So.

Bevor ich den nächsten film review-technisch in Angriff nehme (nicht, wie angekündigt, Daredevil, sondern eine Trash-Perle namens Roboter der Sterne), hier einige Tipps für euch aus der Kategorie...

Filme, die keine Sau kennt, die aber jeder kennen sollte!

Manchmal spricht man mit Leuten über seine Lieblingsfilme aller Zeiten, oder einfach Filme, die man extrem gut fand. Als Reaktion auf die Titel einiger dieser Filme gibt's vom Gegenüber ein Achselzucken der Marke "Von was zum Teufel laberst du da?" Damit ihr - Freunde der gehobenen Filmkunst - nicht dieser Gegenüber seid, hier zwei Beispiele von Filmen, die keine Sau kennt, die aber jeder (meiner Meinung nach) kennen sollte!

Starten wir mit einer wirklich sehr lustigen Komödie aus Frankreich, die ähnlichen Fahrwassern mitschwimmt wie Snatch oder Pulp Fiction:

Crime Spree (2003)
Hier eine kurze Inhaltsangabe, entliehen von amazon.de:
Zitat Zitat
"Daniel Foray (Gerard Depardieu) ist der Anführer einer Diebesbande, die in Paris ihr Unwesen treibt. Ein angeblicher Tip führt sie nach Chicago, wo sie hoffen, mit einem Juwelenraub den großen Coup zu landen. Doch von Anfang an geht alles schief. Sie geraten in ein übles Viertel, wo sie sich gleich mit dem Anführer einer Schwarzengang anlegen. Auf der anschließenden Flucht knacken sie ausgerechnet den Wagen eines Chicagoer Gangsterbosses. Als sie sich endlich am Ziel glauben, brechen sie in das falsche Haus ein, überwältigen den Bewohner und rauben ihn aus. Zu spät bemerken sie, dass es sich um den berüchtigten Mafiaboss Zammeti (Harvey Keitel) handelt, der nun auf fürchterliche Rache sinnt. Doch nicht genug. Zammeti's Haus stand unter Beobachtung des FBI's, das natürlich an den Dokumenten und Kassetten interessiert ist, das die Gaunerquintet mitgehen ließ. Was nun folgt, ist eine unbeschreibliche Hetzjagd quer durch Chicago. Verfolgt von der Mafia, dem FBI und der Polizei versuchen die unglücklichen Ganoven, aus Chicago zu entkommen. Sie müssen sich etwas einfallen lassen, um zu überleben. Oder gelingt es doch noch, den Coup zu Ende zu führen?"
Harvey Keitel und Gerard Depardieu spielen in Hochform, aber nicht in Perfektion. Tatsächlich sind es die cool besetzten Nebenrollen, die den Film wirklich zu einem Vergnügen machen: Johnny Halliday z.B. spielt Marcus, der im Namen eines Pariser Gangsterbosses auf die Gurkentruppe aufpassen soll. Der Typ ist saucool und gleichzeitig so herrlich blöd, dass es eine Freude ist, ihm z.B. beim Verprügeln einer Rockergang zuzusehen.
Der französische Sänger Renaud spielt Zero, einen (angeblichen) Profikiller, der von sich selbst stets in der dritten Person und im Allgemeinen möglichst wenig redet. Zero ist eine offensichtliche Hommage und Parodie auf Léon der Profi und (gerade vom Aussehen her) den (2003 leider verstorbenen) 70er- und 80er-Actionstar Charles Bronson (bekannt aus der Death Wish/Ein Mann sieht rot-Reihe, Murphys Gesetz und natürlich als der "Mundharmonikamann" in Spiel mir das Lied vom Tod). Der Mann ist in diesem Film absolut brilliant.
Den Rest des Casts aufzuzählen, wäre zuviel des Guten. Der Film hat einen sehr schwarzen Humor. Aber ab der Mitte des Films steigen sowohl die Gefahr, die alle Pro- und Antagonisten hier umgibt, als auch der Bodycount und der Humor hält sich spätestens ab da vornehm zurück. Der Film punktet trotzdem über die komplette Spielzeit mit gelungenen Gags, guten Actionszenen und herrlichen Anspielungen auf Gangsterfilme wie Reservoir Dogs und Die üblichen Verdächtigen.

Leiht ihn euch aus - oder kauft ihn gleich. Wie auch immer: er ist das Geld wert!
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Sprechen wir mal von kranker Scheiße.

