Mit steels Erlaubnis kapere ich diesen Thread mal vorübergehend, um ein von mir geschriebenes Review zu veröffentlichen, dass sich da imo recht gut einfügt. ^^" Ladies and Gentlemen, ich präsentiere: das Grauen! *Applaus*
#012
STAR CRASH 2 (2005)
oder
Die erschreckende Antwort auf die Frage: "Kann Teil 2 noch grottiger werden?"
Um das gleich vorwegzunehmen: Ja, kann er, und zwar um Längen die ich nicht für möglich gehalten hätte. O___O Eine eindeutige Kaufempfehlung für hartgesottene Trash-Fans, aber auch eine Warnung: Diesen Film sollte man sich nicht betrunken ansehen, man muss am Höhepunkt seiner geistigen und körperlichen Fitness sein, um den halbwegs unbeschadet zu überstehen! x__X
Man kann nicht sagen, dass er schlecht ist – so wie man nicht sagen kann, dass Krieg und Massenmord "schlecht" sind. Es würde dem ganzen Grauen und dem verursachten Leid für unzählige Menschen einfach nicht gerecht.
Der Film ist nicht so schlecht, dass er schon wieder gut ist – er ist mindestens so schlecht, dass er schon wieder nicht mehr "schon wieder gut" ist, imo bis zu dem Punkt, an dem er doch schon wieder so viel schlechter als "schon wieder gut" ist, dass er schon wieder gut ist. Ein Meisterwerk, ein Epos des sadistisch Schlechten!
Aber genug der Einleitung.
Also erstmal, für alle die "Star Crash" kennen: Der Film hat so ziemlich null mit ihm zu tun, außer dass sich die Macher praktisch sämtliche Weltraumszenen 1:1 aus dem anderen Film zusammenkopiert haben, teils sogar vorwärts und rückwärts abgespielt um das Ganze länger erscheinen zu lassen. Demnach ist natürlich auch die Super-"Hand von NOD"-Raumstation der Bösen 1:1 die Gleiche wie in "Star Crash", ohne dass darauf speziell eingegangen würde. Aber egal, ich nehme vorweg…
Eins nur noch: Obwohl damit auch die herrliche Besetzung des ersten Teils fehlt, wurden zumindest Egdon und Stella praktisch durch Zwillinge ersetzt, zumindest vom Aussehen. Und, bei Stella, auch von der Nuttigkeit her. Aber ja, eins nach dem anderen…
Der Film verliert keine Zeit und springt gleich in den "Plot": König Zanon vom Planeten Exolon, optisch stark an die beißende Karikatur eines Faschings-Prinzen erinnernd, steht in einem von einem Kindergarten-Workshop liebevoll als Science-Fiction-Kommandozentrale eingerichteten Weinkeller. Ein Soldat tritt an ihn heran und berichtet beunruhigt von einem nicht identifizierten Raumschiff, das sich nähert. "Oh nein, Oraclon, der böse König der Nacht!", weiß der König zum Glück sofort Bescheid. "Seit tausend Jahren herrscht Frieden in der Galaxis, aber ich habe schon befürchtet, dass er auftaucht." Genau wie ich zwei Mal die Woche genau weiß, dass ich diesmal sicher im Lotto gewinne. <__<
Und schon sieht man das königliche Wissen bestätigt, als sich auf dem Fernseher im Hintergrund ein Video-Chat mit Oraclon öffnet. Nichts von wegen "Wir empfangen eine Kommunikation" – "Auf den Schirm!", nein: in diesem Universum kann jeder jederzeit jede Kamera und jeden Monitor einschalten und anzapfen, den er will. Zum Bösewicht: Hat man es in Star Crash noch subtil gehalten, und den Zuschauer selbst herausfinden lassen, dass der Bela-Lugosi-Verschnitt mit Namen "CountSatanZartan" kein Guter ist, ist man in Star Crash 2 kein Risiko mehr eingegangen und hat den unter Filmwissenschaftlern als "Der '300'-Ansatz" bezeichneten Weg gewählt. Auch bekannt als: "Der muss ja böse sein, schaut euch mal an wie schwarz der ist!" Aber ich bin geschichtlich nicht bewandert, vielleicht im Italien der frühen 80er noch ein akzeptierter Ansatz.
