Aktuell: Der Mond stand knapp über den Bergen im Westen und schien auf die Stadt nieder. In den Gassen und auf den Straßen war es ruhig geworden. Aus einer Taverne war Gelächter und Gegröle zu hören. Das warme Licht fiel durch das dick Milchglas nach draußen. Drinnen war die Luft dick, warm und von Rauch geschwängert. Die Tische waren voll belegt und die Schankmädchen hatten allerhand zu tun. Am Rande, etwas abseits von den anderen saßen zwei dunkle Gestalten, ein Mann und eine Frau. Sie waren Söldner und auf der Durchreise nach Norden. Er hob einen Humpen voll Met an und kippte sich den süßen Trunk in den Rachen. Dann stellte der Mann ihn wieder auf den Tisch, neben zwei in Stoff gehüllte Gegenstände. „Je weiter wir in den Norden kommen, desto häufiger hört man von Überfallen der Goblins und anderen Kreaturen. Es scheint fast so, als ob irgendetwas sie aus ihren Höhlen treiben würde. Aber egal was es ist. In den Nordländern werden wir dadurch eine Menge Geld verdienen, oder Fin?“, fragte die junge Frau mit einem leichten Akzent der ihre Herkunft verriet. Sie war eine Ostländerin. Der Söldner ihr gegenüber regte sich kurz. Sie versuchte vergebens ein Gesicht unter der Kapuze auszumachen um eine Reaktion aus seiner Mimik abzulesen. Dann lehnte sich die Frau zurück in den Stuhl. Durch das Fenster sah sie eine schwarze Katze auf der Straße die sich eine Pfote leckte. Dann begann es zu Tropfen. Das Tier flüchtete durch einen Spalt unter einem Tor in einen Hof und verschwand somit aus dem Blickfeld. Der Regen wurde stärker und prasselte auf die Fensterscheibe und die Sicht nach draußen verschwamm. Mit einem abwesenden Blick schaute die Söldnerin auf ihren Begleiter. Sie war schon etwas länger mit ihm zusammen und die beiden hatten auch schon einige Aufträge gemeinsam erledigt. In der nächsten Vollmond Nacht müssten es ungefähr sechs Monate sein. In dieser Zeit hatte die Frau allerdings nicht viel über den Söldner erfahren. Er war recht schweigsam wenn es über ihn selbst ging. Ihr stellte er jedoch häufig Fragen. Manchmal beantwortete sie sie, manchmal auch nicht, das hing ganz davon ab, wie explizit sie waren. Und trotzdem war sie froh einen Reisegefährten gefunden zu haben. Bevor die junge Frau den Söldner kennen gelernt hatte lebte sie in einem Dorf an der Grenze von Ostländern zu den Mittellanden. Ihre Praktiken konnte sie eine ganze Zeit lang unbehelligt ausführen, bis eines Tages ein wütender Mob vor ihrer Haustür stand. Nekromantie ist nirgends gern gesehen, jedenfalls kannte sie keinen Ort der das Gegenteil bewies. Auf der Flucht begegnete sie dann Fin. Ein lautes Knarren unterbrach den Gedankengang der Frau und rief sie ins Hier und Jetzt zurück. Weitere, vom Regen durchnässte Gäste kamen in die Taverne hinein. Sie drehte sich zu Fin. „Ich bin müde und würde gerne schlafen gehen. Außerdem haben wir morgen noch ein gutes Stück an Laufweg vor uns“, begann sie. Fin hob den Humpen noch einmal an und trank ihn leer. Dann schaute er unter seiner Kapuze zu seiner Begleiterin hinüber. „Ich miete uns ein Zimmer, Mizoku“, sagte er. Der Mann erhob sich aus dem Stuhl, nahm das Stoffbündel vom Tisch und schritt auf die große Theke zu. Ein geschäftiger Mann wusch und trocknete Gläser ab, füllte sie wieder mit alkoholischem Inhalt und stellte sie auf ein Brett für die Schankmädchen. Ein Räuspern von Fin zog seine Aufmerksamkeit auf ihn. „Ein Zimmer für eine Nacht“, gab er von sich. Der Wirt spie etwas auf den mit Heu belegten Boden. „Drei Silberlinge“, antwortete er. Fin wühlte in einer Tasche auf der Innenseite seines Mantels und holte die gewünschte Bezahlung hervor. Der Tavernenbesitzer nahm das Geld entgegen und verstaute es in einem Kästchen. „Die Treppe hoch in