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Thema: Studium: Übersetzen

  1. #1

    Studium: Übersetzen

    Da ich momentan verzweifelt versuche, herauszufinden, was ich am besten studieren soll und dabei eben über "Übersetzen" gestolpert bin (ich wusste bislang nicht, dass man das studieren kann), wollte ich mir mal ein paar Infos von euch einholen.

    Studiert das hier eventuell jemand und könnte mir ein paar Sachen darüber erzählen? Insbesondere würde mich interessieren, ob man denn dafür schon vorab eine andere Sprache perfekt beherrschen muss und in wievielen Sprachen insgesamt man Kenntnisse aufweisen muss, da ich bislang lediglich englisch (naja noch französisch für 4 jahre, aber da ist nix hängen geblieben) in der Schule hatte und das natürlich auch nicht perfekt beherrsche. Und wie siehts da mit einem Auslandsaufenthalt aus? Ist das pflicht? Und beschränkt sich das ganze ausschließlich auf schriftliches Übersetzen? Dolmetschen möchte ich nicht so gern...
    Bin über alle Infos dankbar.

  2. #2
    wenn du nicht dolmetschen willst dann bleibt also nur das übersetzen von texten..hm ob man damit genug geld verdienen kann?
    latein,was du nicht kanst und eigentliche eine coole sprache ist,ist wohl schon ausgereitzt und english sowieso.
    vielleicht hätte man bei einer besonders seltenen sprache beruflichen erfolg?

    wo werden übersetzer eigentlich gebraucht,also ausser bei videospielen(8 pfundaushilfsjob in england bei squaresoft),filmen und natürlich technischen geräten?

    ich weis das wenn man eine bestimmte sprache studiert sich auch mit geschichtlichen zeug auseinander setzt und nicht dauernd nur bücher liest.
    wahrscheinlich wird es also beim übersetzungsstudium so sein das man eine hauptsprache hat und vielleicht noch english,oder zumindest eine fremdsprache sehr gut beherschen muss,was durch ein sprachtest geprüft werden könnte.

    auslandsaufenthalte helfen eigentlich immer.

  3. #3
    Zitat Zitat von noRkia Beitrag anzeigen
    wo werden übersetzer eigentlich gebraucht,also ausser bei videospielen?
    Für jede beknackte Gebrauchsanweisung, sprich: vor allem im Technikbereich. Japanischkenntnisse sind da sicher nicht verkehrt, weil da nun mal jede Menge entwickelt und auf den Markt gebracht wird.

    Latein ist nicht verkehrt, wenn man Lehrer werden will. Neben Mathe / Physik werden Lateinlehrer eigentlich immer mit Handkuß genommen.
    ... falls Dich eine Alternative zum Übersetzer ineressieren würde, Kadaj.

  4. #4
    Erstmal danke euch beiden.

    Allerdings hat sich das für mich wohl erledigt. Ich hab mal geschaut, wie das da mit den Berufschancen und dem Verdienst generell ausschaut und das kann man wohl echt fast vergessen. Schade eigentlich.

    Ist wohl scheinbar generell in den sprachlichen Richtungen scheinbar so, dass da die Berufsaussichten wesentlich schlechter stehen als bei wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Bereichen... gibt ja auch so viele freie Journalisten und Germanisten habens wohl auch net leicht. :/

    Zitat Zitat von Glannaragh Beitrag anzeigen
    Latein ist nicht verkehrt, wenn man Lehrer werden will. Neben Mathe / Physik werden Lateinlehrer eigentlich immer mit Handkuß genommen.
    ... falls Dich eine Alternative zum Übersetzer ineressieren würde, Kadaj.
    Ich betrete nie wieder irgendeine Schule, also nein.

  5. #5
    Übrigens, also zumindest ich finde Sprachgeschichte und dergleichen ziemlich interessant, das mal so am Rande gesagt. Wie es beim Studium Übersetzen ist, weiss ich nicht, bei der Ausbildung so wird Sprachgeschichte jedoch nicht vermittelt, laut meinen informationen.

    (aber Sprachgeschichte ist Hilfreich. Zumindest wenn man sich gern mit dem Altertum beschäftigt. )

  6. #6
    relativ gefragt sind meines wissens nach Gebärdensprachen-Übersetzer ...
    Und Vorkentnisse braucht man da fürs Studium auch nicht ...

  7. #7
    Kannst dich ja mal durch die Homepages von ein paar Übersetzungsfirmen lesen, was die da so machen.
    Irgendwo da wirst du dann auch wohl landen.

