Autsch, das wären für mich echt zu viele zum aufzählen. Das ganze Spiel ist voll von mitreißenden Abschnitten, die vor Atmosphäre und Dramatik fast überlaufen. Außer im direkten Vorgänger Final Fantasy VI habe ich in noch keinem anderen Rollenspiel eine so hohe Dichte von bewegenden Ereignissen und Storywendungen erlebt, die etwas aufbauen, hinterfragen, enthüllen und dabei die Handlung wirklich weiterbringen, anstatt nur auf der Stelle zu treten. Ich glaube das ist genau das, was mich an dem Genre so sehr fasziniert. RPGs mochte ich davor schon, aber erst FFVII hat mir gezeigt, was mit den richtigen Ideen und Visionen alles möglich ist.

Was mir grade noch einfällt, auch wenn ich zig andere Stellen nennen könnte:
Ich liebe es, wenn man gegen Ende des Spiels während der Evakuierung nach Midgar zurückkehrt, um Hojo aufzuhalten. Da wurde ich von der Spannung, die in der Luft lag, fast erdrückt. So ein schicksalhafter Ort, hier nahm alles seinen Anfang. Ewig war man nicht mehr dort, und jetzt, sozusagen am Wendepunkt für den Planeten und während alle anderen aus der Stadt flüchten, rennt man in genau die entgegengesetzte Richtung in das Herz der Bedrohung, um einen Irren und gleichzeitig einen der größten Antagonisten aus dem Spiel endgültig auszuschalten.
Es ist ja nicht nur grob gesagt Midgar, es wird einem nicht nur vorgegaukelt, dass man dort ist, wo man schon einmal war. Man durchquert tatsächlich die vorgerenderten Hintergründe von einst, zum Beispiel Sektor 5 wenn ich mich recht erinnere. Und dann diese ganzen Bosskämpfe in der ansonsten fast leeren Stadt - die letzte Auseinandersetzung mit den Turks, Scarlet und Palmer (oder wars Heidegger o_O? Ich verwechsel die immer) mit ihrem Spielzeug bekommen auch endlich, was sie verdienen, und dann eben Hojo am Kontrollpult der aufmontierten Sister Ray. Wow. Einfach der Hammer. Ich hasse es ja, wenn in RPGs zu viele Bosskämpfe nur irgendwelche Random-Monster sind, die zufällig grade im Weg herumstehen. Das ist in vielen Spielen selbst am Ende so. Aber hier, sozusagen im Auftakt zum Finale von FFVII, kam das so unglaublich cool, man erledigt einiges vom "unfinished business", bevor es dann zum Nordkrater gehen kann, um Sephiroth gegenüberzutreten.
Zitat Zitat von Kynero Beitrag anzeigen
Der Tod von Biggs, Wedge und Jess war tragischer als der von Aeris imo.
Dito! Ich fand die drei total sympathisch, und man hat auch gemerkt, dass da ein bisschen was zwischen Cloud und Jessie ging. Die beiden hätten als Paar viel besser zusammengepasst als Cloud mit Aeris, Tifa oder Yuffie. Avalanche war eine eingeschworene Gemeinde in dieser harten Welt der Slums von Midgar. Und dann ist man durch den Handlungsverlauf eine Weile nicht in Sektor 7, da kommt es bei der Rückkehr zum Schlimmsten. Ein bisschen so wie diese typische Plot-Device in RPGs, wo am Anfang immer das Heimatdorf des Protagonisten abfackelt ^^ Aber das hier war so viel dramatischer, vor allem, weil man schon Zeit hatte, diesen Ort und die darin lebenden Menschen wirklich kennen und mögen zu lernen. Wie gesagt ganz besonders was Biggs, Wedge und Jessie angeht. Was sie da noch sagen, ihre letzten Worte, während die Party an der Säule auf dem Weg nach oben ist, hat mich damals ziemlich schockiert und auch viel mehr mitgenommen als Aeris Abgang. Klar, der war großartig inszeniert und hat mich vor allem als Schlüsselmoment der Story sowie von der visuellen Gestaltung beeindruckt. Aber obwohl mir das vorher nicht wie so vielen anderen gespoilert wurde, fand ich es afair irgendwie absehbar, dass so etwas in der Richtung passieren würde. Obwohl ich Aeris mochte, war sie jetzt auch nicht gerade mein Lieblingscharakter. Viel heftiger wirkte es da auf mich, fast alles zu verlieren, woran ich mich in den ersten paar Spielstunden gewöhnt hatte, als die herunterstürzende Platte Sektor 7 vernichtet. Denn das war für mich nicht vorherzusehen. Am Anfang ging ich sogar noch davon aus, dass das ganze Spiel innerhalb von Midgar stattfinden würde und die Bar und all das so eine Art Ruhepunkt ist, an den man immer wieder zurückkehren würde ...
Zitat Zitat von The Judge Beitrag anzeigen
Am besten in Erinnerung geblieben ist mir die ganze Rückblick-Szene von Cloud in Kalm. Nach der ganzen Action in Midgar hatte es einfach was, sich in einem ruhigen, friedlichen Städtchen erstmal über alles sehr ausführlich und stimmungsvoll aufklären zu lassen.
Ja. Wobei ich dazu sagen muss, dass die Stadt an sich zwar ruhig und friedlich war, aber die Stimmung war zumindest für mich eine ganz andere. Midgar hatte viel Action, aber in Kalm wird zum ersten Mal der ganze Horror deutlich, der mit dem Nibelheim-Zwischenfall einhergeht. Der Mystery-Aspekt der Handlung wurde da stark ausgebaut. Als ich das gespielt hab war ich afair elf oder zwölf Jahre alt und ich weiß noch, wie ich da ein paar Nächte nicht so leicht eingeschlafen bin ^^ Keine Alpträume oder so, aber es war schon eine seltsame Mischung von Gefühlen, da ich es einerseits so spannend, interessant und genial ausgedacht fand und eben auch wissen wollte, was genau dahintersteckt und wie es weitergeht, andererseits aber auch zurückhaltend ängstlich darüber war, was mich da später erwarten könnte. Hey, auf einen Elfjährigen haben abgetrennte Köpfe, blutverschmierte Korridore und weggeschlossene, fürchterliche Geheimnisse schon eine verstörende Wirkung *g*
Ich denke es war bei mir vor allem Jenova. Man wusste nicht, was das eigentlich genau war, aber die Verantwortlichen werden sicher ihre Gründe gehabt haben, das Ding in diesem Reaktor in den Bergen zu versiegeln. Das wird irgendwie deutlich, als Sephi zu seiner "Mutter" zurückgeht. Die Einstellung, als er diesen Vorbau abreißt, der aussieht wie ein metallischer Engel, und das Öl oder was auch immer das für eine Flüssigkeit war aus den Augen und Mund von dem Teil läuft, bevor dahinter das echte Wesen freigelegt wird, hat sich regelrecht in mein Gedächtnis eingebrannt. Natürlich gilt für Sephiroth, wie er da in den Flammen des brennenden Nibelheim steht, das gleiche.