Die Produzenten haben sich damit aber ohnehin nicht begnügt, nein – um Octalon noch furchteinflößender zu machen, wurde ein Kostüm das eine wilde Mischung aus ABBA, Blinden-Disco und Flash-Cosplay darstellt, sowie eine Extraportion Glitzer im Bart hinzugefügt. Seht selbst, wenn ihr von diesem blutrünstigen Höllenwesen in euren Alpträumen verfolgt werden wollt:
Nichts für Zartbesaitete! Und dabei ist der Film ab 6 Jahren…
Das nur ein kleiner Exkurs, weiter im Plot. Die beiden Könige scheinen sich recht gut zu verstehen und sind sogar per Du, allerdings hat Octalon doch schlechte Nachrichten: "Das ist keine meiner üblichen friedlichen Erkundungsflüge in deine Galaxis!" Eine Information, die im Kontext so ziemlich keiner der bisherigen Informationen irgendeinen Sinn ergibt. Aber bitte. Zanon hat das schon befürchtet, will sich aber trotz der offensichtlich erdrückenden Übermacht (Warum greift Octalon noch mal erst jetzt an? o_O) nicht ergeben, sondern tapfer kämpfen. Seine entsprechende Erwiderung auf Octalons Monitor wird dabei von einem dramatischen Kamerazoom auf sein Gesicht begleitet – offensichtlich durchgeführt von einem übereifrigen Kameramann, der ja keine Ahnung haben konnte, wie grenzenlos bescheuert das auf einem starr abgefilmten Kommunikationsschirm aussehen würde. Egal, es kommt jedenfalls zum Kampf.
Ah, endlich, das Stichwort für fünf Minuten von aus Star Crash ge-copy/pasteter Weltraumschlacht, komplett mit sichtbaren Schnüren, dreimal hintereinander abgespielten Kameraeinstellungen und Explosionen, bei denen anschließend der Staub nach unten (Weltraum!) sinkt.Einer der Offiziere ("Egdon 2", aka "Pudelkopf 2", aka "Lithan") versucht den König dazu zu bewegen, alle Raumschiffe einzusetzen, aber der denkt gar nicht daran. "Ich will keinen einzigen Piloten opfern, selbst wenn dafür der ganze Planet dran glauben muss!" Zu Befehl, Boss, also nur die ferngesteuerten (Sprachsteuerung, btw, Lithan brüllt demnach einfach dauernd "Feuer!" – herrliche Erinnerungen an den "ersten Teil" werden wach XD) Roboterschiffe. Hoffentlich reichen die etwa drei Stück für den Kampf gegen die Mächte des Bösen.
Aber klar, sie durften ihre Ab-6-Wertung natürlich nicht durch tote Piloten gefährden.
Es kommt jedenfalls wie's kommen muss, der König der Nacht ist am Gewinnen, der Exelon-Hauptcomputer wird (in einem Raum o_O") von einem Laser getroffen, die Niederlage scheint unausweichlich. Da kommt der König langsam drauf, dass er auch um Hilfe ansuchen könnte. Leider hat keiner seiner Verbündeten ein Telefon, weswegen ein Schiff aufbrechen muss. Sicher wird das schnell genug sein, um rechtzeitig vor der Vernichtung des Planeten mit Verstärkung zurück zu sein – Octalon hat ja mit der Planeten-Flotte erst nach fünf Minuten den Boden aufgewischt gehabt.
Egal, der König hat jedenfalls wie immer die Lösung parat: "Wir müssen Plan Y einsetzen!" – "Plan Y? Aber der ist doch noch in der experimentellen Phase!" – "Wir haben keine Wahl!" Kein Scheiß, sowas könnte ich mir gar nicht selber ausdenken. XD Wobei das nichts im Vergleich zu späterem ist, aber das nur als Teaser – oder Warnung.
"Plan Y" besteht offensichtlich darin, dass zwei mehr oder weniger willkürlich ausgewählte Leute in einem Raumschiff ihre Haut retten, während der Rest des Planeten vor die Hunde geht. Eindarauf. Ausgewählt werden Lithan ("Du bist der einzige meiner Offiziere, dem ich vertrauen kann!" – leicht erbärmlich für den König eines ganzen Planeten, wenn man mich fragt…) und die Tochter des Königs, Bella Star.