    Language Solutions

    Lingo24

    Richtig Kohle machst du, wenn du (hier) exotische Sprachen, wie chinesisch, indisch usw. beherrschst.

    Übersetzer braucht man überall. Für Videospiele, Bedienungsanleitungen, Bücher...

  8. #8
    er könnte ja auch - umgekehrt - dahin gehen, wo deutsch eine exotische sprache ist - da gibt es genügend möglichkeiten.

    dazu muss er allerdings die landessprache auch beherrschen.

  9. #9
    Auch an euch danke, aber wie schon gesagt, ich hab das abgehakt. Ich hab mich mal ein bisschen schlau gemacht und herausgefunden, dass ganz einfach nicht gerade wenige, die einen solchen Beruf ausüben (das gleiche gilt auch für Redakteure bei Magazinen/Zeitungen) meistens etwas ganz anderes (oder teilweise auch gar nichts) studiert haben. Ich seh da einfach nur bedingt Sinn dahinter...
    Inzwischen tendiere ich ohnehin mehr in die Richtung BWL, nicht weil es mich mehr interessiert, sonder mehr weil ich da ein breitgefächerteres Berufsfeld habe. Dazu kann ich ja alternativ etwas wie beispielsweise Sinnologie wählen, da es mich schon mal reizen würde eine solche exotische Sprache zu lernen.

    Wobei ich da mal fragen muss: Was ist einfacher: Chinesisch, oder japanisch?

  10. #10
    Ich würde spontan sagen das Japanisch leichter ist. Meineswissens nach doch eine atonale Sprache? Wenn ja dann ist es leichter.

  11. #11
    Zitat Zitat von Kadaj Beitrag anzeigen
    Studiert das hier eventuell jemand und könnte mir ein paar Sachen darüber erzählen?
    Ich hab mal eine Weile mit dem Gedanken gespielt, Translation oder Literaturübersetzen zu studieren und hab mich relativ intensiv damit beschäftigt. Ob dir das jetzt groß weiterhelfen wird, weiß ich nich, aber ich kann dich ja mal an meinem begrenzten Wissen teilhaben lassen.

    Zitat Zitat
    Insbesondere würde mich interessieren, ob man denn dafür schon vorab eine andere Sprache perfekt beherrschen muss und in wievielen Sprachen insgesamt man Kenntnisse aufweisen muss
    Für translatorische Studiengänge muss man in der Regel die Quellsprache auf Sprachniveau B1 (nach GER) beherrschen. Ich weiß nicht, ob die Beschränkungen anderswo härter sind, es wäre allerdings unsinnig, wenn es sich um rein schriftliches Übersetzen handelt, denn B1 setzt voraus, dass man mit einem Wörterbuch einen Text aus dem eigenen Fachbereich problemlos verstehen und wiedergeben kann.
    Nach 5 Jahren Schulausbildung in einer Sprache wird dir meines Wissens automatisch das Niveau B1 anerkannt, es gibt auch Tests, bei denen du unter Beweis stellen kannst, dass du auch mit weniger Ausbildung oder im Selbststudium selbige Fähigkeiten erworben hast.

    Kenntnisse brauchst du grundsätzlich nur in einer Sprache, aber natürlich macht es sich für das Berufsfeld sehr gut, wenn du mehrere Sprachen beherrschst, weil du dann logischerweise ein größeres Auftragsfeld besitzt. Man geht davon aus, dass ein Übersetzer mit 3, mindestens 2 Sprachen + Englisch, ganz gut über die Runden kommt, manche haben Erfolg mit 5-6 Sprachen. Natürlich muss man die alle nicht fließend beherrschen; es geht vorwiegend um ein überdurchschnittlich gutes Verständnis von Inhalt und Grammatik, der Rest ist nebensächlich (was die Sprachen selbst schon wieder sehr funktionalisiert, aber für das Berufsfeld ist die Zielsprache, also Deutsch, im Grunde viel wichtiger, denn dort musst du dich einwandfrei ausdrücken können).
    An der Uni Leipzig beispielsweise kann man für "Translation" zwischen 6 Sprachen (Englisch, Französisch, Russisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch; Angaben ohne Gewähr) eine wählen und es steht frei, von diesen 6 noch eine zweite hinzuzunehmen.

