte er völlig. Auch wenn er seit der Stabsache noch sicherer war, dass es sich bei ihm um keinen Verfluchten handelte, hieß das noch lange nicht, dass er ihn sonderlich leiden konnte. Sollte ihn irgendjemand anderes losbinden.

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