Da das Genre in einem ähnlichen Thread im Konsolenforum anscheinend nicht erwünscht ist, frage ich euch eben hier: Wie lange sollten RPGs für euch optimalerweise sein? Ich weiß, dass es da große Unterschiede gibt, sowohl bei denSpielen, als auch bei den Meinungen der Spieler.
Wir hatten den Thread afair schonmal vor Urzeiten, aber das liegt lange genug zurück, um einen neuen zu rechtfertigen.
Ich denke Final Fantasy bekommt das mit seinen "40-Stunden-Spielen" schon seit Jahren recht gut hin, auch wenn ich immer mindestens 80 Stunden für so einen Durchgang brauche. Die Frage ist ja irgendwie nicht nur, wie lang die Spielzeit tatsächlich ist, sondern vor allem wie die Inhalte dazu aussehen. Viele Superfamicom-RPGs kamen mir extrem lang vor, im positiven Sinne, obwohl ich bei denen deutlich weniger lang gebraucht habe als bei den meisten heutigen Rollenspielen. Ich begründe das damit, dass darin damals viel mehr Orte enthalten waren, die für mehr Abwechslung sorgten und die Spielwelt größer erscheinen ließen. Es sind seltsame Verhältnisse, wenn mir ein FFVI mindestens doppelt so umfangreich vorkommt wie ein FFX, obwohl ich für letzteres etwa doppelt so viel Zeit gebraucht habe. Da ist mir dann aufgefallen, dass der zehnte Teil nur einen winzigen Bruchteil der Menge an Orten aus den unmittelbaren Vorgängern enthält. Aber ich mag mich was das angeht irren.
Jedenfalls ist es schwer, dieses typische "Genau richtig!" zu definieren.
Ich habe mal gehört, dass Dragon Quest VII da besonders schlimm sein soll, da es einfach nicht enden will. Da würde mir dann vermutlich auch nach einer Weile die Lust vergehen, weil man kaum das Gefühl hat, vorwärts zu kommen. Ich erinnere mich da auch an Wild Arms 2nd Ignition, welches auch einfach stur weiterging mit einem langweiligen Dungeon nach dem anderen, da wäre etwas weniger wirklich mehr gewesen. Die Spiele sollten nicht so lang werden, dass man froh ist, wenn es endlich vorbei ist, falls man nicht schon längst vorher aufgehört hat.
Trotzdem ist es wichtig, dass ein RPG zumindest das Potential hat, dass man sich länger damit beschäftigen kann, sollte das der Wunsch des Spielers sein. Dabei können Sidequests und allerlei Bonuskram ein gutes Mittel sein. Leider wird damit manchmal übertrieben. Ich spiele immer noch Lost Odyssey und schaffe es nur sehr langsam, die vierte Disc endlich zu Ende zu bringen, weil man so unglaublich viel dort an optionalen Sachen machen kann. Das ist ja schön und gut, und eigentlich ist es freiwillig, aber wenn die Verhältnisse so krass sind wie hier hat man einen nicht unerheblichen Teil des Spiels verpasst, wenn man darauf verzichtet. Letztenendes hat man aber den Vollpreis bezahlt, also ist bei mir immer der Drang vorhanden, wenigstens die wichtigsten Sidequests mitzunehmen.
Sowas sollte aber auch gut über das Spiel verteilt sein imho. Ist ja in Ordnung und normal, wenn man am Ende mehr zu tun hat, weil es auch mehr Zugang zu abgelegeneren Orten der Spielwelt gibt. Doch lustigerweise habe ich im Falle von Lost Odyssey auf Disc 4 jetzt ungefähr so viel Zeit verbracht wie auf den ersten dreien zusammengerechnet! Daran war vor allem der hirnzermaternde Tempel der Erleuchtung schuld, najo. Jedenfalls gefällt es mir im Grunde besser, wenn es zwar ein paar, aber nicht zu viele Sidequests gibt. Und gleichmäßig über den Spielverlauf verteilt sollten sie sein, sodass man schon früh ein paar Dinge erledigen und am Ende alles nachholen kann, was verpasst wurde.
Spiele, die eher zu kurz als zu lang waren, fallen mir ehrlich gesagt eher wenige ein. Hauptsächlich kommt mir Grandia III in den Sinn, das ein bisschen unfertig gewirkt hat. Da hätten ein paar Sidequests und zusätzliche Orte gut getan, die Spielwelt ist im Nachhinein betrachtet ja wirklich winzig dort.
Manche RPGs können aber auch darauf ausgelegt sein, nicht allzu viel Zeit zu beanspruchen. Äußerst positiv sehe ich da Breath of Fire V, welches dazu anstiftet, es mehrmals durchzuspielen, was auch den knackigen Schwierigkeitsgrad vermindert, aber man trotzdem in einem einzigen Durchgang alles wesentliche zu Gesicht bekommt.
Alles in allem finde ich RPGs eher ein bisschen zu lang als zu kurz. Es gibt so viele Genrevertreter, von denen die meisten so viel intensive Spielzeit erfordern, dass es schwer fällt, sich früh genug loszureißen um sich den anderen Spielen widmen zu können. Manchmal würde ich so gesehen den ein oder anderen Dungeon weniger begrüßen. Trotzdem kommt es auf die Inhalte an. Die Entwickler sollten einer Ansicht nach die Zielsetzung haben, das bestmögliche Abenteuer in der kürzesten benötigten Zeit zu erschaffen. Damals hat das doch auch geklappt! Heute bekommt man zwar einige weite Ebenen vorgesetzt, die man durchwandern muss, aber wirklich viel interessantes passiert dort nicht. Heute muss alles so realistisch und riesig sein. Das zieht die RPGs manchmal nur in die Länge. So ein Nibelheim hat früher auf zwei läppische Renderhintergründe gepasst, und war (vor allem auch wegen der Story) trotzdem um einiges aussagekräftiger als so ein ausschweifender Gigantismus wie Archades.
Weniger kann mehr sein, wenn die kreativen Leute hinter den Spielen es nur richtig angehen.