Ich schätze mal, dass ein Großteil von der Erwartungshaltung des jeweiligen Erstellers abhängt. Und damit meine ich jetzt nicht, dass jeder prinzipiell davon ausgeht, dass ihm nur Honig ums Maul geschmiert wird.
Als ich noch ziemlich jung war, habe ich öfters einmal versucht die eine oder andere Geschichte die mir im Kopf herumgeschwirrt ist auf Papier zu bringen. Die habe ich dann immer meiner Mutter gegeben, damit sie mir sagt was sie davon hält. Daraufhin hat sie mir sämtliche Beistrich-, Ausdrucks- und Rechtschreibfehler aufgezählt, und sich meist nur sehr knapp mit dem Inhalt befasst. Das hat mich immer sehr frustriert, da ich das nur für nebensächlich hielt und eigentlich nur hören wollte, was sie über den Inhalt dachte.
Viele die sich zum ersten Mal an den RM setzen, finden es vermutlich schon so dermaßen geil, dass man überhaupt etwas spielen kann, dass sie auf Details nicht so sehr achten. Wenn ich mir meine ersten Projekte, damals noch mit dem RM95, so anschaue kommt mir das kotzen. Das sind Spiele die ich, gelinde gesagt, heute nicht einmal mehr mit dem Arsch anschauen würde. Trotzdem fand ich sie damals irrsinnig geil. Aus dem einfachen Grund, weil ich sie selber gemacht habe, und es meinem Schaffen zu verdanken war, dass sich da auf dem Bildschirm was bewegt, und man Monster plätten kann. Rechtschreibung, Gameplay, Charaktere und Story? Zur Hölle damit, ich hab's selber gemacht, geiler kanns nicht mehr werden!
Veröffentlicht habe ich nie etwas davon (eigentlich auch nichts was ich gemacht habe, als ich schon etwas bessere Projekte gemacht habe).
Im Laufe der Zeit hab ich mir dann andere Projekte angeschaut, und habe versucht festzustellen warum sie gut sind, und so ganz nebenbei auch noch, dass meine eigenen Projekte nichts taugen. Aber wie soll denn ein Projekt auch etwas taugen, wenn das Spiel welches eine Dauer von 2 Stunden aufweist, eigentlich nur aus Dingen besteht, wo man selber einmal versuchen wollte wie die Entwicklungsumgebung funktioniert, und man dabei kaum noch Platz für andere Gedanken hat.
So, genug abgeschweift. Ich schätze mal, viele die ihre Erstlingsprojekte hier vorstellen, haben eine ähnliche Sichtweise. Sie sind über glücklich, dass sich da auf dem Bildschirm überhaupt etwas bewegt, weil sie es so bestimmt haben, und interessieren sich nicht für so einen unnötigen Scheiss wie Rechtschreibung, einen einheitlichen Grafikstil und ein ausbalanciertes Gameplay. Dementsprechend sind sie dann frustriert und/oder beleidigt, wenn sie ihr Spiel präsentieren und alle genau auf diesen Dingen rumhacken, die sie eigentlich im Moment überhaupt nicht interessieren. Man will halt hören wie das Gesamtpaket so war, und hat überhaupt kein Verständnis dafür, warum jenes gleich so schlecht sein soll, nur weil halt so ein paar unnötige Details nicht passen.
Daraufhin vergeht einiges an Zeit, und langsam beginnt man damit sich nicht mehr in der eigenen Geilheit zu sonnen, sondern seine Projekte mit etwas mehr Selbstkritik zu betrachten. Ab diesem Zeitpunkt geht es dann meistens ziemlich bergauf mit den Projekten. Auch mit Kritik kann man dann besser umgehen, da man zumindest beginnt nachzudenken, was an den geäußerten Kritikpunkten dran sein könnte.
Natürlich gibt es immer wieder Leute, die mit Kritik so gar nicht umgehen können, und eigentlich nur erwarten, dass ihnen hier im Forum die Eier gekrault werden, oder einfach nur total sensibel auf Kritik reagieren. Aber das beschränkt sich meistens wohl nicht nur auf den Bereich des RM.
Als jemand der Kritik ausübt, hat man es da nicht immer leicht. Zumindest wenn man diese ernst nimmt. Man selbst hat vermutlich schon wesentlich Erfahrung mit eigenen Projekten, oder zumindest schon bei anderen Projekten gesehen wie es eigentlich gehen könnte. Natürlich will man vermitteln, was genau nun nicht passt, denn ein "Voll scheisse, ey!" bringt halt genau so wenig wie ein "Boah! Total genial, ey!" (vor allem wenns nicht stimmt), und sofern man es ehrlich mit der Kritik meint, will man dem anderen damit ja helfen. Wenn den anderen das allerdings nicht interessiert, ist's halt blöd gelaufen.
Hinzu kommt, dass man selber nur ein Mensch ist. Ich persönlich verfasse manchmal schon Kritiken die nur so vor Zynismus strotzen, und sicher dem ein oder anderen sauer aufstoßen würden. An anderen Tagen wiederrum, denke ich mir, dass ich diesen Post so auf gar keinen Fall abschicken kann.
So seh' ich das halt.