Ah, Bella Star. Welchem "Star Crash"-Charakter sie nachempfunden ist, ist wohl nicht schwer zu erahnen, aber keine Nuttigkeit Seiten Stellas konnte einen darauf vorbereiten, wie Bella gleich zu Beginn des Films (und als Prinzessin, statt als Schmugglerin o_O) auftreten würde. Stellt euch eine Mischung aus einer Prinzessin und einer Tänzerin in einem Nachtclub in St. Pauli vor, und nehmt von der Prinzessin möglichst nur die Krone, dann kommt ihr ungefähr hin. Ihr Outfit ist ein im ABBA-Stil bemalter Neopren-Anzug, der an zwei strategischen Stellen diagonal durchgeschnitten wurde (der Stoff wurde auf geschmackvolle Art durch vereinzelte Strass-Steine ersetzt), was darin resultiert, dass ihre linke Brust notdürftig mit einem aufgeklebten Stern bedeckt werden musste.
Ja: eine Prinzessin, deren linke Brust nur von einem aufgeklebten Stern bedeckt wird! Wäre das in unserer Gegend auch üblich, hätte es die parlamentarische Demokratie sicher deutlich schwerer…
Gut, die beiden fliehen also, der König aktiviert einen "Ultra-Giga-Strahlen-Magneto-Schutzschild" (oder so) um sie, damit sie fliehen können. Und keine Sekunde zu früh, entschließt sich doch gerade da Octalon dazu, ernst zu machen. "Setzt die Überlicht-Schnell-Werfer und die Planeten-Bomben ein!" Die Namen sprechen wohl für sich, kein Kommentar. Jedenfalls bekommen wir einen wunderschön gemachten Spezialeffekt zu sehen (NOT! – aber das war wohl klar. ^^"), in dem Exelon vernichtet wird. Octalon ist es auch irrsinnig wichtig, die beiden letzten Überlebenden zu vernichten und nimmt die Verfolgung auf (erleichtert dadurch, dass er ja ihre Web-Cam anzapfen kann, wie anfangs geschildert, und sie anscheinend auch ihre Koordinaten auto-twittern). Eine Portion grauenhaft schlecht gemachtes Technik-Gebrabbel und weiteren Weltraum-Action-Recyclings später haben die Helden Octalons Flotte abgehängt, müssen aber für eine dringende Reparatur notlanden.
Zufällig auf der Erde, wie sich herausstellt.
Falls ihr der Story bis hierher btw nicht folgen konntet, euch über die tatsächlichen Details von "Plan Y" und das Verstärkung-Holen o.ä. wundert, keine Sorge: Wie sich herausstellt spielt der sogenannte "Plot" in den restlichen 75 Minuten nur etwa fünf Minuten lang auch nur die geringste Rolle. Der Film ist mitnichten ein Weltraum-Abenteuer à la "Star Wars", wie so ziemlich alles an der Verpackung oder dem Namen andeuten will – was er wirklich ist, wird sich bald herausstellen. Weiter mit der Hand…, äh, dem Film:
Frisch gelandet lassen die beiden gleich das Raumschiff stehen und machen sich munter auf den Weg. Wohin? Nun, das bleibt ein Geheimnis, aber anscheinend auf die Suche nach einer Raumschiff-Werkstatt. Anders wäre es jedenfalls nicht zu erklären, warum sie fürs Reparieren des Schiffes von ihm weggehen müssen. Egal, jedenfalls sieht man bald (bzw. hat man es durch einen Kameraschwenk schon vorher gesehen), dass der Planet bewohnt ist. Welche Zivilisationsstufe die Bewohner haben, ist allerdings lange unklar, nachdem die Produzenten anscheinend Statisten von etwa fünf verschiedenen anderen Filmen ausgeborgt haben. Von Steinzeitmenschen mit Steinen und primitiven Äxten, über Altgriechen mit Togen und Speeren/Schwertern bis hin zu Leuten, die verdächtig nach Hippies auf Naturverbundenheits- und LSD-Trip aussehen, ist alles vertreten.
Wann immer es aber auch ist, an der Kleidung lässt sich eindeutig erkennen, dass Nähmaschinen, Färbemittel, Waschmaschinen und Ariel Color bereits erfunden sind. Die Gewänder sind tatsächlich so fleckenlos rein, dass es selbst in diesem riesigen,akkumulierten Regiefehler von einem Film noch negativ auffällt! (Wie sich später herausstellt, ist das übrigens die Erde der Zukunft, deren Zivilisation durch einen Atomkrieg nahezu komplett vernichtet wurde. Erklärungen für die krassen Unterschiede im Technologie-Stand sowie den immensen Wissensverlust seit unserer Zeit werden wir aber wohl nie bekommen.)