    Zitat Zitat
    da ich bislang lediglich englisch (naja noch französisch für 4 jahre, aber da ist nix hängen geblieben) in der Schule hatte und das natürlich auch nicht perfekt beherrsche.
    Du solltest schon eine gewissen Affinität zur Quellsprache besitzen. Da kommt es nicht mal so arg aufs Vokabular an, dafür gibt es Wörterbücher, Idiomatik ist auch mehr oder weniger zu vernachlässigen, weil du ja selbst keinen Text in der Sprache produzieren musst, aber die Grammatik sollte einwandfrei sitzen.
    Als Übersetzer aus dem Englischen wirst du es megamäßig schwer haben, irgendwie auf einen grünen Zweig zu kommen, denn heutzutage spricht jeder Englisch und es gibt massig Leute, die da die erste Wahl sind - großes Angebot schafft große Auswahl, da geht man schnell unter. Dann lieber weniger verbreitete Sprachen, aber die müsstest du eben autodidaktisch erlernen (was übrigens einfacher ist, als man glaubt, wenn man etwas Disziplin mitbringt).

    Zitat Zitat
    Und wie siehts da mit einem Auslandsaufenthalt aus? Ist das pflicht? Und beschränkt sich das ganze ausschließlich auf schriftliches Übersetzen?
    Beim Translation-Studiengang in Leipzig beispielsweise ist ein Auslandssemester fest vorgesehen; es kommt einem auch nur zugute und es ist unbedingt zu empfehlen, wenn man in diese Richtung gehen möchte.

    Worauf du deine Kenntnisse letztendlich anwendest, bleibt dir überlassen. Übersetzer-Studiengänge forcieren in der regel auf rein schriftliches Übersetzen, verbinden das aber auch mit praktischem Wissen (bspw. Aussprache und dergleichen) und vermitteln vor allem Kulturelles, das mit der Sprache in Verbindung steht (beispielsweise Dialekte, Slangs, Idiome, Abkürzungen, kurze Einblicke in die Landeskunde, etc.). Letztendlich geht es darum, die Problemlösung des Übersetzens mit entscheidendem Hintergrundwissen über eine bestimmte Sprache zu verbinden, um daraus eine effektive Methodik zu entwickeln.

    Im Übrigen heißt ein Studium dann auch nicht, dass du automatisch Aufträge erhältst oder eine Anstellung findest. Übersetzer verdienen im Gros Hungerlöhne, viele betreiben das Ganze als Nebentätigkeit, weil es sich nicht rentiert. Was du in diesem Berufsfeld brauchst, sind Beziehungen, Disziplin und Ambitionen, dich kontinuierlich mit verschiedenen Sprachen auseinanderzusetzen und deinen Kenntnishorizont zu erweitern; auch kulturell bzw. fachbezogen. Für Literaturübersetzungen brauchst du die sprachliche Gewandtheit eines Schriftstellers und ein gewisses literarisches Grundwissen (was bedeutet: Lesen, lesen lesen); für das Übersetzen von Broschüren, Handbüchern, Bedienungsanleitungen und ähnlichem brauchst du mehr als irgendwo anders einen großen Wortschatz an termini technici und bis zu einem gewissen Grad Einblicke in die Funktionsweisen bspw. der Maschine, deren Bedienungsanleitung du gerade übersetzt oder du brauchst eine Vorstellung von der Region, die der zu übersetzende Prospekt übwirbt...

    Im Grunde lässt du dich entweder irgendwo festanstellen und übersetzt dann irgendwelche Wirtschaftstexte und detaillierte Informationen für Hinz und Kunz aus Großbetrieben und Medienkonzernen (Festanstellungen als Übersetzer sind so leicht zu bekommen, wie ein Studienplatz an einer Elite-Uni in den USA), oder du arbeitest freiberuflich und übersetzt Bücher, Gedichte, Broschüren, Prospekte, Internetseiten, Videospiele kleinerer Vertriebe, Booklet, etc.pp.
    Auf alle beide Bereiche bereitet dich ein translatorisches Studium so gut es geht vor, aber wie gesagt: Es braucht Beziehungen, viel Grundwissen, kontinuierliches Engagement und auch ein klein bisschen Glück.

