Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
Zumindest teilweise passiert das auch freiwillig. Wir hatten vor ein paar Wochen eine Patientin mit arabischen Wurzeln, die sich ihren Ehemann mit 14 rausgesucht hat. Aber auch ohne Wahlfreiheit sind die Frauen in solchen Ländern teilweise bereit, einfach so zu heiraten, weil in derartigen Gesellschaften eine Frau ohne Ehemann eben wenig taugt. Dass das wiederum auch eine andere Art von Zwang ist, ist schon klar, aber ganz verschärft betrachtet passiert in diesen ganzen amerikanischen Wedding Movies nichts anderes (Jane Austen rotiert deshalb auch sicher schon Jahrzehnte in ihrem Grab herum) und vor den 68ern war das in Deutschland ähnlich (meine Uroma wurde Zeit ihres Lebens abfällig mit "Fräulein" angesprochen, manchmal auch als Nutte bezeichnet, weil sie zwei uneheliche Kinder und hin und wieder mal einen Liebhaber hatte).
Darauf muss ich leider erwidern, dass wir nicht mehr in den 68ern bzw. in jenen Zeiten leben, in denen es eine große Unangenehmheit für Frauen darstellte, wenn sie uneheliche Kinder gebaren oder mit 25 immer noch nicht verheiratet waren. Die Zeiten ändern sich, und nun ist die Freiwilligkeit eben ein bedeusamer Faktor - woran ich persönlich rein gar nichts auszusetzen habe.
Aber ja, daraus muss natürlich nicht resultieren, dass eine Hochzeit mit 22 immer verfrüht oder gar unüberlegt ist. Keineswegs. Aber es ist eben auch nicht verfehlt, wenn man sich in diesem Alter noch nicht auf so einen Schritt einlässt - oder überhaupt niemals. Da ist es völlig irrelevant, ob irgendwelche zwölfjährigen Muslime vermeintlich freiwillig heiraten oder nicht. Hängt eben auch mit dem völlig anderen Kulturkreis zusammen und ist deswegen nicht vergleichbar.

Zitat Zitat von Cipo
Es ist vielleicht ideologisch irrelevant geworden (selbst das sicher nicht überall oder bei jedem), aber statistisch? Glaub ich kaum. Und Statistik ist nunmal mehr wert für politische Entscheidungen. Wenn Leute mehr Kinder kriegen, weil sie sich verheiratet sicherer fühlen, kann man das zwar ausbuhen oder auch wirklich sinnvoll dagegen argumentieren, wie du da oben, es ändert aber nichts daran, dass ein Staat mit zu wenig Kindern dann nicht einfach auf die Heirat verzichten sollte. Man könnte zwar subtile Kampagnen für mehr Kinder außerhalb der Ehe anleiern, aber jeder kurzfristige Schritt direkt gegen die Ehe (und sein es nur Steuervergünstigungen, die wegfallen, keine Ahnung von sowas), würde sich negativ auf die Demographie auswirken. Einfach weil die Leute weniger heiraten wollen und sich damit auch weniger sicher fühlen. Das mag schlecht, veraltet, willensschwach und überholt sein, aber trotzdem ist es so.
Glaub ich. Wie gesagt, keine Ahnung, aber das ist mein Gefühl.
Damit hast du wahrscheinlich auch Recht. Nur steht in meiner Wertigkeit die Gleichheit aller Bürger vor dem Staat höher als demografische Wünsche desselben. Dass das unsere Herren und Frauen Politiker anders sehen, ist mir bewusst - nur handeln sie damit in meinen Augen schlichtweg unmoralisch. (Was ihnen natürlich ziemlich schnuppe sein dürfte, aber äußern will ich es trotzdem. )

Zitat Zitat
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Gerade, dass es auch ein Vertrag ist, sorgt für Sicherheit. Und Sicherheit ist nunmal ein Grundbedürfnis. Man kann zwar meinen, man bräuchte das nicht, weil man weiß, dass man sich liebt und bla, aber trotzdem ist es auch ein tolles Gefühl der Sicherheit, auch später wegen Kindern und Co. Das so absolut trennen zu wollen, ist ein Bisschen realitätsfern. Was verloren geht, ist ein Teil der Freiheit. Aber wenn (!) man den Menschen so sehr liebt, wird man ja wohl etwas von seiner Freiheit abgeben können, damit die Familie (tm) sich etwas sicherer fühlt. Nochmal: "fühlt", denn darum gehts. Also nicht nur ein reaktionistisches, katholisches Blutritual, sondern ein kleiner Mechanismus für ein Gefühl, könnte man sagen.
Schon. Bloß klang es bei Ketzer so, als würde er im Zweifelsfall nicht wegen irgendwelcher Vorteile (das kann natürlich auch die von dir angesprochene Sicherheit sein) heiraten, sondern weil es eben so üblich ist und den Ehevertrag dann eben auch in Kauf nehmen. Anstatt zu bedenken, dass es ja auch die Alternative des Nichtheiraten gibt, wenn man die Sache ohnehin nur recht widerwillig durchziehen würde.

Was anderes: Die von dir angesprochene Sicherheit ist ja auch eher eine Farce. Scheidungen sind heutzutage kein Problem mehr, die Ehe ist jedenfalls weder ein Garant dafür, dass man die nächsten Jahre zusammenbleibt/-wohnt, oder gar dafür, dass man sich so lange liebt. Bei einem gut aufgesetzten Ehevertrag kann man sich lediglich sicher sein, wer nach einer etwaigen Scheidung Kinder, Haus und Vermögen bekommt (bzw. zu welchen Teilen). Und das geht ja dann wieder über die Ehe hinaus, legt also schon von vorne herein die Auflösungsbedingungen fest. Sicherheit für die Partnerschaft kann ich da nicht wirklich erkennen...