---Teleri---
Sie ist forsch, sehr forsch. Habe ich ihr Hoffnung gemacht, dass sie in mir eine Art Verbündeten sieht? Das kann ich mir nicht vorstellen, und dennoch klingen ihre Fragen so voller Hoffnung. Dass sie mich anlügt, glaube ich nicht; demnach hat Zirkon oder eben einer sein Handlanger mal wieder daneben gegriffen. Was mit dem letzten Kerl passiert ist, den er selbst ausgewählt hat und der von gar nichts wusste, das ist mir noch genaustens im Gedächtnis geblieben. Ich habe das Gefühl, dass es egal ist, ob die Personen, die er entführt, was wissen oder nicht. Er versucht mir zwar immer wieder verschiedene Gründe einzureden, aber letztendlich müssen wohl alle sterben, wenn sie nutzlos geworden sind. Und diese Dunmerin wird wohl genauso enden…. Gravir ist unsicher darüber, ob er Teleri Auskunft über diese Substanz geben soll, welche Zirkon so begehrt. Aber was sollte Zirkon schon machen? Er würde vielleicht verstimmt darüber sein, aber groß etwas zu befürchten hatte der Rothwardon bestimmt nicht vor dem Vampir. Und die Dunmerin musste wohl so oder so sterben, da würde es auch egal sein, ob sie von der Zutat nun wusste oder nicht.
„Wie heilt man Vampirismus…“, fängt Gravir nach einer kurzen Überlegung leise zu reden an. „Es gibt seltene Schriftrollen, uralte Aufzeichnung, von denen nur noch wenige wissen, geschweige denn ihren Fundort. Eine andere Möglichkeit ist der Schrein von Molag Bal, wie ihr vielleicht wisst, aber das Wie und Wo ist jetzt nicht relevant. Auf dem Festland habe ich von einigen Ritualen gehört, welche recht erfolgsversprechend sein sollen. Alles ist mit sehr viel Aufwand verbunden, ob es nun das Suchen, die Masse an Arbeit oder auch die Durchführung ist. Diese Substanz, welche Zirkon begehrt…nun, sie stellt einen einfachen Weg der Heilung dar…warum Zirkon es in seinen Händen sehen will, das weiß ich nicht, dass er sich heilen möchte, kann ich mir nicht vorstellen, dazu ist er schon zu sehr Vampir…“. Nun habe ich ihr offenbart, wonach es Zirkon gelüstet. Ich muss ihr sicher nicht erläutern, dass sie diesen Ort wohl nicht lebend verlassen wird, das wird ihr wohl selbst klar sein. Ich kann nur hoffen, dass Zirkon sie nicht unnötig quälen wird.
Abermals bemerkt Gravir, dass er die Dunmerin zulang schweigend ansieht. Ihm wird bewusst, dass er damit unter Umständen nur ihre Hoffnung nährt, er wäre der mögliche Ausweg. So beschließt er, auf den grauen Prinzen zurück zu kommen. Schau sie nicht mehr solang an sonst denkt sie wirklich noch, du bist verrückt oder seist ein Fluchtweg...oder gar dass du über sie herfallen willst.
Gravir versucht rasch abzulenken. „Der Graue Prinz war ein orkischer Arenakämpfer in der Provinz Cyrodiil. Lange Zeit dominierte er die Arena als Champion. Seinen Kampfnamen verdankte er seiner ungewöhnlichen weißen Hautfarbe. Die Erzählungen berichten, dass er der Sohn einer normalsterblichen Frau und eines Vampirs gewesen ist. Dadurch erbte er die guten Eigenschaften des Vampirdaseins und die schlechten wurden so gut wie ausgeblendet. So gut wie, dies sollte man bedenken. Er erbte die Kraft eines Vampires und das lange Leben, die Vorteile, die dieses Leben mit sich brachte. Er litt nicht unter der Sonne, und er benötigte zum Existieren kein Blut, weshalb er keine Eckzähne besaß. Jedoch war er unfruchtbar und sein blasses Erscheinungsbild ließ erkennen, dass er nicht…normal war.“. Gravir schweigt nun. Er glaubt nicht, dass er jetzt noch erklären musste, warum er Teleri diese Geschichte erzählt hatte; wo der Zusammenhang zwischen ihm und dem Grauen Prinzen bestand. Irgendwie beneidete der Rothwardon den Grauen Prinzen. Damals wusste noch niemand von diesem Phänomen; als jedoch das Gerücht die Runde machte, der Prinz sei der Sohn eines Vampirs, spaltete sich die Gesellschaft in ihrer Meinung über den Kämpfer. Von seinem Ende wusste Gravir nichts, nur dass er ehrenhaft in der Arena besiegt worden war. Er konnte sich das nicht vorstellen, dass jemand so mir nichts dir nichts einen Vampir besiegen konnte, aber genaueres war nicht mehr heraus zu bekommen.
Für Gravir zählte das Hier und Jetzt; und dies bestand aus Ablehnung und Zorn, wenn er den Bewohnern der Oberwelt begegnete. Niemand sprach es aus, aber aus ihren Augen sprachen Worte wie „Abschaum“ oder „Missgeburt“ in seine Richtung. Dies auszusprechen wagte niemand. Der Rothwardon hatte sich damit arrangiert und lebt nun hier unten unter Balmora. Hier war er akzeptiert, hier war er Zuhause; und doch nicht wirklich glücklich.
Dem Rothwardon wurde es jetzt zu unbequem an der Wand neben dem Kamin. Er stößt sich davon ab und steht nun erst einmal etwas unbeholfen da. Das Schweigen was jetzt eingetreten war, wirkt belastend auf sie beide. Freundlicher als beabsichtigt setzt er an: „Ich werde sehen, ob ich euch noch etwas zu essen bringen kann. Tut euch und mir einen Gefallen und versucht nichts Unüberlegtes wie Weglaufen oder dergleichen, ich will euch ungern…wehtun“, das letzte Wort flüstert er dabei fast, und als er den Raum verlässt und die Tür hinter sich schließt wird ihm etwas bewusst: So egal ist mir das Ganze wohl doch nicht.