Das Metapher zeigt auf, dass die Schule ein Ort ist, wo der Schüler mit Dingen konfrontiert werden kann, die ihm neu sind und über die er keine oder nur uninformierte Meinungen hat. Wie das unvermeidliche Kind, dass von mindestens einem Gericht nur Dosenfutter kennt. Die Schule hat die Möglichkeit, diesem Kind auch mal etwas gut verarbeitetes zu servieren.
Du erziehst damit niemanden, der sich total abhebt von allem Schmutz und Schund. Nur jemanden, dem vielleicht bewusst ist, dass die Literatur sich mit mehr als drei Emotionen und mit anderen Themen als dem Ermorden des Obermotzes befasst hat. Der Wert guter Literatur ist unter anderem, dass du darin jemanden findest, in dem du dich wiedererkennst und der dir sagt, dass du als Person Tiefe besitzten kannst. Dies wird dir bei der üblichen Gebrauchsliteratur, sei das Star Wars oder etwas von R. A. Salvatore, eher selten passieren.
Keineswegs. Der Deutschunterricht in der Unterstufe ist auf den Erwerb von Grundfähigkeiten in Sprachbenutzung und -verständnis ausgelegt, der Literaturunterricht in der Oberstufe dann ist sträflich verkürzte Literaturgeschichte mit extrem starker ideologischer Prägung. Deswegen lesen wir z.B den konservativen Goethe anstatt der ganzen "Hurra, Volksherrschaft und Revolution!"-Schrifsteller seiner Periode. Die wesentlich bessere französische Literatur der Zeit fällt leider, leider unter den Tisch. Wäre erzieherisch zudem sicherlich sinnvoller, De Sade zu lesen als Goethe.Zitat
Es geht in der Schule nicht darum, einen Literaturliebhaber oder Literaturverständigen zu erzeugen sondern darum einen Staatsbürger zu erziehen. Das ist ein trauriger Zustand, aber es hat den Nebeneffekt, dass ein Schüler zumindest mit einigen akzeptablen Werken in Kontakt kommen kann. Rilke war z.B. Teil meiner Deutschmaterialen und Kafka haben wir ebenfalls gelesen. Natürlich geschieht das in einem gänzlich ungeeigneten Rahmen, aber besser als garnichts ist es.
Was Deutschland angeht? Da ist die Literatur angeblich Staatsbürgerschaftskunde. Land der Dichter&Denker und so. Die Auswahl wird im allgemeinen danach getroffen, welche Werke rückblickend von den Nachkommen für eine Epoche als besonders bedeutend angesehen werden. Die Auswahl ist dementsprechend auch durch literaturfremde Kriterien motiviert, wie z.B. der Spaltpilz Goethe, der weitgehend durchgenommen wird weil er zu einer Symbolfigur der deutschen nationalen Identität gemacht worden ist. Oder die Tagebücher der Anne Frank, die man anstelle der Bücher der ganzen dreckigen linken Marxisten liest. Wo kommen wir den hin, wenn unsere Kinder Bücher von Marxisten lesen?Zitat
Als Österreicher ist mir die Effie Briest übrigens erspart geblieben. Kann mich nicht zu dem Buch äußern. Was das 19.Jhdt angeht habe ich Flaubert, Schnitzler und Stendhal gelesen. Kann mich nicht erinnern, dass Nietzsche viel für die deutsche Literatur seiner Epoche übrig hatte und es scheint, als sei sein Urteil begründet gewesen.
Literatur war immer gefärbt von internationalen Einflüssen. Zu jeder Zeit. Der strikt nationale Literaturunterricht ist in meinen Augen eine große Perversion.Zitat