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Fossil
Teleri spürt Zirkons Blick noch lange auf sich liegen, nachdem sie geendet hat.
Bitte, bitte... sei es einfach zufrieden...
Der Vampir tut ihr den Gefallen nicht und beginnt stattdessen, mit den Fingern auf die Lehne seines Sessels zu trommeln. Das Geräusch raubt ihr beinahe den letzten Nerv, und sie zieht die Schultern noch weiter in die Höhe.
Ihr Entführer legt den Kopf schief: "Das ist alles, ja?", fragt er leise. "Ich frage mich nur..." ein lauerndes Lächeln "... warum Ihr Eure Begleiter da herausgelassen habt. Das bekomme ich schon heraus. Unter Umständen können mir diese auch noch von Nutzen sein."
Teleri schweigt.
Mit einer eleganten Bewegung erhebt sich der große Vampir. Dann verneigt er sich leicht, als er sagt: "Ich würde Euch bitten, Teleri, wieder zurück in Euren Raum zu gehen." Angesichts ihrer Situation erscheinen der Alchemistin die Wortwahl und Gebärde wie grausamster Zynismus. Dazu passend fährt Zirkon fort: "Ich werde Euch bewachen lassen, auch wenn ich nicht glaube, daß Ihr so dumm seid und versucht zu fliehen. Wenn Ihr etwas braucht, fragt ihn." Er deutet mit dem Daumen über seine Schulter. "Sein Name ist Gravir."
Eine weitere angedeutete Verbeugung, dann dreht sich der Wiedergänger um und verläßt den Raum.
Ja, verzieh dich. Geh doch endgültig sterben. Ich hasse dich.
Als sie ihm verstohlen und trotzig hinterherschaut, fällt ihr Blick auf einen weiteren Vampir, der plötzlich neben der Tür steht, als wäre er aus dem Boden gewachsen.
Aha. Gravir also, denkt sie säuerlich. Werde ich hier jetzt rumgereicht, oder was wird gespielt?
Die Dunmerin mustert ihren Aufpasser. Groß, grobschlächtig, Legionshaarschnitt und irgendwie peinlich. Bei der Wahl deiner Verbündeten hast du nicht wirklich ein glückliches Händchen, Zirkon...
Gravir tritt einige Schritte auf sie zu; dabei bewegt er sich so steif und doch zombiehaft zielstrebig wie ein dwemerscher Animunculus. Oh nein. Die Betonfrisur hat das Hirn plattgedrückt!
Sie mustert den Anderen, als dieser sich vor ihr aufbaut. Seine Kleidung erscheint recht... ausgefallen, aber er bewegt sich mit einer Autorität, wie man sie vielleicht vom Anführer eines Barbarenstammes erwarten würde. Zumindest vom Anführer eines Barbarenstammes, so wie die Alchemistin ihn sich vorstellt.
Wortlos streckt der Vampir-Barbar eine Hand aus und deutet auf die Tür der Kammer, in der sie zu sich gekommen war. Mit kaltem Gesichtsausdruck läßt Teleri ihren Blick an seinem Arm entlangwandern, angefangen an der Spitze seines ausgestreckten Fingers über die Schulter bis zu seinen hellgrauen Augen. Sie spuckt ihm vor die Füße und dreht sich dann auf dem Absatz um, um zurück in ihre Gefängniszelle zu gehen.
Krachend läßt sie die Tür hinter sich ins Schloß fallen.
Wieder allein mit der Stille in der fensterlosen Kammer, holt sie ein paarmal tief und zitternd Atem. Dann läßt sie sich auf das Himmelbett fallen und schließt die Augen. Wie lange sie dort bewegungslos verharrt, weiß sie nicht.
Ihre wirbelnden Gedanken kommen langsam zur Ruhe, aber die Erkenntnis, die sich nach und nach aus ihren Grübeleien herauskristallisiert, ist keineswegs erfreulich.
In -wie es ihr vorkommt- rascher Folge durchlebt sie die Stadien von Wut, Angst, Verzweiflung, Resignation und... etwas anderem. Sie erinnert sich daran, einmal einen cyrodiilischen Puma gesehen zu haben, der in seinem Käfig ruhelos auf und ab lief. Jetzt kann ich verstehen, wie du dich gefühlt hast, armes Wesen.
Rebellion flackert in ihr auf, auch wenn sie genau weiß, daß diese zu keinem Ziel führen wird. Mit einem Ruck setzt Teleri sich auf. Ihr wird bewußt, daß sie geweint hat, und sie wischt die Tränen fort.
