Juan hörte nur mit einem Ohr zu, seine Aufmerksamkeit war zum größtem Teil auf den Leichnam vor sich gelenkt. Vorsichtig untersuchte er den den Körper und wurde schließlich fündig an der linken Hand des ehemaligen Meisternekromanten: ein goldener Siegelring befand sich am Mittelfinger, und dieser zeigte ein Symbol, welches ihm nur zu bekannt vorkam. Mit ausdruckslosem Blick streifte er den Ring ab und steckte ihn in seine Tasche. Dann erhob er sich schmerzvoll stöhnend und drehte sich zu der Frau um.
Heilerin, soso....Quacksalberin träfe es besser..., dachte er, als er sich daran erinnerte, welche Methoden diese Frau für gewöhnlich anwendete. Aber statt ihr dies an den Kopf zu werfen, meinte er nur mit ruhiger Stimme: "So, ihr erinnert euch an nichts? Dann habt ihr auch vergessen, dass ihr mir den Tod gewünscht hat? Nun, mit dieser Bestie dort...", er nickte zu dem zusammengebrochenen, kopflosen Fleischberg, "....wäre dieser Wunsch beinahe in Erfüllung gegangen. Aber nur beinahe. Mir macht ihr nichts vor, eure Rachegelüste an diesem Kerl da...", er nickte hinter sich zum Leichnam des Nekromanten, "...haben uns erst in diese Situation hier geführt. Also tut nicht so, als ob ihr euch an nichts erinnert. Ihr seid Heilerin? Dann dürfte es eure Pflicht sein, euch um Verletzte zu kümmern. Da liegt euer Patient." Er deutete auf Arranges, welcher bewusstlos in einem Gerümpelberg lag. "Von mir lasst ihr eure Finger. Wer Morddrohungen gegen mich ausspricht, braucht sich mir auch nicht zu nähern.". Juan spuckte Blut aus und sprach dann weiter. "Ich werde die Höhle jetzt verlassen, es gibt nur einen einzigen Ausgang. Den werdet ihr auch allein finden.". Ohne ein Wort der Verabschiedung schob sich der Agent an der Frau vorbei, und verließ den Raum des Nekromanten über den Weg, den er gekommen war.

Auf den Weg raus aus der Höhle war er an einer seltsam zusammengeflickten Kreatur vorbeigelaufen, aber er schenkte ihr keine Beachtung, zuviel hatte er jetzt in den letzten Stunden erlebt als dass ihn dies überraschen könnte. Auch die Wasserstelle ließ er links liegen und betrat dann den verkohlten Gang, in welchem die kleinen Flämmchen immer noch nicht erloschen waren. Mit den Händen stützte er sich immer wieder an den Wänden ab und verschnaufte ab und zu einen Moment. Er war sich bewusst, wie abgeledert und geschafft er aussehen musste, aber jetzt gerade beherrschte ihn nur das Verlangen, hier heraus zu kommen. Die stickige alte Luft der Katakomben half dabei nicht besonders, aber Juan biss die Zähne zusammen und setzte seinen Weg fort. Als er die Treppe, welche hinunter in den Fallengang führte, hinter sich gelassen hatte, bog er ohne groß zu überlegen nach rechts ab und folgte dem dunklen, von Fackeln erhellten Gang immer gerade aus. Der Agent wusste nicht, wo er entlanggehen sollte, aber dies hier war der Größte von allen Gängen, und somit hoffte er, nun endlich zum Hintereingang der Festung gelangen zu können.

Nach einer schier endlosen Lauferei, so kam es ihm vor, erreichte er tatsächlich die ihm bekannte Halle, in welcher sich die Knochenberge stapelten. Aber diese waren nirgends zu sehen; stattdessen befanden sich überall weiße Haufen Knochenmehl, und es lagen, verstreut durch den ganzen großen Raum, Mönchskutten und Waffen herum, ebenfalls mit Knochenmehl durchsetzt. Es sah beinahe aus, als ob die Mönche einfach zu Staub zerfallen wären. Ein Werk des Nekromanten? Bestimmt, wer bekommt schon anständige Heiler dazu, der Nekromantie zu folgen. Da baut man sich doch viel lieber anständige, willenlose Sklaven aus Knochen..., dachte er und schlurfte eilig weiter in den großen Hauptraum, in welchem er vor Tagen sein Pferd gelassen hatte....