---Teleri---
Der Rothwardon lauscht an der Tür und versucht zu erahnen, was sich in seinen Räumlichkeiten abspielt. Er hört splitterndes Holz und berstenden Stein, dies setzt sich Minutenlang so fort.
Nach einer schier endlosen Zeit wird es plötzlich still, und man hört nur noch das tierähnliche Gegrunzte; aber auch das wird mit der Zeit immer leiser und scheint sich zu entfernen, bis nur noch gefährliche Stille herrscht.
Gravir aber bewegt sich noch immer kein Stück und horcht weiterhin angestrengt. Als er keinen Laut vernehmen kann, greift er blind neben sich auf das Regal, wo sich eine kleine Öllampe und zwei kleine Feuersteine befinden. Er nimmt beides auf, dreht sich um und hockt sich hin; dann stellt er das Öllämpchen lautlos auf den Boden. „Ich mache jetzt ein wenig Licht…“, sagt Gravir leise und schlägt die beiden Feuersteine gegeneinander. Ein dumpfes Geräusch ertönt, gefolgt von einem Funken, der schließlich die Lampe entzündet. Ein fahler Lichtschein breitet sich in dem kleinen Vorratsraum aus. Gravir entdeckt Teleri ein bisschen weiter weg von sich am Boden hocken. Das dämmrige Licht reicht geradeso aus, um ihre Umrisse zu erleuchten, Details wie ihr Gesicht erkennt er nicht besonders gut, dafür ist er selbst relativ gut sichtbar. Eine Weile lang schweigt der Rothwardon Teleri nur an, was in diesem Ambiente, untermalt von der Stille draußen, schon sehr bedrohlich wirkt. Dann endlich beginnt er zu sprechen, wenn auch sehr leise. „Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie sie es geschafft haben, hier durchzubrechen. Ich habe keine Hoffnung, dass sie irgendwelche Gefangenen gemacht haben, das was ich draußen sah, lässt keineswegs darauf schließen…“, sinniert er mehr für sich selbst als an Teleri gewandt vor sich hin. „Wir könnten zwar ewig hier drin bleiben, genug Verpflegung hätten wir, aber das kann ja auch nicht die Erfüllung unser Träume sein, nicht wahr…“, und er lässt ein schiefes Grinsen sehen. Dann erhebt er sich, wobei er die Lampe auf dem Boden stehen lässt und dreht sich zur Tür. Abermals lauscht er, kann aber nichts hören. „Bleib hier drin, wenn du irgendetwas hörst, Kampfgeräusche oder dergleichen…bleib hier drin…“, und damit öffnet der Rothwardon vorsichtig die Tür, linst nach draußen, huscht hinaus und schließt sie wieder hinter sich.

Aufmerksam blickt sich der Halbvampir um; seine Bleibe gleicht einem Schlachtfeld, alles ist zertrümmert und zerstört. Aber darauf richtet er gerade nicht sein Augenmerk, sondern schaut nur kurz in die angrenzenden Zimmer, ob sich ein Goblin darin befindet. Als dies nicht der Fall ist, schleicht er sich, mit der Hand an einem seiner Schwerter, zur Eingangstür, welche ebenfalls nur noch lose in den Angeln hängt. Langsam und einen Fuß vor den anderen setzend, wobei er darauf achtet auf nichts Geräuscherzeugendes zu treten, schleicht er sich in die Kanalisation hinaus. Auch hier ist die einzige Spur, dass die Goblins zugegen waren, die Zerstörung, das Blut und die Überreste der zerfledderten Vampirwächter. Ganz offensichtlich waren die Goblins fort, und Gravir entspannt sich ein wenig. „Mutig war das nicht von mir, aber ich wäre unter Garantie genauso geendet wie du da…“, meint er trocken mit einem Blick auf einen blutigen Haufen, welcher keine zehn Meter von ihm weg in einer Blutlache liegt. Gravir kehrt um, geht in seine zerstörte Bleibe zurück und auf die Lagertür zu. „Du kannst rauskommen…“, ruft er halblaut gegen die Tür und öffnet sie dann einen Spalt. Danach wendet er sich seinem Schlafgemach zu und bleibt mit ausdruckslosem Gesicht in der Tür stehen, die Augen auf das zerfetzte Werwolfsfell an der Wand gerichtet…