  12. #12
    Wenn man Bücher oder Computer-/Konsolenspiele übersetzen will, da reicht es nicht aus, einfach die Sprache zu beherschen. Man muss ein Gefühl für die Sprachen haben. Jeder Charakter ist anders und man muss diesen Charakter mit leben einhauchen. Es bringt ja nichts, wenn jeder Charakter den selben Sprachstil haben, obwohl Charakter A z.B. ein Punk und Charakter B ein Adliger ist.
    Als Beispiel kann man hier sehr gut Final Fantasy IX nehmen. Im japanischen haben alle Charakter einen anderen japanischen Dialekt. Hier in Deutschland hat man alle japanische Dialekte in deutsche Dialekte umgewandelt und das nicht nur willkürlich, sondern sie haben sich an ein paar Klischees orientiert.

    Bedienungsanleitungen sind auch ein Fall für sich. Anleitungen von Billiggeräten werden aus Kostengründen mit einer Software übersetzt. Bei höherwertigen Geräten, wo die Anleitungen noch richtig übersetzt werden, muss man das Fachvokabular kennen und man muss Kenntnisse über diese Geräte haben. Ansonsten wird es sehr schwer, in diesem Bereich Fuß zu fassen. Selbst eine Anleitung vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen ist nicht immer ganz leicht.

    Geändert von Whiz-zarD (02.08.2009 um 19:47 Uhr)

  13. #13
    Zitat Zitat von Whiz-zarD
    Im japanischen haben alle Charakter einen anderen japanischen Akzent. Hier in Deutschland hat man alle japanische Akzente in deutsche Akzente umgewandelt und das nicht nur willkürlich, sondern sie haben sich an ein paar Klischees orientiert.
    Dialekte, bitte.

  14. #14
    Zitat Zitat von Chaik Beitrag anzeigen
    Dialekte, bitte.
    fixed.

  15. #15
    Danke. Gerade hier wo es um das Übersetzen geht, sollte der Unterschied zwischen Akzenten und Dialekten gewahrt bleiben.

  16. #16
    Ja, ich studiere so was. Sprachwissenschaft Chinesisch und Japanisch mit Fokus auf Übersetzung. Ist ein Bachelor, auf den man dann einen M.A. Translation machen kann, der einem Dipl. Übers. entspricht.

    Generell gilt: die Berufschancen sind absolut scheiße. Übersetzer werden zwar gebraucht, aber fest anstellen will so was keiner. Die meisten arbeiten als Freelancer auf Honorarbasis und besonders ertragreich ist das nicht. Und in den meisten Fällen übersetzt du dann auch nur Gebrauchsanweisungen von Staubsaugern. Klar, es gibt auch fest angestellte Übersetzer für Manga oder Videospiele, aber das sind dann die Traumjobs in der Branche und an die ranzukommen, ist sehr schwer. Darauf auf zu sein ist, als würdest Du als Medizinstudent darauf abzielen, irgendwann ein obszön reicher plastischer Chirurg in Miami Beach zu sein, um Brüste irgendwelcher Promis aufzublasen.

    Ich will Dir den Studiengang nicht madig machen (hey, immerhin studiere ich den Kram selber ^^), aber man sollte sich darüber im Klaren sein, daß man damit weder reich wird, noch mit Sicherheit irgendwo landet, wo man als Fan gerne landen würde.

    Zu den Sprachen gilt: Du solltest mindestens zwei können. Englisch zählt nicht, das kann inzwischen jede Sekretärin übersetzen und dafür stellt man keinen teuren Übersetzer mehr ein. Also zwei Sprachen, je ungewöhnlicher desto besser, und beide mindestens (!) auf dem B1-Niveau. Mein Studiengang setzt sogar zwei Sprachen voraus, mit nur einer kommt man gar nicht rein. Englisch ist wie gesagt sowieso eine Grundvoraussetzung, also hat man hinterher Englisch plus zwei weitere Sprachen. Die eigene Muttersprache muß man ebenfalls *perfekt* beherrschen, da man, wie schon gesagt wurde, auch so Dinge wie Dialekte, Wortspiele usw. irgendwie rüberbringen muß. Und man übersetzt generell nur in seine Muttersprache rein, niemals aus der Muttersprache in die Fremde. Bei Englisch ist das noch 'ne Ausnahme, wenn man wirklich, wirklich gut Englisch kann, aber man wird z.B. nie einen Deutschen, der Chinesisch spricht, engagieren um einen Text ins Chinesische zu übersetzen, sondern immer einen Chinesen, der Deutsch spricht.

    Übersetzen ist auch nicht gleich Dolmetschen. Mit einem M.A. Translation oder einem Dipl. Übers. ist man kein Dolmetscher. Dafür gibt es gesonderte Studiengänge, ich glaube Tübingen hat einen Diplomdolmetscher. Ansonsten kann man auf den Übersetzter-Abschluß noch einen Aufbaukurs machen, um das zu lernen. Ist aber 'ne ganz andere Kiste. Übersetzen kann ich ganz gut, möchte ich behaupten, aber beim Dolmetschen sucke ich gewaltig.