den zweiten Stock und eines der Zimmer auf der rechten Seite“, sagte er und hustete danach. Zu seiner Begleiterin blickend winkte Fin diese zu sich. Mizoku kam zu ihm hinüber und folgte ihm die Treppe hinauf. Die dunkle Holztür am Ende des Ganges auf der Seite mit den Mietzimmern knarrte beim Öffnen. Drinnen war es weder schäbig noch besonders gemütlich. Ein Fenster, ein Bett mit graubrauner Bettwäsche, ein borstiger Teppich, ein Tisch und Stuhl, sowie eine alte Kommode befanden sich in dem Raum. Mizoku schlenderte zu dem Schlafplatz hinüber und überprüfte ihn. Oft waren diese nicht besonders sauber, da sie nur selten gewaschen und das Bettzeug nicht gewechselt wurde, das schien hier aber nicht der Fall zu sein. Zwar mochte die Farbe des Bettes sie täuschen, allerdings gab es auch keinen unangenehmen Geruch. Als der Söldner seinen Mantel auszog, kamen seine dunkle Lederrüstung und die Bandagen an den Händen zum Vorschein. Auf den Stuhl fallend seufzte Fin. Er war müde. Mizoku entledigte sich ebenfalls ihres Mantels und ihrer Stiefel und legte sich in ihrer Robe in das Bett. Wie immer schliefen die beiden zwar in einem Zimmer, aber getrennt. Fin machte sich erst gar keine Mühe nach einer Kerze zu suchen um für Licht zu sorgen. Die Beine auf den Tisch gelegt streckte sich der Söldner noch einmal und döste dann langsam in den Schlaf. Alt: Der Mond stand knapp über den Bergen im Westen und schien auf die Stadt nieder. Die Mauern erhoben sich schützend um die Häuser und verbargen den Blick auf die Straßen für Außenstehende. Zwischen den Gebäuden, die hoch in den Himmel ragten, liefen immer noch ein paar geschäftige Leute entlang. In einer Gasse in einem der Viertel für die mittlere Klasse brannten die Laternen vor einer Taverne. Lautes Gelächter und auch Gegröle drang auf die Straße und hallte durch das Viertel. Im Gegensatz zu draußen, war drinnen die Luft dick, warm und mit Rauch durchzogen. Die Meisten saßen in der Nähe der Theke und kippten sich den Inhalt eines Humpens nach dem anderen in den Rachen. Etwas abseits an einem Tisch neben einem Fenster blickten zwei dunkel gekleidete Gestalten auf die grölende Masse. Der Mann der komplett in seinen schwarzen Mantel gehüllt war, hieß Fin. Seine Kapuze hing ihm tief über dem Gesicht, sodass Schwärze dieses verdeckte. Darunter hüllte er sich in eine ebenfalls schwarze Lederrüstung. Um die Hände hatte er graue Bandagen gewickelt, wodurch man seine Haut nicht sehen konnte. Neben ihm saß eine Frau. Sie trug ebenfalls einen Mantel mit Kapuze, die ihr Gesicht verdeckte. Ihren Körper bedeckte sie mit einer engen dunklen Lederrobe. Ihr Name war Mizoku. Auf dem Tisch lagen zwei lang Gegenstände die in ein Tuch gewickelt waren und eine kleine Einhandarmbrust. Fin hob seinen Humpen an und trank einen Schluck des süßen Mets. Beide waren Söldner. Sie erhofften sich einen oder mehrere Aufträge in dieser Stadt, bisher hatten sie allerdings noch keinen Kunden. Keiner der Beiden sagte irgendetwas. Mizoku starrte aus dem Fenster hinaus in die dunkle Gasse. Eine Katze setzte sich auf die Straße und begann ihre Pfoten zu lecken. Dann tropfte es leicht, bis es anfing zu regnen. Schnell lief das Tier unter einem Tor hindurch in einen Hof und Mizoku konnte ihm nicht mehr nachsehen. Der Regen prasselte gegen die Scheiben und dämpften die Sicht nach draußen. Die junge Frau blickte wieder zu den Gästen der Taverne. Fin schien zu schlafen. Seine Haltung war leicht gebückt und es sah aus als ob er auf den Boden starrte. Eine Schulter zuckte kurz, dann regte sich der Körper wieder nicht. Mizoku war schon etwas länger mit diesem Mann unterwegs. Sie kannte ihn nicht besonders. Er sprach zwar mit ihr, aber nicht über sich selbst, meistens