Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Ich bleib dabei: Die Meinung des Autoren ist nur eine Meinung. Sie ist nicht mehr wert als jede andere.
Ich denke aber trotzdem, dass man das als Leser nie nie nie so sehen kann, dafür sind wir viel zu sehr darauf erzogen, dass Künstler verschrobene Philosophen sind, die je alles besser wissen als wir. Und naja, wie gesagt, meine Ente ist nunmal meine Ente, auch, wenn sie ausschaut wie ein Kaninchen...
Von deinem Standpunkt aus hast du aber natürlich recht und sobald der Leser das genauso sieht wie du, ist mein Problem mit der Sache ja auch aus der Welt.

Da fällt mir übrigens grad ein (beziehungsweise wollte ich das im letzten Beitrag schon anmerken, hab's dann aber vergessen), dass Leslie Kaplan über ihre Bücher meist spricht, als wären es gar nicht ihre eigenen, so nach dem Motto "vermutlich soll die Fabrik dieses und jenes symbolisieren" - das schafft natürlich auch eine gewisse Distanz zum eigenen Werk, wodurch man dem Leser wieder in gewisser Hinsicht näher kommt. Naja, sie klingt dann natürlich auch ein bisschen schizophrän, aber ich mag die Frau, wenn sie seltsam ist.

Zitat Zitat
Es geht also nicht darum, ob ich den Text verbessern soll - sondern darum, wie ich es machen soll.
Wobei ich da schon wieder der Meinung bin, dass man sich da ein wenig verpfuschen lässt, denn das Wie ist meinem bescheidenen Empfinden nach ja auch das Ei des Autors.
Wiederum hat Alex Wichert mir beigebracht, dass es beim Lektorieren auch so einen gewissen Grad von "schreib das mal so" gibt, wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich mir auch nur von einem halbwegs erfahrenen Schreiber was sagen lassen würde, eben einem Lektor oder einem anderen Autoren und die sind dann doch meistens so vertraut mit der Materie, dass sie nich soo viel Erklärung brauchen.

Zitat Zitat
Ist in meinen Augen mehr wert als nur eine (zumal man diese eine ja auch noch hat).
Dass der Text dann schlecht is, mag ja sein. Dann hab ich Kritik umso nötiger.
Da ist allerdings sehr viel Wahres dran.

Zitat Zitat
Ich muss natürlich relativierend dazu sagen: Wenn man seine Geschichten hier nur präsentiert, damit andere ihren Spaß haben, is das wieder was ganz anderes.
Ich ging tatsächlich auch eher davon aus, dass man halt seinem geneigten Leser erstmal 50 Seiten Interpretationshilfe hinklatscht; das finde ich in jedem Fall falsch. Aber für Kritik, das stimmt, da würde ich wohl auch ein bisschen drüber reden (obwohl ich persönlich selbst da sehr scheu bin).

Zitat Zitat
Auch was deinen Biss in die Kirsche angeht: Wenn ich dem Autoren dann sage, dass ich das lächerlich finde, hilft ihm das vielleicht. Und schon hat seine Erklärung ihm was gebracht. Natürlich muss der Autor dann erklären, um Kritik zu bekommen, nicht, um alle anderen zurechtzuweisen. Sonst erklärt er den Leser einfach als zu blöd (was in diesem Beispiel wahrscheinlich auch passiert wäre ) und hat gar nichts davon, außer den Leser zu langweilen.
Wobei, der Leser lernt selbst dann was daraus, und er ist durch die affige Erklärung wunderbar unterhalten.
Das ist halt auch ein bisschen mein Problem mit der Sache, a) stellt man sich als Autor selbst automatisch bloß (und das ja nicht nur, wenn es tatsächlich derartig urste Dimensionen annimmt, sondern auch gefühlsmäßig, also auf einer Ebene, an die der Leser normalerweise gar nicht herankommen würde) und b) passiert das eben in einem Rahmen, wo man eigentlich gar nicht mehr auf das vertraute Gespräch mit einem Kritiker hofft; im Übrigen halte ich das öffentliche Internet von Tag zu Tag mehr für die schlimmste und grausamste Variante, Kritik zu erwarten, das spielt da dann auch noch mit rein. Einem engen Vertrauten würde ich dann schonmal erklären, dass mich das kleine Holzbarke an meine erste große Liebe erinnert und ich es deshalb wie den dalí'schen Felsen verwende (das ist jetzt hypothetisch-exemplarisch auf einer fiktional-konspirativen Ebene), einem größeren Leserkreis sollte das auf immer und ewig verschlossen bleiben. Und so.