    Und um noch die Frage nach Chinesisch und Japanisch zu beantworten: Chinesisch ist *viel* einfacher, zumindest auf Übersetzung zugeschnitten. Die japanische Grammatik ist eine Bitch und einen japanischen Text zu übersetzen ist ein Spießrutenlauf, der einen zum Heulen bringt. Chinesische Texte sind relativ einfach, zumindest die nicht-fachsprachlichen. Und auch bei den fachsprachlichen ist es hauptsächlich ein Vokabelproblem, das sich mit einem guten Wörterbuch lösen läßt. Die Grammatik ist ziemlich simpel und nicht so schwer zu erlernen.
    Was das Sprechen angeht, so ist Chinesisch vermutlich schwieriger, weil es eben eine tonale Sprache ist und das für Europäer etwas total ungewohntes ist. Als Beispiel sei angeführt, daß man bei romanischen Sprachen bei Fragen immer am Ende die Stimme hochzieht. Das muß man sich im Chinesischen ganz schnell abgewöhnen, weil man sonst was völlig anderes sagt! Dafür gibt's da sogenannte Fragepartikel, die anzeigen, daß es sich um eine Frage handelt, die man stellt. Aber das würde jetzt zu weit führen. Japanisch ist zwar eigentlich auch eine tonale Sprache, aber deutlich weniger ausprägt als das Chinesische. Dort gibt es nur Wortakzente und keinen Tonverlauf, außerdem verstehen einen Japaner auch, wenn man das nicht kann (es klingt nur komisch für sie) und Homophone, die sich nur durch die Betonung unterscheiden, sind relativ selten. Im Chinesischen begegnen sie einem aber dauernd.

    Ich würde als Übersetzer dennoch hundertmal lieber Chinesisch machen als Japanisch, weil die Grammatik einfach doch das Hauptargument ist. Die Töne und das alles sind beim schriftlichen Übersetzen herzlich egal, weil man eh seine Schriftzeichen hat und mit denen ist es eindeutig, was da steht. Man muß nicht mal wissen, wie man den Kram ausspricht, um es zu übersetzen.
    Als Anfänger bei asiatischen Sprachen wird man die Schriftzeichen erstmal hassen, bis man irgendwann das Prinzip mit den Radikalen und Elementen verstanden hat und sie dann sehr einfach zu lernen werden. Dann liebt man sie. Generell gilt: je mehr Schriftzeichen ein Text hat, umso leichter ist er zu verstehen. Chinesisch hat da den tollen Vorteil, daß es nur Schriftzeichen hat. Einen Text, der in Pinyin, Zhuyin oder einer anderen Transkription geschrieben ist, kann man nicht übersetzen, da machen einem die Homophone einen Strich durch die Rechnung. Da gibt's schöne Beispiele von klassischen Texten, die nur aus ein und der selben Silbe bestehen, ein paar hundertmal. Wenn man da keine Zeichen hat, kann man auch gleich aufgeben.
    Die Japaner haben zusätzlich zu den Schriftzeichen noch ihre Silbenalphabete und die sind ähnlich scheiße beim Übersetzen, wie Transkriptionen. Und leider tendieren moderne japanische Texte dazu, die exzessiv zu verwenden und immer weniger Schriftzeichen. Es ist nicht so schlimm wie Chinesisch in Pinyin, aber auch nicht so angenehm wie Chinesisch in Zeichen.

    Chinesisch ist allerdings lernintensiver, weil man eben alle Zeichen lernen muß und das in zwei Formen. Die vereinfachten (für Texte aus der VR China und Singapur) und die traditionellen (für Texte aus Hong Kong und Taiwan). Schreiben mußt Du nur eine Form können, das kann man sich meistens aussuchen, aber lesen solltest Du beides können. Man weiß ja nie, wo der Text herkommt, der einem präsentiert wird. Und nichts ist nerviger, als sich Zeichen raussuchen zu müssen, die man noch nie gesehen hat. Für Japanisch mußt Du hingegen nur die traditionellen Zeichen lernen (mit den japanischen Varianten, aber das sind nicht besonders viele und man erkennt sie auch meistens, wohingegen vereinfachtes Chinesisch die totale Vergewaltigung ist und mit den traditionellen Zeichen so viel zu tun hat wie das lateinische mit dem kyrillischen Alphabet).

