Im Ernst, sehr, sehr viele Leute sehen das gerade extrem akut und ich finde jede Diskussion dazu interessant. Weiter unten findet ihr zwei Quellen (eine deutsch, eine Englisch), die sehr charakteristisch für die momentane Lage und auch für die Wahrnehmung dieser Lage sind.
Die Problem, die angesprochen werden, sind folgende:
Alles wird teurer. Fakt. Papier, Drucken, Schreiben, Kunst usw. Während Rollenspieler aber nicht mehr bezahlen wollen. Das D&D 3rd Edition Core hat seinerzeit 60 bis 80 DM gekostet, dass 4rd Edition Core kostet heute immernoch 40€, weil es sonst kein Schwein kauft (in Amerika das Gleiche). Dazu kommt, dass wir hier vom Grundregelwerk reden, das bekanntlich nicht unbedingt als einzige Einnahmequelle gedacht ist - aber immer mehr dazu wird. Die einzigen, die noch richtig Werbung machen, sind Wizard of the Coast, und die haben ein Dutzend an Standbeinen in anderen Märkten.
Alle haben weniger Zeit heute. Die Moderne unterstützt keine Hobbies, die tagelange Einlesezeit, Minimum 4 Stunden zum Spielen brauchen und dann auch noch so organisiert werden müssen, dass jeder seinen Arsch bewegt. WoW und Facebook sind moderner als zusammen im Keller zu sitzen.
Es fehlen neue Spieler, und die kommen auch aus oben genannten Gründen nicht dazu. Die alten dagegen besitzen bereits alles, was sie zum Spielen brauchen, der Editionskrieg, der momentan wohl wütet (hab ich so gelesen), trägt auch nicht zu schillernden Verkäufen bei.
Publisher machen zu oder wenden sich aus ökonomischen Gründen lieber kurzweiligeren Produkten wie Büchern zu. Bestes Beispiel hierzulande: Feder & Schwert, die inzwischen nur noch Warhammer, Engel und einige Fantasy-Buchreihen haben. Auch Rollenspielläde machen zu. Das ist sogar spürbar. In Halle hat der letzte vor zwei Jahren zugemacht, in Frankfurt gibt es auch nur noch einen, der eigentlich hauptsächlich Comics verkauft. Die (bisher) heilige Kuh der PDF-Verkäufe wird durch Preisdumping und Regelpiraterie geschlachtet.
All diese Sachen tragen dazu bei, dass nur noch die Großen des Genres wirklich Gewinne fahren, Neuankömmlinge haben keine Chance, weil sie den Großen Spieler abwerben müssen, die kein Geld haben, und weil sie keine neuen Spieler erreichen. Dass es den Großen auch nicht gut geht, wurde ja schon angesprochen. Rollenspiele werden also zum Liebhaberprodukt. Einige vergleichen die Situation mit den letzten Tagen der "Wargames", also Zinnfigurenschlachten.
Die Frage ist jetzt: Sieht es wirklich so düster aus? Und was könnte man dagegen machen? Ich warte mit meiner Meinung erstmal ab, was andere dazu sagen, aber ich will erwähnen, dass ich die Sache nicht halb so kritisch sehe.
Hm, schade, dass der Autor mich nicht kennt, ich würde ihm zumindest ein bisschen Beruhigung vermitteln können, denn bei uns im Freundeskreis ist DSA eines der zentralsten Hobbys und das NEBEN WoW.
Außerdem haben wir das Geld und die Lust, uns die Publikationen allesamt zu kaufen und den größten Teil der Erweiterungen für DSA4 stehen bei uns in den Regalen, einfach nur aus Sammeltrieb, Wissensdurst und weil die Cover mittlerweile einfach schön anzusehen sind.
Und von Spielermangel können wir auch nicht reden, wir haben eher das Problem, dass ich regelmäßig Spieler ablehnen muss, weil die Gruppe einfach zu groß zu werden droht.
Den geschichtlichen Ausblick aber kann ich glauben und verstehen, ich habe auch mit P&P angefangen, weil es eine Hochverfügbarkeit gab, die Boxen auch bei Toys'r'us auslagen und bei Spielzeug Otto - dank Schmidt Spiele.
Und in meinen Jugendjahren hat der lokale Rollenspielladen oft Schnupperkurse im Jugendhaus der Stadt angeboten und dabei viele Leute zu Magic, P&P oder LARP gebracht, was dann auch wieder seinem Geldbeutel zu Gute kam.