nur über ihre Aufträge. Und das einzige was sie ab und zu von ihm sieht ist sein Gesicht. Er hatte eine ständige gleichgültige Miene. Einen Spitzbart und lange zusammengebundene dunkelblonde Haare. Seine Haut war recht hell. Er hatte noch nie die Bandagen oder die Lederrüstung abgelegt. Allerdings war er der einzige der ihr bisher begegnet war, der sie trotz ihrer Praktiken nicht verjagte oder angriff, nein, er akzeptierte sie. Mizoku war eine Nekromantin. Sie selbst ließ sich aber nicht gerne mit anderen ihres Metiers auf eine Ebene setzen. Der Mann neben Mizoku regte sich wieder. Er änderte seine Haltung und lehnte sich in den Stuhl zurück. Sein Kopf drehte sich und richtete sich auf sie. Die junge Frau versuchte ein Gesicht unter der Kapuze auszumachen, es gelang ihr aber nicht. „Sollten wir vielleicht in eine andere Taverne gehen?“, fragte Mizoku. Ihre Stimme war hell und klar. Fin bewegte sich nicht. Dann drang eine Stimme unter Kapuze hervor: „Wir warten.“ Die junge Frau sagte nichts mehr. Er war seltsam. Anders als andere. Und das war, was ihr an ihm gefiel. Und das er sie nicht verstieß wie die meisten anderen. Sie war froh einen Reisegefährten gefunden zu haben. Plötzlich stand Fin auf. Er nahm die beiden in Stoff gehüllten Waffen und schob sie unter seinen Mantel. „Komm, wir gehen“, sprach er. Mizoku nickte kurz und stand auch auf. Sie schnallte sich die Armbrust an die Hüfte und folgte ihrem Gefährten. Dieser verließ die Taverne und trat auf die Straße. Es regnete immer noch und am Rand des Weges floss das Wasser entlang und spülte alles Mögliche mit sich fort. Fin riss einen Zettel von der Hauswand mit der Aufschrift: „Söldner suchen Arbeit“ ab und steckte ihn ein. Die beiden Söldner wickelten sich tiefer in ihre Mäntel und gingen dann die Straße hinauf in Richtung Norden. „Gehen wir zum Händlergasthaus an der Hauptstraße?“, fragte Mizoku. „Ja“, antwortete ihr Gefährte. Das Gebäude war größer als die Taverne und sah auch wesentlich sauberer aus. Die Beiden betraten das Gasthaus. Die Luft war warm, aber nicht dick und voll rauch. Im Schankraum ging es wesentlich zivilisierter von statten. Zwar war es auch recht Laut und es wurde viel getrunken, aber der Großteil der Gäste legte ein gewisses „vornehmes“ Verhalten an den Tag. Fin hatte den Zettel draußen an ein Brett an der Hauswand gehangen. Mizoku und ihr Gefährte nahmen an einem Tisch etwas abseits platz. Kurz darauf kam eine Bedienung zu ihnen. Die Frau trug ein tristes aber dennoch hübsches Maidenkleid mit großem Ausschnitt. Dazu kniehohe Strümpfe und schwarze Poems. Etwas ängstlich fragte sie: „Kann ich etwas für euch tun?“ Man sah ihr an das sie nervös war. Fin hob seinen Kopf und blickte sie aus der Schwärze an. Sie war recht junge und ihre langen braunen Haare waren zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Ihre Brüste ragten etwas aus dem Ausschnitt ihres Kleides hervor. „Entschuldigen Sie?“, fragte die Schankmaid ein weiteres Mal. „Einen Humpen Met, bitte“, sagte Fin. Dann blickte die Bedienung zu Mizoku. Diese schüttelte kurz verneinend den Kopf. Die Schankmaid wandte sich dann ab und ging in Richtung Theke. Fin schaute ihr hinter her, sie war eine wirklich ansehnliche Frau.. Mizoku blickte sich im Schankraum um. An den Wänden hingen ein paar Jagdtrophäen: ein Hirschkopf, ein Wildschweinkopf und ein Bärenkopf. Auch eins zwei Bilder oder Dekorationswaffen waren zu finden. Nach kurzer Zeit kam die Schankmaid mit einem Humpen in der Hand zurück. Fin holte ein großes Säckchen unter seinem Mantel hervor und ließ es auf den Tisch fallen, woraufhin ein lautes Klimpern zu hören war. Der Söldner nahm zwei Silberlinge hervor und gab sie der Frau, die daraufhin den Krug auf den Tisch stellte. Dann wandte sich die Schankmaid wieder von ihnen und ging auf die Theke zu. Fin nahm einen kräftigen Schluck aus dem Humpen und stellte ihn dann wieder ab. Die Tür des Schankraumes öffnete sich. Ein einzelner Mann kam hinein. Er schaute sich um und es sah aus, als ob er jemanden suchen würde. Dann fiel sein Blick auf die beiden Söldner. Etwas zögerlich kam er auf sie zu. Er war etwas älter, hatte schon leicht graue Haare und trug eine triste braune Kleidung. „Seid ihr die beiden Söldner die Arbeit suchen?