Es gibt einen Haufen Serien, die vom Stil her geradezu antithetisch zu allem sind, was man in Deutschland und Österreich produzieren könnte. Wie z.b. Bastard! oder Tenjo Tenge, die einfach zu trashig sind, dass jemand überhaupt auf die Idee kommen könnte, soetwas zu erfinden. Die Mischung aus Männlichkeitskult, Fanservice und Gewalt steht einfach zu antithetisch zu allem, was wir als kulturelle Norm empfinden. Wenn man dann aus dem Shounen-Bereich in die Gekiga kommt, würde man auf noch fremdere Serien treffen, wie z.B. der recht bizarre Nationalismus in "A Spirit like the Sun" oder die manieristische, selbstzerstörerische Männlichkeit einiger Manga von Ryoichi Ikegami, aber das nur um das Feld mal grob abzustecken.

Wir bleiben nämlich beim Shounen. Ihr kennt es: "Freundschaft, Durchhaltevermögen und Sieg" und wenn ihr es nicht kennt, so ist es doch wie Salz, Pfeffer und Aromat - Grundzutaten eines gängigen Shounen-Manga. Dazu kommen noch ein paar andere kulturelle Stereotypen, die ihr vermutlich in der Mehrzahl ebenfalls nicht wirklich heraussmeckt, wie z.B. Makoto oder die Ganbare-Ideologie. Wiederum, ich stecke nur das Feld ab. Erwartet nicht allzu viel Erklärungen.

Was ich hier habe ist ein Shounen-Manga, der alle diese Elemente beinhalte, aber dessen Autor dafür bekannt ist, ihnen einen gewissen Esprite zu verleihen. Er nimmt das Material und behandelt es manieristisch im besten Sinne des Wortes: Er nimmt alles ernster, als vom Erfinder vorgesehen. Wenn ich jetzt mal irgendwo ansetzte, wo mir viele folgen können:

Ihr wisst, was passiert wenn man Luffies Freunde zum weinen bringt? Nun, Luffies Zustand ist in seinen Manga der Normalzustand.
Gibt man ihnen einen Bohrer, so ist dies immer der Bohrer, der das Firmament durchstoßen wird. Die ganze Stimmung ist manisch und schwingt wild. Ein Ruhezustand, ein Moment in dem nichts in irgend eine Richtung zerrt, existiert nicht. Die Charakter brennen vor Leidenschaft für was immer sie auch tun. Seien das Schulhofschlägereien, Manga zeichnen oder, in diesem Fall, Baseball spielen.

Die Geschichte ist konventionell genug: Ein Verlierer-Club von Schul-Baseballern erhält seine letzte Chance, sich vor der Auflösung durch den Direktor zu bewahren. Und das auch nur, weil Teamkapitän Futsuku Toshi ihm glaubwürdig machen kann, dass sie die Jugendnationalmeisterschaft im Koshien-Stadium gewinnen werden.
Schon hier ist es eigentlich unmöglich, Inhalt und Stil zu trennen, denn der Mangaka macht aus einem Gespräch von vielleicht fünf Minuten ein Panorama von Schweiß, Tränen und Gefühlsausbrüchen. Am Ende bleibt kein Raum für Halbheiten und um Zeit und das Vertrauen des Direktors zu gewinnen, verspricht Futsuku seinem Direktor schon mal im Vorab ein Wunder: In zehn Tagen will er mit seiner Mannschaft ein wesentlich besseres Team besiegen.



Wenn die Mannschaft fällt, so wird dies auf dem Feld sein. Und dort, so verspricht Toshie, wird sie unbesiegbar sein. Gegen alle Erfahrung, gegen den Common Sense, nur getrieben von einer alles verzehrenden Leidenschaft für Baseball und einer Sehnsucht zum Sieg werden sie, die Verlierer, die Nationalmeisterschaft gewinnen und die Fahne von Koshien ihrer Alma Mater zuführen.

Natürlich, das Thema der Serie ist "Widrigkeiten" und dementsprechend bekommt die Mannschaft die Gnadenfrist bis zu nächsten Spiel und Toshie schafft es, sie zu motivieren, aber dann brechen ihm alle Spieler bis auf zwei weg. Aufzugeben liegt ihm aber fern. Wenn es sein muss, so wird er das Spiel mit seinem linken Wurfarm gewinnen, sagt er. Den bricht er sich am Abend vor dem Spiel. Sein neuer Slogan am Tag des Matches: "Das Match heute...gewinnen wir!"



Man fragt sich, zu was die Aufregung? Ist schlussendlich nur eine Amateurmannschaft und ein Hobby. Die Antwort ist schnell gefunden:



Und das...ist die Schönheit der Serie. Sie tanzt auf Messers Schneide und zu fallen würde bedeuten lächerlich zu werden. Denn Lachhaft ist was einem hier vorgeführt wird auf jeden Fall. Aber man kommt als Leser nicht umhin vom Vigor und der Leidenschaft ergriffen zu werden und das macht die Kunst aus.