Sie nähert sich dem Haufen mit ihrer Ausrüstung. Viel ist es nicht. Ein paar Tränke, etwas zu essen, die Alchemieausrüstung, ein kleines Messer und ihr Stab, wie sie erstaunt feststellt. Entweder ist Zirkons Arroganz grenzenlos, oder er kann sich sehr sicher sein. Sie läßt den Stab, wo er ist, steckt aber vorsichtshalber ein Fläschchen von dem Heiltrank ein.
Ich brauche etwas, worauf ich meine Konzentration fokussieren kann... das hier! Sie nimmt den Mörser nebst Stößel an sich. Dann reißt sie mit einiger Anstrengung eine Ecke des Samtbettbezugs ab.
Teleri sammelt sich und stößt die Tür zum Nebenraum wieder auf. Etwas schwungvoll, in der vagen Hoffnung, daß Gravir blöd genug ist, direkt dahinter zu stehen. den Gefallen tut er ihr allerdings nicht.
Als sie keck durch die Tür tritt, spannt der Vampir seine beachtlichen Muskeln an. "Reg dich ab", knurrt sie forsch. "In meinem Zimmer steht vielleicht ein Haufen geschmackloser Einrichtung, aber keine einzige brauchbare Sitzgelegenheit. Ich hab schon Rückenschmerzen." Sie geht zurück zu dem Sessel, in dem sie vorhin saß, und läßt sich in das weiche Leder plumpsen. Daraufhin beginnt sie, den Mörser akribisch mit dem Samtfetzen zu polieren. "Hast du eigentlich eine Ahnung wie anstrengend es ist, sorgfältig zu arbeiten, wenn man nicht mal vernünftig sitzen kann? Man muß nur einmal eine kleine Verunreinigung übersehen, und mit ein bißchen Pech fliegt einem das ganze Labor um die Ohren", doziert sie, während sie die Innenseite der Schale putzt.
Wie zufällig hebt sie den Kopf und schaut den Vampir an. "Sag mal, das muß doch wehtun. Hast du kein Hemd, oder erlaubt dir dein Herr und Meister nicht, eins anzuziehen? Kette auf nackter Haut! Der Enthaarungseffekt dürfte da nur das zweitschlimmste sein. Obwohl... als Nord solltest du vielleicht sogar dankbar sein, daß du ein bißchen überschüssiges Fell loswirst. Aber wie das auf der Brust scheuern muß..." Teleri grinst ihn schief an "Kein Wunder, daß du immer so verkniffen kuckst." Du solltest auf Knien dankbar sein, daß du unter den Kettenbeinlingen wenigstens Hosen tragen darfst... Hast du eigentlich kein Halsband? Oder führt dich niemand Gassi?"
Der Barbar verspannt sich vor Wut noch stärker, und seine Pranken zucken nach den Griffen der Schwerter, die an seiner Hüfte hängen. Teleri hätte vermutlich beide Hände gebraucht, um nur eines davon heben zu können.
"Oh, nein...", fährt sie herausfordernd fort, während sie den oberen Rand der Schale poliert "das wagst du nicht. Zirkon hat gesagt, du sollst auf mich aufpassen. 'In Scheiben schneiden' kommt darin nicht vor, nur, falls dir das nicht klar war. Er hat außerdem gesagt, ich soll mich an dich wenden, wenn ich irgendwas brauche - nun, ich brauche zwei oder drei Krüge Sujamma."
Gravir starrt sie wortlos an.
"Sujamma. das verstehst du doch, nicht wahr? Sag ja. Du kannst doch sprechen, oder?" Ohne auf eine Antwort zu warten, redet Teleri weiter. "Ist ja auch egal. Ich führe auch so eine ziemlich anregende Konversation... mit mir selber.
Hör zu, Nord: Ich bin nicht dämlich. Ich weiß, daß ich hier nie wieder lebend rauskomme. Wenn ich Glück habe, wird Zirkon mich irgendwann einfach töten. Aber es besteht kein Grund, weshalb ich dabei nüchtern sein sollte. Also los, besorg mir etwas zu trinken - ich werde bestimmt nicht weglaufen, ich weiß nämlich nicht, wohin. Also, sieh zu. Aber laß dir nicht einfallen, mit irgendso einer Metplörre wiederzukommen."
Geändert von Glannaragh (10.03.2010 um 21:35 Uhr)
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