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Thema: Studium: Übersetzen

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  1. #19
    Zitat Zitat von Ranmaru Beitrag anzeigen
    Aber gut … ich würde spontan "In Wahrheit ist die Seelenverwandschaft nur ein Mißverständnis" daraus machen. Aus 心有靈犀 ein Wort zu machen ist recht gewagt, aber es klingt für mich einfach schöner, als wenn ich irgendwann von "Herzen, die Verbindungen haben" schreiben würde. Gerade, weil das im deutschen deutlich weniger figurativ ist. Bei Seelenverwandschaft weiß jeder, was gemeint ist.
    Und da geht es schon los.
    Meine Übersetzungsvariante war "Im Grunde gibt es für das Herz nur einen Ort, um still zu lieben; das Missverständnis". Rein vom Kontext her finde ich deinen Satz aber nicht im Geringsten unwahrscheinlicher, weil der Text selbst sowohl von platonischer Liebe ("stilles Lieben", "mutual sensitivity" - durch das Rhinoceroshorn kommt hier ja auch noch der Gedanke an Telepathie mit hinein) handelt, als auch von der schmerzhaften und rational gesehen sinnfreien Selbstlüge der Liebe (das Missverständnis der Seelenverwandschaft), die ja doch nur in die Hose geht, 不管谁爱谁.

    Ich finde aber auch, dass sich viele Übersetzer gerade das sehr einfach machen. Wolfgang Kubin beispielsweise, der sämtliche Texte von Bei Dao übersetzt, versteht sich sehr gut darauf, Sachverhalte auch einfach mal zu versimplifizieren; was meiner Meinung gerade bei so einem großartigen Dichter in so einer großartigen Sprache fatal ist, wenn alles auf einer unheimlich komplexen Metaphysik aufbaut. Naja, aber das nur am Rande.

    Zitat Zitat
    Beispielsweise gibt es eine Form im Japanischen, die gleichzeitig zum Ausdruck der Möglichkeit (Potential), zum Ausdruck von drei verschiedenen Passiv-Formen und zum Ausdruck von höflicher Anrede benutzt werden kann. Und sie unterscheidet sich kein Stück.
    Das ist heftig. ._." Ich vermute ja, dass die handelsüblichen Japaner deshalb alle so schlau und diszipliniert sind, weil sie ohne diese beiden Eigenschaften ihre eigene Sprache nicht sprechen können und als geistig behindert eingestuft werden.
    Obwohl die Sache dadurch schon wieder unheimlich spannend wird, denn eine Sprache, die einen derartig nuancierten Ton besitzt, uns olle Deutsche mit unseren paar inflationär gebrauchten Modalpartikeln um Längen schlägt.

    Zitat Zitat
    Ich weiß nicht, wieso Pinyin von allen Leuten so in den Himmel gelobt werden, aber gerade für Anfänger kann ich mir bessere Systeme vorstellen.
    Es ist wie mit den vereinfachten Schriftzeichen: Man hätte die Sache besser lösen können, hat es aber nicht gemacht. Sowas passiert meistens bei Sprachen, die schon ein paar tausend Jahre auf dem Buckel haben und von jeher relativ isoliert in sich dastehen. Mit dem Hebräischen ist es ähnlich, das kann man beinahe nicht lesen, wenn man keine Nikkud-Punktierung hat, damit zwischen den ganzen Konsonanten auch mal Vokale vorkommen und die modernisierte Grammatik ist ein Chaos (Imperfekt und Futur übereinangehauen, konditionale Zusammenhänge verschliffen, Konjugationsarten willkürlich kategorisiert).

    Pinyin sind deshalb so beliebt, weil man nicht erst ein neues Schriftsystem erlernen muss, mit dem man dann ein ganz anderes Schriftsystem transkribiert. Lateinische Buchstaben sind da dann doch besser und ich finde die Belegung der Konsonanten eigentlich wirklich sehr schlau durchdacht. Außerdem finde ich es irgendwie doof, wie man bei Zhuyin die Töne kennzeichnet. ;P
    Zumindest für Muttersprachler - und eben Leute wie dich, die Zhuyin eher schätzen (so intensiv hab ich mich damit nich auseinandergesetzt, ich bleibe nur immer recht gern bei meinen Leisten) - wäre das System aber zugegebenermaßen um einiges sinnvoller.

    Geändert von Mordechaj (04.08.2009 um 15:18 Uhr)

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