“, fragte er. Fin nickte. „Gut, mein Name ist Jesiaha. Ich bin aus der hiesigen Händlergilde. Ich habe ein Angebot für euch, wenn ihr euch für Eskortieraufträge interessiert.“ Mizoku überlegte kurz. Fin blickte zu ihr hinüber. Er schien einverstanden, nahm bis heute aber keinen Auftrag ohne die Zustimmung seiner Begleiterin an. Die junge Frau nickte, er ebenfalls. Jesiaha ließ sich auf einem Stuhl an ihrem Tisch nieder. „Ok, es geht um folgendes: Demnächst wird eine Karawane in Richtung Norden losziehen, nach Eisgipfel. In den nördlichen Ländern ist es zu dieser Jahreszeit besonders gefährlich und die Gilde hat mich damit beauftragt so viele Söldner wie möglich zu finden und anzuheuern, da die Fracht sehr wertvoll ist. Der Auftrag würde ungefähr zwei Wochen dauern. Die Karawane muss nämlich ein paar Umwege nehmen um eins zwei Stopps in Städten der Umgebung zu machen. Die Bezahlung besteht aus Silberlingen, um genau zu sein, aus fünfhundert Stück für jeden Söldner.“ „Das war eine hohe Bezahlung für solch einen Auftrag“, dachte sich Fin, „die Fracht muss sehr wichtig oder wertvoll sein.“ Er blickte wieder zu seiner Begleiterin hinüber. Dieser stimmte zu, was er dann auch tat. „Perfekt. Morgen Mittag wird die Karawane starten. Die Söldner haben sich alle am Haupttor einzufinden. Dort werden die Verträge unterschrieben und dann geht es los. Ich wünsche euch noch eine erholsame Nacht“, sagte Jesiaha und verschwand dann eilig wieder aus dem Gasthaus. „Nun gut, wir nehmen hier ein Zimmer und machen uns morgen dann auf zum Haupttor. Das Beste ist, wir gehen jetzt schon zu Bett, wir müssen morgen früh noch ein paar Besorgungen erledigen“, sprach Fin. Mizoku nickte. Der Söldner nahm den Beutel voll Münzen und schritt auf die Theke zu. Dort stand der Wirt und füllte Bier in einen Humpen. Fin ließ das Geld auf das Holz fallen und blickte zu dem Wirt. Diesem lief ein kalter Schauer über den Rücken als er in die Dunkelheit der Kapuze schaute. „Zwei Zimmer bitte“, sagte der Söldner und holte eine Hand voll Münzen aus dem Beutel. Der Wirt nahm die Bezahlung entgegen und verfrachtete sie in ein Kästchen unter dem Tresen. Fin bemerkte das Schankmädchen was ihm vorhin den Met gebracht hatte. Er starrte sie an. Die junge Frau trocknete gerade ein paar Teller ab und schien ihn nicht zu bemerken, dann lenkte der Wirt seine Aufmerksamkeit auf sich. „Das reicht für zwei Zimmer. Geht die Treppe hinauf und dann den Gang entlang. Die hinteren beiden Räume stehen euch zur Verfügung. Allerdings ist noch kein Bettzeug eingeräumt, ich werde gleich jemanden hochschicken“; sagte der Wirt. Fin und seine Begleiterin gingen die Treppe hinauf und ans Ende des Ganges. Fin wünschte seiner Begleiterin eine Gute Nacht und ging dann in sein Zimmer. Die beiden Waffen stellte er neben das Bett, dann zog er seine Kapuze zurück. Der Söldner legte den Mantel auf einen kleinen Hocker an der Wand und setzte sich auf das Bett. Mizoku hatte noch ihren Mantel an und machte es sich so auf dem Bett gemütlich. Sie war müde. Ein Klopfen an der Tür ließ sie hochschnellen. „Entschuldigt Herr“, drang eine Stimme nach drinnen. Dann schob sich die Pforte auf und eine Frau betrat den Raum. Im Arm hatte sie einen Packen Bettzeug. „Der Wirt schickt mich euch euer Bettzeug zu bringen, Herr.