Halte ich für keine tolle Sache und glaube auch nicht, dass sich etwas in der Richtung in den nächsten paar Jahren durchsetzen können wird. Eine ähnliche Diskussion hatten wir ja schonmal zum Thema Blu-ray, DVDs und Steam.
Und zwar alleine schon aufgrund der Tatsache, dass der Gebrauchtmarkt verschwindet, dass man keine Spiele mehr "zum Anfassen" hat und alles nur noch ein Haufen von Datenströmen ist. Damit wird so gesehen auch ein dickes Stück Kontrolle an die Betreiber abgegeben. Wenn ich ein Spiel von vor zehn oder zwanzig Jahren wirklich haben will, dann bekomme ich das heute auch noch und muss dafür in vielen Fällen nichtmal allzu hohe Preise zahlen. Wenn alles nur noch über so ein Online-System liefe, hätte es nur noch der Betreiber in der Hand, welche Spiele angeboten werden und welche nicht. Sie werden aber wohl kaum Spiele, die bis auf ein paar Freaks niemanden mehr interessieren, weiterhin unterstützen und zur Verfügung stellen, wenn sie dort überhaupt jemals aufgenommen worden sind. Patches und Modifikationen von Fans wären auch nicht mehr drin oder nur nach eingehender Koordination mit dem Unternehmen. Und dann würde das, um den Aufwand möglichst gering zu halten, vermutlich auch auf die jeweiligen Gebiete beschränkt bleiben. Was ist, wenn ich ein japanisches Spiel zocken möchte? Jetzt kann ich es einfach über einen Import-Laden bestellen und habe die Sicherheit, dass es laufen wird, aber ob das bei so einem System noch problemlos möglich wäre wage ich zu bezweifeln. Überhaupt sehe ich da einen riesigen organisatorischen Aufwand, der am Ende dann doch nicht zu meiner Zufriedenheit betrieben wurde. Wenn ich jetzt schon sauer über beispielsweise die je nach Region sehr unterschiedlichen Angebote der Virtual Console der Wii bin, wo soll dann so etwas hier erst hinführen?
Des weiteren gibt es auch viele Aktivitäten, die den Spielern zugute kommen, welche jedoch in einer rechtlichen Grauzone stattfinden oder gleich komplett illegal sind. Zum Beispiel wie den Fans durch Emulation und Übersetzungen Spiele in verständlichen Sprachen zugänglich gemacht werden, die hierzulande nicht verfügbar sind, weil die Publisher eine Veröffentlichung als nicht als profitabel angesehen haben. Solcherlei Möglichkeiten würden praktisch komplett wegfallen.
Auch eine Preisgestaltung mit Abos sehe ich extrem skeptisch. Ich bin ein unheimlich langsamer Spieler. Da bezahle ich lieber einmal 60 € und habe das Spiel dann hier rumliegen und kann es zocken so oft und so lange ich möchte - auch mit langen Unterbrechungen zwischendurch - als dass ich über viele Monate hinweg Kleckerbeträge bezahlen muss und am Ende trotzdem mehr ausgegeben hab.

Abgesehen davon bin ich nach wie vor der Meinung, dass der Mensch von Natur aus einfach materiell denkt, zumindest die allermeisten. Spiele selbst tauschen oder ausleihen oder verkaufen wäre dann nämlich ebenfalls nicht mehr drin. Wenn ich mir mal ausrechne, wie viel Geld ich durch gebrauchte Spiele gespart hab kommt da einiges zusammen. Auch Preissenkungen, Wühlkiste usw. sind zu bedenken. Teilweise lassen sich heute manchmal echte Schnäppchen machen, man zahlt nur einmal und hat es. So etwas wäre bei dem beschriebenen System nicht möglich, und eine zentral geregelte Preisgestaltung ist doch etwas sehr unromantisches - und kundenunfreundliches.
Deshalb glaube ich kaum, dass ein solches System die Konsolen in absehbarer Zeit ablösen können wird. Ehrlich gesagt finde ich es eher nervig, dass manche Leute scheinbar jedem auf die Nase binden müssen, dass das die Zukunft schlechthin sei und man gefälligst nicht so ignorant sein solle. Andersherum muss man nämlich auch nicht jede mehr oder weniger neue Idee mit offenen Armen empfangen. Die meisten Spieler sind glücklich mit ihren Konsolen und wollen entweder überhaupt keine so grundlegenden Veränderungen, oder aber nur langsam an diese Konzepte herangeführt werden. Und das kann höchstens klappen, wenn man die traditionellen Unternehmen wie Sony, Nintendo oder Microsoft mit ins Boot holt (oder die Initiative von denen erst ausgeht), die eher die Möglichkeiten haben, so etwas weiterzuentwickeln und mit der entsprechenden Kohle für Marketing sowie starken Markennamen mehr Interesse bei den Kunden wecken können. Insofern räume ich OnLive in der heutigen Zeit eigentlich null Erfolgschancen ein. Für die Gegenwart gilt: If it ain't broke, don't fix it. Falls die Zukunft in diese Richtung geht, werden die großen Hardwarehersteller so etwas hier eher belächeln und stattdessen das weiter ausbauen, was sie mit ihren herunterladbaren Inhalten bereits selbst begonnen haben. Kundengewohnheiten ändern sich wie gesagt nur sehr langsam. Wenn ich als Spieler mit einem ganz anderen Modell groß geworden bin und dieses schätzen gelernt habe, dann möchte ich das auch nicht freiwillig aufgeben. Spätere Generationen mögen eventuell mal anders denken, aber an dem Punkt sind wir noch lange nicht angekommen. Niemand sollte sich etwas vorwerfen lassen müssen, nur weil ihn diese Online-Ideen nicht im Geringsten interessieren.