Es wäre tatsächlich hilfreich, noch mehr über dein soziales Umfeld zu erfahren, u.a. auch über die Beziehung zu deinen Eltern beispielsweise. Gemessen an der Dauer deines Zustandes und der Schwere, wie du ihn empfindest, könnte das Ganze schon pathologisch geworden sein, allerdings lässt sich das jetzt nicht pauschal sagen (zumal ich auch ein Laie bin).
Gala hat auch sehr Recht, wenn er von "Mystifizierung" spricht, du hast ein Erwartungsbild etabliert, das dieses Mädchen wahrscheinlich nicht einmal erfüllt, aber wie sollst du das wissen, wenn ihr keinen Kontakt mehr habt. Es wäre wichtig, dass du über sie als Person mal offen mit jemandem aus deinem Bekanntenkreis sprichst, mit jemandem, der ein bisschen Grips hat (mal ganz oberflächlich angenommen) und das Ganze mit dir nochmal reflektieren kann. Du musst die Vorstellung von ihr in einem gewissen Maße neutralisieren, im Moment scheinst du wie gesagt sehr in dieses unerfüllbare Erwartungsbild versteift zu sein. Das hängt eben auch damit zusammen, dass euer Kontakt sich wohl vorwiegen via Chat zugetragen hat (die emotionale Intimität, die dort entsteht, ist meistens enorm; gleichzeitig werden die Eigenschaften, die du über den Chat nunmal von der anderen Person nicht aufnehmen kannst [und sei es nur Mimik und Gestik], von dir selbst durch ein Idealbild ausgefüllt; darüber hinaus ist es auch leicht, sich in so einem Umfeld ein wenig glorifiziert darzustellen; - alles Faktoren, die zu diesem unerfüllbaren Bild von ihr geführt haben dürften).
Was deinen derzeitigen mentalen Zustand angeht: Für mein Erachten scheinst du dich sehr abgeschottet zu haben. Keine offenen Kontakte mehr, vermutlich wenige Vertrauenspersonen und Konflikte frisst du auch ein bisschen in dich hinein, das alles gebündelt durch die Vorstellung, wenig "Wärme" zu empfinden. Diese Melancholie spielt da sehr stark mit rein, denn letztendlich ist das ja nichts weiter als nagendes Grübeln und das vollführt man eben nur mit sich selbst.
Je länger das andauert (und ein Jahr ist nicht gerade kurz), umso mehr kann dich das in eine Persönlichkeitsstörung gleiten lassen - Achtung, ich sage "kann", weil es dafür sehr vielschichtige Faktoren gibt (und auch mehr braucht, als eine unüberwundene Abfuhr), ich das mit wenig Hintergrundwissen und noch weniger Ahnung sage und dein Zustand letztendlich auch vollkommen normal sein und sich wieder legen kann.
Auf alle Fälle würde ich dir empfehlen, mal einen Psychologen aufzusuchen, sowenn dein Alltag von diesen Gefühlen beeinträchtigt wird (und ich meine auch, dass gerade die Geschichte mit dem Auto und den Bäumen am Straßenrand dafür ein sehr starkes Indiz ist). Psychologische Beratung wird von deiner Krankenkasse übernommen und ist bei Weitem kein schlechter Weg. Du musst nämlich auch bedenken, dass du durch Laien nur Vermutungen zugesteckt bekommen wirst, wie begründet oder unbegründet die dann auch sein mögen. Ich für meinen Teil denke, dass deine Situation durchaus ernst genug ist, um psychologische Hilfe in Betracht zu ziehen, mentale Abgeschiedenheit und Entfremdung vom eigenen Denken beispielsweise ist nichts, womit man lange ohne tiefgehendere Schäden rumlaufen kann.

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