Die Eingeborenen fackeln jedenfalls nicht lange und beginnen, die beiden von einem Felshang herab mit Steinen zu bewerfen. Lithan wird das schnell zu blöd und er feuert, entgegen Bellas weibischem Pazifismus, einen Warnschuss in den Felsen ab, der prompt einen der Angreifer zu Sturz bringt. Die Wilden fliehen jedenfalls schnell und berichten ihrem Häuptling (don't get me started on him…), Außerirdische seien gelandet, hätten sie angegriffen und wollten sie alle vernichten. Auf die Frage des Häuptlings, ob sie sie provoziert hätten, antworten sie wahrheitsgemäß, sie hätten bloß reden wollen, die Außerirdischen hätten sie aber angegriffen. Ahja.
Währenddessen sieht man weitere Erkundungen unserer beiden Helden, und hier wird's richtig krank! Zuerst kommen sie zu einem Fluss. Nichts besonders würde man meinen, doch nicht so Lithan:
– "Oh mein Gott, was ist das für ein Zeug?"
– "Das ist Wasser! Ich habe es mal in der intergalaktischen Mineraliensammlung meines Vater gesehen."
OK, gehen wir mal gnädig über den Part mit "Mineralien" hinweg, aber: Wollen die uns ernsthaft weis machen, dass sich diese hochentwickelte Zivilisation von komplett nach Menschen aussehenden Wesen vollständig ohne Wasser entwickelt hat? WAS ZUM TEUFEL? Es gibt einen Punkt, an dem die Fiction in SF bloß zugunsten der Andersartigkeit nur noch lächerlich ist, und "Was ist Wasser?" kann man von dort aus nicht mal bei klarer Sicht schon sehen. x__X
Aber es wird noch besser. Noch… wissenschaftlicher. Kurze Zeit später kommen sie nämlich bei einem im Gras liegenden Pärchen vorbei – diesmal ganz eindeutig Hippies – denen sie beim Knutschen zuspannen. Dialog:
– "Was machen die da?"
– "Vielleicht ist das ihre Art zu kommunizieren ohne dass man sie hören kann?"
Es stellt sich heraus, dass diese hochentwickelte Zivilisation von komplett nach Menschen aussehenden Wesen nicht nur vollständig ohne Wasser auskommen, sondern auch ohne jede Form von Sex. Nochmal, so was könnte ich mir nie ausdenken, vertraut mir! Es geht aber noch ein Stück weiter:
–"Wollen wir das auch probieren?"
Ahja, der logische Gedanke. Wenn ich jemanden Zeichensprache sprechen sehe, fuchtle ich danach ja auch zusammen mit einem Zweiten in der Luft rum, in der Hoffnung die Sprache plötzlich wie auf Knopfdruck zu beherrschen.Naja, wir sehen jedenfalls eine der seltsameren Kussszenen der Filmgeschichte, und wundersamerweise schlägt der Versuch auch noch fehl. Weitere derartiger Peinlichkeiten bleiben uns zum Glück fürs erste erspart, es geht weiter mit etwas, das man mangels Alternativen nun langsam ernsthaft als den Plot betrachten muss.
Um es kurz zu machen: Bella und Lithan tappen in den miserabelsten Hinterhalt aller Zeiten (nachdem sie erst noch mit ihren Fernbedienungs-Ringen angegeben haben, mit denen sie anscheinend Lagerfeuer nach Belieben ein- und ausschalten können – warum auch immer (zu beidem)), werden gefangen genommen und Bella verbietet Lithan, ihnen den Weg freizuballern. Bei der Festnahme spricht der Häuptling übrigens schon zu den beiden, aber noch kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob sie tatsächlich die gleiche Sprache sprechen. (Wie man später sieht tun sie das natürlich. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt auch noch daran gezweifelt?)
