Zitat Zitat von Freierfall Beitrag anzeigen
Ich sehe keinen Sinn darin, Bücher die einen gewissen Literarischen Anspruch haben, in Übersetzungen zu lesen (nicht so schlimm wie bei Gedichten, aber ähnlich. Übersetzungen von Gedichten, die mehr sind, als bloße Inhaltsangaben entbehren für mich jeder Existenzberechtigung oO")
Oder dann sollte man zumindest so ehrlich sein, und statt Honoré de Balzac irgend einen Otto Puschinski als Autor angeben -.-"
Das Problem heutzutage ist eben, dass internationale Literatur nicht mehr international verwendbar sein muss und nur noch selten gewissen literarischen Ansprüchen genügt. Man findet heute spärlich Übersetzer von Gedichten, die ihr Handwerk mit wirklicher Detailliebe durchführen (Übersetzungen von Rimbaud reichen von "Inhaltsangabe" über "gescheiterter Versuch, den Stil beizubehalten" bis zu "annehmbar"); gerade aber verdichtete Texte lassen sich in Übersetzungen oftmals gar nicht mehr so schlecht lesen (manchmal wird ein Schreibstil sogar von einer Übersetzung aufgewertet; Hemmingway beispielsweise schreibt fürchterlich - "Der alte Mann und das Meer" lässt sich aber sehr gut lesen, ohne, dass der Stil stark abweichen würde). Romane und Novellen kann man gut und gerne in Übersetzungen behandeln.

Heutzutage sind auch bravouröse Shakespeare-Übersetzungen kein Einzelfall mehr, Rilke hat einige dänische Meisterwerke zu deutschen Meisterwerken übersetzt.

Gut sind auch ganz alte Übersetzungen (Antigone), wo die Leute sich noch im Klaren waren, dass Sprache ein beugsames Gebilde ist und - passende - Genitive und Ellipsen gemischt in Inversionen und Satzverschränkungen noch Gang und Gebe waren.
Andererseits lassen sich auch moderne Autoren sehr gut übersetzen und existieren deshalb auch schon in solcher Form; Marcel Proust beispielsweise, obwohl der 3 Sätze auf 10 Seiten zieht; für die Franzosen ist es Kafka (der schreibt auch schon so französisch); Kundera... Auch was Gedichte angeht, Israel Eliraz beispielsweise oder Leslie Kaplan, Bei Dao, Hsia Yü, Clara Janés ... Prosadichtung ist das Sonnett des 21ten Jahrhunderts.

Ich finde jedenfalls nicht, dass man es dran festmachen sollte, ob ein Text übersetzt ist, oder nicht, sondern an der Qualität, denn das Spektrum ist durchaus sehr breit.
Der kleine Prinz ist übrigens in der Übersetzung von hoher Qualität, was für Saint-Exupérys zwar einfachen, aber aber emotionsgetränken Schreibstil dann doch eine reife Leistung ist.



Oh, und ja: Der Schimmelreiter ist Gift für die Augen, bereitet Alpträume und führt zwangsläufig dazu, dass man als vergrämter Ostfriese in einem Leuchtturm sitzt und Bierdecken sammelt.