Dann verfälscht aber jeder Leser, der irgendeine Interpretation abgibt, die Leseerfahrung der nächsten. Literturwissenschaft adé. Literatur als Gesprächsthema adé. ._. Es sei denn (!) wie schon erwähnt, dass man den Autoren als Ubergott ansieht.Zitat
Ich bleib dabei: Die Meinung des Autoren ist nur eine Meinung. Sie ist nicht mehr wert als jede andere.
Zu deinem Kafkapunkt: Wahrscheinlich hast du leider Recht. Deshalb darf man als Autor nicht vergessen, deutlich zu machen, dass es nur die eigene Meinung ist, und dass die Meinung der anderen genau so viel wert ist. Und der Leser muss sich zusammenreißen. Aber ja, Recht hast du trotzdem.
Aber ja, davon abgesehen, wessen Interpretation es ist - allgemein gesehen verfälscht eine Interpretation die eigene Erfahrung wohl tatsächlich. Wobei "verfälschen" nur die negative Seite der Münze ist, von einem positiven Standpunkt aus könnte man auch sagen, die Interpretation "erweitert" die Leseerfahrung. Weil man dann nicht nur seine eigenen Schlüsse hat (die man nach dem Lesen zieht), sondern auch noch neue Schlüsse (die man nach der Erklärung ziehen kann, wenn man will).
Nein, ich finde den Dialog schon fruchtbar, gerade auch für die Leseerfahrung, und ich finde nicht, dass man den Autoren davon ausschließen sollte.
Aber ich sehe den generellen Punkt. Ich würde mich ihm nur nicht unterwerfen wollen, Pathologie hin oder her.
Natürlich. Selbstverständlich, darum geht es ja! Aber Kritik zeichnet sich ja nicht vorrangig durch "Zitat
" und "
" aus (zumindestens nicht mehr, seit jemand M-P gebannt hat
). Es geht also nicht darum, ob ich den Text verbessern soll - sondern darum, wie ich es machen soll. Und jemand kann mir besser helfen, wenn ich ihm erkläre, wo das Problem liegt. Wie soll er mir sagen, wie der Text besser wirken würde, wenn er nicht mal mitgekriegt hat, wie er überhaupt wirken soll?
Unvoreingenommenem Kritisieren kann ja zuerst kommen. Dann erklärt man, und dann kriegt man eine zweite Kritik. Ist in meinen Augen mehr wert als nur eine (zumal man diese eine ja auch noch hat).
Dass der Text dann schlecht is, mag ja sein. Dann hab ich Kritik umso nötiger.
Ich muss natürlich relativierend dazu sagen: Wenn man seine Geschichten hier nur präsentiert, damit andere ihren Spaß haben, is das wieder was ganz anderes. Bei diesem Argument ging es mir hauptsächlich ums Feedback, und da vertrete ich prinzipiell die Meinung "je vielfältiger, desto besser". Und nein, das ist kein Widerspruch, siehe Ende des letzten Absatzes.
Auch was deinen Biss in die Kirsche angeht: Wenn ich dem Autoren dann sage, dass ich das lächerlich finde, hilft ihm das vielleicht. Und schon hat seine Erklärung ihm was gebracht. Natürlich muss der Autor dann erklären, um Kritik zu bekommen, nicht, um alle anderen zurechtzuweisen. Sonst erklärt er den Leser einfach als zu blöd (was in diesem Beispiel wahrscheinlich auch passiert wäre) und hat gar nichts davon, außer den Leser zu langweilen.
Wobei, der Leser lernt selbst dann was daraus, und er ist durch die affige Erklärung wunderbar unterhalten.![]()