In einer fairen Gerichtsverhandlung (Bella und Lithan sind nicht anwesend und der Häuptling sagt einfach nach kurzem allgemeinem Gemurmel: "Wir wollen sie alle tot sehen!" Warum zum Teufel habt ihr sie dann gefangen genommen?!? It's "Star Crash" all over again…) wird für die Außerirdischen anschließend die Todesstrafe durch Verbrennen festgesetzt. Der Häuptling teilt ihnen das bedauernd neben dem Scheiterhaufen stehend mit. Warum er sich die Mühe macht, wo die beiden doch anscheinend DAS BÖSE sind, weiß man nicht. Jedenfalls kommt es natürlich nicht so weit: Von Schaulustigen auf einer Anhöhe beim Scheiterhaufen stolpert plötzlich ein kleines Mädchen und hängt nur noch an einem dünnen Ast über dem sicheren Tod. Alle ringsum kreischen natürlich nur dämlich, während Lithan aus dem Stand 20 Meter in die Höhe springt, das Mädchen rettet und dann wieder zurück springt. Ja, der kann das. Und ja, nur dieses eine Mal im ganzen Film, auch wenn das noch öfter praktisch gewesen wäre. Der Film hat doch deutlich mehr mit Star Crash gemeinsam als gedacht… Zumindest die spontanen Einweg-Mutantenfähigkeiten.
Jedenfalls, wenig überraschend, sind plötzlich alle totale Fans der beiden. Lithan zieht die einzig mögliche Schlussfolgerung: "Sie scheinen mich für eine Art Gott zu halten." Klar, bloße Dankbarkeit wäre ja keine Erklärung.
OK, weiter im Text. Die beiden werden von den dankbaren Einheimischen als Gäste aufgenommen und, wahrscheinlich weil die Erdlinge selbst nach Jahrhunderten der Endzeit noch immer eine Abneigung gegen ABBA-Kostüme haben, gleich neu eingekleidet. Was Bella zum Anlass nimmt, endlich in ein noch nuttigeres Outfit zu wechseln: eine Unterhose, und Oberbekleidung die praktisch nur aus Ketten besteht. Keine Ahnung, aber bei diesen "Freie Liebe"-Hippies kommt das wohl eh gut an. Anscheinend beunruhigt darüber, sie könnte mit dieser unglaublichen Menge an Stoff bekleidet viel zu seriös wirken, wirft sie sich gleich danach auch noch in eine ausgedehnte Duschszene unter einem Wasserfall – nicht schlecht dafür, dass sie vor fünf Filmminuten noch nicht wusste, was Wasser ist, oder ob es gefährlich ist. Nebenbei war auch das der Punkt, ab dem ich mir sicher war, dass der Film nur deshalb ab 6 ist, weil der Reviewer nach fünf Minuten an Magen- und/oder Hirnblutungen gestorben ist und die Behörde nicht riskieren wollte, durch eine strengheitsbedingte Beschwerde der Filmgesellschaft einen weiteren zu verlieren.
Im Stilbruch mit normalem Fanservice (nicht, dass es hier Fans zum servicen gäbe…) hat diese Duschszene aber tatsächlich Plotrelevanz! Ein Erdling bespannt sie nämlich aufmerksam während der ganzen Duscherei und als sie sich anschließend zum FKK-Sonnen ans Ufer legt geht er rüber und fängt an, sie zu begrapschen und mit einer Blume auf gerade noch jugendfreie Art zu streicheln. Ihr scheint das ziemlich zu gefallen, woraus man schließen kann, dass die Außerirdischen sexuell eh so ausgelegt wären wie Menschen, es nur in den letzten paar Jahrtausenden zufällig niemand mehr probiert hat. Klingt vernünftig. Sie knutschen jedenfalls noch etwas und er legt sich auf sie, woraufhin sich das Bild gnädigerweise verdunkelt und uns somit Zeit zur Erholung gibt, und zur Rekapitulation.
Rekapitulieren wir also: Am Anfang knappe zehn Minuten Raumfahrt-Plot, Weltraumschlacht Gut gegen Böse, blah. Danach: Was ist Sex, was machen die da, aber hm, das ist angenehm… Grübel, grübel…
Kurz und knapp: Ja, Star Crash 2 ist tatsächlich nur zu etwa 10% miserabler Star Wars-Abklatsch, der Rest ist ein wilder (und noch viel miserablerer) Mix aus Die blaue Lagune, The Virgin Suicides und einem Dutzend VOX-Softpornos. Nichts, ich wiederhole: nichts, in zehn Jahren Trashfilm-Schauen hätte mich darauf vorbereiten können! Hysterisches Gelächter erschien, neben Suizid oder Amoklauf, die einzige Möglichkeit, nicht den Verstand zu verlieren. Das Wort "Galgenhumor" kommt einem in den Sinn.