Gerade der Kontrast hat die Atmosphäre erst erzeugt: Man war an einem so ruhigen und friedlichen Ort wie Kalm, und bekommt dann eine waschechte Gruselgeschichte erzählt, die auch noch wahr sein soll und sozusagen schon einige der späteren Enthüllungen vorweg nimmt. Als wollte die Handlung sagen "Was jetzt kommt ist so heftig und schwer zu verkraften, dass es an dieser ruhigen Stelle erzählt werden muss".
Und schon da merkt man, dass etwas nicht stimmt und in Clouds Version der Ereignisse Ungereimtheiten auftauchen, die erst später korrigiert werden. Deshalb möchte ich für mich diesen Abschnitt in Kalm auch nicht alleine als einen meiner Lieblingsmomente im Spiel festhalten, sondern ihn zusammen mit den anderen Szenen aufzählen, die damit in engem Zusammenhang stehen. Also wenn man zum ersten mal auf der Durchreise wirklich nach Nibelheim kommt, dann was Sephi/Jenova einem am Nordkrater sagt und zeigt und vor allem die endgültige und wahre Version der Geschichte, die von Tifa im Lebensstrom erklärt wird und endlich Licht ins Dunkel bringt.

Rückblenden dieser Art sind so geniale Mittel für das Storytelling, insbesondere wenn sie spielbar sind. Ich verstehe wirklich nicht, warum heute nur noch so wenige RPGs davon Gebrauch machen. Grade das ist doch das tolle. Am Anfang mysteriöse Dinge zu zeigen, die erst später mit zusätzlichen Informationen einen Sinn ergeben. Der Spieler bekommt so vielleicht eine Ahnung, weiß, dass etwas schlimmes oder falsches passiert ist, aber erst im Laufe der Handlung werden die Einzelheiten enthüllt. Alles viel spannender als ein total linearer Storyverlauf.