Ergebnis 1 bis 8 von 8

Thema: Ideologie in Pen'n'Paper Rollenspielen

  1. #1

    Ideologie in Pen'n'Paper Rollenspielen

    Wir hatten ja schon die eine oder andere nette Diskussion über Holy Lands und ähnliche Spiele. Religion ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, jemandem gegens Knie zu treten (die soll hier aber gewiss nicht ausgeschlossen werden!).
    Nur als Diskussionsansatz ein paar wild durcheinander geworfene Fakten.

    • Spiele mit sozialkritischem Hintergrund, wie auch immer der definiert ist, gibt es schon seit Minimum 25 Jahren. Sei es relativ hintergründig wie im Cyberpunk oder ziemlich direkt wie in 3:16 Carnage among the stars, wo man als Space-Kriminelleneinheit der Erd-Armee zuerst andere Planeten - und am Ende die Erde selbst ausrottet.

    • Remember: Ein ganzer Schwall an Spielen über einzelne Länder, natürlich größtenteils mit sehr einseitigen Beschreibungen. Ich denke bspw an "Berlin by Night" für Vampire the Maskerade, wo die Hälfte aller NPCs irgendwelche Nazis waren. Oder eines der tausend Asiaspiele, in denen Samurai und Ninjas ebenso alltäglich sind wie Instantnudelsuppe.

    • Wo wir einmal dabei sind, mit Maskerade kam auch der ideele Konflikt als Grundelement ins Rollenspiel. Da waren es die Bünde, bei den damaligen D&D Auflagen kurz darauf die Götter, in Planescape die Fraktionen, in Mage die Frage nach Magie oder Technik, usw..

    • Zitat aus WoD Inferno (Einem Buch über Dämonenbeschwörung usw.)
      Zitat Zitat
      In Case it Needs to be Said
      This chapter presents descriptions of “demon-summoning rituals.”
      No, they don’t actually work. They don’t work because demons
      aren’t real. Most especially the ones in this work of fiction. Carry on.
      Is sowas wirklich noch nötig?
      Und die Disclaimer sind weit verbreitet.

    • Aber nicht überall. Ich erinnere mich an Serials, ein Spiel über Massenmörder, inklusive einer eigenen "Kultur" und entsprechenden Quests. Das ganze war angeblich sarkastisch gemeint, der einzige Hinweis darauf war allerdings der Spiegel auf der Rückseite des Buches, in dem man "sich als Massenmörder von Goblins und Co." erkennen sollte. Sonst war das Spiel todernst und hat natürlich eine nette Kontroverse ausgelöst.


    Ideale, Moral, Philosophie - Wie gehört das in ein Rollenspiel? Als grundlegender Baustein, als Konfliktursache, als unterschwellige Manipulation oder am liebsten gar nicht?

  2. #2
    Ideologie und ihre Vermittlung und die Moral am Schluss sind Elemente des Lebens, genauso wie die Philosophie.
    Im Zuge einer in sich geschlossenen und glaubwürdigen Spielwelt dürfen solche Elemente also nicht fehlen, denke ich. Deswegen bringe ich meine Spieler gerne in solche Konflikte, in Denen sie entscheiden müssen, was moralisch ist (im Rahmen besagter Spielwelt) und was nicht.
    Aber solange man die Spieler dazu bringt, sich mit der Welt und ihrer Moralphilosophie auseinanderzusetzen, hat man schon was richtig gemacht

  3. #3
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Is sowas wirklich noch nötig?
    Siehs mal so, ein Disclaimer kostet kaum Platz und wenn mal zufällig doch mal eine besorgte Person mit einem Hammer im Hirn über das Regelwerk schaut kann sie nicht mehr so viel meckern

    @Topic:
    Moral und Ideologie stören im Spiel, denk ich nicht drüber nach. Wenn ich einen menschenverachtenden Psychopathen spielen will dann tu ich das.

  4. #4
    Es gibt durchaus auch spiele, die es auf sowas anlegen. Insbesondere in der Indie-Ecke. Sowas wie Dogs in the Vineyard, wo man Leute bekehrt (nicht zwangsläufig zum Christentum, keine Sorge^^)

    Ich finde die Disclaimer nicht nötig, aber witzig.