Aber wo ich schon mal angefangen habe, reviewe ich eben auch zu Ende, selbst wenn sich der ohnehin schon hauchdünne Plot nun endgültig aufgelöst hat. Bella (ich muss das jedes einzelne Mal von "Stella" ausbessern x__X) berichtet Lithan natürlich gleich von ihrem tollen Erlebnis und fragt spontan zwei vorbeigehende Frauen, ob sie nicht mit Lithan rumknutschen wollen, während sie sich deren strammen Begleiter schnappt. Alle stimmen begeistert zu, und während den nächsten etwa 30 Filmminuten gibt es praktisch keine einzige Szene, in denen Lithan nicht mit mindestens zwei (meist mehr) Frauen gleichzeitig rumknutscht. Der Schauspieler hat offensichtlich einen Agenten der etwa fünf Klassen besser ist als er selbst.
Irgendwann schleppt dann einer der Erden-Stecher Bella ab und Lithan bekommt einen Eifersuchts-Auszucker (natürlich begleitet von dem schon zu befürchtenden "Was ist Eifersucht?"), was den Zeitpunkt markiert ab dem nur noch die beiden miteinander rummachen (und Lithan seinen Harem abgeben muss
).
Bella kommt dann auch schnell drauf, dass sie doch schon mal etwas von dieser "Liebe" gehört hat: "Mein Vater erzählte mir vor tausenden Jahren davon – aber er sagte, wenn man die Liebe wiederentdeckt verliert man die Unsterblichkeit!" – "Drauf geschissen, ich will ficken!" Die Antwort habe ich etwas dramatisiert, aber nicht viel, und so wurde ein Neun-Stunden-Sideplot aus "Herr der Ringe" hier etwas unzeremoniös in knapp zehn Sekunden abgehandelt. Und wir doch nicht von dem Softporno-Plot erlöst. :-/ Während wir noch fluchen, rekapituliert Lithan weiter: "Wir wurden von Geburt an zu Wissenschaftlern erzogen, deswegen hat man uns von Liebe ferngehalten." OK, ganz davon abgesehen, dass Darwin zu dem Ansatz wohl ein, zwei Dinge zu sagen hätte, die klügsten Köpfe von Sex fernzuhalten: Sie wurden seit Jahrtausenden zu Wissenschaftlern ausgebildet, haben in der Zeit aber nie etwas von Wasser gehört? Ganz abgesehen davon, dass Lithan gegen Anfang eher wie ein Soldat als wie ein Wissenschaftler wirkte – und Bella wie eine Stripperin. o_O
Aber anscheinend hat zu dem Zeitpunkt auch Octalon gemerkt, dass die Story etwas in eine falsche Richtung läuft, und greift erlösenderweise die Erde mit seinen Lasern an. "Ach, kleckern wir nicht rum, nehmen wir gleich eine der Planetenbomben!", wird es ihm schnell zu langweilig. Sein Flottenkommandant muss ihn aber enttäuschen: "Wir hatten nur eine, und mit der haben wir Exelon zerstört." – "Ach, verdammt, müssen wir wieder aufs nächste Sonderangebot warten! Aber diesmal nehmen wir gleich drei, bei so einem Galaxis-Eroberungsfeldzug kommen doch mehr Planeten zusammen als gedacht…" Wieder wurde nur der letzte Kommentar von mir verändert – Planetenbombe hatten sie wirklich nur eine einzige auf einem Galaxis-Eroberungsfeldzug mit. x__X
Unten auf der Erde ahnen unsere Helden aber nichts davon, dass sie es mit derartigen Turnbeutelvergessern zu tun haben und werden panisch. Lithan geht sogar so weit, sich nicht nur die Hose, sondern sogar ein Hemd anzuziehen, was er einen Großteil seines Erdenbesuchs wacker vermieden hat. "Wir müssen hier verschwinden, wir sind schon viel zu lange hier", meint Bella, woraufhin Lithan leider einfällt: "Mist, vor lauter Schustern habe ich ganz vergessen, das Raumschiff zu reparieren!" Dann noch diverses Blabla, warum er das nicht jetzt machen kann, und dass Oraclon sie aufspüren wird, sobald sie fliehen. Keine Ahnung, nicht verstanden, schien aber ohnehin keinen Unterschied zu machen.
