Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
Mit Japanisch kann ich das jetzt nicht vergleichen, aber ich finde, dass im Chinesischen der Konnotationsreichtum eine wirklich anstrengend schöne Vielfalt hat und gerade in lyrischen Texten sehr oft mit einer sehr gespreizten Stilistik gearbeitet wird, die sich nie und nimmer wirklich kongruent ins Deutsche übertragen lässt.
其实心有灵犀只是一场误会 ist da so ein Beispiel; es ist unheimlich poetisch und wenn man die einzelnen Fragmente einigermaßen zu verbinden weiß, kommt auch was Sinnvolles dabei raus, aber die inhärente, übergeordnete Logik, die im Chinesischen vorherrscht, gibt es im Deutschen einfach nicht. (wobei mich jetzt tatsächlich mal interessieren würde, wie du als Studierender das übersetzen würdest, meine geduldige Ansprechpartnerin für die chinesische Sprache ist nämlich auch daran gescheitert, wirklich adäquat zu übertragen) Ich weiß ja nicht, wie das im Japanischen ist, teilweise wohl ähnlich?!
Uff, der Satz ist ein Klotz. Also vor allem das 靈犀 mag sich nicht so recht mit mir anfreunden. Lyrische Übersetzungen sind sowieso der Feind. Ich würde lieber hundert Sachtexte übersetzen als ein Gedicht. ^^
Aber gut … ich würde spontan "In Wahrheit ist die Seelenverwandschaft nur ein Mißverständnis" daraus machen. Aus 心有靈犀 ein Wort zu machen ist recht gewagt, aber es klingt für mich einfach schöner, als wenn ich irgendwann von "Herzen, die Verbindungen haben" schreiben würde. Gerade, weil das im deutschen deutlich weniger figurativ ist. Bei Seelenverwandschaft weiß jeder, was gemeint ist.

Im Japanischen ist das übrigens auch so, ja. Viel Kontextabhängigkeit. Das Problem, das ich habe, ist nur, daß die Japaner dazu auch noch einen Arsch voll Grammatik haben, die man als Ausländer glaube ich einfach nicht wirklich verstehen kann.
Bei denen ist sogar in der Grammatik derart viel Kontext drin, daß es beim Übersetzen einfach nur nervt. Beispielsweise gibt es eine Form im Japanischen, die gleichzeitig zum Ausdruck der Möglichkeit (Potential), zum Ausdruck von drei verschiedenen Passiv-Formen und zum Ausdruck von höflicher Anrede benutzt werden kann. Und sie unterscheidet sich kein Stück.

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Wobei ich finde, dass man die Tonalität sehr schnell intus hat, wenn man das einigermaßen anständig erklärt bekommt. Viel schwieriger finde ich da die Vokalnuancen, die aus den Pinyin manchmal gar nicht hervorgehen (vor allem bei i's und Diphtongs; die Aussprache ist dann in etwa so unregelmäßig, wie die Englische, sprich irgendwann hat man das natürlich im Blut).
Pinyin sind auch scheiße.
Ich bin irgendwann dazu übergegangen, meine Umschriften mit Zhuyin zu machen, dann hat man immerhin auch die Aussprache da stehen. Ich weiß nicht, wieso Pinyin von allen Leuten so in den Himmel gelobt werden, aber gerade für Anfänger kann ich mir bessere Systeme vorstellen. Irgendwann ist es dann egal, dann hat man den Kram gelernt, aber gerade was die Diphtonge angeht ist es zu Beginn schon nervig.