okay, ich wollte es ja selbst erst nicht glauben, als ich sachen hörte von wegen "neuer film mit jean claude van damme - und es ist nicht mal ein actionfilm!" oder "jean claude van dammes neuer film... und er... naja, schauspielert!". also ging ich schnurstracks zu meiner stammvideothek und lieh mir den film aus, der schlicht und ergreifend mit "JCVD" betitelt wurde. reicht.
bevor wir anfangen, von mir ein paar worte über die persona dramae: jean claude van damme, 48 jahre alt, belgier, in die usa gegangen, um ein star zu werden. star geworden mit mal mehr, mal weniger guten actionfilmen wie "bloodsport" (geil), "universal soldier" (geil), "léon" (geil!), "street fighter" (rotze), "double team" (o mein gott, extreme rotze...) oder "sudden death" ("stirb langsam"-kopie und... naja, doppel-extreme rotze). kokain, viele frauen, viele selten bescheuerte interviews und mittlerweile ist der mann (sorry) zur witzfigur verkommen. abgelöst durch eine riege jüngerer schauspieler, die für jüngeres publikum jünger aussehende actionfilme produzieren. jean claude van damme, ein relikt der 80er und frühen 90er, von dem man leider nicht mehr allzuviel hört. und mit diesem film - sagt er und sag ich auch - versucht er eine art befreiungsschlag. und wie der gelungen ist...?
gut, wo fangen wir an, denn für nen van damme-film hat dieses stück ziemlich viele puzzleteile, perspektiven und so weiter und bis ich die alle runter geleiert habe, sind wir immernoch nicht bei der story angekommen. gut, egal: es geht los mit einer 6-7 minütigen one-take-actionszene, bei der (natürlich) einige sachen schieflaufen - dennoch, bei mir stellt sich wieder dieses "yea, van damme tritt ärsche!"-gefühl ein, das ich erst letztens hatte bei... bei... ich glaube es war "léon", aber ich kanns nicht beschwören.
van damme sieht ganz schön zerschrotet aus, auch ohne action-make-up et cetera, und beißt sich im dialog mit dem regisseur des eben gesehenen one-takes in immer denselben argumenten fest: "immerhin habe ICH john woo nach amerika gebracht! ich bin 47, ich kann das so nicht mehr!" (anm. d. autors: der film ist von 2008). und schon hier merken wir: okay, van damme spielt sich selbst in einer etwas karikierten fassung, aber ey: ER SCHAUSPIELERT!"
kurz darauf sehen wir ihn bei einigen aspekten seines (tatsächlich so geschehenen) absturzes: er verliert das sorgerecht für seine tochter vor gericht aufgrund der "moral" seiner filme ("wie gesehen sie eigentlich mit dem tod um in ihren filmen, herr van damme?!"), man sieht ihn im gespräch mit seinem anwalt, der ihm das mandat zu entziehen droht. er ist nur zu besuch in belgien, um abstand zu gewinnen von all dem trubel in amerika und schon findet er sich mitten in einem banküberfall wieder. und in dieser situation (in der die polizei und die öffentlichkeit kurioserweise auf die idee kommt, ER sei der drahtzieher dieses überfalls) flashbackt er fröhlich vor sich hin, versucht, die lage unter kontrolle zu bringen - und hält kurz vor ende des films einen fast 6 minütigen one-take-monolog (ja, vieles in diesem film ist one-take. fetter respekt an die regie an dieser stelle!), in dem er über seine drogenprobleme, seine träume, wünsche und hoffnungen und alles, was sich dazwischen befindet redet.
er redet mit mir, mit dem zuschauer, der vorm fernseher sitzt und sich irgendwie schlecht fühlt, weil er vor kurzem erst "cyborg" gesehen und sich darüber totgelacht hat. über diese arme wurst? van damme bringt das so dermaßen gut rüber, dass ich wirklich anfange, mich zu fragen, ob ich mir nicht doch die "bloodsport"-dvd hole, nur um ihm ein bisschen zu helfen. natürlich ist das völlig überzogen, was ich da sage, aber ich hoffe ihr versteht mich wenn ich sage: wow.
gut, der film ist kein krasses glattgebügeltes über-opus. er ist dreckig, film-noir-mäßig gestaltet, unheimlich toll in der farbgebung, klaustrophobisch, schwarzhumorig, melancholisch - shit, er ist alles, was van damme-filme normalerweise kaum bis gar nicht sind! ein kleines meisterwerk, ein ganz kleines zwar, aber es ist wirklich mit abstand der beste van-damme-film, den ich je gesehen habe. quatsch, der beste, den es gibt. denn einen anderen film von diesem kaliber wird er glaube ich nicht mehr so schnell drehen.
okay, man könnte von "selbstverherrlichung" und "selbstbelohrbeerung" (?) reden, aber dazu lässt der film keine chance. vom fakitschen her ist er grundsolide: das allgemeine geschauspieler (abgesehen von van damme) ist in ordnung, die regie leistet okaye arbeit, das drehbuch ist cool (auch wenn die dialoge zwischen den bankrüubern teilweise etwas arg... merkwürdig sind) und die story ist keine 0815-autobiographie-rotze, sondern saugut verpackt.
aber genau das selbstmitleid, die traurigkeit über sein scheitern in persönlichen dingen, das alles, was van damme fühlt, überträgt dieser film so gut auf den zuschauer, dass man kurzzeitig vergisst, dass dieser film von van damme über van damme ist. das macht diesen film überhaupt erst aus. und dafür respektiere ich "the muscles from brussels" vom ganzen herzen.
von mir: 8/10
habt ihr den film gesehen? wie findet ihr ihn und was sagt ihr im allgemeinen zu mister van damme?