Allgemein kann ich selber allerdings keine Auswirkungen einer Krise sehen, in meiner heilen DSA-Welt
Soweit ich das beurteilen kann, wird hier bei uns in der Gegend sehr wenig gespielt. Bevor ich hier ins Forum kam, habe ich nicht einen einzigen Gedanken an PnP "verschwendet". Man sieht keine Regelwerke in den Auslagen, man schnappt keine Gesprächsfetzen über Rollenspiele auf und überhaupt gibt es wenig Anzeichen dafür, dass sowas existiert.
In meinem Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis kenne ich keine einzige Person, die sich für PnP interessiert und von der ich mir vorstellen könnte, dass sie sich dafür irgendwann mal interessieren könnte.
Im Grunde wird man sofort als Nerd abgestempelt, sobald man zB DSA auch nur erwähnt (vorausgesetzt der Gegenüber weiß was das ist). Gleichen gilt btw auch für WoW ^^°
Ich denke, dass die Zeit der großen Verlage, die sowas vertreiben, vorbei ist.
(Zumindest in Dt...) - das hat jedoch nur wenig Auswirkungen auf das Hobby als ganzes. Das wichtigste Problem sind nicht die Verlage, sondern das rekrutieren von Frischfleisch. Das erfährt oftmals nicht einmal von der Existenz des Hobbys, geschweige denn von konkreten Spielen, wenn es nicht gerade Internetnerd ist oder spielende Freunde hat. Es gibt ja keine Werbung und verkauft wird nur im Internet/In Spezialgeschäften (die alle wegsterben...)
Nichtsdestotrotz kommen jedes Jahr eine vielzahl neuer Spiele auf den Markt, die alten Systeme schmeißen einen tot mit Material usw. - zwar nicht mehr ganz so sehr wie früher, wo man einfach alles rausgebracht hat, was cool war (DnD2, mit sehr vielen Nebenlinien usw.) sondern sich überlegt, was am besten geht, sich rentiert usw. - aber man macht es dennoch.
Insgesammt sehe ich die Lage nicht kritischer als vor 10 Jahren, sondern genauso schlecht/ besser, da es jetzt wenigstens (viele) richtig gute Systeme gibt, von denen viele 1999 (oder wann auch immer...) nicht existierten. (Ja, ich weiß, dass alle auch mit einem schlechten System viel Spaß haben können, Regeln eh unwichtig sind usw. bzw das die einschlägige Meinung ist...) - Jetzt bestehen auf jeden Fall viel bessere Chancen, einen Anfänger für das Hobby zu begeistern, als vor ~10 Jahren. (Problematisch ist höchstens, dass das in deutschland Populärste System DSA das warscheinlich un-einsteigerfreundlichste überhaupt ist... und dadurch sicherlich diverse Leute abgeschrekt werden. Die Einstiegshürde, erstmal 150€+ für etwas auszugeben, nur um es vernünftig Spielen zu können, ist groß. Insbesondere, da man auch noch Mitspieler braucht, was ein Problem ist, wenn man nicht ohnehin schon in den entsprechenden Kreisen aktiv ist, und die stark frequentierten Spielerbörsen kennt...)
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cats are not characteristically disposed toward voluntary aerobic exercise
Du meinst das ernst? Zur gleichen Zeit hat der chan ein recht geniales post-Transhumanistisches Rollenspielszenario verfasst und ein Typ postet regelmäßig Updates zu "Engine of the Heart" oder so ähnlich - praktisch ein Wall-E RPG.
Würde sagen, nein, es ist nicht so, als würde die Szene verschwinden. Sie wird eher interessanter.
Keine neuen Spieler? Warum hat mein 14jähriger Neffe dann einen Haufen D&D 3.5e-Bücher?
Die kleinen Hersteller gehen unter? Warum verdienen dann Firmen wie Indie Press Revolution brauchbares Geld damit, independent-Rollenspiele zu verkaufen?
Und indie-Rollenspiele sind für gewöhnlich äußerst preiskompetitiv. Maid hab' ich bei IPR für 30 Dollar gekriegt, als Print-PDF-Bundle.
Und ich sehe die moderne Welt sogar als dem Rollenspiel förderlich, erlaubt das Internet doch die einfachere Einrichtung von Runden (und sogar das Spiel mit Leuten, die hunterte Kilometer entfernt sind).
