Als ich gerade eben mit der U-Bahn nach Hause fuhr, schnatterte ich nett mit einer lieben Kollegin. Leider konnten wir nicht nebeneinander sitzen, aber da es sich um diese netten modernen Kommunikationsbänke handelte, konnten wir uns trotzdem unterhalten.
Meine Kollegin ist eine Kichererbse (eigentlich eher ein Lachsack, aber das nur am Rande), und wir unterhielten uns über unseren Tag, als auf einmal jemand an meinem Zopf zog (mein Kopf wurde also schlagartig aus seinem normalen Winkel gerissen) und mich als Mobber beschimpfte.
Ich drehte mich freudestrahlend um, weil ich in dachte, dass ein anderer Kollege um Aufmerksamkeit bettelte. Aber nix ist, das war ein völlig fremder!

Er beschimpfte mich weiter, dass ich mobbe und ungebührlich lache (was bis zu diesem Zeitpunkt eingentlich nur Kollegin Jutta bediente).
Mein Kreislauf lief bis zum Anschlag hoch und ich war wirklich knapp davor, mir den Kerl zu schnappen. Ein Wort wechselte das andere, Beschimpfungen wurden auf liebevolle Art getauscht. Aber letztendlich bringt es dann doch nichts, weil man sehr schnell merkte, dass der Typ nicht alle Nadeln auf der Tanne hatte. Als letzten Beweis für diese Tatsache, drohte er dann noch mit Außerirdischen, die heute Nacht bei mir vorbeikommen und mich abholen (hoffentlich nehmen die dann gleich den Müll mit nach unten, damit ich mir das Morgen sparen kann).

Vor Duchgeknallten ist man Berlin ja nirgendwo sicher, das beunruhigte mich auch gar nicht.
Was viel Schlimmer war, ist die Tatsache, dass so viele Leute diesen Vorfall gesehen haben und sich die Hälse verrenkten, nur um nichts zu verpassen. Aber kein Schwein ist eingeschritten!
Das sind dann aber genau die Leute, die sich darüber beschweren, wie unsicher doch die öffentlichen Verkehrsmittel geworden sind.
Langsam regte ich mich wieder ab, trotzdem schwelte dieser Umstand noch in mir. Jutta musste als Zuhörerin hinhalten, als ich mich lautstark über genau die Zuschauer beschwerte. Sie stimmte auch zu.
Schön war dann auch, dass genau die Leute, die ich treffen wollte, langsam ihre Gesichtsfarbe von rosa zu rot wechselten. So viel zum Thema Zivilchourage in einer vollen U-bahn.