Wenn ich von kranker Scheiße spreche, spreche ich meistens entweder von David Lynch (Lost Highway, Mullholand Drive, Inland Empire) oder von einem anderem Vertreter des Film-Genres "Extrem kranke Scheiße". Dieser Mann heißt David Cronenberg. Der Mann ist zum Beispiel verantwortlich für Vampir-Penisse, die aus der Achsel wachsen und Menschen tollwütig werden lassen (so geschehen in Rabid), für Menschen, die erst ihre Autos zu Schrott fahren und schwerst verletzt in den Wracks danach Sex haben (Crash), für ekelhafte Mutationen zwischen Mensch und Insekt (Die Fliege) oder für LSD-Flashbacks, die Alien-Genitalien, notgeile Schreibmaschinen-Käfer mit Vaginas und Köpfe, die Sperma produzieren, hervorrufen (Naked Lunch). Hab ich das grade wirklich geschrieben? Keine Sorge, nicht in allen Filmen von ihm geht es um "Body Horror" (das Sub-"Genre", zu dem z.B. Rabid und Die Fliege gehören - also Geschichten, in denen die Veränderung des Körpers schlimme Dinge anrichten) oder Abartigkeiten beim Sex. Es gibt auch Filme wie Die Unzertrennlichen oder A History Of Violence, die im Gegensatz zu vorher genannten Produktionen zwar auch etwas abgedreht, aber prinzipiell "normal" sind.

Aber ein Film von ihm ist in Deutschland nur ziemlich schwer zu kriegen (da indiziert). Trotzdem habe ich alle möglichen Versandhäuser mobilisiert und ihn bekommen, denn ich respektiere Cronenberg für seine teilweise ziemlich kranken, aber gleichzeitig extrem genialen Ideen und verehre ihn für zwei meiner absoluten Lieblingsfilme: Zum einen einen seiner aktuelleren Filme, A History Of Violence, zum anderen den Sci-Fi-Horrortrip Videodrome:

Videodrome (1983)
Die Story ist eigentlich ihrer Zeit voraus, was Massenmedien und ihre Auswirkungen auf den Menschen betrifft: Max Renn (der großartige James Woods) ist der Besitzer eines Piratensenders, der von brutalen Actionfilmen bis hin zu Hardcore-Pornos alles zeigt, was hohe Quoten bringt. Eines Tages stößt er auf das Signal eines malaysischen Senders, auf dem Menschen (scheinbar?) zu Tode gefoltert werden. Max will daraufhin herausfinden, was es mit diesem Sender auf sich hat, und wird damit in einen Komplott verwickelt, der bis in die höheren Kreise der Regierung reicht.

Nun, was genau macht diesen Film jetzt so besonders in meinen Augen? Zum einen hat der Film den vergötterungswürdigen James Woods und die bis heute relativ heiße Deborah Harry a.k.a. BLONDIE (! Genau die 80er-Jahre-New-Wave-Blondie!) als Hauptdarsteller. Zum anderen hat der Film für seine Zeit unglaubliche Spezialeffekte, die mal wieder zeigen, dass handgemachte Splatter- und Make-Up-Effekte defintiv mehr Eier haben und teilweise auch besser, beängstigender und realistischer aussehen als CGI. Und außerdem hat er eine Message, die - wie oben erwähnt - ihrer Zeit bereits voraus war: Wie sehr Massenmedien den Menschen verändern können. Im Falle von Videodrome ist der Snuff-Porno-Sender, den Max entdeckt hat, mit einem unhörbaren Signal unterlegt, der einen Tumor am Gehirn erzeugt. Durch diesen Tumor hat man zunächst Visionen, die mit Sex und Gewalt zu tun haben. Später erzeugt dieser Tumor ein Vagina-ähnliches Organ auf dem Bauch (und ja, es sieht genauso merkwürdig aus, wie es sich liest), in das Max Videobänder gestopft bekommt, durch welche er zur willenlosen, von anderen Leuten lenkbaren Tötungsmaschine wird. Diese düstere Vision von Massenmedien, die aus Menschen tumbe Werkzeuge macht, ist meiner Meinung nach noch heute aktuell und wird irgendwie nicht alt. Und obwohl der Film indiziert ist, würde ich an eurer Stelle trotzdem mal stöbern, falls ihr auf Science-Fiction und Horror der etwas abgedrehten Art steht. Und auch für Leute, die wissen wollen, woher die Idee für die Szene aus The Ring stammt,in der Sadako/Samara aus dem Fernseher krabbelt
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So, das wäre es vorerst. Nächstes Review kommt bald. Und eins kann ich euch sagen: Es wird euch FETTICH machen!