Zitat Zitat von Gamabunta Beitrag anzeigen
Das Problem, dass ich in den JRPGs sehe ist, dass sie mit jeder neuen Konsolengeneration immer peinlicher werden. Siehe Wild Arms 5 oder Star Ocean 4 und viele andere. Sie versuchen Szenen aus einem anderen Medium nachzubauen, die hier nicht funktionieren Während noch zu PS1 Zeiten noch alles in Textboxen und wilden Rumgefuchtel mit den Armen abgespielt wurde, mögen diese noch annehmbar gewesen sein (In Retrospekt mag man auch dafür noch zu jung gewesen sein, um diese richtig zu verarbeiten). Aber ab der PS2 Ära mit dem hinzufügen von gesprochenen Dialogen und detailierteren Charakteren und Aktionen geht das gar nicht mehr. Natürlich wird dies durch schlechte Synchro nochmal verstärkt (auch heutzutage immer noch anzutreffen). Versucht euch doch mal Szenen wie z.b. Honeybee Inn aus FF7 für HD Konsolen vorzustellen. >_>
Jau, wo du das gerade ansprichst ... früher waren RPGs für mich als Medium irgendwo zwischen Büchern und Filmen anzusiedeln, was den Anspruch an die Vorstellungskraft des Konsumenten angeht. Soll heißen, bei Büchern muss man mit am meisten die eigene Phantasie spielen lassen, bei Filmen bekommt man am meisten schon vorgesetzt und kann sich berieseln lassen. Rollenspiele waren für mich damals weder das eine, noch das andere. Es gab geschriebenen Text, in dem Dialoge und andere Erzählelemente der Geschichte untergebracht waren, und die Spielwelten waren auch nicht gerade fotorealistisch. Dadurch, dass einem nicht gleich alles vorgegeben wurde, beispielsweise die Stimmen der Charaktere oder wie groß die Orte der Welt tatsächlich waren, konnte man eventuell auch etwas besser in das Spiel abtauchen.
Ich will damit nicht sagen, dass es GANZ früher deshalb am allerbesten war und wir alle mit dem ersten Dragon Quest glücklich werden sollten. Aber damals wurde sehr viel mehr mit Symbolen gearbeitet. Als Spieler versteht man es doch, wenn man auf der Weltkarte herumrennt. Genau genommen könnte man das ja auch ziemlich bescheuert finden, weil die Städte darin oft nur ein Klotz in der Landschaft waren und die Spielfigur überdimensional groß ("Cloudzilla greift Junon an!" ). Aber darauf konnte man sich problemlos einlassen. Dank dieser Symbolhaftigkeit hatten die Entwickler im Grunde doch auch viel mehr Freiheiten. Durch die Weltkarte etwa konnten sie die Spielwelt riesig wirken lassen, selbst wenn es gar nicht so viele Orte gab, also ohne jeden Winkel komplett ausarbeiten zu müssen. Das ist nur ein Beispiel. Bei den von dir erwähnten Szenen im Honeybee Inn konnte dadurch ein sehr cartooniger Flair erzeugt werden, der bei der hyperrealistischen Optik von heute verloren gehen würde. Ebenso wie Kefkas Lache in HD und mit super Soundqualität einfach nicht das selbe wäre.
Worauf ich hinaus möchte ist, dass irgendwann zwischen der PS- und der PS2-Generation da etwas verlorengegangen ist bzw. die Entwicklung bei vielen Unternehmen eine abweichende Richtung eingeschlagen hat, als es noch zu 16-Bit-Zeiten standardmäßig der Fall gewesen ist. Alles muss heute total bombastisch und bis ins kleinste Detail durchdacht sein, aber wenn man mal herauszoomt und sich das große Ganze anschaut, wird dafür die Verspieltheit der RPGs ein Stück weit geopfert. Rollenspiele scheinen mir manchmal immer mehr wie interaktive Filme zu werden, in denen man zwischendurch ein paar Kämpfe absolviert. Damals lag das Hauptaugenmerk noch auf anderen Dingen.
Ich behaupte immer noch, dass man mit ein paar cleveren oder lustigen Dialogen in Textboxen und mit rudimentärer Charakteranimation mindestens ebensoviel erreichen kann wie mit den heutigen Szenen mit zig Kamerawinkeln, komplexen Bewegungsabläufen und Sprachausgabe. Nur benötigt erstere Alternative sehr viel weniger aufwand, sodass davon auch potentiell mehr in einem Spiel untergebracht werden könnten. So wie es noch in FFVII bis IX war, war es für meinen Geschmack völlig okay. Das heißt, dass nur die wahren Schlüsselszenen der Geschichte den Bombast spendiert bekamen und man sich ansonsten darauf konzentrierte, die Story möglichst humorvoll oder auch tiefgründig zu erzählen bzw. die Erkundung der Spielwelt so gut es ging zu ermöglichen.
Das Thema Uncanny Valley spielt auch hier eine gewisse Rolle. Wenn die Sprite-Figuren in FFVI zwinkern oder den Arm heben oder Cloud sich in VII am Kopf kratzt, wissen wir, was damit gemeint ist und finden es irgendwie amüsant und schön, vielleicht nur, weil wir es verstanden haben. Symbolhaftigkeit, wie gesagt. Diese komplett mit Motion Capture durchgestyleten Szenen einer Lightning in XIII haben davon so gut wie nichts mehr. Es sieht zwar sehr echt aus, aber hat viel von dem einstigen Charme verloren. Bei den eher abstrakten Figuren von damals ist es uns sympathisch, wenn wir menschliche Attribute darin erkennen, bei dem Realismus der heute oft anzutreffen ist, ist das aber nichts besonderes mehr. Im Gegenteil, uns fällt es sogar besonders auf, wenn irgendwelche Kleinigkeiten nicht total glaubwürdig sind.
Aus diesen Gründen fänd ich es auch schön, wenn man sich in dem Genre bei diesen Dingen auf ein paar alte Tugenden zurückbesinnt und sich z.B. auch mal wieder an sehr phantasievollen, teils nicht-menschlichen oder abstrakteren Helden versucht. Mit der Technik von heute wäre es zum Beispiel möglich, atemberaubend schöne Sprite-Charaktere zu erstellen, ein spielgewordenes Bilderbuch im Stile von Legend of Mana etwa. Aber daran versucht sich niemand, bloß weil es nicht 3D ist. Dabei glaube ich, dass gerade so etwas ein großer Erfolg werden könnte, wenn man entsprechenden Aufwand betreibt. Naja.