“ Mizoku stand auf und beobachtete wie das Schankmädchen die Decke, das Kissen und ein Laken auf dem Bett zu Recht legte. Als sie fertig war blieb sie bei Mizoku stehen. Sie strich sich das Kleid glatt und stemmte die Arme in die Hüfte. Kokett blickte sie die Söldnerin an. „Habt ihr vielleicht noch andere Wünsche von mir, die euch eine kleine Bezahlung wert sind?“, fragte das Schankmädchen. Mizoku lächelte in sich hinein. Dann zog sie die Kapuze zurück. Die andere Frau blickte sie erschrocken an. „Oh, … das wusste ich nicht. Tut mir außerordentlich leid. Ich dachte ihr wäret ein Mann, werte Dame. Ich entschuldige mich für die Verwechslung“, bedauerte das Schankmädchen ihre Frage. Mizoku nickte nur. Die Dienerin machte einen Knicks und verschwand dann auf dem Zimmer. Die Söldnerin entledigte sich ihrer Kleidung und fiel dann nur noch in Unterwäsche gekleidet ins Bett. Nach kurzer Zeit schlief sie ein. Fin legte seinen Mantel ab und setzte sich auf die Bettkante. Seine Lederstiefel stellte er unter das Bett. Der Söldner streckte sich etwas, dann klopfte es plötzlich an der Tür. Er griff sofort nach seinem Mantel, warf ihn sich um und verbarg sein Gesicht unter der Kapuze. Das Schankmädchen von vorhin trat mit einem Bündel, in dem sich Bettzeug befand, in den Raum ein. Bei dem Anblick der dunklen Gestalt die auf dem Bett saß wurde sie ängstlich. Sie zitterte am ganzen Körper, was Fin bemerkte. Die junge Frau kam zögernd auf ihn zu. Er stand auf. Das Schankmädchen begann dann das Bett aufzubereiten. Fin beobachtete sie dabei und ein gewisses Verlangen stieg in ihm auf. Als das Schankmädchen fertig war, schaute sie zu ihm hinüber. Vorsichtig und leise sagte sie: „Wenn ihr noch irgendwelche Wünsche habt, so kommt doch hinunter in den Schankraum, der Wirt wird noch eine ganze Weile dort sein.“ Schnellen Schrittes ging sie auf die Zimmertür zu, dann packte eine Hand ihren Arm. Der Mond stand knapp über den Bergen im Westen und schien auf die Stadt nieder. Die Mauern erhoben sich schützend um die Häuser und verbargen den Blick auf die Straßen für Außenstehende. Zwischen den Gebäuden, die hoch in den Himmel ragten, liefen immer noch ein paar geschäftige Leute entlang. In einer Gasse in einem der Viertel für die mittlere Klasse brannten die Laternen vor einer Taverne. Lautes Gelächter und auch Gegröle drang auf die Straße und hallte durch das Viertel. Im Gegensatz zu draußen, war drinnen die Luft dick, warm und mit Rauch durchzogen. Die Meisten saßen in der Nähe der Theke und kippten sich den Inhalt eines Humpens nach dem anderen in den Rachen. Etwas abseits an einem Tisch neben einem Fenster blickten zwei dunkel gekleidete Gestalten auf die grölende Masse. Der Mann der komplett in seinen schwarzen Mantel gehüllt war, hieß Fin. Seine Kapuze hing ihm tief über dem Gesicht, sodass Schwärze dieses verdeckte. Darunter hüllte er sich in eine ebenfalls schwarze Lederrüstung. Um die Hände hatte er graue Bandagen gewickelt, wodurch man seine Haut nicht sehen konnte. Neben ihm saß eine Frau. Sie trug ebenfalls einen Mantel mit Kapuze, die ihr Gesicht verdeckte. Ihren Körper bedeckte sie mit einer engen dunklen Lederrobe. Ihr Name war Mizoku. Auf dem Tisch lagen zwei lang Gegenstände die in ein Tuch gewickelt waren und eine kleine Einhandarmbrust. Fin hob seinen Humpen an und trank einen Schluck des süßen Mets. Beide waren Söldner. Sie erhofften sich einen oder mehrere Aufträge in dieser Stadt, bisher hatten sie allerdings noch keinen Kunden. Keiner der Beiden sagte irgendetwas. Mizoku starrte aus dem Fenster hinaus in die dunkle Gasse. Eine Katze setzte sich auf die Straße und begann ihre Pfoten