Entschuldigung postum:
Die mittlere Strophe gefällt mir überhaupt nicht. Es ist zu allgemein und objektiv gehalten. Ist vielleicht Geschmacksache, aber ich find's generell besser, wenn man vom Besonderen auf das Allgemeine schließen kann. Du müsstest ein bestimmtes Buch nennen, einen bestimmten Unwürdigen aus einer bestimmten Generation, und dabei müsste alles auf den Konflikt hinweisen, den du in diesem Gedicht ansprichst.

Die anderen Strophen aber gefallen mir, auch wenn das Gedicht an sich wie eine Ansammlung von in Versform gebrachten Stichpunkten aussieht. =)

Reinheit:
Finde ich irgendwie zu undeutlich. Mag vielleicht daran liegen, dass ich mir das Gedicht nicht oft genug durchgelesen bzw. nicht intensiv genug gelesen habe. Die Standortwechsel im Gedicht sind mir zu rapide, zu undeutlich. Es kann sich kein Bild im Kopf entwickeln. E.A. Poe hat gesagt, auf die Einheit komme es vor allem an. Im Gedicht auf die Einheit des Eindrucks, den der Dichter hervorrufen möchte, und auf die der Schönheit. Es ist nicht das schönste Gedicht, das ich von dir gelesen habe, und es ist eines derer, die – zumindest bei mir – keinen dauerhaften Eindruck hinterlassen haben. Ich kann mir das nur so erklären, dass es zu uneinheitlich ist.

Alltagsmelancholie #1:
Gefällt. Allerdings ist es mir ein wenig zu sentimental.

Wenn ich bloß fliegen könnte:
Trotz einiger Schwächen (Vög[e]lein,)

Zitat Zitat
Und in des Sommers Abendröte,
Brach mein Schatz unter Schluchzen und Schrei'n.
In den vorherigen beiden vierzeiligen Strophen wuchs etwas, hier bricht etwas in des Sommers Abendröte. Ich fänd's besser und einheitlicher, wenn hier ebenfalls etwas "wachsen" würde. Aber der Bruch ist anscheinend bewusst gesetzt, immerhin geht es hier um etwas wertvolleres als um Flügel und Schnabel/Mund.

Die letzten drei Strophen sind genial! Die vorher aufgebaute Spannung entlädt sich quasi in einem Höhepunkt der Gegensätze, was die Relativität der Zeit angeht. Und der dabei entstehende Eindruck ist deutlich und von längerer Dauer. Es wirkt zudem nicht zu sentimental, eher sehr schön melancholisch. Gefällt sehr gut.

Metonymie der Stille:
Wieder zu undeutlich, weil zu allgemein, und die Wechsel finde ich zu jäh. Bei mir konnte sich kein Eindruck entfalten. Ich war hin und her gerissen, aber nicht auf eine positive Weise, eher unglücklich.

Entgleisung:
Ähnlich wie bei Metonymie der Stille

Echt:
Gefällt. Ja.

Zwang:
Gefällt ebenfalls. Es wirkt einheitlich. Es passt zusammen. Und es ist nicht zu sentimental. =)

Käfig:
Wenn das Leben im Kopf "gestorben" wäre, fände ich es schöner, auch wenn "verdorben" anscheinend besser passt. Mit letzterem kann ich mich irgendwie nicht anfreunden. Wirkt auf mich unpassend.

Alltagsmelancholie #3 (wo ist 2?):
Genial!

Vom Staatengründen:
Okay. Der Schluss gefällt mir sehr gut.


Zu den Gedichten allgemein:
So wirklich vom Hocker hauen sie mich nicht. Aber einige gefallen mir sehr gut. =)