    Einen Auslandsaufenthalt in einem Land, wo Deine Erstsprache gesprochen wird, würde ich Dir aber auf jeden Fall empfehlen. Da nimmst Du viel Sprachgefühl mit und das hilft ungemein. Wenn Du wirklich nur übersetzen willst und Dir egal ist, die Sprache auch aktiv zu sprechen (das ist zum Beispiel für Übersetzer für klassisches Chinesisch relativ egal), dann geht's auch ohne, aber es lohnt sich.

    Geändert von Ranmaru (04.08.2009 um 00:37 Uhr)

  17. #17
    Es ist übrigens gerade beim Sprachenlernen sehr hilfreich, wenn man Interferenzen zwischen den Fremdsprachen hat, auf die man zurückgreifen kann. Mein Spanisch-Verständnis ist innerhalb von wenigen Tagen von 0 auf A2 gerutscht, weil ich mir vorher einen intensiven Französisch- und Latein-Wortschatz angeeignet habe, die linguistischen Besonderheiten des Hebräischen ließen sich sehr gut erschließen, indem man Rückbezüge zur gesamteurasischen Sprachentwicklung zieht. Deshalb ist es ganz hilfreich, auf Sprachfamilien zurückzugreifen (also romanische, germanische, slawische, sinitische, semitische, Bantu, etc.pp.). Allerdings ist es wiederum fraglich, wieviele Staubsaugerbedienanleitungen ursprünglich in Swahili verfasst werden.



    Zitat Zitat von Ranmaru Beitrag anzeigen
    Und um noch die Frage nach Chinesisch und Japanisch zu beantworten: Chinesisch ist *viel* einfacher, zumindest auf Übersetzung zugeschnitten.
    Mit Japanisch kann ich das jetzt nicht vergleichen, aber ich finde, dass im Chinesischen der Konnotationsreichtum eine wirklich anstrengend schöne Vielfalt hat und gerade in lyrischen Texten sehr oft mit einer sehr gespreizten Stilistik gearbeitet wird, die sich nie und nimmer wirklich kongruent ins Deutsche übertragen lässt.
    其实心有灵犀只是一场误会 ist da so ein Beispiel; es ist unheimlich poetisch und wenn man die einzelnen Fragmente einigermaßen zu verbinden weiß, kommt auch was Sinnvolles dabei raus, aber die inhärente, übergeordnete Logik, die im Chinesischen vorherrscht, gibt es im Deutschen einfach nicht. (wobei mich jetzt tatsächlich mal interessieren würde, wie du als Studierender das übersetzen würdest, meine geduldige Ansprechpartnerin für die chinesische Sprache ist nämlich auch daran gescheitert, wirklich adäquat zu übertragen) Ich weiß ja nicht, wie das im Japanischen ist, teilweise wohl ähnlich?!

    Zitat Zitat
    Was das Sprechen angeht, so ist Chinesisch vermutlich schwieriger, weil es eben eine tonale Sprache ist und das für Europäer etwas total ungewohntes ist.
    Wobei ich finde, dass man die Tonalität sehr schnell intus hat, wenn man das einigermaßen anständig erklärt bekommt. Viel schwieriger finde ich da die Vokalnuancen, die aus den Pinyin manchmal gar nicht hervorgehen (vor allem bei i's und Diphtongs; die Aussprache ist dann in etwa so unregelmäßig, wie die Englische, sprich irgendwann hat man das natürlich im Blut).

