Auf den Schwall an Fragen, mit dem Teleri den Rothwardon konfrontiert, schweigt dieser zunächst, scheint sich eine Antwort zurechtzulegen. Vielleicht überlegt er auch, wie viel er ihr sagen darf.
Sie nimmt noch einen Schluck aus der Flasche. Der Wein beginnt langsam, seine Wirkung zu entfalten. Ihre Gedanken werden ein wenig träge. Aber so kann ich wenigstens mit ihnen schritthalten.

"... Wie heilt man Vampirismus?", fragt Gravir leise, fast wie zu sich selbst. Diese Eröffnung reißt Teleri ebenso wirkungsvoll aus ihrem angesäuselten Zustand wie ein Eimer kaltes Wasser. Alles hatte sie erwartet, aber das nicht. Tief in Gedanken versunken, fährt ihr Aufpasser fort: "Es gibt seltene Schriftrollen, uralte Aufzeichnungen, von denen nur noch wenige wissen, geschweige denn ihren Fundort kennen. Eine andere Möglichkeit ist der Schrein von Molag Bal, wie ihr vielleicht wißt, aber das Wie und Wo ist jetzt nicht relevant.
Auf dem Festland habe ich von einigen Ritualen gehört, welche recht erfolgversprechend sein sollen. Alles ist mit sehr viel Aufwand verbunden, ob es nun das Suchen, die Masse an Arbeit oder auch die Durchführung ist.
Diese Substanz, welche Zirkon begehrt... nun, sie stellt einen einfacheren Weg der Heilung dar... warum Zirkon es in seinen Händen sehen will, das weiß ich nicht - daß er sich heilen möchte, kann ich mir nicht vorstellen. Dazu ist er schon zu sehr Vampir..."
Gravir verfällt wieder in Schweigen und läßt seinen Blick auf der Dunmer ruhen. Ist das ein Test? Überlegt er jetzt, ob er mir bereits zuviel verraten hat, oder versucht er, meine Reaktion abzuschätzen? Sie verspannt sich unter seinem Blick und mustert den großen Rothwardon ihrerseits unauffällig.

Schließlich schüttelt Gravir leicht den Kopf wie jemand, der seine Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zwingt.

Er fährt fort, als hätte die kurze Unterbrechung gar nicht stattgefunden: "Der Graue Prinz war ein orkischer Arenakämpfer in der Provinz Cyrodiil. Lange Zeit dominierte er die Arena als Champion. Seinen Kampfnamen verdankte er seiner ungewöhnlich weißen Hautfarbe.
Die Erzählungen berichten, daß er der Sohn einer normalsterblichen Frau und eines Vampirs gewesen ist. Dadurch erbte er die guten Eigenschaften des Vampirdaseins und die schlechten wurden so gut wie ausgeblendet - so gut wie, dies sollte man bedenken. Er erbte die Kraft eines Vampirs und das lange Leben, die Vorteile, die dieses Leben mit sich brachte. Er litt nicht unter der Sonne, und er brauchte zum Existieren kein Blut, weshalb er keine Eckzähne besaß. Jedoch war er unfruchtbar und sein blasses Erscheinungsbild ließ erkennen, daß er nicht... normal war."
Teleri blickt ruckartig zu ihrem Gegenüber auf und sieht ihn scharf an. Die Blässe seiner Haut, dazu diese fast menschlichen Augen, die harten Linien im Gesicht... Ein Bastard! Wer hätte das gedacht. Tatsächlich habe ich noch nie gehört, daß so etwas möglich ist... Aber hier auf Vvardenfell würde ein solches Kind auch sofort getötet oder gar nicht erst ausgetragen werden...
Sie klappt den Mund auf, um Gravir mit Fragen zu bombardieren, schweigt letztendlich aber doch, als sie sich des Unbehagens bewußt wird, das auf seinem Gesicht geschrieben steht. Die Stimmen ihrer rasenden Gedanken sind wieder da und schreien alle wild durcheinander, so daß sich in ihrem Kopf alles zu einem wirren Knoten verstrickt. Sie nimmt noch einen tiefen Zug aus der Flasche, um die Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Gravir sagt noch immer nichts. Er macht einen unbeholfenen Schritt auf sie zu, scheint sich aber nicht sicher zu sein, wie er sich verhalten soll. Teleri geht es ähnlich. Immer noch mit dem Chaos hinter ihrer Stirn beschäftigt, starrt sie ins Leere. Aber eigentlich sollte ich irgendwas sagen. Bloß fällt mir wirklich nichts Vernünftiges dazu ein.

Endlich bricht der Andere das Schweigen. "Ich werde sehen, ob ich Euch noch etwas zu essen bringen kann. Tut Euch und mir einen Gefallen und versucht nichts Unüberlegtes wie Weglaufen oder dergleichen, ich will Euch ungern... wehtun", sagt er sanft.
Dann dreht sich Gravir auf dem Absatz um und verläßt rasch den Raum. Nachdem sie die Gänsehaut abgeschüttelt hat, die sein letzter, seltsamer Blick ihr über den Rücken gejagt hatte, fällt ihr auf, daß sein Abgang wie eine Flucht wirkte.
Für wie viele Leute wie mich hast du schon den Aufpasser gespielt, Gravir? Wie vielen hast du diese Geschichte schon erzählt? Und für wie viele von ihnen warst du letztendlich der Henker?
Ein weiterer Schluck Wein, und endlich hört das Geschrei in ihrem Kopf auf.