    Und das mit den einseitigen Beschreibungen ist IMO keine ideologie, sondern gehört meistens zum Genre. Jeder mag es, im Spiel Nazis zu bashen. Also ich zumindest. Also braucht man welche

    Ansonsten fallen mir da nicht wirklich beispiele ein. Die PnP Rollenspiele (bis auf dieses Holy Lands halt...) mit denen ich bisher konfrontiert war, waren allesamt unpolitisch und unreligiös (zumindest nicht gewollt).

  5. #5
    Shadowrun?
    Is immer noch Cyberpunk und Kapitalismus- und Gesellschaftskritik erster Güte. Mit der dritten, und mit der vierten Edition nochmal muss das zwar in den Hintergrund getreten sein, aber der Aspekt is definitiv da.

    Das alte (!) Werewolf war ein sehr grünes Spiel. So grün, dass es zum Kotzen war. xD

    Engel ist ein stark antireligiöses Spiel, allgemein haben sehr viele PnPs eine solche Sichtweise und schämen sich auch nicht, sie auszudrücken, und sei es nur in Form von standartisiert ultrabösen Inquisitoren, Kirchenmänner u.ä.
    Zitat Zitat
    Und das mit den einseitigen Beschreibungen ist IMO keine ideologie, sondern gehört meistens zum Genre. Jeder mag es, im Spiel Nazis zu bashen. Also ich zumindest. Also braucht man welche
    Naja, wenns nicht humoristisch gemeint ist, liegt dem schon ein Bündel an Vorurteilen (die meistens ideologisch geprägt sind) als Grundlage. Und das gilt auch für jedes europäische Rollenspiel, das aller Jubeljahre mal wieder die Hindu-, Tao- oder Was-auch-immer-Philosophie rauskramt und sie auf das typischste reduziert (Karma, Nephillim, die tausend Asia Rollenspiele..).
    Ein Problem hab ich damit aber auch nicht, solange es nicht als realistische Wahrheit dargestellt wird. Was hin und wieder vorkommt. Berlin by Night hat das Berlin der späten (!) Neunziger als eine 60:40 Mischung aus Nazivergangenheit und Teilungskomplex dargestellt (auch die nüchterne Beschreibung der Stadt), war ziemlich arm. Aber unterhaltsam, ja.

    Geändert von La Cipolla (12.05.2009 um 06:02 Uhr)

  6. #6
    Ich habe auch beim posten an Cyberpunk-Spiele und Engel gedacht, das gehört IMO aber nunmal zum Genre bzw zum Szenario. Dann kann man ja sogar sagen, [beliebiges Fantasy-Rollenspiel] sei ideologisch geprägt, weil man meißtens die guten Helden spielt.

    So ein Spiel braucht irgend ein Konfliktpotential, irgend einen Bösewicht, ein Problem o.ä. - welches das ist, hängt natürlich auch zum Teil davon ab, wie der Autor so gepolt ist. Man sollte es aber nicht darauf reduzieren oder den Aspekt in den Vordergrund stellen.

  7. #7
    Zitat Zitat
    Dann kann man ja sogar sagen, [beliebiges Fantasy-Rollenspiel] sei ideologisch geprägt, weil man meißtens die guten Helden spielt.
    Klar, so gut wie alles ist irgendwie geprägt. Ich finde aber schon, dass es bei vielen Sachen einfach überdeutlich ist, Shadowrun und Engel vielen mir jetzt speziell ein.
    Und über den Heroismus in Fantasyspielen haben schon viele Leute viele Diskussionen geführt, ist also durchaus redenswert. Es gibt sogar irgendein Spiel ka, wie es hieß, wo man eine Truppe spielt, die "anarchistsche Elemente" (Abenteurer) ausrotten soll, weil sie überall plündern, die Ordnung zerstören und Gräber ausnehmen.

  8. #8
    "Meine" Helden kriegen auch sofort die Quittung, wenn sie in fremden Häusern Truhen ausräumen oder Särge öffnen, um sich der Grabbeigaben zu bemächtigen

    Es ist sehr interessant und ein Heidenspaß, "Helden" mal dazu zu erziehen, Helden zu sein

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •