@ MagicMagor
Stimmt schon, es gibt auch ein Heldensein unterhalb von Captain America, wenngleich natürlich ein ungleich kümmerlicheres. Aber auch der unfreiwillige Held übertrifft sein Umfeld.
Ein Kind droht zu ertrinken, doch ein beherzter Rentner, der am See gerade Enten fütterte, stürzt sich in die Fluten und zieht es an Land. Ein Held.
Ein Teller im Porzellangeschäft wackelt bedrohlich, doch der Lehrling hält ihn gerade noch rechtzeitig fest, bevor das gute Stück fällt und zerbricht. Ein Held?
Die Prüffrage für Heldentum lautet meiner Meinung nach: "Hätte das nicht ein Jeder geschafft?" Jedermannsleistungen sind dann solche, die im Rahmen alltäglicher Konsequenzen bleiben. Heldentaten durchbrechen den Alltag und glänzen im Funkellicht des Besonderen. Allein die Tatsache, dass jemand solches verrichtet, lässt ihm in den den Augen der anderen eine irgendwie geartete besondere Könnerschaft zuwachsen, Heldentum eben.
Dass die tatsächlichen kausalen Zusammenhänge oft trivialer sind, hast Du ja beschrieben. Aber das beschreibt es eben nur, erklärt es indes nicht, wenn man die im konkreten Fall maßgebliche Erwartungshaltung ausklammert. Das heißt dann eben auch, ein Held müsse sich sowohl im Rahmen der Ansichten seiner Mitmenschen bewegen, also sich nach dem richten, was als erstrebenswert angesehen wird, als auch ein Normenbrecher und Grenzübertreter sein, aber eben nur darin, dass er sich für einen Moment anschickt, das Gute in Hochform zu verkörpern. Nach diesem Muster kann das Heldenattribut natürlich auch rückwirkend an längst Verstorbene verliehen werden.