Geschichte:
"Ivanna! Schwimm nicht so weit raus!" Schwimm nicht so weit raus, tauch nicht so tief... wiederholte sie in Gedanken die so oft gehörten Ermahnungen. Natürlich war es nicht ganz ungefährlich, auch in die gut abgeschottete Bucht an der Westküste Vvardenfells verirrte sich hin und wieder ein kleiner Schlachterfisch. Doch ihr Training in waffen- und rüstungslosem Kampf, sowie ihre schnellen Reflexe hatten schon mehr als einen Schlachterfisch mit abgeknickter Schwanzflosse in die Flucht geschlagen.
Während sie in die Tiefe tauchte, um die Muscheln nach Perlen zu durchsuchen, wurden die besiegten Schlachterfische zu Dreughlords, entstanden in ihrer Fantasie versunkene Schiffswracks und überflutete Höhlensysteme, die nur darauf warteten von ihr entdeckt und um unerdenkliche Schätze erleichtert zu werden.
Ivanna seufzte und blickte aus dem Fenster. Draußen schien die Sonne, die ganze Woche hatte noch kein Sandsturm Ald'Rhun heimgesucht. Sehnsüchtig dachte sie an die zwei Wochen an der Küste zurück, die sie jedes Jahr mit ihrer Mutter dort verbrachte. Konzentrier dich! Ehrmahnte sie sich selbst. Das zerriebene Kwamasekret mit den zerstoßenen Teilen eines leuchtenden Russula vermischen, das ganze in Wasser geben. Hmmm... Sie blätterte eine Seite in "Alchemistische Formelsammlung" um. Ach ja! Wenn möglich alles bei gleichmäßiger Hitze kochen, bis die Flüssigkeit klar wird.
"Puuh, das stinkt ja bestialisch hier!" Erschrocken fuhr Ivanna herum. Sie hatte nicht bemerkt, wie der junge Dunmer ihren Raum betreten hatte. "Kommst du zum Trainig?", fragte er. Offenbar hatte sie die Zeit auch nicht bemerkt. Schnell schnappte sie sich die mittlere Rüstung und ihre Axt. Ein hauerbewehrtes Grinsen breitete sich auf ihrem grünen Gesicht aus. "Aber sicher!"
Ivanna gri Orchidd wurde vor etwas mehr als 20 Jahren in Himmelsrand als Kind eines orkischen Paares gebohren. Probleme mit der örtlichen Bevölkerung veranlassten das Paar, noch im ersten Lebensjahr ihres Erstgeborenen die nördliche Provinz zu verlassen, und sich nach Vvardenfell durchzuschlagen. Eine Reise, die ihr Vater leider nicht überlebte.
Ivannas Mutter gelangte schließlich erschöpft und ausgezehrt nach Ald'Rhun, wo sie Unterschlupf fand. Ihre meisterhaften Schmiedefertigkeiten lenkte bald die Aufmerksamkeit einiger Ratsmitglieder des Hauses Redoran auf sie. So fand sie nicht nur ein Dach über dem Kopf und genug Einkommen, um sich und ihre Tochter zu versorgen, sie fand sogar Anerkennung für ihre Fähigkeiten und ein wenig Respekt für ihre Person.
Ivannas Kindheit in Ald'Rhun war vergleichsweise sorgenfrei. Sie wurde im Kampf mit der Axt und dem Tragen mittlerer Rüstung ausgebildet. Häufige Balgereien mit Gleichaltrigen zeigt bald auch ein gewisses Talent für den unbewaffneten Kampf, welches ebenfalls gefördert wurde.
Jedes Jahr im Sommer wurde die Schmiede für zwei Wochen geschlossen, denn die Kleinfamilie verbachte diese Tage an der Westküste Vvardenfells, wo Ivanna ihre Leidenschaft für das Wasser entdeckte und bald eine schnelle und ausdauernde Schwimmerin wurde.
Diese Leidenschaft brachte sie schließlich zur Alchemie, nachdem sie entdeckt hatte, dass es Tränke gab, mit denen sie unter Wasser atmen konnte. So setzte sie jede freie Minute daran, die Kunst des Tränkebrauens zu erlernen.
Seit ihrem zwanzigsten Geburtstag drängt es sie immer mehr, etwas von der Welt zu sehen, die Fantasien von verschwundenen Schätzen und besiegten Gegner wahr werden zu lassen, bevor sie schließlich die Schmiede ihrer Mutter übernehmen würde.