zu lecken. Dann tropfte es leicht, bis es anfing zu regnen. Schnell lief das Tier unter einem Tor hindurch in einen Hof und Mizoku konnte ihm nicht mehr nachsehen. Der Regen prasselte gegen die Scheiben und dämpften die Sicht nach draußen. Die junge Frau blickte wieder zu den Gästen der Taverne. Fin schien zu schlafen. Seine Haltung war leicht gebückt und es sah aus als ob er auf den Boden starrte. Eine Schulter zuckte kurz, dann regte sich der Körper wieder nicht. Mizoku war schon etwas länger mit diesem Mann unterwegs. Sie kannte ihn nicht besonders. Er sprach zwar mit ihr, aber nicht über sich selbst, meistens nur über ihre Aufträge. Und das einzige was sie ab und zu von ihm sieht ist sein Gesicht. Er hatte eine ständige gleichgültige Miene. Einen Spitzbart und lange zusammengebundene dunkelblonde Haare. Seine Haut war recht hell. Er hatte noch nie die Bandagen oder die Lederrüstung abgelegt. Allerdings war er der einzige der ihr bisher begegnet war, der sie trotz ihrer Praktiken nicht verjagte oder angriff, nein, er akzeptierte sie. Mizoku war eine Nekromantin. Sie selbst ließ sich aber nicht gerne mit anderen ihres Metiers auf eine Ebene setzen. Der Mann neben Mizoku regte sich wieder. Er änderte seine Haltung und lehnte sich in den Stuhl zurück. Sein Kopf drehte sich und richtete sich auf sie. Die junge Frau versuchte ein Gesicht unter der Kapuze auszumachen, es gelang ihr aber nicht. „Sollten wir vielleicht in eine andere Taverne gehen?“, fragte Mizoku. Ihre Stimme war hell und klar. Fin bewegte sich nicht. Dann drang eine Stimme unter Kapuze hervor: „Wir warten.“ Die junge Frau sagte nichts mehr. Die Tür der Taverne flog auf und eine Gruppe von durchnässten Männern trat ein. Sie schritten auf den Tisch in der Nähe der beiden Söldner zu und ließen sich auf den Plätzen nieder. Mizoku sah wie sie von zwei der gerade Angekommenen lüstern angeblickt wurde. Der Mann der ihr am nächsten saß dreht sich mit dem Stuhl und setzte sich neben sie. „Na meine Liebe. Ihr scheint neu hier zu sein. Wäre es da nicht gut für euch, wenn ihr euch mit einem von uns Städtern anfreunden würdet?“, fragte der Mann. Seine Hand rutschte auf ihr Bein. Er fuhr es entlang auf die Bein Innenseite. Sie regte sich nicht. Die andere legte der Mann auf ihre Schulter. „Seit ihr stumm oder was? Na kommt schon, ich will doch nur ein wenig Spaß.“ Ihre Hand packte die seine und sie warf sie von sich. „Nein“, sagte sie knapp und entschlossen. Der Mann schien sich davon aber nicht beeindrucken zu lassen. Er kam ihr näher. Ein metallisches Geräusch war zu hören. Dann drückte sich der Mann zitternd an die Wand. Fin hatte eine der beiden Schwerter unter dem Tuch auf dem Tisch hervorgeholt und richtete die Spitze auf das Gesicht des Mannes. Einer der anderen erhob sich und kam zu dem Söldner hinüber. Dieser holte die zweite Waffe hervor und richtete sie auf ihn. „Würdet ihr wohl die werte Dame in Frieden lassen, wenn sie es wünscht?“, fragte Fin. Der Mann an der Wand stieß die Klinge zur Seite. „Ich lasse mir doch nichts von solchem Pack wie dir befehlen was ich tun darf!“, brüllte er. Dann schnellte das Schwert nach vorne und schnitt ihm in die Kniekehle. Der Mann ging sofort in die Knie und stöhnte. „Ach was? Macht das ihr verschwindet!“, sagte Fin. Der zweite ging zu seinem verletzten Kumpanen hinüber und stemmte ihn hoch. „Ist schon gut, wir lassen euch in Frieden“, schnauzte er und trug seinen Freund zum Tisch, kurz darauf verließen die beiden die Taverne. Mizoku schüttelte sich kurz. Dann schaute sie zu dem Mann an ihrem Tisch hinüber. Er legte gerade die Schwerter zurück in die Stoffhülle. Beide Waffen waren leicht gekrümmt und hatten nur eine kleine Parierstange. Mizoku hatte ihn schon ein paar Mal kämpfen gesehen. Normalerweise hielt er die Waffen am Griff mit der Klinge nach unten, oder ließ die Klinge am Armrücken anliegen. Fin war schnell, sehr schnell. Solch einen Kampfstil hatte sie noch nie zuvor gesehen. „Danke, Fin“, sagte sie. Der junge Mann schaute zu ihr hinüber. Wieder suchte Mizoku vergebens ein Gesicht unter der Kapuze. Fin regte sich nicht. Dann nickte er kurz. Er war seltsam. Anders als andere. Und das war, was ihr an ihm gefiel. Und das er sie nicht verstieß wie die meisten anderen. Sie war froh einen Reisegefährten gefunden zu haben, sonst wäre eine Situation wie die letzte vielleicht nicht unbedingt zu ihrem Vorteil ausgefallen. Plötzlich stand Fin auf. Er nahm die beiden in Stoff gehüllten Waffen und schob sie unter seinen Mantel. „Komm, wir gehen“, sprach er. Mizoku nickte kurz und stand auch auf. Sie schnallte sich die Armbrust an die Hüfte und folgte ihrem Gefährten. Dieser verließ die Taverne und trat auf die Straße. Es regnete immer noch und am Rand des Weges floss das Wasser entlang und spülte alles Mögliche mit sich fort. Fin riss einen Zettel von der Hauswand mit der Aufschrift: „Söldner suchen Arbeit“ ab und steckte ihn ein. Die beiden Söldner wickelten sich tiefer in ihre Mäntel und gingen dann die Straße hinauf in Richtung Norden. „Gehen wir zum Händlergasthaus an der Hauptstraße?“, fragte Mizoku. „Ja“, antwortete ihr Gefährte. Das Gebäude war größer als die Taverne und sah auch wesentlich sauberer aus. Die Beiden betraten das Gasthaus. Die Luft war warm, aber nicht dick und voll rauch. Im Schankraum ging es wesentlich zivilisierter von statten. Zwar war es auch recht Laut und es wurde viel getrunken, aber der Großteil der Gäste legte ein gewisses „vornehmes“ Verhalten an den Tag. Fin hatte den Zettel draußen an ein Brett an der Hauswand gehangen. Mizoku und ihr Gefährte nahmen an einem Tisch etwas abseits platz. Kurz darauf kam eine Bedienung zu ihnen. Die Frau trug ein tristes aber dennoch hübsches Maidenkleid mit großem Ausschnitt. Dazu kniehohe Strümpfe und schwarze Poems. Etwas ängstlich fragte sie: „Kann ich etwas für euch tun?“ Man sah ihr an das sie nervös war. Fin hob seinen Kopf und blickte sie aus der Schwärze an. Sie war recht junge und ihre langen braunen Haare waren zu einem Knoten am Hinterkopf zusammengebunden. Ihre Brüste ragten etwas aus dem Ausschnitt ihres Kleides hervor. „Entschuldigen Sie?“, fragte die Schankmaid ein weiteres Mal. „Einen Humpen Met, bitte“, sagte Fin. Dann blickte die Bedienung zu Mizoku. Diese schüttelte kurz verneinend den Kopf. Die Schankmaid wandte sich dann ab und ging in Richtung Theke. Fin schaute ihr hinter her. Mizoku blickte sich im Schankraum um. An den Wänden hingen ein paar Jagdtrophäen: ein Hirschkopf, ein Wildschweinkopf und ein Bärenkopf. Auch eins zwei Bilder oder Dekorationswaffen waren zu finden. Nach kurzer Zeit kam die Schankmaid mit einem Humpen in der Hand zurück. Fin holte ein großes Säckchen unter seinem Mantel hervor und ließ es auf den Tisch fallen, woraufhin ein lautes Klimpern zu hören war. Der Söldner nahm zwei Silberlinge hervor und gab sie der Frau. Diese blickte etwas verwundert auf die Münzen: „Herr, das ist zu viel“, sagte sie nervös. Fin schüttelte den Kopf. Die Schankmaid lächelte kurz und stellte dann den Krug auf den Tisch. Dabei lehnte sie sich absichtlich weiter vor, sodass Fin einen tieferen Blick in ihren Ausschnitt erhielt. Die Frau hatte zwei große und trotzdem feste Brüste. Dann wandte sich die Schankmaid wieder von ihnen und ging auf die Theke zu. Dort blickte der Wirt auf die Münzen und dann unglaubwürdig auf die beiden dunklen Gestalten. Mizoku schaute ihren Gefährten an. Solche kleinen spendablen Momente hatte sie schon öfter bei ihm gesehen. Sei es bei einer Bedienung oder bei Bettlern auf der Straße. Das verwunderte sie. Fin nahm einen kräftigen Schluck aus dem Humpen und stellte ihn dann wieder ab. Die Tür des Schankraumes öffnete sich. Ein einzelner Mann kam hinein. Er schaute sich um und es sah aus, als ob er jemanden suchen würde. Dann fiel sein Blick auf die beiden Söldner. Etwas zögerlich kam er auf sie zu. Er war etwas älter, hatte schon leicht graue Haare und trug eine triste braune Kleidung. „Seid ihr die beiden Söldner die Arbeit suchen?