  18. #18
    Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
    Mit Japanisch kann ich das jetzt nicht vergleichen, aber ich finde, dass im Chinesischen der Konnotationsreichtum eine wirklich anstrengend schöne Vielfalt hat und gerade in lyrischen Texten sehr oft mit einer sehr gespreizten Stilistik gearbeitet wird, die sich nie und nimmer wirklich kongruent ins Deutsche übertragen lässt.
    其实心有灵犀只是一场误会 ist da so ein Beispiel; es ist unheimlich poetisch und wenn man die einzelnen Fragmente einigermaßen zu verbinden weiß, kommt auch was Sinnvolles dabei raus, aber die inhärente, übergeordnete Logik, die im Chinesischen vorherrscht, gibt es im Deutschen einfach nicht. (wobei mich jetzt tatsächlich mal interessieren würde, wie du als Studierender das übersetzen würdest, meine geduldige Ansprechpartnerin für die chinesische Sprache ist nämlich auch daran gescheitert, wirklich adäquat zu übertragen) Ich weiß ja nicht, wie das im Japanischen ist, teilweise wohl ähnlich?!
    Uff, der Satz ist ein Klotz. Also vor allem das 靈犀 mag sich nicht so recht mit mir anfreunden. Lyrische Übersetzungen sind sowieso der Feind. Ich würde lieber hundert Sachtexte übersetzen als ein Gedicht. ^^
    Aber gut … ich würde spontan "In Wahrheit ist die Seelenverwandschaft nur ein Mißverständnis" daraus machen. Aus 心有靈犀 ein Wort zu machen ist recht gewagt, aber es klingt für mich einfach schöner, als wenn ich irgendwann von "Herzen, die Verbindungen haben" schreiben würde. Gerade, weil das im deutschen deutlich weniger figurativ ist. Bei Seelenverwandschaft weiß jeder, was gemeint ist.

    Im Japanischen ist das übrigens auch so, ja. Viel Kontextabhängigkeit. Das Problem, das ich habe, ist nur, daß die Japaner dazu auch noch einen Arsch voll Grammatik haben, die man als Ausländer glaube ich einfach nicht wirklich verstehen kann.
    Bei denen ist sogar in der Grammatik derart viel Kontext drin, daß es beim Übersetzen einfach nur nervt. Beispielsweise gibt es eine Form im Japanischen, die gleichzeitig zum Ausdruck der Möglichkeit (Potential), zum Ausdruck von drei verschiedenen Passiv-Formen und zum Ausdruck von höflicher Anrede benutzt werden kann. Und sie unterscheidet sich kein Stück.

    Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
    Wobei ich finde, dass man die Tonalität sehr schnell intus hat, wenn man das einigermaßen anständig erklärt bekommt. Viel schwieriger finde ich da die Vokalnuancen, die aus den Pinyin manchmal gar nicht hervorgehen (vor allem bei i's und Diphtongs; die Aussprache ist dann in etwa so unregelmäßig, wie die Englische, sprich irgendwann hat man das natürlich im Blut).
    Pinyin sind auch scheiße.
    Ich bin irgendwann dazu übergegangen, meine Umschriften mit Zhuyin zu machen, dann hat man immerhin auch die Aussprache da stehen. Ich weiß nicht, wieso Pinyin von allen Leuten so in den Himmel gelobt werden, aber gerade für Anfänger kann ich mir bessere Systeme vorstellen. Irgendwann ist es dann egal, dann hat man den Kram gelernt, aber gerade was die Diphtonge angeht ist es zu Beginn schon nervig.

  19. #19
    Zitat Zitat von Ranmaru Beitrag anzeigen
    Aber gut … ich würde spontan "In Wahrheit ist die Seelenverwandschaft nur ein Mißverständnis" daraus machen. Aus 心有靈犀 ein Wort zu machen ist recht gewagt, aber es klingt für mich einfach schöner, als wenn ich irgendwann von "Herzen, die Verbindungen haben" schreiben würde. Gerade, weil das im deutschen deutlich weniger figurativ ist. Bei Seelenverwandschaft weiß jeder, was gemeint ist.
    Und da geht es schon los.
    Meine Übersetzungsvariante war "Im Grunde gibt es für das Herz nur einen Ort, um still zu lieben; das Missverständnis". Rein vom Kontext her finde ich deinen Satz aber nicht im Geringsten unwahrscheinlicher, weil der Text selbst sowohl von platonischer Liebe ("stilles Lieben", "mutual sensitivity" - durch das Rhinoceroshorn kommt hier ja auch noch der Gedanke an Telepathie mit hinein) handelt, als auch von der schmerzhaften und rational gesehen sinnfreien Selbstlüge der Liebe (das Missverständnis der Seelenverwandschaft), die ja doch nur in die Hose geht, 不管谁爱谁.

    Ich finde aber auch, dass sich viele Übersetzer gerade das sehr einfach machen. Wolfgang Kubin beispielsweise, der sämtliche Texte von Bei Dao übersetzt, versteht sich sehr gut darauf, Sachverhalte auch einfach mal zu versimplifizieren; was meiner Meinung gerade bei so einem großartigen Dichter in so einer großartigen Sprache fatal ist, wenn alles auf einer unheimlich komplexen Metaphysik aufbaut. Naja, aber das nur am Rande.

