Als allererstes vielen Dank, dass du dir so viel Zeit genommen hast, die das durchzulesen und ein Feedback abzugeben. =)


Zitat Zitat von Gonzo Beitrag anzeigen
Entschuldigung postum:
Die mittlere Strophe gefällt mir überhaupt nicht. Es ist zu allgemein und objektiv gehalten. Ist vielleicht Geschmacksache, aber ich find's generell besser, wenn man vom Besonderen auf das Allgemeine schließen kann. Du müsstest ein bestimmtes Buch nennen, einen bestimmten Unwürdigen aus einer bestimmten Generation, und dabei müsste alles auf den Konflikt hinweisen, den du in diesem Gedicht ansprichst.

Die anderen Strophen aber gefallen mir, auch wenn das Gedicht an sich wie eine Ansammlung von in Versform gebrachten Stichpunkten aussieht. =)
Das war auch eines der Gedichte, die in einer sehr frühen Phase entstanden sind und deshalb unheimlich formlos sind. Eigentlich überlege ich schon die ganze Zeit, das zu ersetzen, weil es tatsächlich nicht viel hermacht, aber mir von der Bedeutungsebene her sehr wichtig war. Vielleicht werde ichs aber auch einfach nochmal umarbeiten, die Holzhammer-Anspielungen auf Märchen gefallen mir nämlich dann doch irgendwo.


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Reinheit:
Finde ich irgendwie zu undeutlich. ... Ich kann mir das nur so erklären, dass es zu uneinheitlich ist.
Auch das werde ich vermutlich doch rausnehmen, mir fehlte es bisher einfach an Konsequenz, allerdings bestärkt mich dein Urteil nun doch sehr. =)
Letztendlich habe ich mir glaube ich sogar in etwa das gleiche gedacht wie du, nur ist mal als der, der es geschrieben hat, doch dazu verleitet, genug hineindeuten zu können, als dass man sich davon trennen mag - für den Leser tut das natürlich nix zur Sache.


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Alltagsmelancholie #1:
Gefällt. Allerdings ist es mir ein wenig zu sentimental.
Sentimental muss es sein, deshalb ja auch der Titel (es hat mich einfach angestunken, dass es so wenig Möglichkeiten gibt, im schriftstellerischen die winzigen Feinheiten, die man tagtäglich dann doch irgendwo erlebt, zu erfassen - sentimental³ ).


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Wenn ich bloß fliegen könnte:
Trotz einiger Schwächen (Vög[e]lein,)
Tatsächlich ist "Vögelein" korrekteres Deutsch, die Synkope klingt bloß in den meisten Fällen einfach toller. Hier brauchte ich es aber auch, um dem Metrum gerecht zu werden.

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In den vorherigen beiden vierzeiligen Strophen wuchs etwas, hier bricht etwas in des Sommers Abendröte. Ich fänd's besser und einheitlicher, wenn hier ebenfalls etwas "wachsen" würde. Aber der Bruch ist anscheinend bewusst gesetzt, immerhin geht es hier um etwas wertvolleres als um Flügel und Schnabel/Mund.
Das war halt ein gespreiztes Mittel, das ich mir ausgesucht hatte, um diesen ganzen Verwandlungsakt zu unterstützen und letztendlich den gewünschten Ausdruck etwas zu verstärken - es ist übrigens toll, dass dir die Stelle aufgefallen ist -; allgemein versucht das Gedicht die Metamorphes von Ovid wieder aufzugreifen und zu erneuern (deshalb der Bruch, der dann in etwas gutes umschlägt; in der antiken Dichtung ist es in der Regel andersherum) ... das aber nur am Rande. =)


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Die letzten drei Strophen sind genial! Die vorher aufgebaute Spannung entlädt sich quasi in einem Höhepunkt der Gegensätze, was die Relativität der Zeit angeht. Und der dabei entstehende Eindruck ist deutlich und von längerer Dauer. Es wirkt zudem nicht zu sentimental, eher sehr schön melancholisch. Gefällt sehr gut.
Das war übrigens ein eigenes Gedicht, das war nur verrutscht. =/
Aber toll, dass es dir gefällt. !_! Ich glaube auch, das war das erste Gedicht überhaupt, das mal etwas Ausdrucksstärke hatte, anscheinend wirkt es doch sehr gut, ich hatte nämlich Bedenken, dass es etwas ins Banale abgleitet.


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Metonymie der Stille:
Wieder zu undeutlich, weil zu allgemein, und die Wechsel finde ich zu jäh. Bei mir konnte sich kein Eindruck entfalten. Ich war hin und her gerissen, aber nicht auf eine positive Weise, eher unglücklich.
Der Text ist an Hermetik auch nicht zu übertreffen, das muss ich zugeben. Hier ist das jähe Umschlagen aber durchaus beabsichtigt und es soll auch ein bisschen pisacken.


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Entgleisung:
Ähnlich wie bei Metonymie der Stille
...das wiederum ist erstaunlich, weil thematisch, stilistisch und überhaupt vom Gefühl dahinter eigentlich keinerlei Verbindung beabsichtigt war. Hm... wahrscheinlich sind hier die Anspielungen doch zu undeutlich (in der Bildebene selbst wechselt der Schauplatz nur am Ende, allerdings sprengt wohl die fehlende Fokussierung in den einzelnen Dreizeilern den Bezugspunkt weg =/ ).


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Zwang:
Gefällt ebenfalls. Es wirkt einheitlich. Es passt zusammen. Und es ist nicht zu sentimental. =)
Das überrascht ehrlich gesagt, weil es ja dann doch relativ minimalistisch ist. Wenn es dir zusagt, ist das aber ein sehr schönes Zeichen und ehrlich gesagt sehr bestärkend.


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Käfig:
Wenn das Leben im Kopf "gestorben" wäre, fände ich es schöner, auch wenn "verdorben" anscheinend besser passt. Mit letzterem kann ich mich irgendwie nicht anfreunden. Wirkt auf mich unpassend.
Nunja, ein sterbendes Leben wäre aber irgendwie sinnlos. =/
Im Original hatte ich das auf Französisch geschrieben (in meiner Leslie-Kaplan-schreibt-unheimlich-tolle-Prosagedichte-Phase), da war das verdorben vielleicht noch etwas angebrachter als hier ("la vie, à moi, pourrie" hat im Französischen mehr Ausdruckskraft).


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Alltagsmelancholie #3 (wo ist 2?):
Genial!
#2 ist bei der Prosa, allerdings etwas allgemeiner gehalten, als die anderen beiden.
Da fällt mir übrigens grad ein, dass #4 eigentlich auch dabei sein sollte, aber irgendwie abhanden gekommen ist.


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Zu den Gedichten allgemein:
So wirklich vom Hocker hauen sie mich nicht. Aber einige gefallen mir sehr gut. =)
Es ist eben noch weit von der Perfektion entfernt... =/

Ich danke dir aber an dieser Stelle nochmal für deine Mühe, das hilft mir sehr weiter, weil ich jetzt nochmal drüberarbeiten kann, um es dann guten Gewissens abzuschicken.