Der Häuptling konfrontiert sie dann nämlich damit, dass sie Verderben über den Planeten gebracht haben, und er sie leider bitten muss, wieder wegzufliegen. Bella meint daraufhin, dass sie gerne bleiben würde (offensichtlich hat sie dem alten Knacker nicht zugehört), aber die Erdlinge nicht weiter gefährden will und darum mit Lithan den Planeten verlassen wird. Alleine der Vorschlag stellt für den Häuptling anscheinend einen Affront dar, und er erwidert, dass das überhaupt nicht in Frage kommt, sie bleiben gefälligst hier ihre Gäste. Bella lässt aber nicht locker, sie würde es sich nie verzeihen wenn den Erdlingen ihretwegen etwas zustoßt – sie müssen verschwinden. Da wird der Häuptling ganz grantig: Die beiden werden seine Gäste bleiben, ob sie wollen oder nicht! Er befiehlt seinen Untertanen, die beiden ins Gefängnis zu werfen. Unsere Helden wehren sich diesmal jedoch und schießen Laserstrahlen aus ihren Händen ab, um der Gefangennahme zu entgehen, und fliehen zu ihrem Raumschiff. Dass sie bisher ihre Laserpistolen anscheinend bloß zur Dekoration mit sich rumgeschleppt haben, fällt bei diesem möglicherweise tatsächlich bescheuertsten Dialog des ganzen Films – und, denkt dran, wir reden hier von einer Konkurrenz mit "Was ist Wasser?" und ähnlichen Giganten – fast schon unter den Tisch. Zeigen wir das Ganze noch mal in Zeitlupe:
– "Ihr habt Unheil über uns gebracht, bitte verlasst unseren Planeten!"
– "Wir können nicht bleiben – wir werden fortreisen, dann seid ihr in Sicherheit."
– "Das kommt nicht in Frage, ihr bleibt natürlich unsere Gäste und wir kämpfen mit euch!"
– "Nein, bitte, das würde nicht gut gehen! Wir beide müssen fliehen um euch zu schützen. Wir würden es uns nie verzeihen, wenn euch etwas zustößt!"
– "Was, ihr wagt es zu widersprechen? Soldaten, werft sie in den Kerker!"
– "Sterbt, ihr dreckigen Maden, die es gewagt haben Hand an uns zu legen!"
Autsch.
Nun, Stella und Lithan fliehen jedenfalls von der Erde, ihr Raumschiff wurde zum Glück von Heinzelmännchen im Nu repariert. Octalon ist ihnen bereits auf den Fersen, was die beiden aber nicht sonderlich stört: Allein an Bord des Raumschiffes haben sie nach den letzten stressigen und grauenhaft angezogenen Minuten endlich mal wieder Zeit, ordentlich zu pudern. Blöderweise haben sie noch immer nicht ihre Web-Cam abgesteckt und so sehen wir uns die folgende Softporno-Szene (samt geschmackvollem Farbfilter, wie schon vorher bei ähnlichen Szenen) zusammen mit einem erstaunten Octalon an. Er lässt sich erst ziemlich viel Zeit, erstaunt zuzusehen, dann entschließt er sich aber doch, die beiden zu vernichten. Gerade rechtzeitig ändern die ihre Prioritäten aber doch auf "Überleben > Sex" (bzw., "Später öfter Sex > ein letztes Mal Sex" *kratz*) und entwickeln einen teuflischen Plan, der ihre spontan postulierten neuen Mutanten-Fähigkeiten beinhaltet, die sie durch die Macht der Liebe erhalten haben. Glücklicherweise schaltet Octalon während der folgenden Besprechung anscheinend auf seine Lieblings-Sitcom um – oder er fand es unsportlich, einfach die geheimen Pläne zu seiner Vernichtung mitanzuhören. Sachen wie unabsichtlich eingestöpselte Web-Cams können ja jedem mal passieren – naja, nur ihm in Zukunft wohl nicht. Egal.
