Es ist übrigens gerade beim Sprachenlernen sehr hilfreich, wenn man Interferenzen zwischen den Fremdsprachen hat, auf die man zurückgreifen kann. Mein Spanisch-Verständnis ist innerhalb von wenigen Tagen von 0 auf A2 gerutscht, weil ich mir vorher einen intensiven Französisch- und Latein-Wortschatz angeeignet habe, die linguistischen Besonderheiten des Hebräischen ließen sich sehr gut erschließen, indem man Rückbezüge zur gesamteurasischen Sprachentwicklung zieht. Deshalb ist es ganz hilfreich, auf Sprachfamilien zurückzugreifen (also romanische, germanische, slawische, sinitische, semitische, Bantu, etc.pp.). Allerdings ist es wiederum fraglich, wieviele Staubsaugerbedienanleitungen ursprünglich in Swahili verfasst werden.
Mit Japanisch kann ich das jetzt nicht vergleichen, aber ich finde, dass im Chinesischen der Konnotationsreichtum eine wirklich anstrengend schöne Vielfalt hat und gerade in lyrischen Texten sehr oft mit einer sehr gespreizten Stilistik gearbeitet wird, die sich nie und nimmer wirklich kongruent ins Deutsche übertragen lässt.
其实心有灵犀只是一场误会 ist da so ein Beispiel; es ist unheimlich poetisch und wenn man die einzelnen Fragmente einigermaßen zu verbinden weiß, kommt auch was Sinnvolles dabei raus, aber die inhärente, übergeordnete Logik, die im Chinesischen vorherrscht, gibt es im Deutschen einfach nicht. (wobei mich jetzt tatsächlich mal interessieren würde, wie du als Studierender das übersetzen würdest, meine geduldige Ansprechpartnerin für die chinesische Sprache ist nämlich auch daran gescheitert, wirklich adäquat zu übertragen) Ich weiß ja nicht, wie das im Japanischen ist, teilweise wohl ähnlich?!
Wobei ich finde, dass man die Tonalität sehr schnell intus hat, wenn man das einigermaßen anständig erklärt bekommt. Viel schwieriger finde ich da die Vokalnuancen, die aus den Pinyin manchmal gar nicht hervorgehen (vor allem bei i's und Diphtongs; die Aussprache ist dann in etwa so unregelmäßig, wie die Englische, sprich irgendwann hat man das natürlich im Blut).Zitat