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  1. #10
    Ein paar persönliche Eindrücke meiner Zeit bei der Armee, vermengt mit rein subjektiven Meinungen und Ansichten:

    • Ob die Zeit dort Verschwendung ist oder nicht, hängt davon ab, welcher Typus Mensch man ist: Alle angehenden Manager, Selbstständige, Vorstände und sonstige Karrierejunkies, die schon mit der Geburt den Taschenrechner in die Wiege gelegt bekommen haben, um zu berechnen, wie hoch der eigene Stundenlohn hätte sein können, werden es als Verschwendung ansehen. Wer offen ist, kann interessante Erfahrungen sammeln (Aus eigener Erfahrung sind bei einer Horde Kerle auf einer Party die alten Armeekamellen oft ein verbindenderes Element als der Traditionssportverein xyz. Auf alle Fälle ist es neben dem Wetter und Fussballergebnissen mit eines der todsicheren Gesprächsthemen. Weibliche Begleiterinnen verdrehen dabei oft die Augen: Einerseits, weil sie nicht mitreden können, andererseits, weil sie die Storys schon x-mal gehört haben und sich wundern, dass mit jeder Erzählung die Darstellung facettenreicher und der eigene "Schatz" immer heldenhafter wird...)
    • Nirgends sonst lernt man einen derartigen Schnitt durch die Gesellschaft kennen. In der Armee sind alle Mannschaftsgrade, unabhängig von der Herkunft erst mal gleich... es sei denn, man ist extrem prominent (siehe Elvis, Ralf Schuhmacher etc.), was aber auf de wenigsten zutreffen sollte.
    • Schießen hin, Ballern her: Die nachfolgenden Putzorgien der Ausrüstung nach dem Einsatz sorgen dafür, dass man sich freut, wenn man NICHT schießen brauchte. Spätestens die "Schlagbolzen frei"-Orgien sorgen dafür, dass man froh ist, wenn man die Knifte nicht an seiner Seite hat
    • Ich persönlich habe meine Abneigung gegen Waffen durch meine Zeit bei der Bundeswehr entwickelt. Nicht, weil ich Zeuge eines schlimmen Ereignisses wurde, sondern weil einem bewusst wurde, was für Schaden so ein Teilanrichten kann. Wer mal eine völlig deformierte Kugel aus einem Pappkameraden herausgepuhlt hat und dann einen Gedanke daran verschwendet, was das Teil in einem lebenden Organismus anrichten kann, dürfte nachdenklich werden.
    • An alle Kriegsromantiker und sonstige virtuelle Aushilfsrambos: In der AGA (Allgemeine Grundausbildung) bekommt man eines vermittelt: Der Soldat ist dazu da, seinen Auftrag zu erfüllen. Da ist es egal, ob er überlebt oder 5 Sekunden später im ABC-Abfall zerbröselt, weil die Schutzausrüstung den Geist aufgegeben hat. Wenn ich mich recht entsinne, gibt es auch eine statistische Errechnung der Lebenserwartung eines Soldaten in der modernen Kriegsführung (bekomme leider nicht mehr alles zusammen)
      Panzergrenadiere und sonstige "Frontorks": 2 - 5s
      Jäger / Feldjäger ca. 12s (hier ohne Gewähr)
      Fernmelder und Artillerie: 32s
      Es wurde oben schon erwähnt: Im Krieg haben die persönlichen Fähigkeiten relativ wenig Auswirkungen. Erschwerend kommt noch dazu: Es gibt weder einen RESET-Schalter noch einen Speicherpunkt. Phönixfedern sind auch nicht und Erste-Hilfe-Kästen bringen auch leider nicht instantan Deinen HP-Balken aufs Maximum...
      Die Zeiten, wo es um Ehre auf dem Schlachtfeld ging, sind längst vorbei... so es sie denn jemals gab: Krieg ist niemals fair, gerecht oder sonst etwas. Krieg ist Krieg!
    • Was man nach der AGA mit seiner Zeit anfängt, sei jedem selbst überlassen:
      Gerüchteweise kann man sich auch Weiterbilden auf Kosten der Armee. Das muss man allerdings auch wollen.
    • Woran es nichts zu rütteln gibt: Das geistige Niveau sinkt! Wer danach eine Ausbildung/Studium anfangen will, sollte ein bis zwei Monate zwischendurch einplanen, um erst einmal wieder klar im Kopfe zu werden .
    • Sport kommt immer gut an bei der Bundeswehr. Vor allem bin ich lieber um die Kaserne gejoggt bzw. Schwimmen gegangen, als mich vom Spieß (Hauptfeldwebel der Kompanie) zu irgendwelchen schwachsinnigen Aktionen einspannen zu lassen, weil man mal wieder sinnlos in der Gegend rumlungerte. Man hat so seine Ruhe und sammelt Punkte bei den Vorgesetzten... ach ja und hält sich fit... kommt übrigens bei den Frauen recht gut an... solange man die Klappe hält
