Zitat Zitat von Stummboy Beitrag anzeigen
Das ist richtig allerdings wenn die Gerichtbarkeit direkt verantwortlich ist muss sie ihre Macht doch nicht wiedererlangen oder?
In diesem Falle wird sie feststellen müssen, dass ihre Rechte beschränkt sind. Ein mittelalterlicher Ritter konnte unter Umständen seine Leibeigenen überhaupt nicht mobilisieren, weil sie ihm keinen Kriegsdienst schuldig waren. Unter Umständen galt ihre Schuldigkeit auch nur für die Verteidigung des Weiler oder nur über zwei bis vier Wochen im Jahr. Damit ist kein Krieg zu gewinnen.
Ist heute auch nicht anders. Der Staat kann nicht einfach sagen: "Ihr geht jetzt mal alle nach Afrika. Wir wollen da einen Krieg gewinnen." Recht in jeder Form beschränkt Machtausübung genauso wie sie sie erlaubt. Absolutes Recht kann man eigentlich nur in der Anarchie haben.

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Und warum sind dann sovele mitgezogen und haben mitgemacht? Ausserdem was hätte der weltliche Adel der ebenso wie die Leibeigenen an Gott glauben sagen sollen? Mit Worten wie "Wir wollen nicht das ihr wegen der Religion das land verlasst" hätten die sich keine Freunde gemacht. Selbst die Klöster hätten nichts dagegen sagen können denn die meisten Leute haben dem Papst und nicht den kleinen Klöstern geglaubt. Schliesslich hat eben der Papst die Rede gehalten die soviele Menschen dazu gebracht in ein anderes Land zu ziehen.
Endzeitvorstellungen, religiöses und wirtschaftliches Gewinnstreben. Der Adel kann sich darauf berufen, dass die Bauern eben nicht frei sind, dem Ruf zu folgen. Die Ritter sind Streiter Gottes, nicht die Bauern. Wenn die Bauern einfach so in den Krieg gehen, verstoßen sie gegen diese christliche Weltordnung. Das sie damit ihre Herren auch ökonomisch schädigen wurde vielleicht nicht so krass betont, da der Grundkanon der Zeit religiösen Argumenten den Vorzug gab.

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Wenn man allerdings als der Herrscher die Religion nicht durch Schriften sondern durch Predigten verbreiten lässt kannst du durch eine Veränderung in den Predigttexten die Leute dazu bringen neu zu glauben.
Ob das funktioniert hängt dann allerdings wieder vom Herschaftssystem ab
(Wer ist der Anführer des Landes? Ist er alleiniger Herscher ? Arbeitet er eng mit der Kirche zusammen oder eben nicht? Oder ist er sogar selbst Anführer der Kirche?)
Natürlich kann man das, aber radikale Veränderungen brauche eine- oder zwei Generationen Zeit bevor sie sich richtig durchgesetzt haben. Und selbst dann sind sie nicht vollständig. Sieh dir nur mal Japan an, wo man alle auf den absolutistischen Kaiserdienst einschwohr und sich trotzdem genügend Leute fanden, die der Meinung waren, dass sie im Namen des Kaisers mit vollem Recht gegen seine Vertreter vorgehen konnten als wären sie noch Samurai. Alte Vorstellungen verschwinden nicht einfach, sie sind hartnäckig und gehen eher Verbindungen mit neuen ein als das sie sich vollständig verdrängen ließen.

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Dabei kommt es allerdings darauf an wie das bestehende Recht funktioniert.
Mir ging es dabei eher darum, dass nicht viele Leute den Gesundheits- und Psychologieargumenten der Scientologen aufsitzen werden, da diese für das Mittelalter noch nicht erfunden worden sind. Oder den Nudisten und ihren sozialrevolutionären und sozialhygienischen Argumenten folgen werden können, da die Hygiene als großes gesellschaftspolitischer Problemkomplex im Mittelalter einfach nicht existent war.