Bella kontaktiert Oraclon und ergibt sich bedingungslos. Der ist zufrieden, dass sie endlich Einsicht zeigt und lässt die beiden, bewacht von einer Armee von fast fünf lasch dahinschlapfenden Soldaten, zu sich auf die Kommandobrücke bringen. Zum Beweis, dass er mit seiner Zeit sinnvolleres angefangen hat als die beiden, präsentiert er ihnen seine Gefangen: die Könige der Galaxis, die er nun unterworfen hat. Die Könige schauen allesamt mindestens so dämlich aus wie Zanon vom Anfang, was die Vermutung aufkommen lässt, dass in dieser sex- und wasserfreien Galaxis Könige durch einen Bad-Taste-Contest bestimmt werden. Wohl lang nicht das blödsinnigste.
Bevor jedenfalls Bella und Lithan ihr Sklavendasein antreten, verabschieden sie sich nochmal leidenschaftlich (Nein, nicht so leidenschaftlich – selbst dieser Film lässt noch Raum für Verschlechterungen!). Anschließend küsst Bella Oraclon, Lithan schießt blaue Strahlen aus seinen Augen auf Bella und Oraclon explodiert, was bei dem ganzen Schwachsinn die sinnvollste Option zu sein scheint. Lithan nimmt einem der unmotivierten Soldaten das Gewehr ab, feuert zweimal in die allgemeine Umgebung und bringt so die restlichen Soldaten dazu, zu fliehen, ohne an sowas wie Alarm-Schlagen oder Widerstand auch nur zu denken. Was gut ist, da Lithan das Gewehr gleich wieder wegwirft, den gleich neben ihm befindlichen Selbstzerstörungsknopf betätigt und dann mit den befreiten alten Knackern noch ein Schwätzchen hält. Von der Art "Was wollt ihr jetzt machen?" – "Oh, wir haben einen herrlichen Ort zum Pimpern gefunden!" Natürlich.
Sie fliegen also zur Erde, werden herzlich aufgenommen (der Haftbefehl ist inzwischen anscheinend schon verjährt) und es wäre wirklich toll, jetzt endlich mit "Und sie poppten glücklich bis ans Ende ihrer Tage…" schließen zu können, aber leider ist da noch ein Sache. Der Dialog, während sie zu Erde fliegen.
Bella: "Wo kann die Erde nur sein, wir finden sie einfach nicht!"
Lithan: "Wir haben schon auf dutzenden Planeten gesucht, wo ist sie nur?" Ah, dann sind in der Galaxis sicher kaum mehr welche übrig…
Bella (dreht sich zum Bug um und erschrickt): "Schau, da ist sie ja!"
Macht das es endlich aufhört! x__X
Aber natürlich, wer bis hierhin überlebt hat, steckt selbst das schon kalt lächelnd weg, und wird endlich mit der besten Szene des Films belohnt – den Credits. (Speziell wichtig für eventuelle Todeslisten…)
Zum Ende noch mal meine Empfehlung: Liebe Trashfans, wenn ihr euch für stark genug haltet: Schaut diesen Film! Glaubt mir, so etwas habt ihr noch nie gesehen. Selbst wenn ihr tatsächlich den ganzen Text durchgelesen haben solltet, was natürlich einigen der "WTF?"-Momenten ihre Wirkung raubt, sollte man ihn gesehen haben – mein bescheidenes literarisches Können kann einfach nicht der Aufgabe gewachsen sein, das Grauen dieses Films angemessen zu vermitteln.
An alle Zartbesaiteten, bzw. nicht komplett Waghalsigen, aber eindeutig die Warnung: Lasst die Finger von diesem Film, er wird euch schädigen! Ihr werdet schlecht schlafen und schweißgebadet aufwachen, ihr werdet tagelang kaum essen und vielleicht nie wieder eine Kussszene sehen können, ohne Nachwirkungen wie Schüttelfrost, Migräne oder Brechreiz zu verspüren.
Mit diesen warnenden Worten will ich das Review auch mal wieder schließen. Ich hoffe, ihr hattet euren Spaß dran. ;O Haltet auch auf Threadless.com Ausschau nach meinem in Arbeit befindlichen T-Shirt: "I watched Star Crash 2 and all I got was Tourette's SHIT COCK FUCK!"
Sozusagen als Beweisstück, aber auch für Leute die schnell noch etwas Unterhaltung brauchen: IMDB – Memorable quotes
Das alleine charakterisiert den Film eigentlich schon ziemlich gut. XD Bloß das allgegenwärtige "In delta formation!" fehlt, das sie praktisch immer wenn professionell klingender Militär-Tech-Talk gefordert war, benutzt haben.![]()