Natürlich wird die Rezession Leute von Systemen wegtreiben, die man ohne fünf Regelwerke á 40 Euro nicht spielen kann. Systeme, die schon mit einem Regelwerk á 40 Euro ordentlich spielbar sind, dürften aber bvesser wegkommen.
jup. In erster Linie die Großen Verlage haben ein Problem, insbesondere, wenn sie keine große Fanbase haben, die alles aus prinzip kauft (wie DSA) oder wenn sie diese vergraulen (DnD 4 in Dt. soweit ich es mitbekommen habe)
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cats are not characteristically disposed toward voluntary aerobic exercise
Du meinst das ernst? Zur gleichen Zeit hat der chan ein recht geniales post-Transhumanistisches Rollenspielszenario verfasst und ein Typ postet regelmäßig Updates zu "Engine of the Heart" oder so ähnlich - praktisch ein Wall-E RPG.
Würde sagen, nein, es ist nicht so, als würde die Szene verschwinden. Sie wird eher interessanter.
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Meinst du ArtifIce?
Da gehts drum das die Spieler Quasi KI's sind und das Spiel mehr oder weniger im Internet stattfinded.
If so... hier ist ein link
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Along the shore the cloud waves break - the twin suns sink behind the lake,
The shadows lengthen - In Carcosa.
Der hier war's. Ich mag Shadowrun, aber das Szenario hierin ist...weniger 80er, eher aktuell? Außerdem kann ein Cyberware-Verrückter hier wirklich ein Hirn im Glas spielen. Sein "Glas" wäre dann ein zehn oder zwanzig Tonnen schwerer Tachikoma-Panzer.
Ich denke eigentlich nicht, dass Pen & Paper am Ende ist. Ich spiel jetzt im Moment eine Runde per IRC, hab jeden Montag eine Runde mit Leuten aus der Uni und wurde in der Vorlesung schon von jemandem drauf angesprochen, ob ich noch bei einer weiteren Runde mitmachen will. Kurz gesagt: ich bin bedient und falls irgendwer aus dem Großraum Karlsruhe noch Spieler sucht, kann ich gerne vermitteln.
Was die teuren Systeme angeht, muss ich auch widersprechen. Schon allein, weil mit der Pathfinder Beta ein sehr schönes kostenloses System im Netz kursiert. Dazu kommt noch ein ganzer Batzen an kostenlosen Indie-Regelwerken. Die sind auf jeden Fall ein guter Einstieg. Dazu kommt die Tatsache, dass feste Gruppen die Kosten untereinander aufteilen können. Dann kostet ein Regelwerk keine 8 Euro pro Spieler, das ist durchaus human.
Ich hab zwar jetzt nicht jeden Post wortwörtlich gelesen aber doch im groben überflogen.
Ich denke auch nicht das, das RPG am Ende ist eher glaube ich das sich die Spieler "verstecken" sozusagen sich zu kleinen eingeschworenen Rollenspielgemeinschaften grupieren bei denen Fremdspieler nur sehr schwer zugang bekommen, zumindest ist das die erfahrung die ich mit euch teilen kann.
Auch finde ich das zu wenig Werbung gemacht wird, denn ich stße so oft auf Leute die zwar begeistert Pc-Spiele zocken (WoW, GuildWars) aber wenn du sie nach PnP frägst sie dich anschauen als seist du nen Marsmensch.
DSA hat zumindest versucht durch Drakensang die Pc-Spieler zum PnP zu führen indem sie das Grundregelwerk DSA 4 als PDF datei dem Spiel beigefügt haben.
Aber ansonsten kann ich nicht behaupten das Heute überhaupt noch Fernseh Werbung für die Art von Spiel gemacht würde.
Ich Denke man sollte zumindest versuchen durch ein bischen Werbung sei es nun im FERNSEHEN oder im Internet das Spielen von PnP wieder neu Aufleben zu lassen.
@Daen: Ihr seid doch genauer die Liebhaber, von denen gesprochen wird.
Zitat
Ich Denke man sollte zumindest versuchen durch ein bischen Werbung sei es nun im FERNSEHEN oder im Internet das Spielen von PnP wieder neu Aufleben zu lassen.
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Wenn du dann 500 Bücher mehr verkaufst (statt den üblichen 500), hast du immernoch nicht die Kosten für die Fernsehwerbung wieder drin. Im Ernst, das ist finanziell ein No-Go. Es könnte zwar klappen, aber wenn es nicht klappt, gibt es wieder einen Verlag weniger (zynisch ausgedrückt).