    • Wie die AGA ist, hängt davon ab, wo man eingesetzt wird. Interessanterweise versucht natürlich jeder den nachweis zu erbringen mit Übertreibungen und (gehörten) Halbwahrheiten, dass seine AGA die härteste ist/war. Es ist einer der vielen, sinnentleerten "Schwanzvergleiche" bei der Armee. Verallgemeinernd lässt sich folgendes sagen: Jeder wird an seine Grenzen und darüber hinaus getrieben. Das ist der Job der Ausbilder, damit man weiß, wie Rekruten/Soldaten unter extremen Stress bei höchster körperlicher und psychischer Belastung reagieren und ob sie es durchstehen. Die Facetten dazu sind vielschichtig und der morbiden Fantasie der Ausbilder sind dort nur wenige Grenzen gesetzt... Anders ausgedrückt: Es wird die Spreu vom Weizen getrennt. Ist man nur ein Großmaul oder kann man wirklich leiden...
    • Wer noch nie Mordgedanken gehabt hat, in der AGA wird er/sie sie entwickeln.
    • Falls sich wer über Kosteneinspaarpotentiale bei der Armee Gedanken machen sollte: Beim Manöver sollte am Vorabend auf Kinovorstellungenwie "Starship Troopers" oder "James Ryan" verzichtet werden. Die inspirierende Wirkung der Filme führt dazu, dass der Munitionsverbrauch um 20 - 50% steigt... und alle haben mitgemacht
    • Früher war sowieso alles besser, härter und und und... Gewöhnt Euch bei der Armee daran, das öfter zu hören. Ihr seht: Auch die nervigen Großeltern lassen sich noch steigern...
    • Mobilat ist ein Allheilmittel! Wird bei allem verschrieben, wo Schmerzen auftreten: Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Muskelschmerzen/Verspannungen...
    • Anmerkung an alle Waffennarren: Ein MG dauert bei Reinigen und ölen deutlich länger als ein G3/ G36
    • Biwak: Biologisches Wohnen außerhalb der Kaserne oder kurz: Manöver! Mag im Sommer ganz witzig sein, im Winter kommen die Stalingradvergleiche zu tragen. Apropos tragen: Wer schon mal eine Waffe bei Minus 10°C bedienen durfte bzw. musste, wird ebenfalls froh sein, dass Ding so schnell wie möglich wieder los zu sein.
    • Es gilt die Devise: Y-Tours: Wir buchen, Sie fluchen. Falls Ihr glaubt, schlimmer geht es nicht, naja, sagen wir in dem Fall solltet ihr Euren "Glauben" neu justieren...
    • Ordonanz im Offizierscasino bzw. bei einem Kompanie-/ Unteroffizierabend kann das Leben deutlich leichter machen. Auf alle Fälle hat man am nächsten Tag viele neue Freunde und genug "Munition", dass man für den Rest seiner Wehrzeit deutlich mehr Ruhe vor unliebsamen Vorgesetzten oder Diensten hat...
    • Denkt beim Kriegspielen immer daran: Ich muss das ganze Geraffel, was ich benutze auch selber wieder sauber machen... zuzüglich dessen, was die Vorgesetzten als Kriegsbeute "liegenlassen"
    • Die Zeit beim Bund für Bewerbungen nutzen. Für Bewerbungsgespräche wird man vom Dienst freigestellt. Was ihr mit dieser Information anfangt, überlasse ich den kreativen Geistern .
    • Panzer sind empfindlich und zerbrechlich! Oder anders: Die Panzerwanne ist schnell verzogen, falls mal wer mit dem Kopf, äh Panzer durch die Wand will...
    • Auch Schreibtischtäter können schießen...
    • Es bringt nichts, bei der Armee den einsamen Helden zu spielen: Weder auf dem Feld der Ideale, noch als Querulant. Es endet meist nur damit, das man degradiert wird (weniger Kohle) oder im "Kaffee Viereck" landet (weniger Kohle plus Wehrdienstzeitverlängerung um die Dauer der Haftstrafe plus ggf. staatsanwaltliche Ermittlungen)
    • Wer mit der Panzerfaust spielt, setzt auch mal schnell die Heide in Brand. Wer schon mal gegen ein Buschfeuer kämpfen musste, weil die Feuerwehr nicht vor Ort war, wird in Zukunft die Finger von dem Teil lassen...


    Wer darauf steht, richtig "hart rangenommen" zu werden bzw. wer weltweit möglichst oft mit zündeln will, dem steht es natürlich frei, zur Fremdenlegion zu gehen. Allerdings sollte man vorher seine Angelegenheiten geregelt haben...

    Cheers
    Silence
    Geändert von Silence (14.09.2009 um 02:04 Uhr)
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    "Die Nacht ist die Mutter der Gedanken"

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