    Zitat Zitat
    Beispielsweise gibt es eine Form im Japanischen, die gleichzeitig zum Ausdruck der Möglichkeit (Potential), zum Ausdruck von drei verschiedenen Passiv-Formen und zum Ausdruck von höflicher Anrede benutzt werden kann. Und sie unterscheidet sich kein Stück.
    Das ist heftig. ._." Ich vermute ja, dass die handelsüblichen Japaner deshalb alle so schlau und diszipliniert sind, weil sie ohne diese beiden Eigenschaften ihre eigene Sprache nicht sprechen können und als geistig behindert eingestuft werden.
    Obwohl die Sache dadurch schon wieder unheimlich spannend wird, denn eine Sprache, die einen derartig nuancierten Ton besitzt, uns olle Deutsche mit unseren paar inflationär gebrauchten Modalpartikeln um Längen schlägt.

    Zitat Zitat
    Ich weiß nicht, wieso Pinyin von allen Leuten so in den Himmel gelobt werden, aber gerade für Anfänger kann ich mir bessere Systeme vorstellen.
    Es ist wie mit den vereinfachten Schriftzeichen: Man hätte die Sache besser lösen können, hat es aber nicht gemacht. Sowas passiert meistens bei Sprachen, die schon ein paar tausend Jahre auf dem Buckel haben und von jeher relativ isoliert in sich dastehen. Mit dem Hebräischen ist es ähnlich, das kann man beinahe nicht lesen, wenn man keine Nikkud-Punktierung hat, damit zwischen den ganzen Konsonanten auch mal Vokale vorkommen und die modernisierte Grammatik ist ein Chaos (Imperfekt und Futur übereinangehauen, konditionale Zusammenhänge verschliffen, Konjugationsarten willkürlich kategorisiert).

    Pinyin sind deshalb so beliebt, weil man nicht erst ein neues Schriftsystem erlernen muss, mit dem man dann ein ganz anderes Schriftsystem transkribiert. Lateinische Buchstaben sind da dann doch besser und ich finde die Belegung der Konsonanten eigentlich wirklich sehr schlau durchdacht. Außerdem finde ich es irgendwie doof, wie man bei Zhuyin die Töne kennzeichnet. ;P
    Zumindest für Muttersprachler - und eben Leute wie dich, die Zhuyin eher schätzen (so intensiv hab ich mich damit nich auseinandergesetzt, ich bleibe nur immer recht gern bei meinen Leisten) - wäre das System aber zugegebenermaßen um einiges sinnvoller.

    Geändert von Mordechaj (04.08.2009 um 15:18 Uhr)

  20. #20
    Ach, der gute Wolfgang Kubin. Mein Professor.

    Ja, in seinen Vorlesungen merkst du manchmal, daß er vor allem bei klassischen Texten versucht, sie einfach zu formulieren. Da geht manchmal der lyrische Anspruch bei flöten, allerdings danken wir Studenten es ihm immer wieder, denn wenn die deutschen Texte am Ende genau so unverständlich sind wie die Chinesischen (und Professoren, die das hinkriegen, haben wir auch) dann magst du nur noch schreien.
    Allerdings weist Kubin auch immer wieder darauf hin, daß seine Übersetzungen nur Übersetzungen sind und hält uns an, bloß die Originaltexte zu lesen, sobald wir es können.

    Außerdem kennzeichnet Zhuyin die Töne doch genau so wie Pinyin, mit der Ausnahme, daß es egal ist, wo man das Tonzeichen hinschreibt.
    Beim Tippen am Rechner benutze ich aber zugegeben auch noch Pinyin, was aber hauptsächlich damit zu tun hat, daß ich keine Lust habe, mir blind ein komplett neues Tastaturlayout beizubringen. Außerdem kann mein Input die Töne erraten, wenn man einen ganzen Satz tippe, das ist toll.

    Wenn ich einfach in einem Klotz woshihsyuesheng eintippe, dann kriege ich direkt 我是學生 als ersten Vorschlag. Beim Tippen auf Zhuyin muß ich nicht nur die Töne eintippen, sondern nach jedem Wort (bzw. Kompositum) auch noch bestätigen, weil's diese tolle Fuzzy-Funktion nicht hat.

    Sowieso halte ich für sinnvoll, beide Systeme zu können. Mein Wörterbuch arbeitet mit Zhuyin, weil's aus Taiwan kommt. Aber viele Online-Wörterbücher haben Pinyin. Und beides ist praktisch … von daher würde ich sowieso auf keines von beiden mehr verzichten wollen.

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