“, fragte er. Fin nickte. „Gut, mein Name ist Jesiaha. Ich bin aus der hiesigen Händlergilde. Ich habe ein Angebot für euch, wenn ihr euch für Eskortieraufträge interessiert.“ Mizoku überlegte kurz. Fin blickte zu ihr hinüber. Er schien einverstanden, nahm bis heute aber keinen Auftrag ohne die Zustimmung seiner Begleiterin an. Die junge Frau nickte, er ebenfalls. Jesiaha ließ sich auf einem Stuhl an ihrem Tisch nieder. „Ok. Es geht um folgendes: Demnächst wird eine Karawane in Richtung Norden losziehen, nach Eisgipfel. In den nördlichen Ländern ist es zu dieser Jahreszeit besonders gefährlich und die Gilde hat mich damit beauftragt so viele Söldner wie möglich zu finden und anzuheuern, da die Fracht sehr wertvoll ist. Der Auftrag würde ungefähr zwei Wochen dauern. Die Karawane muss nämlich ein paar Umwege nehmen um eins zwei Stopps in Städten der Umgebung zu machen. Die Bezahlung besteht aus Silberlingen, um genau zu sein, aus fünfhundert Stück für jeden Söldner.“ „Das war eine hohe Bezahlung für solch einen Auftrag“, dachte sich Fin, „die Fracht muss sehr wichtig oder wertvoll sein.“ Er blickte wieder zu seiner Begleiterin hinüber. Dieser stimmte zu, was er dann auch tat. „Perfekt. Morgen Mittag wird die Karawane starten. Die Söldner haben sich alle am Haupttor einzufinden. Dort werden die Verträge unterschrieben und dann geht es los. Ich wünsche euch noch eine erholsame Nacht“, sagte Jesiaha und verschwand dann eilig wieder aus dem Gasthaus. „Nun gut, wir nehmen hier ein Zimmer und machen uns morgen dann auf zum Haupttor. Das Beste ist, wir gehen jetzt schon zu Bett, wir müssen morgen früh noch ein paar Besorgungen erledigen“, sprach Fin. Mizoku nickte. Der Söldner nahm den Beutel voll Münzen und schritt auf die Theke zu. Dort stand der Wirt und füllte Bier in einen Humpen. Fin ließ das Geld auf das Holz fallen und blickte zu dem Wirt. Diesem lief ein kalter Schauer über den Rücken als er in die Dunkelheit der Kapuze schaute. „Zwei Zimmer bitte“, sagte der Söldner und holte eine Hand voll Münzen aus dem Beutel. Der Wirt nahm die Bezahlung mit glänzenden Augen entgegen und verfrachtete sie in einem Kistchen unter der Theke. Dann holte er zwei Schlüssel hervor und gab sie Fin. „Nehmt die Treppe und dann den Flur rechts. die letzten beiden Zimmer gehören euch, das sind unsere besten“, sprach der Wirt. Fin und Mizoku nahmen die Treppe und gingen hoch. Der Gasthausbesitzer ging zu der Schankmaid mit den rötlichen Haar hinüber. Neben ihr stand noch eine weitere, in der gleichen Kleidung, nur etwas kleiner und mit blonden Haaren. Er nahm sie an den Schultern und zog sie zu sich. „Hört mal her, unsere beiden Gäste haben einen Haufen Geld für ihre Zimmer hier gelassen, ich möchte nicht, dass man sich im Nachhinein über unseren Service beschwert. Ich kann euch heute Abend entbehren. Geht hinauf und verwöhnt sie ein wenig.“ Die Frau mit den rötlichen Haaren zitterte leicht und sie hatte etwas Angst. Der Wirt drängte die Beiden und sie gingen die Treppe hinauf.
Geändert von Streicher (21.03.2009 um 09:51 Uhr) Grund: Geschichte in zur Lesbarkeit beitragende Abschnitte eingeteilt
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