Lippen können nicht schweigen, weder anatomisch, noch symbolhaft. Sie können zwar von Worten verlassen werden, aber die kommen ja dann auch woanders her.
Das höfliche Ihr schreibt man immer groß (so aus Höflichkeit und so). Im Grunde müsste man in diesem Fall auch das Du großschreiben (so aus Anbetung und so), das macht mir jetzt aber zu viel Arbeit.
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erhellt die Dunkelheit der Nacht >>dies ist deine Ode, oh holdestes aller Weiber!<<
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Zeichensetzung ist übrigens gerade im Deutschen sehr wichtig; das gilt nicht nur für Kommata zum Abtrennen der wörtlichen Rede vom Grundtext, sondern auch für die richtigen An- und Ausführungsstriche (man macht die aus gutem Grund so klein, die sperrige Variante macht den Text undurchsichtig).
Oden zeichnen sich übrigens durch bestimmte Merkmale aus; eins davon ist unentbehrlich, und zwar Klanghaftigkeit. Das ist auch der Grund, warum man so selten Oden ohne Formvorgabe schreibt - wahrhaftiger Klang ist durch Prosa selten zu erreichen (das kann nur Rilke und der ist tot; <-- Überspitzung³).
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>>Liebst du mich nicht mehr, wie es mir dein Herz einst beichtete, wie es mir der Wind sang, die Taube erzählte? Du siehst mich nicht, wie ich dich sehe, ich wünschte mir, du sähest mit meinen Augen, denn ich will niederknien vor eurem Angesichte, euch ewiglich beschütten mit Habseligkeit und Freude.
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Der Wechsel von Du zu Ihr wirkt leicht persönlichkeitsgespalten.
Zusammengesetzte Verben schreibt man zusammen (macht auch irgendwie Sinn) und der Konjunktiv II bildet sich mit dem verschobenen Stamm des Präteritums.
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Ihr wisst nicht, dass jedes Lächeln von Eurem Gesichte mein Herz gleich hunderten Fackeln entzündet?
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Soll das Fragezeichen dort echt hin?
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Wohl nicht, sonst wüsstet ihr, was ich empfinde, wenn ich vor eure Augen trete.
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"Vor jmds. Augen treten" setzt nicht voraus, dass die Person die mit den Augen auch wahrnimmt. Vorsicht mit Konnotationen.
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Wieso seht ihr mich nicht? Ihr wisst, dass ich da bin, doch ihr seht mich nicht. Wie gern würde ich von dem Laster meiner Liebe abspringen und die Fesseln lösen die mein Herz voller Schmach an meine Träume ketten<<.
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Die Wiederholung verfehlt ihre Wirkung. "Vom Laster abspringen", "Fesseln ketten" ... Vorsicht mit idiomatischen Unzulänglichkeiten.
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Oh liebste V., wie sehr sehne ich mich nach einem eurer Küsse, Rosen wollt ich euch als Bad erbringen, die Sterne sollen in euren Augen leben, ja ich würde die Sonne gegen eure hellende Erscheinung eintauschen.
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Das klingt mit Verlaub gesagt alles total bescheuert. Zumal du bedenken musst, dass es für literarische Ansprüche dann auch irgendwie Assoziationsbezug geben sollte - du reihst hier aber nur Pathetik an Pathetik, was ein bisschen wie so ein Handyaphorismus von Jamba klingt.
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Doch alles, was ich möchte – was mein tiefstes Begehr –, ist wohl unsinnig,
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Wann lernen die Leute endlich, dass Ellipsen in den meisten Nebensätzen nicht besonders obsolet, sondern nur bescheuert klingen? Also bitte: Wenn Ellipse, dann im Haupt- oder Modalsatz.
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denn so sehe ich, dass ihr nicht das selbe Glück wie ich erfahren wollt. Ich merke doch, dass eure Gedanken, euer Herz – mein liebster Schatz, den ich begehre - einem Schatten gehören, den ich nicht erblicken möcht'.
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Zeichensetzung. Wenn dir Kommata nicht gefallen, dann schreib nich in Parataxe.
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Jetzt wisst ihr, weshalb ich den letzten Engel meines Herzens verließ, weil er nicht der richtige war, doch habe ich ihn geliebt.
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Und bitte auf die Form bei Parenthesen achten...
Es ist übrigens nicht sehr klug, mit umgangssprachlichem Ton zu arbeiten, wenn man hier und da mal ein paar Einsprengsel hat, die archaisch klingen sollen.
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Seht mich nicht an, wenn ihr dies Pergament erhalten habt, versucht nicht mit mir zu reden, denn ich kenne eure Antwort. Sie ist diese, die ich nicht erhören will – denn meine Träume sind mir wichtigstes Gut, denn meine Träume werden so sterben.
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Das ist von Grammatik und Ausdruck her einfach großer Blödsinn. Außerdem: Warum schreibt er denn den Brief, wenn er die Antwort schon kennt? Und wo fragt er eigentlich etwas?
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Ich sehe meinen Verstand blutend auf dem Boden und ich kann ihm nicht helfen, denn mein aufopferndes Herz will die Mauer eures Herzens einreißen und es einnehmen.
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Kein guter Ausdruck.
"mein aufopferndes Herz will [erobern]"; das ist schon fast oxymoronisch.
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Nimmt dieses Pergament,
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"Nehmt" oder "nimm"? Entscheiden Sie sich jetzt.
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diese letzten Worte eines einsamen Wanderers und haltet sie euch wichtig.
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Es macht irgendwie wenig Sinn, das Genitivobjekt einschieben zu wollen (wenn nicht ergänzend). "Sich etw. wichtig halten"? Das geht in keiner Sprache.
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Die Gestalt verpackt den Brief in einem Umschlag mit Rosenblüten und versiegelt es mit dem „Siegel der Spielleute“.
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Die Information mit dem Siegel würde bei einem Fantasyroman noch irgendwo Sinn machen, allerdings ist es hier eine Information, die den Leser befremden wird.
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Von seinem Gesicht fallen Tränen
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"Die Gestallt" --> "ihr Gesicht"
>> Ich verlasse mein Herz, und lebe mein Leben, doch kann man es ohne Herz
_ leben nennen? Ich darf nicht zurück
, nie und nimmer. Ich muss es zurück lassen
, auf dass ich nie lieben sollte, ich gehe auf ewig<<. Ein Lichtkegel erhellt den Wald für einen Augenblick, die Gestalt erhebt sich gegen den Himmel, aus seinem Rücken ragen Flügel heraus. Er verschwindet zwischen den Sternen.
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