Internet dagegen ist wohl drin, ja.
Mal ganz allgemein:
Missversteht die Punkte da oben mal weder als meine Meinung, noch als paranoide Wahnvorstellung irgendwelcher Konzernchefs. Die Leute haben Ahnung, wenn die Texte auch mit Sicherheit voreingenommen sind.
Ich finde den Optimismus ja angebracht, aber das Tief betrifft bei weitem nicht nur die großen - um genau zu sein, betrifft es die am wenigsten, weil die noch ihre einigermaßen feste Fanbase haben.
Die Zahlen sagen eher, dass kleine Verlage pleite gehen, in Amerika genau so wie hier. Nur weil bei uns eine Hand voll Indieschuppen ihr Ding durch pdf, Liebhaberprodukte und Co durchziehen (Projekt Kopfkino ganz vorne), heißt das nicht, dass es der Industrie gut geht. Wenn man mal in einen Rollenspielladen in Berlin oder auch hier in Bremen geht, bekommt man eine vage Vorstellung davon, wieviele Dutzende neue Systeme (auch in Deutschland) vor zehn Jahren im Laden erschienen sind.
Und das lag daran, dass sie gekauft wurden. Es gab wesentlich mehr Spieler. Und diese Spieler haben auch noch mehr Geld ausgegeben als heute. Das sind erstmal Fakten soweit, und dann kann man Meinungen anbringen.
Ich glaube auch nicht, dass wir in den Untergang schlittern, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass der Weg auf lange Sicht in die Versenkung des Liebhaberhobbys führt. Genau wie Zinnfiguren heute. Wenn Liferipper sagt, dass es ja stattdessen Tabletops gibt, hat er Recht, aber der durchschnittliche Zinnfigurenfan von vor 25 Jahren würde ihn dafür verprügeln. Und genau so kann ich die heutigen (!) Onlinerollenspiele noch nicht als modernen Ersatz für Pen & Paper ansehen. Das mag kommen (Eve Online, Knights of the old Republic und Co. sind ja schon die richtige Richtung), aber bis dahin ists wohl noch länger hin, und viele Leute regen sich auch schon bei dem bloßen Gedanken auf. Und dann werden wir als Rentner wahrscheinlich mit unseren 30~ Jahre alten Büchern dasitzen und die übernächste Generation wird uns für unser Geschichten erzählen kollektiv (!!) belächeln.
Vielleicht. *schulterzuck* Könnte ich mir vorstellen, muss natürlich nicht sein.
Nun der positive Part: 1. habe ich absolut nichts gegen die Ersetzung durch Onlinerollenspiele, wenn sie noch wesentlich besser werden. Selbst, wenn das Hobby daran eingeht, gewisse Sachen wie Atmosphäre und Co sind das wahrscheinlich sogar wert. Dann an einem Tisch lieber mal ein Brettspiel spielen. Oder gegen die Verbindung der Medien. Müssen ja nicht nur MMOs sein, gibt ja auch andere Ideen. 2. Sorgt eben diese Negativentwicklung natürlich auch für Impulse. Während früher jeder Idiot sein Spiel verlegt hat, muss heute entweder eine pdf-Veröffentlichung ran, oder das Spiel muss wirklich interessant sein. Heißt, wir werden mit einer Menge Schrott verschont. Und durch die neuen Medien (Internet, pdf) haben kleine Entwickler natürlich auch ganz andere Möglichkeiten, ihre eigenen Liebhaberprodukte rauszubringen.
Mein Fazit ist also: Schade, dass kaum neue Spieler dazukommen, daran sollten wir (und vor allem die Verlage) arbeiten. Aber ich habe meine wirklich guten Rollenspiele und beobachte interessiert die immer "geradlinigere" Entwicklung der Szene, die in die Ecke gedrängt tollere Sachen als früher hervorbringt, wenn es auch eine Indiesparte ist, die in D durch die relative (!) Normalität von DSA ja nochmal etwas "vernerdeter" ist als auf der anderen Seite des Teichs.
Und gut, dass das gesamte Genre durch diese Flaute nach neuen Wegen sucht, was in den letzten 30 Jahren erschreckend selten nötig war. Wenn selbst D&D sich an WoW orientiert, sind das am Ende Möglichkeiten, weniger Gefahren.
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